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Brutus Scrimgeour - Druckversion

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Brutus Scrimgeour - Brutus Scrimgeour - 26.04.2023

Brutus und Rufus, optisch sich von Geburt an so ähnlich, dass es oft schwer viel sie auseinander zu halten. Wie ein Ei dem anderen glichen sie sich und früher unterschieden sie sich nicht einmal groß, wenn sie den Mund aufmachten. Heute anders, wenn sie denn wollen, dass der Gegenüber weis mit wem man es zu tun hat. Sie kennen sich in- und auswendig und sind somit besser in der Lage als jeder andere Mensch auf der Welt den anderen zu imitieren.
Die beiden Brüder haben eine Verbindung zu einander, wie sie wohl nur wenige Menschen haben und die für Zwillinge doch so oft beschrieben wird. Der eine kann den Satz des anderen beenden, sie brauchen keine Worte um zu wissen wie es dem anderen geht, schweigend können sie sich auf einen gemeinsamen Plan einigen. Ein Vorteil, den sie schon in so manchen kindlichen Spiel sehr genau auszunutzen wussten. Mutig stellte man sich den feindlichen Angreifern in den Weg, verteidigte das eroberte Reich gegen die Eindringlinge. Vollkommen gleich welche Mittel man dabei verwendete. Jedes verdammte Mittel war ihnen dabei recht und in so manchen Spiel hatte es Beulen, aufgeschlagene Knie und blutige Wunden gegeben. Wild waren die Zwillinge schon immer gewesen. Wild und unnachgiebig.
Sei es im kindlichen Spielen oder auch später als Jugendliche und heute als Erwachsene, wann immer sich ein Gegner präsentiert sind die beiden wie eine Wand. Der Rücken des anderen wird verteidigt und man duldet kein schlechtes Wort gegen den anderen. Als sie noch Kinder, später Schüler waren, da waren ihre Fäuste öfters schneller als ihre Worte. Fragen stellen konnte man immer noch, wenn der andere erst einmal auf seinen Platz verwiesen worden war.
Auf dem Quidditchfeld und auch daneben waren und wurden die beiden ein unschlagbares Duo. Beste Freunde von Geburt an. Größter Unterstützer und größter 'Feind' in manchen Dingen.
Denn so blind sich die beiden eben verstehen, kennen sie auch ganz genau die Schwächen des anderen. Wissen wo und wie man pieksen und bohren muss um den anderen zur Weißglut zu treiben. Etwas, was sich bis heute so wenig verändert hat wie die optische Ähnlichkeit der beiden.
Sie haben ineinander den größten Unterstützer und gleichzeitig den größten Rivalen. Sie unterstützen sich, sie beneiden sich gegenseitig und haben sich immer dazu angetrieben das Beste aus sich selbst herauszuholen. Doch auch wenn Brutus gelegentlich neidvoll auf seinen kleinen Bruder blickt – und nein, er wird auch heute nicht müde diesen Umstand zu betonen – so ist es niemals die bösartige Form des Neides. Sie können sich zwar bis heute gegenseitig anschreien, raufen, die vermeintlich erwachsene Fassade fallen lassen und die Fäuste gegeneinander heben wie in Kindertagen. Doch dies ist ein Privileg das nur ihnen alleine zusteht. Greift jemand in ihrer Rivalität zueinander ein, ergreift Partei für einen der beiden und redet den anderen schlecht, so wird er den Zorn beider Zwillingsbrüder zu spüren bekommen.
Rivalität muss nicht immer etwas schlimmes sein, solange sie in einem gesunden Maße existiert und nicht in Hass umschlägt. Und das hat sie bei den beiden Brüdern nie. Selbst wenn es einmal eine gebrochene Nase vom anderen gab. Die beiden Brüder lieben sich, wollen immer nur das Beste für den anderen und den anderen im Stich zu lassen war schon bei ihren Kinderspielen, wenn der wütende, feuerspeiende Drache, sie angriff, keine Option gewesen. Und wird auch niemals sein.
Wenn Brutus und Rufus zusammen sind, dann ist es manchmal wie früher, als man mit lautem Geschrei und Gepolter miteinander, füreinander und auch gegeneinander kämpfte.
