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Zoe Crossfield - Zoe Crossfield - 29.06.2022 - August 1963 - „Ich will nicht, dass du gehst!“ Es scheint so leicht in den Augen des gerade erst vier Jahre alt gewordenen Mädchens. Ihr Bruder könnte doch so leicht entscheiden nun hier bei ihr zu bleiben. Bei ihr, seiner kleinen Schwester, die ihn beinahe das ganze Jahr über vermisst, wenn er in Hogwarts wohnt. Doch nun, nun waren Sommerferien. Ferien. Auch wenn sie die Bedeutung des Wortes noch nicht wirklich erfassen kann, so ist ihr doch eines klar: Wenn Ferien sind, dann kommt ihr großer Bruder Ryan nachhause. Dann ist er bei ihr, hat Zeit für sie. Spielt mit ihr oder nimmt sie zu dem netten alten Nachbarn mit rüber und sie sehen ihm dabei zu, wie er an seinem alten Auto herumschraubt. Ob sie den alten Mann mag? Ob sie sein Auto interessiert? Das ist alles egal, wenn sie nur in Ryans Nähe sein kann! Und nun ist er da, nun sind Ferien. Und er lässt sie doch wieder allein zuhause. Eine dicke Träne kullert über ihre Wange. Traurig siehst sie zu ihrem Bruder auf und beobachtet ihn misstrauisch, während er in die Hocke geht und sie dann in seine Arme nimmt. „Ich bin doch nur eine Woche campen. Danach bleiben uns noch zwei ganze Wochen bevor ich wieder nach Hogwarts muss“, versucht er ihr zu erklären. Doch sie kann es nicht verstehen. Warum ist dieses doofe Campen mit seinen Freunden nun wichtiger als sie? Sie sieht ihn doch eh kaum, die wenigen gemeinsamen Wochen sind rar. Ihr kleines Herz ist schwer. „Und dann verlässt du mich wieder!“, kommt es leise von ihren Lippen, während weitere der ersten Träne folgen und sie verzeifelt schluchzt. Sie kann das warme Lachen ihres Bruders nicht sehen, doch der Klang seiner Stimme dringt an ihr Ohr. Schafft es wie so oft ein kleines Lächeln auch auf ihre Mundwinkel zu zaubern. Sie liebt den Klang seines Lachens. Liebt es gemeinsam mit ihm zu lachen, bis ihnen die Bäuche weh tun. Heute ist man weit davon entfernt, doch ihr ist beinahe schon ein wenig leichter uns Herz, als sie seine nächsten Worte hört: "Ich verlasse dich nie.“ Erneut kräuselt sich die glatte Kinderstirn mit falten, als sie sich sanft von seiner Brust stemmt, um ihn ansehen zu können. „Versprochen?“ Nahezu ernst taxieren ihre Augen die seinen, um besser abschätzen zu können, ob er das ernst gemeint hat. „Versprochen. Ich werde immer da sein.“ Ein wenig Hoffnung glimmt in ihren Iriden auf. Ob er doch...? Nein, sie weiß er wird zum Campen aufbringen. Er wird die kommende Woche mit seinen Freunden verbringen. Eigentlich mag sie seine Freunde ja auch, nur.. wieso können sie nicht einfach alle hier bleiben? „Sei artig ja? Und wenn etwas ist, dann gehst du rüber in die Werkstatt und…“ Zoe lauscht aufmerksam den Worten ihres großen Bruders, nickt beflissentlich. Ja, sie wird artig sein. Natürlich wird sie das. Doch jäh wird Ryan in seinem Satz unterbrochen, Daddys laute Stimme dringt aus dem Haus: „Ist der Junge endlich weg?“ Kurz abgelenkt, dreht sie ihren Kopf wieder zu ihrem Bruder. Was wollte er ihr noch sagen? Doch abermals unterbricht eine Stimme ihr geschwisterliches Gespräch, diesmal ist es die ihrer Mummy. „Ryan verabschiedet sich noch von seiner Schwester!“ "Er setzt ihr nur Flausen in den Kopf! Es wird Zeit, dass der Junge auszieht! Ich will ihn nicht mehr sehen!“ Sie begreift den Sinn der gesprochenen Worte noch nicht, kann nur die Anspannung in der Luft spüren, beinahe körperlich. Wieder geht ihr Blick zurück zu ihrem Bruder, sie macht einen dicken Schmollmund. „Kommst du rein, Zoe-Schatz? Es gibt gleich Abendessen.