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Merton Graves - Druckversion

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Merton Graves - Merton Graves - 06.04.2024

Meine Kindheit war wohl eine recht durchschnittliche Kindheit. Es gibt kaum Spannendes zu erzählen. Ich wuchs in einem kleinen englischen Ort auf. Der Vater Buchhändler, die Mutter Kassiererin. Beide sehr eingebunden in das Städchen, in dem wir wohnten und sie noch immer wohnen. Meine Mutter in der Muggel- sowie der Zaubererwelt zuhause. Und so fiel es mir leicht ebenso zwischen diesen Welten zu balancieren. Ich lernte, dass es Dinge gab, die meine Großeltern mütterlicherseits wissen durften, die väterlicherseits aber nicht. Dass ich mich mit manchen Nachbarskindern über Kobolde und Schokofroschkarten austauschen durfte, mit anderen aber nicht. Nicht immer leicht für ein kleines Mädchen, doch kleinen Mädchen wird wohl auch einmal schulterzuckend verziehen, wenn sie den Muggelnachbarn ein bisschen zu ambitioniert von dem Gnom erzählten, den sie letzens in ihrem Garten gesehen hatte.
Meine Kindheit war geprägt davon, dass meine Eltern viel arbeiten waren, um genug Geld zu verdienen für unser Leben und die Hypothek des Hauses. Ich war oft bei den einen oder den anderen Großeltern abgestellt worden und das war in Ordnung. Meine Großeltern waren in Ordnung. Ich war ein ruhiges Mädchen, immer schon gewesen, nichtsdestotrotz ein fröhliches Mädchen. Ich war den halben Tag draußen auf der Straße, im umliegenden Wald, mit Freund:innen oder allein. Am wenigsten gern war ich wohl zuhause, wenn meine Eltern zuhause waren. Eltern, die lange kein Kind bekommen hatten. Eltern, die sich immer einen Sohn gewünscht hatten. Und dann, als meine Mutter endlich schwanger geworden war - tadaa, bin ich es nur geworden. Nur eine Tochter. Sorry... Also gab man mir - beinahe aus trotz - den Namen, den man sich schon so lange für den Sohn, den man verdient gehabt hätte, auserkoren hatte. Also wurde ich am Wochenende mit auf den Bolzplatz genommen, als ich noch ein Kind war, und war mit Dad angeln, als ich älter wurde. Und ich spürte wohl mein Leben lang, dass ich nur die Tochter war...