Ihr Leben verlief immer gleich als sie noch Kinder waren. Parallel verlaufende Lebenswege in denen der andere gerne mal gestoßen und geschubst wurde. Aber immer nur nach vorne, nie gänzlich von dem gewählten Weg hinunter.
Eltern wie Lehrer fragten sich, was aus den Jungen wohl mal werden würde. Welchen Karriereweg sie einschlagen würden. Würden sie den selben Beruf ergreifen? Ihre nebeneinander herlaufenden Lebenswege niemals trennen?
Ihre Lebenswege trennten sich nie, doch sie blieben nicht mehr parallel zueinander. Jeder von ihnen wählte einen anderen Lebensweg und beide wurden glücklich mit ihrem Weg. Könnten sich wohl niemals vorstellen den Weg des anderen zu betreten. Doch nach vorne stoßen geht noch immer, auch wenn sie nicht mehr parallel nebeneinander herlaufen. Antreiben und das Beste aus dem anderen hervorholen wird genauso für immer möglich sein, wie dem anderen eine Hand zur Unterstützung anzubieten, wenn es drauf ankommt.

Berufsvorbereitende Tage. Hatte Brutus da Lust drauf? Absolut und definitiv nicht. In seinen Augen nur geeignet für diejenigen, die keine Ahnung hatten was sie mal werden wollten. Sein Berufswunsch stand schon lange fest. Treiber werden! Professioneller Quidditchspieler. Zusammen mit Rufus. Daran gab es absolut nichts zu rütteln.
Er würde Rufus unbedingt fragen müssen, was er in diesem Test ausgefüllt hatte und wie das Gespräch gelaufen war. Vielleicht würde es ja eine Möglichkeit geben sich davor drücken zu können. Schreckliches Bauchweh vielleicht? Oder er würde so tun als hätte er sich eine Woche lang im Schloss verirrt und nicht mehr den Weg zurück zum Schlafsaal gefunden. Viel lieber würde er sich auf dem Quidditchplatz verstecken wollen, allerdings würden sie da auch zuerst nach ihm suchen. Es war wirklich zum verrückt werden.
Zum Ende des Trainings – an dem er teilnehmen durfte aber Rufus nicht (wofür er ihm noch etwas schuldig war) - wartete das Fangkommando aber leider schon auf ihn. Offensichtlich ging man schon davon aus, dass er diesen Test schwänzen würde. Dass sie nicht mit ihm unter die Dusche stiegen war auch schon alles. Und keine halbe Stunde nach dem Ende des Trainings schob man ihm einen Test unter die Nase, den er doch bitte nach besten Wissen und Gewissen ausfüllen sollte.
Ja was denn nun?
Brutus entschied sich für keines von beiden. Und am Ende hielt der externe Gutachter den Test eines jungen Mannes in Händen, der sich für absolut alles begeistern konnte. Der theoretisch jede Karriere hätte anstreben können und scheinbar auch gewillt war dies zu tun. Der Gutachter machte sich eifrig Notizen zu dem jungen Mann, während der Zaubertränkelehrer das Gesicht in den Händen verbarg und einfach nur mit dem Kopf schüttelte.
Als Brutus dann auch noch verkündete, dass er sich eine Karriere im Ministerium vorstellen könne, sogar als Abteilungsleiter von irgendetwas, platze dem älteren Herrn endgültig der Kragen. Brutus einzige Karrierechance im Ministerium wäre wohl in der Abteilung für lächerliche Patente. Eventuell würde er noch das Büromaterial bestellen dürfen, aber da er nichts außer Quidditch im Kopf hätte, würde auch das nicht funktionieren. Und seine Quidditchkarriere würde mit seiner schulischen Karriere in Hogwarts enden. Keine Mannschaft würde jemanden bei sich spielen haben wollen, dessen Leitspruch es sei den Sucher platt zu machen. Und seine gewaltbereite Haltung außerhalb des Feldes würde ihm definitiv keine Hilfe sein.
Während die berufsvorbereitenden Tage bei Rufus etwas verändert hatten, sah Brutus es nicht ein irgendetwas an seinem Verhalten zu ändern. Es ärgerte ihn viel mehr, dass sein kleiner Bruder sich plötzlich auf den Arsch setzte und lernen wollte. Fliegende Bücher in Rufus Richtungen wurden keine Seltenheit und ein bisschen strengte sich dann auch Brutus an. Immerhin konnte es ja nicht angehen, dass der kleine Bruder bessere Noten bekommen würde. Aber Brutus wurde nie so gut wie Rufus, dafür war sein Herz viel zu sehr beim Quidditch. Etwas anderes konnte er sich überhaupt nicht vorstellen.
