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Amelia Bagshot - Druckversion

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Amelia Bagshot - Amelia Bagshot - 18.11.2023

The whole point of taking pictures is so that you don’t have to explain things with words.

Amelia gähnte einmal und einige Augenblicke später ein zweites Mal, ihre Beine fühlten sich immer mal wieder taub an, daher bewegte sie leicht ihre Füße um die Durchblutung nicht ganz zu unterbinden. Wie lange lag sie bereits hier auf der Wiese den Hügel hinter ihrem Familienhaus hoch? Das Mädchen wusste es nicht, aber welche Zehnjährige interessierte sich auch für Uhrzeiten, vor allem wenn es irgendwo nach Mitternacht und vor Sonnenaufgang war? Alles woran Amelia gestern Abend noch gedacht hatte, sie wollte mit dieser neuen Muggelkamera den Vergleich zu ihrer magischen Kamera machen. Ein ähnliches Bild machen wie mit ihrer eigentlichen Kamera, außer eben, dass sich das Bild anschließend nicht bewegen würde. Etwas, dass Lia faszinierte. Wieso schossen Muggel Bilder und versuchten Erinnerungen und Momente festzuhalten, wenn diese sich nicht bewegten? Es erschien ihr so viel komplizierter mit einem sich nicht bewegenden Bild den Moment wirklich einfangen zu können und die Gefühle dahinter sichtbar zu machen. Und genau deswegen wollte sie dieses Testbild haben. Als sie ihre erste Kamera bekommen hatte, hatte sie ihrem Vater lange genug in den Ohren gelegen, dass sie vor Sonnenaufgang mit ihm hierher durfte um ein Bild vom Sonnenaufgang machen zu können. Und jetzt… lag sie alleine auf der Wiese, ganz vielleicht hatte sie keine Decke mitgenommen und lag im herbstlich sehr kalten Gras, ohne Wärmezauber natürlich, da sie noch nicht Hogwarts besuchte und war sich auch im Klaren darüber, dass ihre Mutter in ein paar Stunden eine Predigt ihres Lebens von sich geben würde. Zurecht. War sich Lia auch bewusst, sie hatte an die Decke einfach nicht gedacht. Also doch… als sie sich hier hingelegt hatte vor ein paar Stunden, da war es wieder eingefallen… Wenigstens hatte sie an warme Kleidung gedacht, wobei ihre Finger keinerlei Handschuhe oder ähnliches schmückte, immerhin wollte sie den Auslöser auf Anhieb betätigen können und bis dahin hatte sie ihre Finger in den Schutz ihrer wärmenden Jacke gezogen.
Warten. Etwas, das sie gelernt hatte. Geduld und Ruhe benötigte man für die perfekten Fotos und sie hatte bereits mit Pixie die ersten Versuche mit der Muggelkamera getestet und würde sie vermutlich auch in den nächsten Tagen mehrfach als Übungsobjekt anfragen. Portraits, etwas an, dass sie sich auch nur dank ihrer Cousine wagte, immerhin waren Personen so viel schwieriger ins rechte Licht zu setzen… eine falsche Sekunde, ein Augenblinzeln und der perfekte Moment kam vielleicht nie wieder. Bei einer Landschaft oder einem See war dies deutlich einfacher, da hatte man mehr Zeit um den perfekten Winkel zu finden.

The question is not what you look at, but what you see.

