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Alexander Abbott - Druckversion

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Alexander Abbott - Alexander Abbott - 31.10.2023

~* Make happiness a habit. *~
Perfektion. Die Tischdecke war ausgebreitet, das kleine Blumensträußchen samt Vase in der Mitte platziert, das Besteck für Herrn von und zu Perseus war aufgelegt, samt zum Schwan vorgefalteter Serviette. Alexander und Abbadon hatten an alles gedacht und noch mehr! Ha, wäre ja gelacht, wenn man ihn nicht vom guten Essen überzeugt bekam und hey, man war sich ja auch nicht zu dumm für eine lustige gemeinsame Aktivität. Gwydion war für die musikalische Untermalung des Ambientes engagiert und Klein-Lio, als Maskottchen von der Partie. Jetzt hätte man erwarten können, dass sie in einem High-Class Restaurant saßen, wo Mister Perseus glücklich und zufrieden dinieren konnte, aber nein, sie saßen im erstbesten Fast Food Ding und hatten sich diesen Spaß erlaubt. Sie waren sich ja für keinen Scheiß zu schade. Perseus zum Tisch führen, eine leichte Verbeugung mit breitestem Grinsen inklusive. Wie schlau das war, dass man das Ego des hier und da aufgeplusterten Pfaus noch fütterte? Fraglich, aber es war scheißegal. Er war ein Hartarbeiter und konnte sich die Arroganz leisten.
Davon abgesehen, wer ihn besser kannte, wusste, dass er das Herz am richtigen Fleck hatte und sich wie jeder andere von ihnen den Arsch aufriss, wenn es um die Freunde ging. Abb und er würden sich dann auch abwechseln, damit Gwyd was zu essen bekam. Perfektion und nicht weniger erwartete Perseus, der schon bei Popcorn gefühlt die Augenbraue in den Himmel hob. Finger zum Essen benutzen? Hach, er verpasste einfach die schönsten Sachen im Leben. Erst wenn die Finger samt Nuggets von der Soße trieften, hatte man alles richtig gemacht. Das anständige Leben sparte man sich für Besuche oder schlichtweg die üblich verdächtigen Reinblüter-Festlichkeiten/Veranstaltungen. Wenigstens schien Lio keinesfalls abgeneigt und so trällerte die Musik im Hintergrund, die Nuggets samt Pommes wurden vom Karton auf den Teller verfrachtet. Die verwirrten Blicke interessierten sowieso nicht und viel mehr hatte man den Spaß seines Lebens. Hier ein Lachen, dort Anekdoten aus der Schulzeit. Es war herrlich. Alexander war bei dem Anblick durch und durch glücklich.
Wie könnte er auch nicht? Er hatte die besten Freunde auf einem Haufen, und gemeinsam versuchte man Perseus davon zu überzeugen, dass Fast Food seine Daseinsberechtigung hatte. Möglicherweise schossen sie minimal über das Ziel hinaus, und wie viel vom Fast Food Gefühl übrig blieb, blieb dahingestellt. Es war einfach so egal, solange sie etwas zusammen unternehmen. Lio wurde durch die Haare gewuschelt und während man Abb so richtig auf die Finger schlug, als er die Finger nach den Käsesticks ausstreckte, übergab man Lio höchst feierlich eines zum Probieren. Gwyd! Ha. Der durfte nicht vergessen werden und schon ging man ins Pommes und Nuggets füttern über, während er fröhlich vor sich hindudelte, damit Perseus auch bitte das noble Ambiente nicht missen musste. Und plötzlich war alles hell, dann schwarz, dann … hä?
Buäh. Sonne im Gesicht. Da waren warme Strahlen, die ihn weckten. Hatte er den Rollladen nicht runtergemacht? Welcher Rollladen? Er hatte das Gefühl noch den Geschmack von Nuggets auf der Zunge zu haben und einen Bärenhunger. Der Magen knurrte laut genug, dass auf dem Bett gegenüber scheinbar auch Bewegung ins Spiel kam. „Frühstück?“ … Frühstück. Natürlich wurde erzählt, was er geträumt hatte. Das schallende Gelächter, als klargemacht wurde, dass er immer vom Futtern träumte, hatte er verdient. Alexander Abbott war eben verfressen, was konnte er dafür? Das Essen seiner Grandma war der helle Wahnsinn und sein Onkel mit dem Tropfenden Kessel hatte auch ein Händchen dafür. Das Kissen flog trotzdem aus Prinzip und traf den Idioten, der sich auf seinem Bett kringelte. Wie schnell man wach werden konnte... wie schnell der tolle Traum langsam verfliegen wollte. Aber es klang doch witzig? Perseus im Mäcces. Das wäre einer dieser Tage, die man sich rot im Kalender anstreichen könnte...