Eigentlich hatte Brutus bereits nach den ZAG's hinschmeißen wollen, sich auf seine Karriere konzentrieren wollen. Aber ihm war natürlich auch bewusst, dass es vielleicht nicht klappen würde. Er würde sich irgendwann um einen Plan B kümmern müssen. Mal ganz davon abgesehen, dass Rufus die UTZ machen wollte und er konnte ja schlecht seinen Bruder alleine lassen. Rufus ohne Brutus das wäre ja wie Butter ohne Bier. Und am Ende würde Rufus noch vernünftig werden, ins Ministerium gehen. Nein, nein. Wenn der Plan als Quidditchprofis durchzustarten nicht funktionieren würde, dann würden sie schon einen anderen coolen Job finden. Sie könnten eine Whiskey-Destille aufmachen! Scrimgeour-Whiskey and more. Wäre doch ein hübscher Geschäftstitel.
Natürlich machten sie keine Destille auf, wurden nicht mit dem besten Whiskey der Welt berühmt.
Und sie wurden auch nicht als das Zwillings-Treiber-Duo der Nationalmannschaft berühmt. Rufus ging doch ernsthaft ins Ministerium! Hatten die ihn also damals doch erwischt und auf ihre Seite gezogen. Einen vernünftigen Job. Was war mit dem Quidditch?
Zum Ende der Schulzeit hatte Rufus seinen Abschluss und eine Einstellung im Ministerium in der Tasche. Und Brutus? Brutus hatte seinen Abschluss und einen frisch unterschriebenen Vertrag bei den Falmouth Falcons in der Tasche.
Sein Traum würde sich erfüllen. Er würde Profi Quidditchspieler werden. So wie er es ihnen allen prophezeit hatte. Keiner seiner Lehrer hatte an ihn geglaubt, doch er ging ohne Groll gegen sie. War er sich doch bewusst, dass sein Verhalten auf dem Spielfeld und auch abseits davon alles andere als vorbildlich gewesen war.
Aber es hatte ihm einen Platz in einer Profimannschaft eingebracht, die genau wie er ein nicht gerade kleines Brutalo-Image hatte. Schädel spalten klang ganz und gar nach seinem Geschmack.

Bevor er aber das erste offizielle Training anstand, stand für Brutus ein noch viel wichtigerer Tag an. Zum Beginn seines letzten Schuljahres hatte er Agatha gefragt ob sie ihn heiraten würde und sie hatte ja gesagt. Er wunderte sich immer noch wieso. Sie war vom Wesen her ganz anders als er. Wo er mit den Fäusten gerne mal schneller als mit dem Kopf war, war sie ein ruhiger, besonnener Mensch. Wo er nur kindischen Schabernack im Kopf hatte, war sie so viel erwachsener als er. Vielleicht passten sie auch so gut zusammen, weil Agatha Heilerin werden wollte und ihm versprach sich um jedes seiner kleinen Wehwechen zu kümmern. Die oft gar nicht mal so klein gewesen waren.
Aber der wahrscheinlichste Grund, wieso sie bei ihm blieb und er bei ihr, war die Liebe die sie füreinander empfanden. Sie war in seinem Jahrgang gewesen und hatte ihn nie mit den bewundernden Augen angesehen, die die anderen Mädchen für Quidditchspieler hatten. Sie wurden Freunde. Die fleißige Agatha, die niemanden ein Haar krümmen konnte und Brutus der an einem Feind am liebsten kein Haar dran gelassen hätte.
