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Eldar Narko - Eldar Narko - 18.01.2024

Die Kälte war ihnen längst tief in die Knochen gekrochen. Viel zu lange harrten sie schon in der Kälte und Dunkelheit aus. Es war nicht mehr die Art von Kälte, die man mit einem heißen Tee vertreiben konnte. Nein, es war diese unangenehme Kälte, die alles durchdrang und die tief wanderte. Es würde noch Tage dauern, bis man sich wirklich wieder warm fühlte. Aber es musste sein, sie konnten hier nicht weg. Immerhin waren sie den Spuren seit Tagen gefolgt und Eldar war nicht bereit jetzt aufzugeben. Umkehren war genauso wenig eine Option, wie ein wärmendes Feuer zu entzünden. Er würde ihnen nicht verraten wollen, dass ihr Lager längst entdeckt worden war. Sie mussten zuschlagen, bald. Die nächste Nacht wäre Vollmond und seine Gefährten würden sich garantiert nicht dazu bringen lassen, ein waghalsiges Manöver in genau dieser Nacht auszuführen. Werwölfe bei Vollmond jagen, es kam einem Selbstmordkommando gleich.
Eldars Blick blieb auf das Lager im Tal gerichtet, gut versteckt in der winterlichen Umgebung und gut genug getarnt. Er wollte sie fangen. Alle die dort unten hockten und sich in Sicherheit glaubten. Eine Sicherheit, die auch Eldar einmal gekannt und genossen hat. Es war keine ferne Erinnerung, keine Geschichte die langsam zu verblassen begann. Am Anfang diesen Jahres hatte er sie alle noch bei sich gehabt.
Seine Familie. Seine über alles geliebte Familie.
Vor vielen Jahren waren sie zu 7. gewesen. 7 Menschen auf dem großen Anwesen, tief versteckt in den finnischen Wäldern. 7 Menschen, die eine Familie gewesen waren. Großeltern, seine Eltern, sein Bruder und seine Zwillingsschwester. Und dann waren sie gewachsen. Errst kam die Frau seines Bruders auf ihren Hof und kurz nach ihr die Kinder seines Bruders.
Unmittelbar bevor Eldar sein eigenes Glück gefunden hatte. Das Glück in Form seiner Frau. Marlu Ihr Name kam nicht über seine Lippen, obwohl er darauf lag. Nur darauf wartete endlich wieder ausgesprochen zu werden. Sie hatte sein Herz erobert und es hatte ihr gehört. Immer. Vom ersten Augenblick an. Marlu, die Liebe seines Lebens, sein größtes Glück, die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte. Zumindest für ihn war sie das gewesen. Schöner als jeder Sonnenauf- oder untergang. Nichts hatte sein Herz mit so viel Liebe füllen können, wie sie es getan hatte. Bis zu dem Tag, als Eldar lernen musste, dass sein Herz noch sehr viel mehr Liebe zu einem Menschen empfinden konnte, als zu seiner Frau. Als er zum ersten Mal seinen Sohn in den Armen hielt, da wusste Eldar wie viel Liebe ein Herz empfinden kann. Die Liebe eines Vaters zum eigenen Kind. Unendlich groß. Unendlich kostbar. Und er spürte es erneut, als er nur ein Jahr später seine Tochter in den Armen hielt. Seine Prinzessin.
Seine Frau und seine Kinder, sie waren alles, was Eldar brauchte. Er hätte für sie geopfert. Alles was er besaß und auch sich selbst. Aber nie hatte ihn jemand nach diesem Opfer gefragt, nie hatte er sein eigenes Leben anbieten können, um ihres zu retten. Sie waren ihm genommen worden. Grausam, brutal und kaltherzig.
Zu spät. Er war zu spät gekommen um sie zu retten. Im entscheidenen Moment war er nicht dagewesen um sie zu retten. Die Spuren hatten daraufhin gedeutete, dass sie alles getan hatten um sich selbst zu verteidigen. Niemand hatte sich den Bestien kampflos ergeben, sie hatten leben wollen. Und sie hätten es verdient. Ganz bestimmt hatten sie es nicht verdient im eigenen zu Hause zu sterben. Hingerichtet. Ermordet.
Es brannte noch immer in Eldar. Der Schmerz, der Hass, die Wut und der Durst nach Rache. Aber vor allem der Schmerz und ewig die Erinnerung, an die Spuren unter dem Bett seines Sohnes. Er hatte sich dort versteckt, mit seiner Schwester. Sie hätten sicher sein sollen, in ihrem zu Hause. Und sie waren es immer gewesen. Bis zu dieser einen Nacht. Sie hatten ihr Leben verloren. Und es war jemand zurückgeblieben, der seitdem an jedem Tag gehofft hatte, ihre Mörder zu finden. Es war alles, das Einzige, was seinem Leben noch einen Sinn gab. Wie es danach weitergehen würde? Er wusste es nicht. Doch er fürchtete sich davor, irgendwann eine Antwort auf diese Frage zu bekommen.

