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Olive Rookwood - Druckversion

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Olive Rookwood - Olive Rookwood - 27.06.2024

Juli 1951
Verträumt beobachtete Olive ihren Vater dabei, wie er einem weiteren Kind dabei half seinen Zauberstab zu finden. Ein dunkelbraunes Augenpaar folgte jedem Griff des Älteren und saugte jedes Detail in sich auf, das sich ihr offenbarte. Sie liebte den Sommer und die Euphorie, die den Laden dann durchströmte! Rasch duckte sie sich, als ein heftiger Windstoß etliche Zauberstabschachteln aus den Regalen fegte. Und ja, das Chaos gehörte auch irgendwie dazu. Zauberstäbe waren so individuell wie ihre Träger und der Tag, an dem das hier langweilig werden würde, würde sie mit Sicherheit niemals erleben. "Vielleicht Birnbaumholz." warf die junge Hexe ein, die vorhin beobachtet hatte wie dieses Mädchen seinem kleinen Bruder großzügig von seinem Eis abgegeben hatte. Mit einem leisen Lächeln bot ihr Papa der Kundin einen solchen als nächstes an. Nein, es war kein Birnenstab, der sich zu der künftigen Hogwartsschülerin hingezogen fühlte, aber Olive sah zu, prägte sich ein und nickte für sich, als sie einen Erlenstab den Besitzer wechseln sah. Ja, natürlich!Wenn sie groß wäre, würde sie das auch jeden Tag machen und dann würde sie bestimmt ganz schnell den richtigen Stab finden. So wie Papa.

September 1959
Fasziniert lauschte Olive dem Werben des Mannes vorn im Klassenraum, der einen deutlich anderen Charme versprühte als der üblicherweise hier unterrichtende Professor Binns. So, wie Augustus Rookwood vom Ministerium und seinen Möglichkeiten schwärmte, fühlte sie sich tatsächlich dazu hingezogen, obwohl sie doch natürlich ins Familiengeschäft einsteigen würde, wenn sie die UTZ erst mal hinter sich gebracht hatte. Sie hatte sämtliche Kurse danach ausgewählt und half in den Ferien ohnehin schon gern beim Verkauf der edlen Hölzer mit. Die Zauberstäbe ihrer Klassenkameraden waren ihr vertraut wie alte Freunde und es war jedes Mal wie eine Art magische Aufladung, wenn sie ihre Finger fremden Zauberhölzern näherte. Wenn sie wollte, würde sie in die Fußstapfen ihres Vaters treten können. Es gab also keinen, überhaupt keinen plausiblen Grund, wieso sie so wie ein paar andere auch nach der Stunde mit Mister Rookwood im Klassenzimmer blieb, um anschließende Fragen zu stellen. Und es gab auch keinen Grund für den Zauberer, ihr vorzuschlagen das doch in Ruhe bei einer Tasse Tee am nächsten Hogsmeadewochenende zu besprechen. Mit einem ganz charmaneten "Miss Ollivander" und einem Blick, der tief in ihr Saiten anschlug, von deren Existenz sie zuvor nicht einmal geahnt hatte.

August 1960
"Bist du dir da sicher, Schatz? Das ist ein großer Schritt und wie sehr habt ihr euch schon kennenlernen können in den letzten Monaten?" Die besorgte Stimme ihrer Mutter wurde mit einem liebevollen Lächeln im Keim erstickt. "Er ist der Eine, Mama. Er... natürlich darf er keine Details über seine Arbeit als Unsäglicher verraten, aber er ist einfach so belesen und interessiert und es ist anders, als alles was ich bisher hatte." schwärmte die frischgebackene Absolventin und setzte direkt noch hinterher "Er war zu seiner Schulzeit auch Schulsprecher und ihm sind seine Mitmenschen genauso wichtig wie mir. Ich bin mir sicher." Sie sah, wie ihre Mutter leicht den Kopf schüttelte, erkannte aber auch, dass es keine missbilligende Geste war. "Bitte gib uns deinen Segen." War da ein Tränchen im Augenwinkel ihres Gegenübers? Spätestens das leise Schniefen verriet Olive, dass sie ihre Mum einerseits geknackt hatte, andererseits das hier gerade ein ganz gant großer Moment war. "Wenn du dir sicher bist Schatz, dann soll es so sein. Oh, ich freue mich für dich. Für euch beide!" Sie hatten sich lange in den Armen gelegen.