Sie waren so gegensätzlich, dass viele sich wunderten, was Agatha von dem Brutalo wollte, wieso sie mit ihm befreundet war. Aber Agatha hatte an Brutus eine Seite gesehen, die sonst eigentlich nur Rufus vorbehalten war. Einen charmanten, lustigen und gnadenlos ehrlichen Menschen. Ein junger Mann der hart mit seinen Gegnern umging, aber auch die gleiche Härte sich selbst gegenüber an den Tag legte. Er würde wohl nie irgendeine Quizsendung gewinnen oder mit dem größten Allgemeinwissen glänzen können, doch sie sah die Warmherzigkeit die sehr wohl hinter seiner Brutalität steckte. Sie sah, wie er schwächere Mitschüler verteidigte, wenn diese grundlos fertig gemacht wurden. Wie er loyal hinter jedem seiner Hauskameraden stand, nicht zu ließ, dass sie von Schülern aus anderen Häusern gemobbt wurden. Wie herzlich er sich um die Erstklässler kümmerte, obwohl er es nicht musste. Er war kein Vertrauensschüler, hatte keine Rolle außer die des Treibers im Quidditchteam. Und doch sah sie ihn so manches mal die Tränen der jüngeren trocknen, wenn die in den ersten Nächten weit weg von zu Hause bittere Tränen des Heimwehs vergossen. Sie sah, wie er mit den Jüngeren Quidditchspielte, ihnen die Regeln beibrachte, die Jüngeren unterstützte wenn sie sich im Flugunterricht nicht besonders geschickt anstellten. Wie er mit ihnen lachten, scherzte. Sie sah wie Brutus eben auch sein konnte. Ein verdammt guter Mensch.
Und Agatha war für Brutus die Erfüllung aller Träume von denen er nicht gewusst hatte, dass es sie in ihm gab. Der Wunsch nach Beständigkeit, einer eigenen Familie. Einem Menschen, neben Rufus, der ihn so sah wie er war. Und ihn dafür liebte. Nicht groß versuchte etwas an ihm zu ändern, sondern ihn dazu motivierte das Beste aus sich selbst herauszuholen.
Brutus liebte Agatha. Und Agatha liebte Brutus.
Sie war seine erste Freundin, sein erster Kuss, sein erstes mal Intimität mit einer Frau. Sie war die Liebe seines Lebens. Und als er ihr damals den Heiratsantrag machte, passierte dies in einem Alter in dem die meisten Menschen sich doch erst auf die Suche nach so einer Liebe machten. Brutus hatte sie längst gefunden.
Schon mit 15, als er und Agatha gerade einmal ein knappes Jahr zusammen gewesen sind, hatte er zu Rufus gesagt, dass es drei Dinge in seinem Leben gibt, die er erreichen wird.
1. dass er und Rufus sich niemals im Leben so zerstreiten, dass sie nicht mehr miteinander sprechen würden.
2. Er würde es allen beweisen und Profi-Quidditchspieler werden
3. er würde Agatha heiraten.

Aus heutiger Perspektive betrachtet: Er hat all diese 3 Dinge in seinem Leben erreicht.
Es war eine kleine, private, intime Zeremonie in der sie sich das Ja-Wort gaben. Seine Eltern und Rufus und ihre Eltern und ihre Schwester. Brutus hätte zwar nichts gegen eine große Feier gehabt, doch Agatha wollte es nicht. Sie fürchtete die Öffentlichkeit, die Presse, ihr Gesicht darin zu sehen. Immerhin war er doch der neue, aufstrebende Star am Quidditchhimmel. Man würde über sie sprechen.
Rufus war natürlich sein Trauzeuge, denn wer sonst hätte diese wichtige Rolle übernehmen sollen? Natürlich war es sein Bruder, dem er diese wichtige Aufgabe gab. Der die Nervosität des Bräutigams beruhigen musste und bei Merlin, Rufus würde es bezeugen können: Brutus war selten nervös.
Noch heute würde Brutus sagen, dass dieser Tag der schönste in seinem Leben gewesen ist. Die kleine Feier zeigte ihm, was doch wirklich wichtig im Leben war. Seine Familie. Und mit Agatha würde er seine eigene gründen.
Doch zunächst würde sein Fokus auf seiner Karriere liegen und ihr Fokus auf ihrer Ausbildung zur Heilerin. Es war ihnen beiden wichtig, dass sie ihre Träume leben konnten, jeder seinen eigenen. Denn Agatha wollte nie nur die Frau an der Seite des berühmten Stars sein, einen eigenen Beruf ausüben und ihr eigenes Geld verdienen. Brutus unterstützte sie darin immer bedingungslos, was nicht selbstverständlich war für die Zeit in der sie lebten.
