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Narcissa Malfoy - Narcissa Malfoy - 28.06.2022 Wer leuchten will, der flieht das Licht, der schaut der Nacht ins Angesicht. Die Bleichheit die von unseren Wangen schneit macht uns wie Engel schön, sie werden auf die Knie gehen und beten, dass der Mond verhangen bleibt. Die Luft im Garten flirrte vor Hitze. Es war Mittag und das Mädchen saß im Schatten, saß auf einer adretten rosafarbenen Decke unter der alten wilden Tanne von deren tief hängenden Zweigen, halb verborgen vor den Blicken der Welt, mit ihrer Puppe Ludmilla auf dem Schoß. Genau wie die Kleine trug diese ein altrose farbenes Vollantkleidchen und weiße Lackschühchen. Die Puppenhaare waren ebenso wie die hellblonden Haare des Mädchens mit rosa Schleifchen zu zwei Zöpfchen gebunden. Nur waren diese länger, reichten der Puppe in hübschen Wellen bis auf die Schultern hinab, während die der Viereinhalbjährigen noch zu kurz waren, um sich schön zu locken. Um wirklich adrett auszusehen, das jedenfalls hatte Mutter am Morgen gesagt. Cissy wusste um ihre Unvollkommenheit. Aber sie gab sich Mühe. Damit wirklich hübsch auszusehen. Damit artig zu sein. Deswegen hatte sie auch die unbequemen Schuhe nicht ausgezogen, wagte es nicht barfuß durch das Gras zu laufen, obwohl die Vorstellung davon etwas unglaublich lockendes hatte. Nein. Kerzengerade saß sie mittig auf der Picknickdecke und schwitzte. Weil es selbst hier, unter dem Baum, immer noch zu warm war. Die Kleine wischte sich in regelmäßigen Abständen mit einem weißen Sitzentuch den Schweiß von der Stirn, wohl wissend, dass sie ja eigentlich nur tupfen solte. Bedachtsam. Damenhaft. Immerhin war sie schon vier und kein Baby mehr! Ihre braunen Augen suchten den Stamm und die Äste nach Leben ab. Alles schien sich verkrochen zu haben, nichts regte sich, selbst die lästigen Stechmücken hatten sich irgendwo versteckt und warteten auf den Einbruch der Nacht, darauf, dass der Untergang der Sonne ein klein wenig Kühlung brächte. ”Es ist so laaaangweilig”, sagte sie zu Ludmilla. “Bella und Andra sollen kommen.” Doch die Schwestern hatten noch Unterricht, konnten daher noch nicht mit ihr im Garten spielen. Cissy fand es doof die Kleinste zu sein. Das machte es ihr schwer immer mithalten zu können, waren die beiden Großen doch unendwegt schneller und klüger als sie. Nun lange konnte es eigentlich nicht mehr dauern bis die Schwestern kämen, aber dennoch hielt Cissy es nicht mehr länger aus still und artig auf der hübschen rosa Decke zu sitzen! Und so setzte die Kleine ihre Puppe kurzerhand behutsam neben sich ab, darauf achtend, dass diese sich auch gerade hielt, nicht etwas umfiele, sobald sie ginge. Vorsichttig lugte sie dann unter den tiefhängenden Ästen der alten wilden Tanne hervor und instruierte ihre Puppe. “Du wartest hier, ich pflücke uns eine hübsche Blume.” Eine nur. Das war zwar verboten, natürlich war es das, aber eine einzelne Rose, wem würde dies schon auffallen? Und so tapste die Kleine über den Rasen auf den fein gerechten Kiesweg. Leise knirschten die kleinen Steinchen in der Stille des Mittags bei jedem Schrittchen unter den Sohlen ihrer Schuhe, als sie unter glühenden Sonne bis zum Rosenbeet lief. Wie sie diese Sorte Blumen doch liebte! Cissy