Juni 1962
Noch einmal wiegte sie ihren kleinen Augenstern sacht, dann half sie ihrem kleinen Cousin dabei, ihn selbst in die Arme zu nehmen, auf der Couch sitzend, damit das Gewicht des kleinen Wonnebrockens, der Will war, nicht zu viel für seine schmalen Arme wurde. "Sieh mal William, das ist Onkel Gwyd." Weil einfach alles und jeder, der zur Familie gehörte, männlich war und nicht Papa und Opa, mit Onkel eingeführt wurde. Immer sein würde. "Genau, am Besten liegt sein Kopf in deiner Armbeuge. So. Siehst du? Und dann... schau mal ganz genau hin. Er hat deine Augen. Meine Augen. Findest du nicht auch?" Natürlich konnte man das bei einem so kleinen Säugling noch nicht ganz genau sagen, aber Olive fand, dass Williams Blick schon jetzt der eines kleinen Ollivanders war. "Und wenn er meckert, dann schunkle ihn ein wenig hin und her. Er ist ein kleiner Seefahrer und will immer etwas Wellengang." erklärte sie geduldig weiter, während ihre Tante ihnen ab und an einen Blick zuwarf und sich selbst das Lächeln nicht verkneifen konnte.

Februar 1964
Tränen ließen die Szenerie vor ihr verschwimmen. Nichts war deutlich. Alles grau. Olive drückte William sachte an sich, der sich fest an seine traurige Mutter klammerte und mit großen Augen nicht ganz begreifen konnte, was hier vor sich ging. Das ist nicht Aurelia. Das ist sie nicht. Die Gedanken in ihrem Kopf wollten nicht aufhören, auch wenn es keine andere Erklärung gab als das. An einem Tag hatte sie ihre Tochter in ihr Bettchen gelegt, am anderen war sie kalt und starr darin gelegen. Augustus hatte frei gehabt, es war schließlich sein Geburtstag gewesen und er hatte sie vor der Krippe zusammengesunken gefunden, den leblosen Kinderkörper im Arm, schluchzend, flehend, darum bettelnd, dass das kleine Lebewesen doch seine Augen öffnen möge. Auch wenn es nicht Aurelia war. War es nicht.
Doch. Die Akzeptanz dessen würde noch einige Monate auf sich warten lassen, doch die kleinen Finger Williams in ihrem Nacken, die beruhigend über ihren Oberarm streichende Hand ihres Mannes, ihre Mutter die ungefragt eine Woche zu ihnen nach Hause kam und die Führung des Haushalts übernahm, sie alle halfen Olive dabei die Trauer zu verarbeiten. Irgendwann wieder zu lächeln. Zu akzeptieren, dass sie Aurelia zu Grabe getragen hatten. Kein fremdes Kind. Aurelia, ihre kleine Märchenprinzessin, war tot.

Juni 1975
Ein leichtes Anstupsen mit dem Ellbogen, mehr Berührung geschah da nicht, aber Olives Blick wanderte sofort hinaus aus dem Schaufenster, auf die Straße und den Anblick, der sich Gwydion und ihr dort bot. Kinder. Jugendliche, ohne ihre Eltern, aber mit einer großen Kugel Eis und sich mit dieser gewissen Sicherheit bewegend, als würden sie die Straße wie ihre Westentasche kennen. Was sie wohl auch taten. "Das waren noch Zeiten, was?" Sie war nicht mehr oft hier. Half nur im Sommer häufiger aus, wenn die neuen Erstklässler sich auf ihr erstes Jahr in Hogwarts vorbereiteten. Sie sah zur Seite, hin zu Gwydion, der an ihrer statt die fixe Stelle im Laden ihres Vaters übernommen hatte. Olive war dankbar, dass das Familiengeschäft in der Familie blieb und vielleicht würde ja doch eines Tages Gwydion ganz und gar das kleine Geschäft der Ollivanders übernehmen? Oder sein eigenes Kind, irgendwann? Oder vielleicht interessiert sich William irgendwann dafür. Auch wenn er ein Rookwood war, hatte er doch so viel ihres Wesens in sich, von seinen Ahnen mütterlicherseits. Olive wünschte sich, dass die Wege der Rookwoods und Ollivanders sich nie wieder trennen würden.