So kam es auch, dass sie ihre Ehe niemals öffentlich machten. Nicht einmal von einer Beziehung sprachen. Im Laufe der Jahre manifestierte sich das Gerücht, dass Brutus ein sogenannter Lebemann sei. Einer der sich nicht binden will. Einer der alle Frauen gleichermaßen liebt und wahrscheinlich als ewiger Junggeselle in die Geschichte eingehen würde.
Gerüchte die er und Agatha selbst gestreut hatten, sich darüber amüsieren konnten, wenn Bilder von ihm auftauchten in der Begleitung einer Dame. Oft war diese Dame Agatha selbst, manchmal forcierte Treffen mit Fans, die darauf hofften seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Doch egal wie schön die Frauen auch waren, egal wie sehr sie mit ihm flirteten und egal wie sehr er dies natürlich auch genoss. Am Ende des Tages war es immer Agatha neben der er im Bett lag und die für ihn immer die schönste Frau der Welt bleiben würde.

Seine Karriere lief verflucht gut. Bereits nach seinem ersten Jahr als Quidditchprofi wurde er Teil der Nationalmannschaft und wurde somit auch außerhalb der Grenzen Englands berühmt. Die Fanpost wurde Säckeweise zu ihm geschickt und so sehr er auch versuchte sie alle persönlich zu beantworten, es gelang ihm natürlich nicht.
Fanpost der Damenwelt bearbeitete er allerdings besonders gerne, nicht für sich selbst. Einige der Briefe enthielten Bilder der Schreiberin, die er nur zu gerne seinem Bruder zeigte. In der Hoffnung unter den Damen wäre eine dabei die Rufus Ansprüchen gefallen würde. Denn Brutus wusste was er für ein unverschämtes Glück im Leben gehabt hatte und sein innerlichster Wunsch war es immer gewesen, dass sein Bruder auch ein solches Glück finden würde. Brutus wünschte sich für Rufus immer nur das Beste und alles Glück der Welt. Er selbst hatte dies in seiner Ehe mit Agatha gefunden und auch Rufus wünschte er einen Menschen an der Seite, der ihm dieses Glück geben würde. Denn egal wie sehr er auch Rufus liebte, es war nicht das gleiche wie die Liebe einer Frau. Und es würde ihn noch nicht einmal stören, wenn Rufus ihm offenbart hätte, dass es nicht Frauen sind die sein kleines Scrimgeour Herz höher schlagen ließen, sondern Herren. Brutus hat nämlich keine Vorurteile gegenüber Liebe. Sie kommt in so vielen Formen und Varianten. Wer ist er schon darüber zu urteilen, wen ein anderer Mensch liebt? War es seine Sache? Nein. Und wäre sein Bruder homosexuell so würde er jedem auf die Schnauze hauen, der es wagen würde ihn deswegen blöd anzumachen.
Er mochte erwachsener geworden sein, ein Kindskopf blieb er trotzdem über all die Jahre. Schickte Rufus aufheiternde Nachrichten auf die Arbeit. Widmete ihm seine Siege und wurde nie müde zu erwähnen, dass Rufus ja der jüngere von ihnen war. Fragen nach seiner glücklichsten Erinnerung der Vergangenheit beantwortete er stets mit: Rufus und ich als Treiber in einem Team. Sie waren ein unschlagbares Duo gewesen und Brutus musste hart arbeiten um wieder einen Kollegen zu finden, mit dem er so gut zusammen arbeiten konnte. Er fand ihn erst, als er zu den Montrose Magpies wechselte, der erfolgreichsten englischen Mannschaft.
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere veröffentlichte er die Treiberfibel und zementierte damit seinen Ruf als ausgesprochen rücksichtsloser Spieler.
Doch es waren nicht nur seine Erfolge in seiner Mannschaft, die ihn berühmt machten. Sondern auch sein Engagement. Man erwartet von Berühmtheiten wie ihm schon ein bisschen, dass sie sich für etwas einsetzen.
Und für Brutus war dies eine echte Herzensangelegenheit. Schon sehr früh in seiner Karriere spendete er viel Geld für Waisenheime, besuchte die Kinder dort regelmäßig und spielte selbstverständlich Quidditch mit ihnen. Bilder von Brutus mit Kindern waren ein gern gesehenes Motiv, doch er tat es nicht für die Presse. Bereits sein aller erster Besuch in einem der Heime hatte ihm mehr als deutlich gezeigt, wie wundervoll Kinder waren. Er genoss es sehr Zeit mit ihnen zu verbringen, mit ihnen zu spielen und sie für einen Moment glücklich zu sehen. Wie konnte man nicht strahlen, wenn einen leuchtende Kinderaugen ansahen? Sie konnten sogar den brutalo-Treiber Brutus erweichen.
