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» Remus Lupin - Remus Lupin - 27.06.2022 Albtraum Mir ist irgendwie kalt und ich drücke Huhu, meine Plüscheule, noch fester an meine kleine Brust. Ich bin mir fast sicher, dass Mama mein Fenster geschlossen hat, nachdem sie mir einen Gutenachtkuss auf die Stirn gegeben und meine Decke festgesteckt hat. Ich liebe es so ganz fest eingekuschelt zu sein. Mama sagt immer, dann können keine Monster an mich herankommen und Papa lacht dann immer und schaut extra noch mal unter meinem Bett nach. Ich weiß natürlich das da keine Monster sind, weil Mama und Papa mich immer vor allem Bösen der Welt beschützen würden, schließlich lieben sie mich abgöttisch. Zumindest fühlt es sich in meinem kleinen Herzchen immer so an, wenn sie mich drücken und kuscheln und noch einmal länger aufbleiben lassen, damit ich die Geschichte von Babbitty Rabbitty und der gackernde Baumstumpf noch einmal hören kann. Aber heute ist irgendetwas anderes. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber ich schiebe mich noch tiefer unter die Bettdecke, rutsche zwischen die vielen Kissen und Plüschtiere, die an meinem Kopfende ihre stumme Wache halten. Ich presse meine die Augen zusammen, weil ich irgendwie das Gefühl habe nicht mehr so wirklich zu schlafen, aber auch nicht ganz wach zu sein. Irgendetwas höre ich, aber das ist unmöglich, weil Papa doch unter dem Bett nachgesehen hat. Trotzdem bilde ich mir ein, Schritte zuhören, aber Monster gibt es doch gar nicht. Das müssen Mama und Papa sein. Ganz bestimmt, schließlich würden sie nach mir schauen. Immer. Ich fiepse trotzdem ganz leise, in der wagen Hoffnung, die Geräusch damit zu vertreiben, aber ich höre sie näher kommen und mein Körper fängt an zu zittern. Ich habe Angst. Wirklich Angst, dabei sollte ich doch mutig sein. So mutig wie mein Papa, aber das kann ich nicht. Nicht, als ich eines meiner Augen öffne, weil meine Decke weggerissen wird. Aus meinem Fiepen wird ein heulender Schrei, weil da ein wirklich echtes und wahrhaftiges Monster neben meinem Bett steht und mich mit großen bösen Augen ansieht. Sein Maul ist weit aufgerissen und er ist so riesig. So unglaublich riesig, dass ich mir noch viel kleiner vorkomme. Ich glaube, ich mache in mein Bett, als ich seine langen, spitzen Zähne sehe und nur noch dazu komme zu schluchzen. Mir läuft der Rotz aus meiner Nase. Ich will mich bewegen, aber ich kann nicht. Mein ganzer Körper scheint wie gelähmt zu sein, als sich seine riesige Hand um meinen Hals legt und zudrückt. Das muss ein Albtraum sein und ich muss ganz schnell aufwachen. Jede Luft weicht ganz langsam aus meinem Körper und ich fühle mich wie einer meiner Luftballons, die ich zum Geburtstag bekommen habe, in die ich mal mit Mamas Nähnadel gestochen habe und aus denen ganz langsam die Luft gekommen war. So langsam, dass man dem Luftballon dabei zusehen konnte, wie er langsam gen Boden segelt. Mein Kopf scheint zu explodieren, als sich das Monster mit einem Knie auf mein Bett niederlässt und seinen mächtigen Kopf senkt, um seine Zähne in meine linke Seite zuschlagen. Ich habe noch niemals so einen Schmerz gespürt. Das ist nichts im Vergleich zu dem Tag wo ich vom Baum gefallen bin oder mit dem Dreirad beide Hände und Knie auf geschrammt habe. Ich bilde mir ein zu spüren wie sich jeder einzelne Zahn sich in meine Haut bohrt und sich das Maul langsam schließt. Das Monster beißt so unglaublich fest zu. Bestimmt zerplatze ich gleich, wie eine Wassermelone, die auf dem Boden gefallen ist. Ich hab weder Kraft noch genug Mut, um mich dagegen zu wehren, aber mein kleiner Kopf weiß, dass ich nun sterben werde. Dass ich nie wieder Mamas Kuss auf der Stirn spüren werde, dass ich nie wieder Papas Lachen hören kann, dass Huhu ganz alleine zurückbleibt. Ich weiß nicht, wieso ich das weiß, aber irgendwie weiß ich es doch. Und dann wird alles plötzlich ganz hell. Ich bin mir nicht sicher, ob das dieses