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Hogwarts änderte alles. Hogwarts war wie ein Befreiungsschlag. Endlich raus aus meinem Heimatort, endlich weg von den immer gleichen Leuten, Meinungen, Stammtischparolen. Raus aus der Tristesse meines Alltags. Hinein in ein einziges Abenteuer. Das Schloss faszinierte mich. All die Türen, Gänge, Treppen - wie oft ich mich anfangs (seien wir ehrlich, eigentlich die gesamte Zeit in Hogwarts) verlaufen habe. Und so viele Kinder! Ich war ein stilles Kind, doch ich war gerne unter Menschen, wenn es die richtigen waren. Und ich lernte schnell die richtigen Leute kennen. Myron Wagtail ging in meine Klasse und er war im Gegensatz zu mir wirklich cool. Speziell, aber dadurch umso cooler. Auch ein wenig Außenseiter wohl, wie ich. Wir freundeten uns schnell an und ich fand Anschluss in seiner Clique. Lernte Kirley, Gideon, ... kennen. Und Pixie. Oh, Pixie.. Sie war von Anfang an eigentlich mit Kirley zusammen und dadurch natürlich absolut tabu. Aber vielleicht war sie das Mädchen, das mir als erstes den Kopf verdrehte - und es wohl noch immer tut. Peinlich auf ein Mädchen zu stehen, dass mit einem deiner besten Freunde zusammen ist und nicht einmal weiß, dass du auf Mädchen stehst. Aber naja.. Nicht, dass ich mittlerweile mehr Erfahrung in diesen Themen hätte oder so. Ich... Es ist nicht einfach, wenn man auf Mädchen steht und weiß man dürfte das eigentlich nicht. Also... hatte ich auch noch nie was mit einem. Naja, ich hab zu Schulzeiten mal mit einem Jungen rumgemacht und dabei nur festgestellt, ne, Jungs sind es echt nicht...
Neben all den neuen Schüler:innen jedenfalls gab es so viel zu erleben. Ich wurde übrigens nach Hufflepuff eingeteilt und was soll ich sagen? Es war das absolut perfekte Haus für mich. Auch dort fand ich ein paar Freund:innen, Gleichgesinnte, die ebenso Pflanzen-verrückt waren wie ich. Es gab richtig coole Schulfächer. Kräuterkunde, Pflege magischer Geschöpfe, Zaubertränke. Und natürlich auch die langweiligeren, keine Frage. Ich war nie eine Überfliegerin, aber im guten Mittelfeld. Die Schule machte mir Spaß.
Und, angesport wohl durch die Jungs, wollte ich auch irgendwann ein Instrument lernen. Wollte ich Teil ihres Traums von einer Band sein. Gitarrenspieler gab es bald genug und neben der Rockmusik faszinierten mich auch die feineren, klassischen Klänge. Ich fragte den Lehrer des Froschchors, ob es denn möglich wäre einmal ein paar Instrumente bei ihm anzuspielen, ob mir etwas zusagen würde. Und verliebte mich in so in das Cello-Spiel. Wann immer ich konnte, kam ich um zu spielen. Besorgte mir Noten und Hefte und begann mir in Eigenregie und mit ein wenig Engagement des Lehrers die Noten und Griffe beizubringen. Ich begann in den Sommerferien, wenn ich zuhause war, alle möglichen kleinen Jobs anzunehmen, Hundesitten, Rasenmähen, Einkäufe verrichten, um mir ein wenig Geld zusammenzusparen. Und ein, zwei Jahre später hatte ich so mein erstes eigenes Cello in der Hand. Es war nichts Besonderes und ich noch nicht sonderlich versiehrt. Doch ich übte und übte, tat mich erstaunlich leicht damit. Hatte ein gutes Gespür für Rhythmus und Melodien und tauchte bald freudestrahlend bei einer Bandprobe der Jungs auf und verkündete ich würde fortan mitspielen. Klar war da erstmal Skepsis. Ein Cello, brauchte man das? Doch sie wollten mich dabei haben. Es war ein Experiment und es funktionierte erstaunlich gut. Bei den ersten Garagen-Gigs starb ich zwar beinahe vor Aufregung und wenn ich ehrlich bin, ist das noch heute so. Doch ich fand meine Leidenschaft in der Musik und vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben Menschen, die mich wahnsinnig liebten. Ich fand eine Familie in den Weird Sisters.

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Die Zeit nach der Schule war... schwierig. Plötzlich nicht mehr 24 / 7 unter den Freund:innen und wieder nach Hause ziehen. In einen Ort, zu Menschen, denen ich mich nie fremder gefühlt hatte. Ich wollte weg da, raus... Doch wie? Ich hatte, wenn ich ehrlich war, keinen Plan für mein Leben. Die Jungs waren alle nach den ZAG-Prüfungen von der Schule gegangen. Myron hatte sich weiter der Musik gewidmet. Kirley und Pixie spielten bald professionell Quidditch, wie es ihnen wohl in die WIege gelegt worden war. Gideon jobbte in irgendwelchen Bars und hatte wohl ebenso wenig einen Plan wie ich. Und ich beschloss, dass ich mein Interesse und die Notwendigkeit Geld zu verdienen ja erst einmal verbinden konnte und begann in einem Plattenladen in Leeds zu arbeiten. Zuhause wurde das Verhältnis zu meinen Eltern eher schlechter als besser. Beide nicht besondert beigeistert davon, dass ich mein Leben vor mich hinziehen lies... Doch mir war keinesfalls langweilig oder so. Wir hatten mittleweile immer mehr kleine Auftritte und schließlich beschlossen wir alle mehr oder weniger all in zu gehen: Den Fokus auf eine musikalische Karriere. Es war verrückt, doch es fühlte sich richtig an. Wir zogen zusammen in eine WG nach Leeds, setzen uns abends zusammen, schrieben eigene Songs. Die letzten eineinhalb Jahre vergingen beinahe wie im Flug und es fühlt sich surreal an. Dass wir immer größere Auftritte spielen dürfen. Dass wir mittlerweile ein Album veröffentlicht haben. Dass die Jungs auf der Straße erkannt werden und man uns für Interviews anfragt. Ich bin mir nicht sicher was ich von all dem Trubel um die Weird Sisters halte, doch das gehört wohl dazu, wenn man seinen Lebensunterhalt mit der Musik bestreiten möchte. Meinen Eltern und meinem Leben in Darlington war ich nie ferner. Doch es fühlt sich richtig an hier in Leeds zu sein, mit den Jungs. Es hat sich noch nie etwas in meinem Leben so richtig angefühlt.