Er wollte eigene Kinder haben das wusste er schon früh. Kinder mit Agatha wären die Krönung seines Lebens, wunderbarer als jeder Sieg, jeder Pokal.
Doch es würden nur Pokale sein die Einzug in das gemeinsame Haus finden würden. Nach Jahren der Kinderlosigkeit, eines unerfüllten Lebenstraumes von ihnen beiden, erfuhren sie die mehr als bittere Wahrheit. Agatha konnte keine Kinder bekommen und keine Magie der Welt würde dies ändern können.
Es war ein harter Schlag für sie beide, auch wenn Brutus genau wusste, dass es ein viel härterer für sie war. Erwartete man doch irgendwie von einer Frau, dass sie Kinder in diese Welt setzte. Auch wenn sie es nicht aufgrund der Erwartungen anderer wollten, so spürten sie doch durchaus die Blicke der Verwandtschaft. Die unausgesprochene Frage, wann es den Nachwuchs geben würde. Und manche Verwandte waren nicht besonders taktvoll und fragten es geradeheraus.
Agatha hatte ihn gebeten nichts zu sagen, doch natürlich musste er mit Rufus darüber sprechen. Er musste einfach mit jemanden sprechen dem er blind vertraute.
Über die vielen Nächte in denen er Agatha seitdem weinend irgendwo im Haus gefunden hatte, über seine eigenen Tränen und über die absolute Hilflosigkeit in der sie sich beide befanden.
Er musste Rufus erzählen, dass Agatha ihm die Scheidung angeboten hatte, damit er sich seinen sehnlichsten Wunsch würde erfüllen könnte. Wie er wütend darüber geworden war, wie sie so einen Unfug nur denken konnte. Wie sie beide geweint hatten.
Die Nachricht veränderte sie, auch wenn sie es lange nicht wahrhaben wollten. Zwei oder drei Jahre nach der Nachricht versuchte Brutus vorsichtig das Thema Adoption anzuschneiden. Er hatte durch sein soziales Engagement so viele Kinder gesehen, die ein zu Hause brauchten. Und er konnte es sich vorstellen, ein Kind in sein zu Hause aufzunehmen, es wie sein eigenes aufzuziehen. Ihm Familie und Vater zu sein. Aber Agatha konnte es nicht. Sie versuchte sich an den Gedanken zu gewöhnen, versuchte es wirklich. Und doch. Sie schaffte es nicht sich diesen Schritt vorstellen zu können. Und Brutus lernte sich damit abzufinden, dass er nie ein Vater sein würde. Aber was war die Alternative? Ein Leben ohne Agatha? Da würde er lieber eines ohne Kinder wählen. Immerhin hatte er so viel was sein Leben erfüllte und glücklich machte. Sie hörten auf über das Thema Kinder zu sprechen und außer Rufus wusste niemand wie es in Brutus aussah. Über die Jahre war er ein Profi im Umgang mit den Medien geworden.
Und eigentlich war die anfangs weiterhin gespielte Fassade des Kindskopfes, der nicht richtig erwachsen werden wollte, nur eine halbe Lüge. Denn so war er einfach immer noch. Ein großes Kind, der Spaß an einem Beruf hatte, den er nicht ewig würde ausüben können. Der Quidditchspieler, der nicht nur verflucht gut spielte, sondern auch wusste wie er die Menge unterhalten konnte. Albernheiten neben dem Platz, nackte Brutalität auf dem Platz.
Irgendwann hatte aufgehört zu zählen wie viele Unfälle er schon gehabt hatte, wie viele Spiele er blutverschmiert bestritten hatte, weil er einen Klatscher gegen die Rübe bekommen hatte. Aber aufgeben und den Platz verlassen war für ihn niemals eine Option gewesen. Den schlimmsten Unfall hatte er vor knapp 10 Jahren. Damals trafen ihn zwei Klatscher gleichzeitig und rissen ihn vom Besen. Ungebremst klatschte er auf dem Boden auf und öffnete die Augen das nächste Mal in einem Krankenhaus. Seine Uniform rot von seinem eigenen Blutgetränkt und nahezu jeder Knochen in seinem Körper gebrochen oder zertrümmert. Magie sei dank spürte er davon nichts mehr als er die Augen aufschlug. Doch es hätte auch anders ausgehen können.