Licht ist, von dem Mama einmal gesprochen hat, zu dem Opa gegangen ist, nachdem er gestorben war, oder ob jemand meine Zimmerlampe angemacht hat. Aber irgendetwas explodiert vor meinen Augen und ich bekomme schlagartig wieder Luft, als ich auf dem Bett lande. Irgendwie fühlt sich mein Hals komisch an, aber ich japse verzweifelt, während das verschwommene Gesicht meiner Mutter vor meinen Augen auftaucht. Ich glaube, sie weint, aber ich bin mir nicht sicher. Ich sehe nur, dass sich ihre Lippen ganz schnell bewegen, während meine Sicht langsam ganz dunkel wird und schließlich ist alles nur noch schwarz. Ein Quäntchen Zuversicht Irgendwo zwischen Fiebertraum und Schüttelfrost, müssen meine verbleibenden Gehirnzellen damit umgehen, dass mein gesamter Körper wehtut. Man sollte annehmen, dass ich mich längst daran gewöhnt habe, aber auch nach all den Jahren sind die Tage vor und besonderes nach Vollmond, die reinste Qual für mich. Ich hasse alles an dieser erzwungenen Verwandlung, die mich zu einem Monster macht und dafür sorgt, dass ich meinen Eltern nichts als Sorgen bereite. Wäre es nur das könnte ich vielleicht noch besser damit umgehen, aber ich muss ja auch Angst haben das ich in das Fischerdorf in der Nähe einfalle und die Menschen dort zu meinem Mitternachtssnack mache. Der bloße Gedanke daran dreht mir den Magen um, während ich mich zusammenkrümme, auf dem kalten steinernen Boden. Ich ziehe meine Knie an meinen zitternden Körper und versuche die neuen Wunden, die überall an mir schmerzen, einfach zu ignorieren. Genauso wie die Kratzspuren, die sich an den Wänden, dem Boden, den Gittern und mir befinden. Ich will am liebsten einfach nur ohnmächtig werden und in meinem Bett aufwachen, mit der Gewissheit, dass dies doch nur ein fürchterlicher Albtraum ist. Aber spätestens als mein Vater langsam die magische Blockade löst und mich auf die Füße zieht, um mich nach oben zu bringen, wird mir einmal mehr bewusst, dass hieran nichts und wieder nichts ein schlechter Albtraum ist. Ich kann kaum gehen und werde mehr getragen, als dass ich selbst auch nur eine Stufe nehme, aber daran ist Lyall wohl schon gewöhnt, weil er sich weder beschwert noch etwas sagt. Er verrichtet einfach nur seinen Zwangsdienst und legt mich schließlich auf das Bett, neben dem meine Mutter schon mit kalten Tüchern und Wasser wartet. Es ist diese kalkulierte Abfertigung, die mich dabei fertig macht. Diese mitleidigen Blicke meiner Eltern, während mein Vater sich immer wieder wegdreht, wenn mir ein schmerzhaftes Stöhnen entwich, weil Hope meine Wunden reinigt und schließlich verarztet, während sie leise, aufmunternde Worte an mich richtet. Keine Ahnung, wie sie das überhaupt noch zustande bringt. Geschweige den wie meine Eltern es schafften mich noch liebevoll anzusehen, obwohl sie einmal im Monat ähnliche Quälen durchleben müssen, wie ich es in diesem Keller tue. Aber sie gehen auch nicht und überließen mich meinem Schicksal. Nein, sie stehen immer noch hier und taten alles Erdenkliche für mich. Mir kam das so falsch vor, wie ich froh darüber war. Aber ich brachte es auch nicht zustande etwas zu sagen, weil ich sowieso schon so voll von Schuld und meinen schlechten Gewissen bin, dass nichts weiter, als eine Entschuldigung meinen Mund verlassen würde. Und diese hätte nur dazu geführt, dass Hope wieder jämmerlich begann zu weinen, während Lyall das Zimmer verließ und im Nachbarraum irgendetwas zu Bruch ging. Nur, weil sie sich die Schuld gaben. Aber weder mein Vater, noch meine Mutter haben mich gebissen. Doch auch das erwähne ich längst nicht mehr, weil ich die Tage zwischen dem nächsten Vollmond einfach nur genießen will. Vielleicht brauche ich auch einfach nur endlich etwas Normalität, die nicht bestimmt wird von meiner Krankheit. Doch ich bezweifle längst, dass es diese für ein Monster wie mich gibt. Um so erschrockener ist wohl der Laut, der von meiner Mutter kommt, als plötzlich eine gescheckte Eule an