Mürrisch ruhte sein Blick auf den Akten und er spürte den Blick seiner jungen Kollegin, die ihn beobachtete. Jeden seiner Schritte mit den Augen verfolgte und sich wahrscheinlich fragte, ob ihre Arbeit zu seiner Zufriedenheit erledigt worden war. Waren es genug Spuren die sie gefunden hatte? War er zufrieden? Würde er sie gleich anbellen? Er hob den Blick und traf den ihren, sah die Angst und die Sorge darin. Die Suche nach Bestätigung und danach, dass ihr Vorgesetzter zufrieden war. Sie war jung, so jung. Frisch aus der Schule raus. Erst ein paar Wochen hier und voller Unsicherheit. Der mürrische Ausdruck verschwand für einen Augenblick und wurde durch ein leichtes Lächeln abgelöst. "Gut gemacht." Zwei Worte, die die Augen eines jungen Menschen zum strahlen brachten und die Angst daraus vertrieb.
Er war nicht immer so gewesen. Der strenge, manchmal mürrische und stets verbissene Werwolfjäger. In einem anderen Leben, vor vielen Jahren, da war Eldar ein anderer Mensch gewesen. Ein freundlicher, ein hilfsbereiter und gütiger Mann war er gewesen. Der Grund warum seine Frau sich in ihn verliebt hatte. Nur zu gerne hatte sie ihn den sanften Riesen genannt. Seine Körpergröße, seine Ausstrahlung, sie waren dazu gemacht andere auf den ersten Blick einzuschüchtern. Doch dahinter hatte nie ein böser mensch geschlummert, sondern ein glücklicher, zufriedener und in sich ruhender Mann war er gewesen. Es hatte kaum etwas geben können, was Eldar aus der Ruhe hatte bringen können. Er ruhte zu sehr in sich selbst, als sich durch Katastrophen aus der Ruhe bringen zu lassen. Man würde Lösungen finden, wir jedes Problem. Ein Mann, der klar und deutlich zu sich selbst und seinen Gefühlen stehen konnte. Der trotz des Lebens in den tiefen Wäldern einen Platz in der magischen Welt Finnlands hatte. Freunde, sie alle hatten so viele davon gehabt und am Tag seiner Hochzeit waren sie alle gekommen. Die Ruhe der finnischen Wälderr war für diesen Anlass vorbei, Lachen, Gesang und Musik erfüllt den Hof, die Werkstatt, den Wald. Ihr zu Hause. Leben. Alles sprühte vor Leben. So wie jeden Tag.
Die Narkos waren eine Familie, in der Liebe vorherrschte. Eltern, die ihre Kinder liebten und an ihrer Seite standen.
In seinem Vater hatte Eldar seinen besten Freund schon vor Jahren gefunden und viele überraschte es, wenn sie die beiden Männer nebeneinander sahen. Wie ein Ei dem anderen glichen sie sich. Vater und Sohn, die sich äußerlich und innerlich so ähnlich waren. Und trotz der vielen Menschen um sie herum, hatte Eldar an diesem Tag nur Augen für seine Frau. Seine Königin, seine Zukunft. Die Liebe seines Lebens und sein größtes Glück. Sie waren sich in Durmstrang begegnet, waren Freunde und schließlich mehr geworden. Die Frau mit dem blonden Haar und dem zarten Wesen, passte so sehr zu dem Mann mit der zarten Seele, der so sehr in sich selbst ruhte, dass er um die Empfindsamkeit seiner selbst wusste. Der wusste, dass er sie liebte. Sie allein und niemals eine andere.
Er hatte an diesem Tag gehofft, dass sie für immer an seiner Seite bleiben würde. Sein Leben, sein Schicksal und alle weltlichen Güter mit ihm teilen würde. An diesem Tag versprach er, sie zu lieben, sie zu achten und zu ehren. Und in all ihren gemeinsamen Jahren machte er dieses Versprechen jeden Tag aufs neue wahr. Sie war geliebt worden. Jeden einzelnen Tag ihres Lebens. Und weit darüber hinaus.
Niemals hätte er geglaubt, dass ein Herz noch mehr fühlen konnte, als all die Gefühle, die er für sie empfand. Doch dann machte sie ihn zu einem Vater und Eldar wusste, wie sehr ein Herz wirklich lieben kann.
Und er würde lernen, wie sehr ein Herz schmerzen und bluten kann. Wie viel Leid es ertragen kann und in wie viele Teile es auch zersplittern kann. Und doch war er noch da. Er war immer noch hier.
Vor Jahren erfüllt von der tiefen Liebe zu seiner Familie. Heute zusammengehalten von einem endlosen Hass und einem Schatten, von dem Mann, der er einmal gewesen war. Was hatte es ihm gebracht liebevoll zu sein? Was hatte es ihm gebracht für andere da zu sein? Nichts. Es hatte ihm gar nichts gebracht und stattdessen alles genommen. Er hatte seine Lektion gelernt. Auf die harte Art und Weise.
Nie würde es sein wie es war. Nie wieder gut. Und so erstarb das freundliche Lächeln, bevor er sich wieder den Akten widmete. Er konnte freundlich sein, er konnte lachen und scherzen. Es ging immer noch. Nur um sich am Ende des Tages in seiner Hütte im Wald ins ein Bett zu legen um die Wände und die Decke anzustarren. Er würde es nie wieder vergessen können. Die Spuren unter dem Bett seines Sohnes, der bis zum Ende seine Schwester versucht hatte zu beschützen. Er würde nie vergessen können, wie sie da lag in den Armen ihres Bruders und wie sie ein letztes Mal ihren Vater ansah. Der seine Tochter hielt als sie ihn für immer verließ und der weinte, wie niemals zuvor in seinem Leben und der heute noch in vielen Nächten weint wie in dieser einen.
Sie hätten sicher sein sollen und er hätte sie beschützen müssen.