~* Always make a total effort, even when the odds are against you. *~

Üben, üben, üben. Das war ein Mantra und Alex hatte bis heute nicht aufgegeben, dass doch noch etwas mehr als irgendwelche Fürze an Magie seinen Zauberstab verließen. Problematisch war, dass er beim nächsten Versuch einen Protego zu wirken, ein Knacken hörte. Er war frustriert, er war irgendwo auch wütend, er wusste das und ja, seine Mutter hatte ihn heute mehr als einmal ermahnen müssen, dass er ruhiger werden musste und dieser Zauber mit Präzision glänzte und nicht brachialer Energie oder Gewalt. Es knackte und er war nicht der Einzige, der das hörte und danach Zeuge dessen wurde, dass ein Zauberstab in einer merkwürdig abstrakten Form sein Ableben zelebrierte. Ein Knick und … er brach, sodass die eine Hälfte zu Boden fiel. Verständnislos und neben sich sah er auf den Boden, dann zu seiner Mutter. Schock. Er sah Schock und … einen Blick, der keinesfalls Verständnis präsentierte. Kein Verständnis, kein 'Hallo Sohn, hast du dir weh getan', nein da war nur das Realisieren, dass das Erbstück von Großväterchen Abbott zerbrochen war. „Alex...“ Immerhin nicht sein voller Name, mit tödlicher Drohung? Er konnte sich nicht freuen, denn er war die nächsten Stunden eher damit beschäftigt, sich mit Händen und Füßen gegen die Vorwürfe zu wehren, dass er diesen absichtlich zerstört hatte. Hatte er nicht! Okay, ja, vielleicht war er nicht nett zu seinem Zauberstab gewesen, hatte geflucht wie ein Rohrspatz und schlimmer, aber er hatte ihn auch geliebt, immerhin hatte er Uropa Abbott sogar noch kennenlernen dürfen. Die Erinnerung mochte schwammig sein, aber die warme Hand auf dem Kopf war es nicht. Scheiße. Oh, das Wort hätte er nicht laut aussprechen dürfen, denn da brach tatsächlich der Sturm los und selbst Vater und Bruder gingen in Deckung, denn nein, solche Worte hatte man nicht in den Mund zu nehmen.

Alex liebte seine Mutter. Er liebte jeden in seiner Familie. Er würde wohl alles für diese tun und noch mehr. Doch die Momente, wenn die Welt wie jetzt in Eiszeit unterging, waren nicht schön. Er hatte nichts gemacht. Er hatte es geschworen. Er flüsterte es immer wieder, zusammen mit Entschuldigungen. Abb hätte ihm geglaubt, sofort... und ohne es zu hinterfragen. Zayah hätte ihm geglaubt. Gwyd!! Sogar Perce... alle anderen hätten ihm geglaubt und gewusst, dass er niemals etwas kaputt machen würde, dass der Familie gehörte, nicht im Spaß, nicht im Unsinn, nicht aus Versehen. Er mochte abenteuerlustig sein, manchmal etwas größenwahnsinnig und ja, vielleicht mochte er den Nervenkitzel, aber das... das hatte auch ihm weh getan. Und er wusste, dass seine Mutter das vermutlich auch wusste? Oder? Der Kopf hing, der Blick war auf den Boden gerichtet und das Klingeln der Glocke zu Mr. Ollivanders Laden erklang. Ob er Gwyd zu Gesicht bekam? Vorsichtig wurde hochgesehen, aber der Klassenkamerad schien nicht da. Schade. Irgendwie hätte er gerne ein freundliches Gesicht gesehen und wäre gerne der Eiswolke entkommen, auch wenn er wusste, dass seine Mutter sich bald beruhigen würde, schön war schlichtweg ein anderes Gefühl. Obwohl er sagen musste, dass sich langsam ein vorfreudiges Kribbeln ausbreitete. Er hatte so viele Geschichten gehört. Das erste Mal mit dem eigenen Zauberstab, dieses kleine Wunder und der Wow-Effekt. Mr. Ollivander jedenfalls hatte ein freundliches Lächeln und seine Eltern schienen mit jedem Wort, das sie mit diesem wechselten, auch wieder versöhnlicher gestimmt zu sein. Letztlich... hielt er nach einigen teils Haare sträubenden Versuchen den Richtigen in der Hand. Wärme flutete die Fingerspitzen und ein kleines Feuerwerk begann sich an der Spitze zu zeigen, so ein wenig glich es einer Wunderkerze und brachte ein Grinsen auf sein Gesicht. Und hey, kaum sah er mit leuchtenden Augen zu seinen Eltern, war auch dort wieder das sanfte Strahlen zu sehen, das er die letzten Stunden vermisst hatte. Er meinte sogar so etwas wie Stolz darin zu sehen. Ein unbeschreibliches Gefühl, so ein wenig erinnerte es ihn an Zuhause, aber irgendwie auch die Abenteuer. Der Laden war ein wenig durcheinander, aber er hatte einen Partner und diesmal fühlte jener sich perfekt an.

