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Peregrina McKinnon - Druckversion

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Peregrina McKinnon - Peregrina McKinnon - 18.01.2023

Die Dächer des kleinen Zaubererdorfes unter ihnen wirkten wie Spielzeug, als die kleine Gruppe Reiter begann, in den Sinkflug zu gehen. In einer schwungvollen Spirale segelten die Pegasi dem Erdboden entgegen und bereiteten ihren Reitern ein Bauchkribbeln, das sich durch den ganzen Körper hindurch fortzusetzen schien. Peregrina jedoch bereitete der Anblick des im Bahnhof stehenden Hogwartsexpresses zusätzlich ein flaues Gefühl in der Magengegend, das sich nur schwer mit dem raschen Sinkflug vertrug.
Sie mochte es zu fliegen, sehr sogar. Das musste nicht unbedingt auf einem geflügelten Pferd sein, ein Besen tat es auch (durfte man in ihrer Familie nur nicht allzu laut sagen), aber gleich in Hogsmeade zu landen, wo all die anderen Schüler auch ankommen würde, bereitete ihr großes Unbehagen. Sie war jetzt in der vierten Klasse und ihre Mitschüler hatten mittlerweile halbwegs vergessen wofür ihre Familie stand (weil sie einfach nicht ständig über Pferdeartige reden musste, sondern sehr gut mit anderen Themen zurecht kam) und das hier würde mal eben so all die Normalität in ihrem Schulalltag durcheinander wirbeln. Peregrina wusste es einfach und sie mochte es nicht. Sie mochte es nicht, wenn Leute über sie sprachen. Egal, ob das nun negativ oder positiv gemeint war, es belastete sie. Es setzte Erwartungen, oder verschloss ihr Türen, die sie gern durchschritten hätte. Es war ja nicht so, als ob sie nichts erreichen wollen würde - aber sie setzte ihre Schritte einfach am liebsten unauffällig, ohne viel Aufsehen darum zu machen. Die Pegasi, die sich am meisten aufplusterten, waren für gewöhnlich auch jene, die sich zu leicht von äußeren Reizen ablenken ließen. Sie sah sich selbst lieber als fokussierten Menschen. Je weniger Augen dabei auf einem klebten, desto besser. Der Boden kam näher, schon konnte sie das Geschnatter der Schüler hören, die sich gerade auf den Weg zu den Kutschen machten. Donnern, als die Hufe der beflügelten Vierbeiner auf dem Boden aufsetzten, 4, 5, 8 Tiere an der Zahl, deren Schwingen mit einem letzten Flügelschlag rauschend um Aufmerksamkeit heischten.
Rinas Wangen, ihr ganzer Kopf glich sich farblich ihren Haaren an, als sie den fuchsfarbenen Ferryn durchparierte und sorgsam den Blicken aus den Kutschen auswich, die nun an ihnen vorbei polterten. Es fühlte sich wie ein Walk of Shame an, jedenfalls für sie, während ihre Familie munter plaudernd ein flotteres Tempo einschlug. Der allerletzte Platz am Tisch, ganz hinten, fühlte sich an diesem Abend noch immer viel zu auffällig an, wo sie doch am liebsten in einem kleinen Loch versunken wäre, während sich immer wieder neugierige Blicke auf sie hefteten. Schüler redeten. Merlin!



"Wie sehe ich aus? Ist die Schminke weg?" Peregrina fühlte noch immer dieses unvergleichliche Gefühl von Euphorie durch ihre Adern pulsieren, dass sie jedes Mal wahrnahm, wenn sie bei einem Quidditchspiel gewesen war. Ganz egal, ob sie nun selbst auf dem Besen saß, oder anderen dabei zusah. "Alles weg, hey, ganz ruhig - wird schon schief gehen." Sie liebte sein schiefes Lächeln, das von einer Zuversicht sprach, die sie gerade einfach nicht verspürte. Sie war mit ihm bei diesem Quidditchspiel gewesen, allerdings war er auf dem Spielfeld gewesen und sie hatte auf der Tribüne Platz genommen. Hatte ihn angefeuert, wie so viele andere Fans! Und ein bisschen war ihre Stimme jetzt auch rau, weil sie sich von der Masse hatte mitreißen lassen, Lautstärke keine Rolle mehr gespielt hatte und die Hemmungen gefallen waren. Das konnte sie mittlerweile aber ohnehin schon viel besser als noch vor ein paar Jahren und ein dunkelhaariger junger Mann, dem das hier vermutlich nicht wirklich gefallen hätte (Profisportlern sah man zu, man datete sie nicht), war daran nicht ganz unschuldig.