“ Diesmal wendet sie den Blick nicht ab, als sie Mummys Stimme vernimmt. Die so sanfte Stimme ihrer Mummy, wann immer sie mit ihr spricht. Sie nickt. "Ich komme gleich, Mummy...", wischt dabei energisch ihre Tränen aus dem Gesicht. Mummy sieht es nicht gerne, wenn Zoe weint, jedes Mal wenn Ryan sie wieder verlässt. Sie strafft ihre Schultern, ihr Blick immer noch gefangen in dem ihres Bruders. Die dummen Tränen wollen ihr nicht gehorchen, beginnen schon wieder über die soeben getrockneten Wangen zu laufen. Eine letzte innige Umarmung, in die ihr großer Bruder sie zieht, in die sie sich sacken lässt. Bevor sie sich schließlich von ihm löst und dort an der Tür steht. Ihm noch immer hinterher winkt, als er schon längst um das nächste Straßeneck gebogen ist, bis Mummy sie schließlich ins Haus holt. "Zoe-Schatz, nun ist aber gut. Ryan ist weg, aber er kommt ja wieder... Lass uns zu Abend essen, ja?" - 24. Dezember 1963 - Das kleine Mädchen kann es nicht fassen. Dieser unglaublich kleine, unglaublich süße Fellknäuel sollihr gehören? Ihr, Zoe, ganz allein? Sie hatte sich Puppen zum Spielen gewünscht und eine Schaukel für den Garten. Nichts davon lag unter dem Weihnachtsbaum, doch das war in Ordnung. Denn das, was sie dort aus der großen Kiste schwanzwedelnd anspringt, ist um Welten besser. "Und er gehört ganz allein mir?", quiekt das blonde Mädchen aufgeregt. "Ja, Zoe-Schatz. Er gehört dir. Er ist ein Männchen", erklärt ihre Mutter ihr mit Blick auf den kleinen Ridgeback-Welpen, der mittlerweile Gefallen an der großen Stoffschleife gefunden hat, die um den Karton herum gebunden gewesen war und freudig darauf herum beisst. "Wie wirst du ihn nennen, Zoe?", fragt ihr Vater sie lächelnd, froh, dass das Geschenk so gut ankommt. Erneut quiekt Zoe leise vor Freunde und hebt den Kleinen dann ganz vorsichtig aus dem Karton auf ihren Arm. Er ist recht schwer, zumindest für sie kleines Mädchen. Und er ist warm. Und noch weicher als er aussah. Vorsichtig streichelt sie ihm über den Kopf, sieht ihn dabei ganz verliebt an. "Joe. Er soll Joe heißen, wie Onkel Joe". Nun, so wurde der Hund nach ihrem Lieblingsonkel benannt. Wo Kinder halt nun einmal ihre Inspiration hernahmen. Rosalie lächelt. "Onkel Joe wird sich freuen, dass er Namenspate für den Kleinen ist." - Oktober 1973 - Mit festem Druck wischt sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Er ist es nicht wert. Ist all die Tränen nicht wert. Er hat sie verarscht, benutzt. Sie hatt wirklich gedacht, dass... Ja, was hat sie denn nun eigentlich gedacht? Offensichtlich hat sie nicht viel gedacht. Hat sie sich wirklich eingebildet mit dreizehn Jahren die große Liebe zu finden? Er ist doch als Frauenschwarm bekannt. Sie ist einfach nur verdamt naiv gewesen. Sie ist sauer. Auf sich. Oder auf ihn? Weil er so unglaublich gut aussieht. Weil er aber auch wirklich charmant ist. Weil sie sich wohl gefühlt hat in seiner Nähe, weil sie sich besonders gefühlt hat. Man sah ihn doch alle paar Woche mit einem anderen Mädchen in einer dunklen Ecke des Schlosses knutschen. Warum hat sie gedacht, dass es bei ihr anders wäre? Dass sie besonders wäre? Nun, vielleicht war ihre Sicht ein wenig betrübt dadurch, dass sie wohl schon seit der ersten Klasse in Rabastan Lestrange verliebt war. Und nun, nun hatte der Ältere sie endlich wargenommen. Sich mit ihr getroffen. Sie hatte noch nie jemand anderen geküsst, doch es fühlte sich gut an ihn zu küssen. Sie hatte sich geborgen gefühlt. Es war nicht mehr gewesen, nur einige harmlose Küsse. Nun, und seine Hände, die irgendwann