stellte sich auf die Zehenspitzen und steckte ihre ganze Nase in eine der weit geöffneten tiefroten Büten. Augenblicklich überflutete sie der süße liebliche Duft der Blume und hüllte sie ein wie in einen Mantel. Noch zwei, dreimal sog sie die Luft und den in dieser festhängenden Geruch tief, so tief in ihre Lungen. Dann sah sie sich rasch nach allen Seiten um, ehe sie die Rose 20 cm unter der Blüte abbrach, ohne sich dabei an deren Dornen zu stechen. Sie war schon groß, hatte aufgepasst und auch wenn das schlechte Gewissen bereits an der Vierjährigen zu nagen begann, so war sie doch auch stolz auf sich. Und glücklich. Mit ihrer Rose. Doch Glück war nichts was Bestand hatte. War es doch zerbrechlich, fragil wie schillernd bunte Seifenblasen, platzend in der Mittagshitze. Eben noch hatte die Kleine seelig gelächelt, nun blickte sie besorgt drein. Tiefe Runzeln verunzierten ihre blasse Stirn. Sie hörte die Schwestern schon streiten bevor sie dies sah! Noch bevor sie auf dem Kiesweg um die Ecke bogen. Andra brüllte und gestikulierte wild, während sie hinter der vor Wut schäumenden Bella herrannte. Cissys Magen krampfte sich augenblicklich zusammen, wie er es immer tat, wenn die Großen miteinander in Streit gerieten. Sie hielt das nur ganz schlecht aus und am liebsten hätte sie geweint. Aus Wut und Angst. Und aus Enttäuschung. Sie hatte so lange auf die Schwestern gewartet, hatte mit ihnen und Ludmilla spielen wollen. Lachen wollen. Doch statt unbändiger Freude brandete ihr nun Zwietacht entgegen. Anstatt jedoch loszuheulen, wie ein Baby rannte das Mädchen, nun ganz und gar undamenhaft, ihren Schwestern entgegen. Kies spritzte unter ihren Lackschuhen auf, welche das fein säuberlich gerechte Muster des Weges zerfetzten. Sie war ein wenig außer Puste, als sie die beiden Streitenden endlich erreichte, schnappte nach Luft und ergriff die Hände der Schwestern mit jeweils einer der Ihren. So einen Bogen spannend zwischen Feuer und Eis. Rosenrote Blume. Dabei zu Boden fallend. Unbeachtet und verloren auf dem rauen Kies nun liegend, dabei war sie so geliebt, so bewundert worden. Jetzt aber zählten für Cissy nur Andra und Bella. Bella und Andra. Fest, so fest hielt sie die Beiden, nicht loslassend, die Spannung zwischen ihnen ertragend, obwohl es sie fast zerriss. ”Hört auf! Hört auf zu streiten!” Hell und schrill klang ihre Stimme in der Hitze des Mittags und doch ging sie unter. Wirkungslos verhallend. Weil keiner der Andern auf sie hören wollte, weil der Streit einfach weiter ging, über Cissys kleinen blonden Kopf hinweg. Und die Kleine wusste sie könne die Beiden nicht mehr lange festhalten, waren sie doch größer und stärker als sie. ”Nein!”, brüllte Cissy da, nur nein und stapfte dabei wütend mit dem Fuß auf den Boden. Und da geschah es, geschah ganz schnell. Die abgebrochene Rose schlug Wurzeln und schoss in die Höhe, bildete Seitentriebe aus und Ranken, welche sich in Windeseile um die Arme und die Taillien von Bella und Andra schlangen. Fest, ganz fest. Die beiden streitenden Mädchen aneinander bindend. ”Schwestern. Wir sind Schwestern., sagte Cissy noch, ehe die Überraschung ihr die Stimme raubte und sie einfach nur offenen Mundes da stand. Still bis auf ein leises ”Ohhhh., bei dem ihre Lippen einen