Orion Black, den ihre Familie vermutlich auch weitaus besser gefunden hätte als einen Quidditchspieler. Gegen einen Jockey hätten sie wiederum nichts einzuwenden gehabt, vermutlich. Rinas Finger fuhren durch ihre Haare, während sie wieder bis über beide Ohren verliebt zu ihrem Freund hinüber sah. Sie mochte vielleicht nicht gerade die extrovertierteste Person sein, aber das bedeutete nicht, dass sie nicht ihre Frau stehen konnte. Sie war sich wirklich sicher damit, dass er noch länger Teil ihres Lebens sein würde und da gehörte ein Besuch auf Blasket Island einfach dazu. Ohne Besen. So viel Anstand musste man schon mitbringen, wenn man sich ansonsten gerade offensiv gegen die Familienlinie stemmte. Tief durchatmen - und vor das hohe Gericht!



Kopfschmerzen. Peregrina legte ihre Zeigefinger an ihre Schläfen, rieb drei Mal gegen den Uhrzeigersinn, wie es ihr ihre Großmutter früher immer gezeigt hatte und wirkte dann einen leichten Schmerzlinderungszauber. Heute war keine Zeit für Kopfschmerzen! Und wenn sie ihrem Körper auch noch so gern etwas Ruhe gönnen würde! Nicht etwa, weil ihr die Arbeit zusetzen würde.
Sie wünschte, Eheprobleme ließen sich so einfach lösen, wie der Kopfschmerz, der nun mit einem Mal weg war. Immerhin: Sie hatte ihren Quidditchspieler bekommen und es war die ganz große Liebe gewesen. Vorerst. So lange, bis sie ein Kind bekommen hatten und danach noch eines und sie noch immer nicht damit aufgehört hatte, Karriere machen zu wollen. Seither... es war anstrengend. Und doch wusste Peregrina, dass sie ihre Kinder über alles liebte, das reine Mutter sein ihr aber nicht genug sein würde. Es war schön, nach der Arbeit noch Bauklötze zu sortieren, Brei in einen kleinen Kindermund zu befördern (und von den Wänden zu zaubern), aber es war nichts, das sie tagein, tagaus hätte leben können, ohne daran zugrunde zu gehen.

Umso wichtiger der heutige Tag, der ihre Hände ganz zittrig machte. Als Mutter Karriere machen - das gefiel nicht nur ihrem Mann nicht, auch Arbeitgeber mochten das nicht allzu sehr. Was geschah, wenn ein Kind krank wurde? Peregrina hatte Nannys für diesen Fall, aber das Misstrauen blieb. Als Mutter war man im Beruf doch sicherlich abgelenkt? Nein, man war froh, dass der Kopf sich mit komplexen Dingen beschäftigen durfte! Es gab viele Gründe, um jegliche Beförderung in Abrede zu stellen. Nicht nötig. Nein jetzt gerade brauchte man niemanden. Oh, diese andere Person hier war viel geeigneter! Mrs McKinnon, wir wollten Ihren Urlaub nicht stören und haben Sie deswegen nicht über die Stellenausschreibung in Kenntnis gesetzt. Von wegen. Bis heute. Und es war keine kleine Beförderung, die heute offiziell über die Bühne gehen würde! Zwar hatte es auch ein wenig Unheimliches, heute vor das Gamot zu treten und als Mitglied und Richterin wieder aus dem Raum zu gehen, aber es brachte sie an die Spitze jener Karriereleiter, die sie als die ihrige auserkoren hatte. Richterin. Der Klang dieses Wortes glich einem Engelschor in ihren Ohren. Sie würde Richterin werden, ein Posten, der für ganz Großbritannien nur drei Mal vergeben wurde. Verantwortung auf ihren Schultern, erarbeitet Reputation, die sie sich selbst verdient hatte, die nicht vererbt war. Vielleicht war das auch ein Grund, wieso sie sich nie für die Führung des Gestüts interessiert hatte. Nicht nur hatte sie nicht den gleichen Draht zu den Tieren wie Laurentia, sie hatte vor allem auch einen eigenen Weg für sich finden wollen und hatte es getan. Es gab eben doch Gründe, wieso es besser war ein Halbblut zu sein als ein Reinblut, das sich gezwungenermaßen an alte Familientraditionen halten musste, wo es feste Reihenfolgen gab, die man nicht einfach so übergehen durfte.

Schultern zurück, Blick geradeaus. Man durfte sich niemals zu fein sein, die Kniffe anderer nachzumachen, deren natürliches Habitat die Spitze der Reinblutgesellschaft war. Noch immer hatte sie Lampenfieber, wenn sie Auftritte vor dem Gamot hatte - das hier war nicht ihr erster und es würden viele weitere folgen - aber sie hielt den Blicken stand, sie wechselte nicht, einem Chamäleon gleich die Hautfarbe und all die Unsicherheit über die Dinge, die man dann später über sie sagen würde - sie schob sie erfolgreich beiseite. Sie stand hier. Sie stand verdient hier und dieser Posten war genau das, was sie verdiente. Ein stilles Mantra für ihr Selbstbewusstsein, während sie in die Mitte des großen Raumes schritt, wo sie gleich ihren Diensteid ablegen würde.