langsam, federleicht an ihren Seiten entlang unter ihr Tshirt gekrochen waren bis... Rabastans bester Freund sie entdeckt und die traute Zweisamkeit gestört hat. Und nun? Nun sitzt sie hier, auf den Tribünen des Quidditchfelds, alleine, und heult sich die Augen aus dem Kopf. Weil er sie für ein anderes Mädchen abserviert hat. Weil er ihr Herz genommen und aus ihrer Brust gerissen hat. Weil es so unglaublich weh tut. Die erste Liebe? Unglaublich! Der erste Liebeskummer? Absolut erbärmlich... - November 1977 - Nun steht sie hier. An einem offenen Sarg dieses Mal. Das letzte Mal ist ein ein geschlossener Sarg gewesen. Denn er ist leer gewesen. Sie hatten ihren Bruder mangelns besseren Wissens begraben, nachdem er verschwunden war. Sie hatten hier gestanden, auch hier, auf diesem Friedhof. Sein Grab war hier, geziert mit dem Namen "Ryan Crossfield". Man hatte das Grab nie mit ihr besucht. Und die Erinnerung an ihren großen Bruder war mittlerweile weniger nur noch als eine Ahnung. Also erinnert sie sich nicht daran, dass sie schon einmal einen ihr geliebten Menschen begraben hat. Joe hatten sie begraben, ihren Hund. Doch das war am Waldrand geschehen, nur Dad, Mum und sie. Er war an Altersschwäche gestorben, seine Zeit war gekommen. Doch das hier? Verdammt, es ist so vermeidbar gewesen, oder nicht? Man musste nicht sterben an den Drachenpocken, sie waren kein Todesurteil mehr. Man konnte es behandeln im St. Mungos, zumeist. Doch Rosalie hatte sich strikt geweigert ihre Gesundheit in die Hände magischer Heiler zu geben. Sie hatten zu lange die Füße stillgehalten. Sie hat zu lange nichts gesagt. Als sie sie ins Hospital gebracht hatten, hatte man nichts mehr für sie tun können. Es hat nur wenige Tage gedauert. Sie spürt die kalte Hand ihres Vaters, der neben ihr steht. Hand in Hand stehen sie, die beiden Verbleibenden ihrer Familie. Sie müssen stark sein füreinander, nicht? Sie müssen das irgendwie hinbekommen. Zoe schluckt hart. Der Schmerz frisst sich in ihr Herz, schnürt es förmlich zusammen. Legt sich schwer um sie. Und dann endlich, als es leicht zu regnen beginnt, fliest es nass ihre Wangen hinab über ihr Gesicht, auch wenn es doch keine Tränen sind. Die Tränen haben sich bisher zurückgehalten und sie würde es ihnen wohl auch noch einige Monate verbieten sich ihren Weg zu bahnen. - März 1978 - Nun liegt sie hier. Hat sie nicht all ihre Hoffnungen auf ihr letztes Jahr in Hogwarts gesetzt? Es war die letzte Chance nur noch ein Spiel lag vor ihnen. Und nun? Es ist nicht sicher, ob sie würde spielen können. Der Klatscher hat sie hart von der Seite erwischt, sie hat ihn nicht kommen sehen. Ihre unteren Rippen sind gebrochen, die Lunge gestaucht. Das Atmen fällt ihr schwer, es tut unglaublich weh... Madame Pomfrey hat ihr Bestes getan. Sie ist eben erst gegangen. Nun heißt es abwarten. Und der Wahrheit ins Auge sehen? Ist sie nicht gut geng? Muss sie sich die Quidditchkarriere aus dem Kopf schlagen? Immerhin hat sie immer noch kein Talentscout angesprochen und vielleicht bekommt sie keine Chance mehr. Erschöpft und betrübt schäft sie ein... Es dauert ganze achtzehn Stunden , bis sie wieder aufwacht. Sie fühlt sich jedoch nicht wirklich erholt, sondern noch immer ausgelaugt. Ihr Körper hat die Ruhe wohl dringend benötigt, doch sie fühlt sich wie überfahren. Ihr ganzer rechter Oberkörper schmerzt. Ein unzufriedenes Brummen entweicht ihrer Kehle. "Hey, ZoeZoe, du Schlafmütze." Verwirrt öffnet sie die Augen, als sie die Stimme erkennt. Er konnte nicht hier sein, war es möglich...? Doch natürlich hat sie sich nicht