~* I felt like I had died too, and they just forgot to bury me. *~

Blut. Schwärze. Dunkelheit. Ein tiefer Fall. Er hatte gefleht, hatte gebetet, hatte mit allen Mitteln versucht ihr Leben zu retten. Zu spät. Sie lächelte. Ihr Lächeln. Sie hatte immer gelächelt, hatte so viel Lebensfreude ausgestrahlt und fast noch mehr Abenteuerlust verspürt als er und das sollte etwas heißen. Gelächelt, als die Hand abrutschte, gelächelt, als sie ihm sagte, dass alles gut werden würde. Nichts war gut. Gar nichts. Sie war tot. Sequenzen. Bilder. Ein Film. Er hatte geschrien, gejammert, geweint, er hatte darum gefleht, dass er tauschen konnte. Nicht sie. Nicht seine kleine Schwester, nicht dieser Engel in Person, nicht Holly. Er hatte sie gegen Ende gefunden, dann als sie alles und nichts erreicht hatten. Er hätte sie früher finden müssen, vielleicht hätte er sie retten können. Sie, die keiner Seele ein Haar krümmen konnte, sie, die Vegetarierin gewesen war, sie, die ihr Leben in den Dienst der Menschen gestellt hatte. Seine Schwester Holly war in seinen Armen gestorben und ihm ein letztes Mal gegen die Stirn geschnippt, wie sie es immer getan hatte.
So war das Leben. Und in all dem hatte sie sich versichert, dass er zuerst alles getan hatte, um andere zu retten, hatte nach einer Frau gefragt, die er, kurz bevor er ihrer wirklich gewahr geworden war, einem Kollegen übergeben hatte – für die Verhältnisse gesund und munter. Er hatte sie zu spät gefunden. Die leise Stimme mit dem Lächeln darin, die ihn fragte, ob er schwere Verletzungen hatte. Nein. Kratzer, ein paar Verbrennungen, ganz im Gegenteil zu ihr. Offene Wunden und der feine Blutfaden, der sich aus ihren Lippen arbeitete, zeugte von den inneren Verletzungen. Holly hatte etwas erzählt und er hatte es nicht mehr wirklich wahrgenommen. Der HIT-Wizard hatte verzweifelt versucht, ihre Blutungen zu stoppen. Zu spät. Viel zu spät. Alex hatte sie im Arm gehalten. Zerstörung um ihn herum. Ein Anschlag. Portsmouth. Zwei ganze Straßen waren in Schutt und Asche gelegt und hier hatte sie gelegen und eine Frau ganz ihrer Persönlichkeit und ihrem gewählten Beruf würdig beruhigt und sicher gehalten. Tränen waren ihm über die Wangen gerollt, unzählige Schluchzer hatten seine Lippen verlassen. Er wusste, worauf er sich einließ. Er hatte gedacht zu wissen, was er seinen Eltern und seiner Familie zumutete, wenn ihm etwas passierte und am Ende hatte er nichts gewusst.
Sie waren im Krieg und er verlor nicht das erste Mal jemanden, aber das hier, das war anders. Eine absurde und niederhöllische Kälte erfüllte ihn. Er ließ nicht los. Er konnte nicht. Er drückte sie an sich und wusste nicht, was er tun sollte. Die Dunkelheit hatte ihn verschlungen. Es war abstrakt. Die Berührung an der Schulter und er klammerte sich nur noch mehr an den Körper seiner Schwester und schüttelte den Kopf. Er konnte und wollte nicht. Stimmen. Vertraut. Warm. Sehr vertraut. Stimmen, denen er seinen Rücken ohne mit der Wimper zu zucken anvertraute, Stimmen, die Sicherheit auslösen sollten und denen er nicht lauschen wollte. Ein Rauschen, während das Blut durch die Ohren rauschte und das Herz im Brustkorb randalierte. Alex könnte nicht sagen, wie sie es schafften, ihn dann doch zu trennen. Die nächste Erinnerung flackerte mit den weißen Gängen vor seinen Augen. Der Stuhl und wie er plötzlich von den zierlichen Armen seiner Mutter umschlossen wurde. Schwärze und Dunkelheit. Es gab keinen Trost...