Brutus war immer prädestiniert dafür Katastrophen herauf zu beschwören, da er ein beliebtes Ziel der gegnerischen Treiber darstellte.
Doch niemand erahnte welche Katastrophe sich im Hause Scrimgeour anbahnte. Am allerwenigsten Brutus selbst.
Es würden Jahre mit Katastrophen folgen, sowohl für Brutus als auch für Rufus.

Fünf Wochen hatten sie Rufus im Mungos behalten. Fünf Wochen in denen Brutus fast jeden Tag dort gewesen war, immerhin musste doch jemand sicher stellen, dass sein kleiner Bruder wieder auf die Beine kam. Es war wichtig, dass Rufus ihn sah um sich daran zu erinnern, wie ein gutaussehender Scrimgeour aussah. Nicht dass sein kleiner Bruder das noch vergessen würde so mies wie er die ersten Tage ausgesehen hatte. Obwohl er Witze machte, wussten sie beide doch genau wie groß Brutus Sorge um den kleinen Bruder war. Wann immer er im Krankenhaus gelegen hatte, war Rufus genauso da gewesen. Hatte sich um ihn gekümmert und auf ihn acht gegeben. Er musste an die vielen Male denken, wo er nach einem Spiel genau hier aufgewacht war und Rufus dagewesen war.
Damals war Brutus besorgt um Rufus. Heute ist er in ständiger Sorge um ihn. Sie sagen mittlerweile Auroren haben eine Lebenserwartung von 10 Jahren. Rufus hat dies längst überschritten, genauso wie Brutus seine Zeit als Quidditchstar. Doch sie sind beide immer noch da und wo sein Leben weit weniger gefährlich ist als das seines Bruders, ist es nun Brutus, der sich um den kleinen Bruder sorgt. Sich ein Leben ohne diesen nicht vorstellen kann. Sie sind gemeinsam auf diese Welt gekommen und eine Welt ohne Rufus wäre für ihn kein lebenswerter Ort mehr. Er macht sich sehr viel weniger Sorgen um sich selbst als um den geliebten Bruder.
Der so vieles für Brutus in einer Person vereint. Bruder, bester Freund, Spiegel seiner Seele, das Abbild dessen wie sein Leben hätte sein können, wenn er diesen Weg gewählt hätte und Rufus der Quidditchstar geworden wären. Wo viele Menschen sich ihr ganzes Leben lang fragen wie ihr Leben gelaufen wäre, wenn sie die eine oder andere Entscheidung anders getroffen hätten, musste und muss sich Brutus diese Frage niemals stellen. Ein Blick auf den Bruder reicht aus um ihm zu zeigen wie es gewesen wäre, wenn er andere Entscheidungen getroffen hätte. Und so sehr er seinen Bruder liebt und respektiert für die wichtige Arbeit die er tut, Brutus weiß dadurch, dass das Leben seines Bruders nichts für ihn gewesen wäre.

Es war ein Tag im Oktober, vor genau vier Jahren, als Rufus von der Arbeit kam und seinen Bruder vor seiner Wohnungstüre sitzen sah. Sie brauchten keine Worte, damit der andere wusste, dass etwas passiert war. Brutus Blick zeigte dem anderen genau, dass es etwas schreckliches war.
Erst nach dem 3. Glas Scotch fühlte Brutus sich in der Lage zu erzählen, wobei erzählen im ersten Moment viel zu viel gesagt war. Auf die Frage seines Bruders was passiert wäre, zog er einige Bögen Papier aus der Innentasche seines Mantels und hielt sie ihm hin.