die Glasscheibe mit ihrem Schnabel klopft. Ich wende mich etwas auf meinem Krankenbett, aber meine Sicht ist viel zu verschwommen, um etwas anderes zu sehen, als einen weißen Fleck vor dem Fenster. Es ist mein Vater, der es öffnet und das Tier fliegt herein, landet auf dem Schreibtisch und lässt den Brief fallen. Ein einziger Gruß ist es, der zurückbleibt, als sich die Eule wieder erhebt und im selben Atemzug aus dem Fenster entschwindet, als wäre sie niemals da gewesen. Keine Ahnung, wieso mein Vater fast schon wackelig auf den Brief zugeht, aber als er ihn hochhebt und das Siegel ansieht, als würde er ein Gespenst sehen, wird mir noch unwohler in meiner Haut. Ich bin so fest davon überzeugt, dass ich nun in einen Kerker komme, weit ab von meiner Familie und ihrer Fürsorge, dass ich nicht mit dem kleinen Wort rechne, das da über seine Lippen perlt: „Hogwarts.“ Ich richte mich viel zu schnell auf, sodass ich mit meinem Schwindel wieder zurückkippe, einige Momente Sterne vor meinen Augen tanzen sehe und auch die Flickarbeit meiner Mutter aufreiße. „Aber... wieso?“ Platzt es aus mir heraus, während Lyall das Wachs bricht und die magische Post großspurig mich zum kommenden Schuljahr nach Hogwarts einlädt. Ich schlucke, meine Mutter schluchzt und mein Vater ist kreidebleich geworden, nachdem das Echo verstummt ist und nichts zurückbleibt als Angst und ein Quäntchen Zuversicht. Wieso? Madam Pomfrey stand mit ihrem wärmenden Blick am Fußende meines Bettes, ihre Hand hatte sie behütend auf den Metallrahmen gelegt. „Das Mittel müsste gleich wirken, Mr. Lupin.“ Ließ sie mich mit ihrer mitfühlenden Stimme wissen, allerdings bekam ich nur die Hälfte mit, weil ich mich unlängst mit dem Kopf über den Bettrand gebeugt hatte und den kläglichen Rest meines Mageninhalts in den Eimer erbrach, den sie extra dafür neben mein Bett gestellt hatte. Ich wusste sehr genau, dass keines ihrer Zaubermittel oder ihrer Heilkräuter bei mir Anklang finden würden, weil das nichts mit meinen zusätzlichen körperlichen Symptomen zu tun hatte, sondern mit meiner Psyche. Mir war kotzübel von dem bloßen Gedanken, dass ich Serverus Snape beinah umgebracht oder noch schlimmer in einen Werwolf durch meinen Biss verwandelt hätte. Nur, weil Sirius sich einen bescheuerten Scherz leisten wollte. Die pure Verstellung ließ mich schon wieder würgen, aber außer etwas Spucke kam nichts mehr aus meinem Mund, weil da sowieso nichts mehr war, was ich dem Eimer übereifern konnte. Zittrig schob ich mich zurück auf das Bett und krümmte mich zu einer festen Kugel zusammen. Am Rande bemerkte ich, dass Madam Pomfrey davon eilte, vermutlich um ein weiteres Mittel zu besorgen, was sowieso nicht helfen würde. Aber ich ließ sie ziehen, weil ich es eh nicht länger ertragen hätte, ihren mitleidigen Blick auf mir zu spüren. Ich war ein Monster. Ein verdammtes Monster, ohne James hätte ich nun das Blut von Snape an meinen Händen gehabt. Ganz gleich, was ich von dem Slytherin hielt, niemand, wirklich niemand verdiente dasselbe Schicksal wie ich und das mich Sirius beinah dazu getrieben hatte, das jemanden anzutun... Ich würgte schon wieder, aber machte mir nicht mehr die Mühe meinen Kopf noch einmal über den Rand zu schieben. Genau genommen hatte ich sowieso gar keine Kraft mehr dazu, das zu tun. Stattdessen zog ich mir die Decke über den Kopf. Egal wie oft ich es auch versuchte in meinem Kopf durchzuspielen, ich verstand es einfach nicht. Aber ich spürte immer noch diesen Drang zu fressen in meinem Knochen, obwohl die Nacht längst dem Tag gewichen war. Der Duft von Snapes Fleisch, das all meine Sinne bis aufs äußerste reizte, obwohl ich noch nicht einmal ganz mit der Verwandlung abgeschlossen hatte. Obwohl mein Körper sich noch unter den Schmerzen verzog und brach, um das Monster daraus hervorzubringen. Und trotzdem dürstete das Tier da schon nach dem Blut des Zauberers. Alles in mir wollte meine Zähne in sein Fleisch schlagen und es