perfekten kleinen Kreis bildete. Ja sie waren Schwestern. Verbunden für immer. Untrennbar vereint. Zumindest hier und jetzt kamen Andra und Bella nicht mehr voneinander los, waren ihre Körper doch über und über von blühenden Rosenrangen überwuchert! Gut so! Cissy klappe ihren Mund zu und wollte den beiden dann gerade erklären, dass sie sich jetzt zu vertragen hätten, als Andra und Bella zeitgleich ihren Namen brüllten. In lieblicher Eintracht nun! Und irgendetwas von, sie solle das weg machen. Das die hübschen Rosen. Warum denn nur? Doch dann sah sie das Blut! Feine rote Tropfen auf der hellen Haut der Schwestern bildend. Denn Rosen haben Dornen! Dornen die stachen und kratzten. Cissy schrie. Gellend laut. Um Hilfe. Wusste sie doch nicht, was sie jetzt tun sollte. Am Ende war die Mutter gekommen, alamiert von einer der Hauselfen, und hatte mit einem Schwenk ihres Zauberstabens die ganze Rosenpracht einfach verschwinden lassen. Alle drei Mädchen waren ausgeschimpft und auf ihre Zimmer geschickt worden. Die Großen allerdings erst, nachdem ihre Kratzer verarztet worden waren. Zurückgeblieben in der Hitze des Mittags war nur eine ramponierte Rosenblüte auf dem unordentlichen Kiesweg leigend. Rosenrot Und Ludmilla allein, unter der alten wilden Tanne. Der Tag flieht eilig aus der Stadt. Sie trinkt sich an den Schatten satt und gibt ihr wahres Antlitz preis. Die Pfützen schimmern schon wie Eis. Am Himmel glänzt ein Silberstreif. Der Abend wandelt Tau zu Reif. "Au!" Stechende Pein durchfuhr sie, als die Spitze der Hutnadel, ihre Kopfhaut ritzte. Doch es war ihre Hauselfe, die bei dem Schmerzenslaut zusammen zuckte, vor der jungen blonden Frau zurückweichend und das Objekt ihres Missgeschickes auf der Frisierkommode ablegend. Die Hutnadel. Das filigrane silberne Stück, mit den weißen Pfauenfedern am Ende, hatte den kleinen Minihut, in Form einer Rose zieren sollen, an dem der bodenlangen üppigen Tüllschleier befestigt war, und der bereits ein wenig seitlich auf Narcissa Blacks Kopf saß. Doch stattdessen hatte die Nadel die junge Braut verletzt. Hatte durch ihre Haut ebenso wie durch die eisern gewahrte Maske aus Eis gestochen. Ein klitzekleines Loch nur, aus dem nun gleicherweise Blut und sengende Wut, kochend heißer Lava gleich, sickerte. Cissy bebte vor Zorn. "Du dummes ungeschicktes Ding! Kannst du nicht aufpassen?" Augenblicklich stammelt die Elfe Entschuldigungen, doch Narcissa wollte keine davon hören. Unwirsch wedelte sie mit ihrer Hand. "Raus! Ich mach es selbst." Sie griff nach der Hutnadel, bestrebt sich diese eigenständig an das Hütchen zu stecken, welches das einzige war, das sie sich ausgesucht hatte. Trug sie doch an ihrem großen Tag Andras Hochzeitskleid. Nur abgeändert war es geworden für sie. Ein klein wenig enger gemacht und der Saum ausgelassen. Aber es blieb nicht ihr Stil. Nicht sie. Nur das Hütchen, teils aus Hermelinfell gearbeitet, und die Nadel mit den Pfauenfedern in ihrer Hand. Die sie sich selber nun hatte anstecken wollen. Man wollte so vieles, nicht wahr? Doch kam es meist anders. Ganz anders. Nicht ihre Schuld, ihre nicht. Nur die der dummen Elfe allein! „Nein Missus Black bitte. Es tut mir leid, ich bin achtsam nun.