An diese Bögen angeheftet ein Brief. Fein säuberlich geschrieben und unverkennbar die Handschrift von Agatha Scrimgeour. Ein Brief der von einer tiefen Liebe erzählte, seit sie sich im zarten Alter von 14 Jahren ineinander verliebt hatten. Davon wie sie geglaubt hatten, nichts würde sie jemals trennen. Der Brief einer Frau, die voller Liebe und Stolz an ihren Mann schrieb. Darüber, dass er immer zu ihr gestanden hatte, sie sich jeden einzelnen Tag in den letzten 30 Jahren geliebt gefühlt hatte und immer das Gefühl hatte genug zu sein. Genug für einen Mann dem die Frauenherzen zu Füßen lagen, der jede hätte haben können und der nie aufgehört hatte sie zu lieben. Niemals Zweifel an seinen Gefühlen für sie gehabt hatte, der ihr nie einen Grund gegeben hatte an seinen Gefühlen für sie zu zweifeln.
Ein Abschiedsbrief. Das Ende einer großen Liebe, die doch eigentlich für die Ewigkeit gewesen war. Der Brief war angehaftet an die Scheidungspapiere.
Sie hatte Brutus immer geliebt und sie wusste, dass er sie liebte. Dass er das hier nicht wollte, ein Leben ohne sie. Doch sie entschied sich für diesen Schritt, um ihm die Chance zu geben, sich seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen. Einen Wunsch, den sie ihm nie erfüllen konnte.
Sie war fort und zurückgeblieben war ein zerstörter Brutus. Der auf dem Sofa keine Ruhe hatte finden können, herumgetigert war, während sein kleiner Bruder den Brief gelesen hatte. Der zum stehen kam, als dieser von den Zeilen aufblickte. Der sich an die freie Wand gelehnt und an ihr heruntergerutscht war, seine Knie eng an den Körper gezogen und mit dem Kopf auf den Knien hemmungslos geschluchzt hatte.
Wie lebt man weiter, wenn man von der Frau verlassen wurde, die einem seit 30 Jahren zur Seite stand? Er kannte kein Leben ohne Agatha und er wusste nicht, wie er in einem ohne sie zurecht kommen sollte. Sie war immer für ihn dagewesen, sich um ihn gekümmert und ihn aufgefangen, wann immer er es gebraucht hatte. Genauso wie sein Bruder, der auch jetzt da war um ihn aufzufangen. Die erste Zeit vegetierte er einfach nur auf Rufus Sofa vor sich hin, auch wenn dieser ihm großzügig sein Bett zur Verfügung gestellt hatte. Immerhin würde er ja eh die meiste Zeit in seinem Büro schlafen, doch Brutus wählte die Couch für sich. Den ersten Tag lag er einfach nur da und starrte das Muster des Teppichs an. So fühlte sich also ein gebrochenes Herz an.
Auch wenn er sich irgendwann aufraffen konnte, weitermachen konnte, brauchte er seinem Bruder am wenigsten etwas vorzuspielen. Sein Leben würde nicht mehr das gleiche sein.
Dennoch fing sich Brutus irgendwann wieder, klar, er hängt immer noch seiner großen Liebe hinterher. Und als er seine Karriere als Quidditchspieler an den Nagel hin – immerhin wird auch er nicht jünger – da musste auch er sich die Frage stellen: Was jetzt?
Jemand wie er, der sein ganzes Leben immer irgendetwas getan hatte, dem fiel es schwer plötzlich nichts mehr zu tun zu haben. Als in Hogwarts eine Stelle als Fluglehrer frei wurde, da überlegte er nicht lange und bewarb sich um selbige. Er glaubte zwar nicht daran, dass man ihn nehmen würde und war umso überraschter als er die Zusage schließlich bekam. Inklusive der Anfrage ob er nicht auch Trainer der Quidditchteams werden wolle. Gezögert hat er keinen Moment.
Einige mochten die Nase gerümpft haben, immerhin würde doch der ehemalige Gryffindor dieses Team bevorzugen. Doch er belehrte sie eines besseren. Klar, er war ein Gryffindor, klar, sein Herz schlug für dieses Haus. Doch noch mehr schlug sein Herz für Quidditch.
Und so hört man heute sowohl beim Training als auch bei Spielen nie den Ausruf: „Los Gryffindor, holt euch den Pokal.“ Stattdessen hört man seinen ewiges Mantra: „Mach den Sucher platt.“ Und niemand weiß für welches Team der Ruf bestimmt war. Gejubelt wird für jedes Tor, für jeden Sieg. Egal für welches Haus.
Neutralität.
Eine der Dinge, die er früher nie gekonnt hat und mit der er heute unter Beweis stellen kann: Auch ein aggressiver Quidditchstar kann erwachsen werden.