verspeisen. Erneut schüttelte mich ein Würgen durch und der kalte Schweiß vermischte sich mit meinen Tränen, die ich nicht aufhalten konnte, weil sich alles in mir so eklig und schuldig fühlte, dass ich am liebsten aus diesem Bett gekrochen wäre und mich vom Eulenturm geworfen hätte. Nur damit ich niemals wieder in diese Lage kommen konnte und auch niemals wieder einen meiner Freunde in diese Lage brachte, den auch James und Peter hatten ihren Hals riskiert. Wieso... Wieso hatte Sirius nur eine Sekunde gedacht, dass dies eine witzige Idee sein konnte? Hatte er sich überhaupt Gedanken darüber gemacht, wie die Anderen und ich uns damit fühlen würden? Sah er den wirklich nicht, wie sehr ich jedes Mal aufs neue unter dieser Verwandlung litt und wie ich den restlichen Monat mit mir zu kämpfen hatte? Und wieso hat er mich verraten? Sind wir doch nicht so eng befreundet, wie ich es immer angenommen hatte? Ich schluchzte leise und biss mir auf die Unterlippe, als mir der feine Geruch von Sirius in die Nase stieg. „Verschwinde.“ Krächze ich bevor, der Andere überhaupt die Möglichkeit hat sich zu erklären oder zu entschuldigen. Keine Entschuldigung der Welt kann mir das Gefühl nehmen, was er mir gerade gegeben hat. Nicht nur diese bittere Enttäuschung, die verschlingende Verzweiflung, sondern auch der Geschmack von beißendem Verrat brannte auf meiner Zunge und ließ nichts zurück, als elende Galle in meinem Hals. „Hau ab.“ Ich ziehe die Decke so fest über mich, dass niemand an mich herankommt, auch nicht Sirius. Ich spüre beinah körperlich, wie er die Hand ausstreckt und versucht mich doch noch zu beschwichtigen, aber es nützt nichts. „Verpiss dich, Black.“ Sein Nachname wie eine schwingende Klinge und ich merke, wie der Duft sich verflüchtigt und eine Tür geräuschvoll zuschlägt. Erst als er weg ist, spüre ich, wie angespannt ich eigentlich die ganze Zeit während seines kurzen Besuchs gewesen bin. Mein Atem kommt stoßweise über meine Lippen und ich hebe die Decke an, allerdings nur so weit, dass ich wieder richtig Luft bekomme. „Wieso Pads?“ Frage ich in die Stille hinein und wage es nicht einmal mich umzudrehen, aus Angst doch noch von seinem Gesicht überrascht zu werden. Ich kann das gerade einfach nicht. Ich würde alles für ihn machen und er reißt mir das Herz heraus und bringt alles in Gefahr, was mir wichtig ist und etwas bedeutet. Ich fange wieder an zu schluchzen und falle irgendwann in einen gehetzten Albtraum. Wie ich jage und fresse. Voller Blut und Eingeweiden. Ein Schlachtfest und als ich hochschrecke und mich erneut übergebe, zieht es meinen gesamten Körper zusammen, als Peter und James plötzlich neben mir sitzen. Ich würge und würge, aber es kommt nichts mehr, weil ich immer noch nichts zu mir genommen habe, obwohl der Tag längst dem Abend gewichen ist. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich jemals wieder etwas essen will. „Ich hab dir Schokolade mitgebracht.“ Verkündete James und deutete auf den Stapel auf meinem Nachtschrank. „Und ich dir Bücher und die Mitschrift von heute.“ Sie zwingen sich zu einem schiefen Lächeln, aber mir ist nicht danach ein Lächeln vorzutäuschen, wenn es nichts gibt, wofür es sich zu lächeln lohnt. „Ich bin froh das euch und auch Snape nichts passiert ist...“ Murmel ich und rutsche in mein Bett zurück. „Es tut mir so leid.“ James schüttelt den Kopf und Peter streicht über meine Decke und dann fange ich plötzlich richtig an zu weinen. Irgendwie bricht alles über mir zusammen und ich bin viel zu erschöpft, um mich noch länger gegen diesen eiskalten Schwall an Emotionen zu wehren. Stattdessen werde ich von dem Tsunami mitgerissen, weil James und Peter hier sind und Sirius nicht. Weil alles irgendwie Scheiße und schwer ist und ich einfach nicht mehr kann. Aber es ist irgendwie in Ordnung, weil ich das gerade brauche und ich glaube die Anderen brauchen das auch. Nur einer fehlt und das tut ebenso weh, wie alles andere gerade. |