“ Als das ungeschickte Ding es dreist wagte wieder einen Schritt auf sie zu zutreten, sich tatsächlich anschickend ihr die Hutnadel abzunehmen, da rammte Cissy ihr kurzerhand das Ding durch die andere Hand, welche ruhig auf der Frisierkommode aufgelegen hatte. Die Hauselfe quiekte kreischend auf vor Schmerz, entsetzt auf das Blut starrend, welches als dünnes feines Rinnsal nun unter der Hand hervor rann, eine Pfütze bildend auf dem hellen glatt pollierten Holz. Es ruinierend. “Ich habe gesagt raus! Verschwinde. Oder bist du taub?" Wer nicht hören wollte, der musste fühlen. So wie ihre Elfe, jetzt. Sie hatte es verdient! Cissy verfolgte die Flucht der schluchzenden Hauselfe nicht mit den Augen, würdigte die Nichtsnutzige keines weiteren Blickes, hörte nur wie die Tür zu ihrem Ankleidezimmer ins Schloss fiel. Sie war allein. Seit Andras Weggang fühlte sie sich immer, immer seltsam allein. Wie die Hutnadel, welche nun wieder auf der Kommode lag, still und leise. Doch nicht vergessen. Vorsichtig löste Narcissa den kleinen Hut, samt Schleier aus ihrer Frisur, ihn neben der Nadel platzierend. Den Blick nicht von ihrem Antlitz im Spiegel nehmend, betastet sie dann vorsichtig die Stelle an ihrem Kopf, an der die Elfe sie durch ihre Unachtsamkeit verletzt hatte. Als sie die Hand wieder sinken ließ, klebte ein winz'ger Tropfen rosenroten Blutes an ihrem Mittelfinger. Langsam, sehr, sehr langsam wie in Zeitlupe steckte sich Cissy den Finger in den Mund, den Hauch von Blut ableckend. Es war so wenig, dass sie es nicht einmal schmeckte. Sie musste sich fertig machen. Musste. Wieder wollte sie zu Hut, Schleier und Nadel greifen, doch ihre Hände zitterten plötzlich wie Espenlaub. In dem Bestreben dies zu unterbinden drückte sie ihre kleinen blassen zittrigen Hände auf das harte glattpolierte Holz, hoffend diese so zur Ruhe zu zwingen. Doch musste sie erst eine Hand auf die andere pressen, um das lästige Zittern schließlich zu unterbinden. Ach weh, ihr weh! Sie musste sich beruhigen. Verdammt nochmal! Sie wollte das doch, hatte es selber angeboten, also musste sie es nun auch durchziehen. Tief, so tief atmete Cissy ein, mühsam die Angst in ihrem Herzen bezwingend, die Angst, sie könne Lucius Malfoy nicht genügen. Nicht hübsch genug sein. Für ihn. War sie doch nur der minderwertige Ersatz für die eigentliche Braut, die es vorgezogen hatte mit einem Schlammblut durchzubrennen. Ihre Heirat ein Versuch der Schadensbegrenzung. Und ungenügend, angesichts der Tatsache, dass die Familie Malfoy weitere Wiedergutmachungen wegen der erlittenen Schmach forderte. Es mehr brauchte eben als eine sechzehnjährige kleine zitternde Braut. Ja. Sie war nicht gut genug. Nie. Das Rosenhütchen samt Schleier und Hutnadel, hatte doch noch seinen Platz auf ihrem Kopf gefunden. Adrett sah sie aus. Hübsch. Ihr altrosaner Lidschatten, bis unter die Augenbrauen gezogen, leuchtete durch den weißen Tüllschleier, der ihr vorn bis zur Nasenspitze reichte, ihr Gesicht doch nicht verhüllend. Nur einen Akzent setzend. Cissys blonden Haare, welche ihr offen bis in zum Ende ihres Rückens reichten, waren zu einem lockeren dicken seitlichen Zopf geflochten, aus dem sich einzelne Strähnen vorwitzig heraus stahlen. Ihr blasses Gesicht umspielende Löckchen bildend. Die Frisur entbehrte jeder Strenge und auch das bodenlange hochaufgeschlossen Hochzeitskleid wirkte verspielt und nicht allzu extravagant. Um ihren Hals hing, eine schlichte aber teuer Perlenkette. Perfekt. Sie sah so unglaublich perfekt aus und fühlte sich doch grauenvoll untauglich. Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsere Nacht. Eisblumen blühen in der Nacht. Der Morgen wandelt Reif zu Tau, der Tag macht alles grell und rau. Wir kleiden uns in Traurigkeit, doch geht der Tag, kommt unsere Zeit. Fahles Sonnenlicht fiel durch die Fenster, grelle Flecken auf den Boden malend. Sie war die Treppe hinauf gekommen und an der Tür zur Bibliothek vorbeigelaufen. Zart wie Schmetterlingsflügel strichen die Spitzen ihrer Finger über die Wand, während sie mit halb geschossenen Augen den Gang hinunterlief. Verträumt wirkte sie, wie sie so dahin wandelte, umspielte doch ein liebliches Lächeln ihre sonst kühlen Lippen. Sie merkte nicht wie sie auf das gleißend helle Licht trat und von dort auf das fransige Ende eines Teppichs. Dick und dunkel war er. Mit gelbgoldenen Fäden war ein Muster eingewebt, das aus einer einz‘gen Linie bestand. Es begann mit einer eingedrehten Windung, wie der Schwanz einer Eidechse aussehend. Wo sie sich entrollte wurde die goldene Linie dicker, und lief dann weiter über die gesamte Breite des Läufers, nach rechts und nach links, ganz so als wäre sie ein Pfad, der in die Schatten am Ende des Ganges führte. Cissy blickt kurz zu Boden, sie hatte diesen Teppich hier noch nie gesehen, doch das bedeutete in Malfoy Manor nichts. Wandelte sich das belebte Haus doch gefühlt nach Lust und Laune. Ihre Füße versanken tief in der weichen erlesenen Teppichwolle, als sie der goldenen Linie folgte, die sich unter ihr verbreiterte und ein Muster annahm, das wie schwach glänzende Schuppen aussah. Unbeirrt, immer noch eine Hand an der Wand, lief sie weiter, vorbei an zwei gegenüberliegenden Zimmern, immer weiter den Flur hinunter. Sie wollte, nein sie sollte ins Teezimmer kommen, wurde von ihrer Schwiegermutter erwartet. Und so sehr wie sie diese ‚fröhlichen‘ Teerunden, die bohrenden Blicke und die spitzen Bemerkungen verabscheute, heute musste der Gang sich für sie nicht endlos in die Länge ziehen, musste nicht in den Garten führen oder in Sirens Zimmer enden. Cissys Lächeln wurde breiter und unbewusst legte sich ihre andere freie Hand liebevoll auf ihren noch flachen Bauch. Noch. Doch bald, so bald schon würde er sich sichtbar nach vorne wölben, sich ausbreiten, so wie das Muster unter ihren Füßen, war sie doch nun endlich, endlich, endlich über die kritischen dreizehn Schwangerschaftswochen hinweg. Nie zuvor war sie so weit gekommen. Das Muster des Teppichs nahm nun klarere Formen an. In der fünfzehnten Woche war sie bereits schon! Vorgestern glaubte sie sogar schon ein leichtes Flattern in ihrem Bauch gespürt zu haben. Wie das Kitzeln von Schmetterlingsflügeln. Zart, ganz zart. Sie lief über eine große elfenbeinfarbene Klaue, über breite mattgoldene Flügel mit Adern aus dunklem Braun. Während eine Hand immer noch ruhig auf ihrem Bauch lag und die Fingerkuppen der Andern die raue Wand entlang glitten. Nicht loslassen. Sie würde ankommen wo immer sie ankommen sollte. Sie würde Tee mit ihrer Schwiegermutter trinken und lächelnd still ihr Geheimnis