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Aryan Blishwick - Aryan Blishwick - 03.05.2022

Seine Hand strich über die glatte Zellenwand, als betrachte er etwas besonders interessantes. Wenn er nur einen Zauberstab in der Hand hielte! Fort würde er sich bringen können, sich und seinen Cousin. Den dritten Tag saßen sie nun in Haft und während das, was er getan hatte, an ihm nagte, so ärgerte er sich doch auf seltsame Art und Weise auch darüber, dass er das Familienfest zuhause verpasste. Er wusste nicht einmal wie viel Uhr gerade war. Er konnte nicht einmal geistig daran teilhaben. Wusste nicht, ob sie dieses Jahr überhaupt feierten.
Es war immer eins der schönsten Feste gewesen, das Lichterfest. Dieses Jahr fiel es auf die Zeit um Halloween, das auch in Hogwarts immer groß gefeiert worden war, aber wiederum in seiner Familie wenig Bedeutung besaß. Ging es Jaya überhaupt gut genug, um daran teilnehmen zu können? Du hast ihr versprochen, sie zu beschützen. Hallte es in seinem Kopf wider und Aryan stand da, hielt sich die Ohren zu, als könne er sein schlechtes Gewissen dadurch aussperren. Ja, ja er hatte versagt. Weder war er sauber bei seiner Mission vorgegangen, noch hatte er sie erfolgreich von ihrem Lover trennen können. Er hatte darin versagt sie zu beschützen und das hatte weit vor der Tat angefangen, die er doch selbst ebenso verfluchte wie ihn nun etliche Familienmitglieder. Aber... es war das kleinere Übel gewesen? Ein reinigendes Feuer?
Er konnte ihr hübsches Gesicht vor sich sehen, wenn er die Augen schloss. Er konnte es sehen und ihr Lächeln und all diese feinen Gesten, die Jaya ausgemacht hatten und die sie ihm nun nie wieder entgegenbringen würde. Was würde mit seiner Familie passieren? Würde man sie nun doch als Vogelfrei klassifizieren - oder hatte dem Dunklen Lord der Wille zur Tat genügt? Aber nein, er hatte noch eine Chance. Eine. Einer der Wachen hatte es ihm zugeraunt, sich bereit zu halten. Aber für was? Wann?



Seine Familie hatte ihm eine gute Verteidigung besorgt. Seine Kinder waren zuhause und wurden von seiner Tante beaufsichtigt, während sowohl seine Ehefrau, als auch seine Eltern vor Ort waren und der Gerichtsverhandlung zusahen. Sie taten alles, um ihn aus diesem Schlamassel heraus zu manövrieren und einen lebenslangen Aufenthalt in Askaban abzuwenden. Aber dann war sie erschienen und Aryan war auf seinem Posten wie zur Salzsäule erstarrt: Jaya.
Sie hatte dort gestanden, noch die deutlich sichtbaren Brandmale am Körper (würden sie je vergehen?) und hatte anklagend auf ihn gedeutet. Davon erzählt, wie lange schon er gegen ihre Beziehung angekämpft hatte und wie sehr er sie in ihren Freiheiten als britische Hexe beschnitten hatte. Sie hatte dem Richter und den Anwesenden selbst davon erzählt, wie er sie unter den Amortentia gesetzt und einem seiner Freunde zugeführt hatte. Wie sehr die Scham in ihr brannte, aber dass ihr Verlobter zu ihr gestanden habe. Dass das hier keine spontane Handlung gewesen sei, sondern nur die Fortsetzung einer Spirale der Eskalation. Dass er es wieder tun würde. Dass er ihr wieder weh tun würde.

Sie war nicht mehr sein kleines Mädchen. Nicht mehr diese umschwärmte Schülerin, auf die er acht gegeben hatte und die das manchmal nervig, aber auch nützlich gefunden hatte. Er war niemand mehr, bei dem sie Rat suchen würde. Alles, was Jaya dieser Tage für ihn empfand war Verachtung und auch wenn die Menschen sagten, dass er das verdiene, er hörte das Raunen in den Rängen, Aryan wollte herausplatzen und rufen, dass sie ihm doch keine andere Wahl gelassen hatte! Wie sonst hätte man die Ehre der Familie, ihr Fortbestehen retten können? Trennung oder Tod! Er hatte doch versucht, sie von diesem schädlichen Einfluss zu schützen! Er hatte es versucht. Er hatte versagt. Sein Blick war leer geworden, sein Herz war leer, während sie weiter ausführte. Während sie sich den Fragen der Verteidigung stellte. Während sie so mutig war, ihren Peinigern verachtend ins Gesicht zu sehen. Jaya war kein kleines, schwaches, zierliches Mädchen. Sie war stark.



Die Flucht war geglückt. Seinen Cousin hatte man nicht gerettet - war es sein Status als Todesser, oder sein Können als Portschlüssel-Fabrikateur, mit dem er diese Chance verdiente? Jetzt jedenfalls war ihm kalt. So bitterkalt. Er hatte die letzten zwei Tage kaum ein Auge zugetan und es war kalt dort draußen, beginnender Winter und er wagte es nicht zu zaubern. Nicht noch mehr zu zaubern als ohnehin schon.
Wäre er appariert, dann hätte er sehr eindeutige Koordinaten hinterlasse, Aryan wusste das. Man hätte ihn so viel schneller aufgespürt. Wenn er einen Portschlüssel fertigte - und dessen Reise über zwei oder drei Orte legte - dann war es schwieriger ihn zu finden. Und dennoch würden sie in ein paar Stunden wieder an diesem Ort stehen und nach ihm suchen.

Fliehen? Zu Fuß? Chancenlos. Jetzt erst merkte er, wie sehr er auf Magie angewiesen war. Verräterische Magie. Nun, in diesem Moor, mit einem kleinen Stück Stoff in der Hand, das einst ein Taschentuch gewesen war und nun für den Zweck der Reisen in viele Teile zerrissen, merkte er wie wichtig es war etwas an diesem Umstand zu ändern. Mit der Magie aufzuhören kam nicht in Frage. Aber er musste seinen Meister finden. Der Dunkle Lord würde ihm Schutz gewähren. Er musste ihn nur finden, oder nicht? Er musste nur so lange durchhalten, bis das Dunkle Mal brannte und ihn zu sich rief. Das hier war ein Test... oder? Eine Bestrafung dafür, dass er seinen Treuebeweis nicht erfolgreich absolviert hatte. Aber er hatte es zumindest versucht.

Stimmen. Er hörte Stimmen und sie waren nicht in seinem Kopf und warfen ihm vor, dass er Jaya so verunstaltet hatte. Nun wirkte er doch Magie, desillusionierte sich. Beobachtete. Sein Herz flatterte wild. Scrimgeour hatte er auf den Gängen des Ministeriums schon oft gesehen und er führte zwei weitere Auroren mit sich. Recht junge Auroren. Er wusste nicht, ob sie ihn jagten. Ob sie ihn so schnell gefunden hatten? Hastig machte er sich daran, seinen Portschlüssel fertig zu machen. Weg hier, fort von hier! Die Stimmen rückten in den Hintergrund, aber auf einmal waren sie fort und Aryan spürte, wie ein Zauber auf ihn zukroch. Bei Merlin! Fort hier, er musste fort! Er musste den Dunklen Lord finden und dann würde er ihm dabei helfen die Regierung zu stürzen. Dann würde er Scrimgeour wieder hocherhobenen Hauptes im Ministerium begegnen können - wenn das Halbblut selbst in einer der Zellen saß. Fort hier, fort.