Hogwarts. Wie sehr hatte sie sich auf diese Schule gefreut? Wie viel Angst gehabt im „falschen“ Haus zu landen und nicht mit James in einem Gemeinschaftsraum sitzen zu können? Wie viel Panik, dass sie keine neuen Freunde finden würde? Die Antwort auf alle drei Fragen lautete zu viel. Viel zu viel von allem, aber sie hatte keine Ahnung gehabt, dass sich jemand auf ihren Nachnamen versteifen könnte. Oder gar auf ihre Verwandtschaft über zig Ecken mit Gellert Grindelwald… ja herzlichen Glückwunsch sie war mit ihm verwandt, vor gefühlten zig Enden, keiner ihrer Familienmitglieder hatte überhaupt noch Kontakt zu diesem Familienstrang und sie hatte sich die Verwandtschaft auch nicht ausgesucht. Das interessierte aber manche Mitschüler nicht, die zwar Bagshot mit ihrer Urgroßmutter in Verbindung brachten, aber auch direkt damit um die Ecke kamen, wann sie denn vorhatte die Weltherrschaft an sich zu reißen. Beim ersten Mal hatte sie noch entgeistert und total verwirrt den Kopf geschüttelt und gefühlt zwanzig Mal beteuert, dass sie so etwas niemals vorhatte und sich dafür entschuldigen wollen, dass sie mit den Grindelwalds verwandt war, was surreal genug war… Mittlerweile hatte sie diese Frage zu häufig gehört, ob das noch alles Spaß war oder doch bitterer Ernst… konnte Lia nicht einschätzen, aber nach ein paar Schuljahren reagierte sie auf diese Frage… anders. „Heute leider nicht mehr, ich muss mir noch meine Fingernägel lackieren, aber ich schaue kurz in meinen Terminkalender wann es passt, vielleicht nächste Woche? Oder wäre Dir übernächste Woche lieber?“ Wenn man davon absah, dass Amelia nie ihre Fingernägel lackierte… gepflegt ja, aber nie mit irgendwelchen Farben, die möglicherweise die Pflanzenwelt angreifen könnte. Sie war es gewohnt, dass man sie nach ihrer Urgroßmutter fragte, nach einem Autogramm, ob es wirklich ihre Urgroßmutter war, die Geschichte der Zauberei geschrieben hatte, ja war es tatsächlich und solche Fragen… aber doch nicht ob… ausgerechnet sie die Weltherrschaft haben wollte. Nein. Wollte sie nicht. Auch morgen nicht. Und vermutlich auch nächste Woche nicht oder irgendwann. Aber es zeigte ihr ein weiteres Mal auf, dass in dieser Welt nicht alles so einfach war, wie es manchmal schien und sie zwar mit Reinblütern befreundet sein konnte, wenn sie denn eben geduldet wurde, aber es gewisse… Vorbehalte gab. Halbblut, Reinblut, Muggelstämmig, was daran änderte etwas an dem Menschen, der man war? Es waren diese Momente, an denen sie sich einfach nur ans Meer wünschte, es war ihr sogar egal welches, Hauptsache irgendeins. Ruhe, die Meerluft, der Geruch von Meerwasser und am besten noch eine ihrer Kameras dabei, dann wäre es alles einfacher. War es aber nicht und so musste ein Fensterplatz im Gemeinschaftsraum herhalten um den Kopf wieder auf andere Gedanken zu bringen, wahlweise ein schönes Buch oder sie hoffte darauf einen ihrer Freunde oder Freundinnen unterwegs anzutreffen.

To understand another person, you must swim in the same waters that drowned them.

Amelia hatte sich mit einem Buch in eine ihrer Lieblingsecken zurückgezogen, einem der Fenster im Gemeinschaftsraum und saß dort auf dem Fensterbrett, lehnte leicht gegen den Fensterrahmen und sah den Regentropfen beim Fallen zu. Ihr aktuelles Buch ruhte auf der Decke liegend in ihrem Schoß, würde gleich wieder aufgeschlagen werden und die aktuelle Geschichte weitergesponnen werden. So zumindest war der vorübergehende Plan. Bis die Tür zum Gemeinschaftsraum geöffnet wurde und halb angeführt von James und Sirius die vier Rumtreiber den Gemeinschaftsraum betraten. Remus und Peter folgten ihnen, wenn auch etwas verhalten wirkender? Was die wohl wieder angestellt hatten oder möglicherweise ausheckten? Amelia wusste es nicht, aber die Streiche waren teils lustig und sorgten für ein bisschen Unterhaltung und sogar dem ein oder anderen Lacher und so lange keiner zu Schaden kam… Kindisch war es allemal, aber sie würden früh genug erwachsen werden müssen. Was sie an der Konstellation eher verwunderte… wie passten Remus und Peter zu James und Sirius? Es war klar, dass James und Sirius die beiden treibenden Kräfte des Quartetts waren, Remus passte sicherlich auf, dass da nicht mehr schief ging oder versuchte es abzuschwächen… aber Peter? Dem hätte sie solche Streiche eher weniger zugetraut, er war doch eher zurückhaltender und freundlicher unterwegs, als manchmal… die beiden Hauptübeltäter. Wieso sie so etwas wusste? Weil sie die Rumtreiber manchmal beobachtete, immerhin war sie mit einigen befreundet und… das leise Stimmchen in ihrem Kopf lachte leise, weil es einen deutlich wichtigeren Grund gab, ein Grund den sie nicht mal ihrem Tagebuch anvertraut hatte, sollte dieses Buch jemals Beine bekommen… unvorstellbar! Der Grund war Teil der Rumtreiber, der stille Mitwisser der kleinen Gruppe und auch wenn sie sich immer gefragt hatte, wie man James oder Sirius anschmachten konnte, einfach nur für ihr Auftreten… so hatte sie so langsam eine Ahnung, das leichte Kribbeln im Bauch, ein weiterer flüchtiger Blick und wie oft sie unbewusst oder eher durchaus bewusst nach einem bestimmten jungen Mann suchte. Lily würde sie für bescheuert erklären. Oder mit ihr darüber fachsimpeln, dass Peter zumindest nicht jede Regel brach, er nicht der größte Idiot auf diesem Planeten war, laut Lily war das James und nur weil man stiller oder ruhiger war… gab es da mehr zu sehen. Er musste nicht alle Blicke auf sich ziehen, er zog ihren auf sich, dass reichte ihr vollkommen aus.