bewahren, auch wenn alles in ihr die freudige Nachricht laut in die Welt hinausrufen wollte. Doch nein. Noch nicht. Noch nicht. Nur Lucius wusste darum, auch wenn bestimmt schon längst wieder getuschelt und gemunkelt wurde in Malfoy Manor. Weil dem Haus nichts entging. Bestimmt hatte einer der Elfen mitbekommen wie sie sich in den letzten Wochen jeden Morgen übergeben hatte. Doch inzwischen war selbst die Morgendliche Übelkeit verfolgen, verweht wie Blätter im Wind. Ihre Hand glitt von ihrem Bauch, ihre Schritte wurden beschwingter und der Teppich breiter, bis er den ganzen Korridor ausfüllte, so weit wie sie blicken konnte. Und noch darüber hinaus! Er fühlte sich unter ihren Füßen auch nicht mehr länger an wie aus Wolle. Fast glaubte sie auf weichen warmen sich leicht überlappenden Schuppen, wie aus Leder, zu stehen, die sich unter ihr unmerklich ein wenig hoben und senkten. Cissy schloss ihre Augen ganz. Eigentlich müsste der Gang längst zu Ende sein. Sie angekommen. Drei weitere Schritte machte sie noch über den sonderbaren Teppich hinweg, dann plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. Ihre Finger hatten einen Türknauf ertastet, der sich warm unter ihrer Berührung anfühlte. Sie schlug die Augen wieder auf, und sah sich um. Sie stand unmittelbar vor einer Tür, ein paar Schritte weiter nun endeten Gang und Teppich. Das goldene Muster wand sich hier in die entgegengesetzte Richtung und ein schimmerndes grünes Auge auf der sichtbaren Seite eines Kopfes starrte sie an. Und da zeichneten sich auch zwei Reihen von Silberzähnen ab. Cissy runzelte die Stirn. Eine Hand schon um den Türknauf geschlossen so stand sie da, dennoch zögernd. Etwas stimmte nicht. Das Lächeln erstarb auf ihren Lippen, als just in diesem Moment ein dumpfer Schmerz ihren Bauch durchfuhr. Sie löste die Hand vom Knauf und presste diese stattdessen zusammen mit der Andern auf ihren Bauch, als könne sie festhalten, was längst schon nach draußen strebte. Abermals zog sich in ihr alles zusammen und sie krümmte sich leise stöhnend leicht nach vorne. Feuchtes nasses Rot rann ihre Beine hinab, das Altrose ihres Sommerkleides dunkler färbend. Düstere Muster malend. Rosenrot. Rann das Leben aus ihr heraus, schon bald von den silbrigen Zähnen unter ihr tropfend, ganz so als habe ein Drache ihr das Ungeborene gerade aus dem Leib gerissen. Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, wurde zu einem Schrei laut und unmenschlich. Der Boden unter ihren Füßen schwand und Cissy sank auf den Teppich, dessen weiche Wolle begierig das aus ihr fließende Blut aufleckte. Unentwegt schreiend wiegte sie sich sanft vor und zurück. Vor und zurück. Auf den Knien wieder. Auf den Knie. Verloren der Traum vom Glück. Dahin, zerronnen, wie Sand in der Hand Sie merkte nicht, wie sich die Tür öffnete und ihre Schwiegermutter gefolgt von zwei emsigen schnatternden Hauselfen hinaus in den Flur trat. Sie merkte nicht wie man nach Lucius schickte, wie dieser sie vom kalten harten Marmorboden hob und in ihr Gemach brachte. Sie in ihrem Bett unter dem Baldachin zudeckend. Leise Worte zu ihr sprechend. Cissy spürte nichts. Nur Trauer und nasses feuchtes Blut an ihren nackten Schenkeln. Ewiger, nicht endender Schmerz. Ständiges Versagen. Bodenloser Verlust. |