geirrt und als sie die Augen aufschlägt, sitzt dort am Krankenbett ihr bester Freund Kyle. Verwirrt sieht sie ihn an. "Was...?", setzt sie an, muss dann jedoch rasselnd husten. Es schmerzt ziemlich. "Pscht, einfach nicht reden, ZoeZoe. Dein Vater hat mir Bescheid gesagt, dass du einen Unfall hattest, also hab ich mich sofort auf den Weg gemacht. Ich soll dich von deinem Dad ganz fest drücken, aber ich glaub ich lass das lieber, hm?" Ein dankbares Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen. Kyle ist da. Es wird schon alles irgendwie gut. Und als er ihre Hand drückt, da plözlich, ganz unerwartet, brechen die Dämme. Sie ist zu erschöpft, um es weiter zurückzuhalten. Ganz plötzlich überrollte es sie. Der Schmerz. Die Enttäuschung. Und die Trauer. Dass sie ihre Mutter verloren hat. Vor einigen Monaten. Leise schluchzend gräbt sie ihr Gesicht in ihr Kopfkissen, als die Tränen heiß ihre Wangen hinterzulaufen beginnen und Kyle näher zu ihr rückt, um sie nun doch vorsichtig in den Arm zu nehmen. Und ihr zuflüstert, dass es in Ordnung ist. Dass sie alles rauslassen darf. - September 1978 - In der Nacht von Samstag auf Sonntag ereignete sich erneut ein Werwolfangriff auf eine Gruppe Jugendlicher. Vier der Jungen konnten nur noch tot geborgen werden. Nach zwei weiteren wird aktuell noch gesucht. Die Hoffnung, die Jungen lebendig aufzufinden, ist jedoch gering." Noch immer starrt sie ungläubig auf das kleine Chaos, das sie dort vor sich ausgebreitet hat. Auf all das Spielzeug, ein paar Klamotten. All die Zeitungsartikel, die fein säuberlich dort im Karton aufgespart worden sind. In dem Karton, den sie vor etwa einer Stunde ganz hinten auf dem Dachboden gefunden hat. Eigentlich wollte sie ausräumen. Mums Sachen. Weil es vielleicht leichter würde, leichter für Dad. Wenn all das nicht weiter hier oben aufgespart würde, als könnte Rosalie jeden Moment wieder zur Tür hereinspazieren, als sei sie nur verreist. Nein, ihre Mutter war tot. Und es war nur ein Jahr her, doch... Aber dann war sie über diesen Karton gestolpert und sein Inneres offenbarte ihr alte Pokale, Bilderrahmen mit Fotos eines Jungen. Der ihr bekannt vorkam. Eine Stunde später hat sie sich durch die Sachen gewühlt, sie vor sich ausgebreitet. Ein paar der Zeitungsartikel überflogen. Ryan Crossfield. Etwas dämmert allmählich und die Puzzleteile schieben sich zusammen zu einem verschwommenen Bild. “Noch immer sucht man nach dem verwilderten Hund, der vor vier Wochen zwei Wanderer tödlich verletzte. Es wird vermutet das Tier sei tollwütig gewesen. Anders können sich Mitarbeiter des Veterinary Office die unübliche Aggressivität des Tiers nicht erklären. Sollten sie ein Tier entdecken, welches sich verdächtig verhält, nähern sie sich auf keinen Fall und verständigen sie…“ Sie hatte einen großen Bruder gehabt, konnte das wirklich war sein? Einen Bruder, der vor vierzehn Jahren mit seinen Freunden zu einem Campingausflug aufgebrochen war und nie mehr zurückgekommen war. Sie fischt einen weiteren Zeitungsartikel hervor, liest ihn sorgfältig. Wie kann das sein? Und warum weiß sie nichts davon? Und die vielleicht wichtigste Frage, die sich in der letzten Viertelstunde in ihrem Kopf manifestiert hat: Wenn man nie eine Leiche gefunden hat, ist ihr Bruder dann sicher tot? Oder gibt es noch eine alternative, nicht unbedingt hoffnungsvollere Möglichkeit? Verwirrt, enttäuscht, wütend. Sie rafft ein paar der Dinge zusammen und stampft damit auf dem Arm hinunter, ins Wohnzimmer zu ihrem Vater. Sie hat da einige Fragen. Und sie erwartet Antworten, und zwar jetzt. |