Oktober 1975
Was? Nein! Unmöglich!
15 Jahre Ehe. Erst vor kurzem hatten sie ihr Jubiläum gefeiert und Olive hätte jedem ohne zweimal nachzudenken einen unbrechbaren Schwur darüber geleistet, dass sie Augustus in und auswendig kannte.
Doch er saß gemeinsam mit Antonín Dolohov im Salon und sie besprachen nächste Aufträge für den Meister. Ätzten über das Ministerium und Schlammblüter. Das war unmöglich ihr Mann. Ihr Augustus! Doch die eiskalte Faust, die sich um ihr Herz legte und es zerquetschte, hätte sie mal lieber dazu drängen sollen das Haus schneller zu verlassen, als es ihr möglich war. Stattdessen stand sie wie festgewachsen im Flur und konnte sich nicht regen. Konnte ihr Entsetzen nicht in seinem kompletten Ausmaß begreifen, während ihr ganzes Leben Stück für Stück vor ihr zersplitterte.

Lügen. Alles Lügen.
Von einem Mann, den sie vergöttert, verehrt hatte, für den sie auf eine Karriere verzichtet hatte und dem sie liebende Haushexe und Mutter gewesen war. Sie rührte sich viel zu spät. Da hatten die beiden Männer sie längst bemerkt. Augustus Blick bohrte sich in ihren. Eine letzte Erinnerung, ehe das Wort Imperio durch den Flur schallte und jeden eigenen Gedankengang ausschaltete.

Dezember 1975
Weihnachten bei den Ollivanders fiel dieses Jahr aus. Schade, doch Augustus hatte sie zum Fest mit einem Urlaub in den Bergen überrascht und deswegen fiel das Familienfest in diesem Jahr für sie aus. Ihre Eltern verstanden das natürlich, auch wenn die Antwort auf ihre Eulennachricht daran erinnerte, dass sie auch gern im neuen Jahr würde vorbeikommen können, zu einem verspäteten Festessen, wenn sie denn Zeit finden würden.
Leider hatte sie vom Urlaub einen fiesen Infekt mit nach Hause gebracht, der hochansteckend war. Danach hatte sich die Idee auch irgendwie in Wohlgefallen aufgelöst.

Juni 1976
Die Einladung zur Geburtstagsfeier fiel aus. Olive macht mit ein paar ihrer Freundinnen Urlaub in Belgien, was die beiden ihr zum Fest geschenkt hatten. Wenn es denn diese Freundinnen gegeben hätte, oder diese Reise. Die Worte waren Olive leicht aus der Feder geflossen, während sie verträumt immer wieder zu Augustus hinüber sah, der gerade noch ein paar wichtige Dinge für die Arbeit erledigte und dabei nicht gestört werden sollte. Man würde sich ja sicher dann im Herbst sehen, wenn William in ein neues Hogwartsjahr verabschiedet werden würde?

Dezember 1976
Ja, hm, zu Weihnachten hatten sie leider nur ganz kurz Zeit gehabt im Geschäft ihres Vaters vorbei zu sehen. Olive glücklich im Arm Augustus eingehakt, ein beseeltes Lächeln auf den Lippen und ihren Verwandten frohe Weihnachten wünschend. Es hatte ihnen letztes Jahr so gut gefallen in ihrer Berghütte, dass sie das dieses Jahr wiederholen würden. Die Ruhe, sie tat Augustus mit seinem stressigen Beruf sehr gut und sie würden seinen Urlaub zur Regeneration nutzen. Ja, man würde sich ja sicher wiedersehen, nicht wahr?

Juli 1978
Ihr Zauberstab gehorchte ihr schon lange nicht mehr. Olive war das relativ egal, so lange nur Augustus sie dafür nicht verurteilte. Emsig wischte sie den Esstisch ab, an dem sie vorhin gegessen hatten. William hatte gefragt, ob er die nächsten Wochen bei Freunden würde verbringen dürfen und Olive hatte zugestimmt, ohne weiter in ihn zu dringen welche Freunde das waren und wie lange er plante fort zu sein. Wichtig war ja vor allem, ob Augustus das Abendessen munden würde und dass er die Ruhe finden würde von seinem Tag zu erzählen, von welchem sie jedes Detail würde erfahren wollen. Augustus. Ein seliges Lächeln umspielte ihre Lippen, während William in seinem Zimmer seinen Koffer packte.

September 1978
"Augustus bringt mir jeden Tag Blumen mit." schwärmte Olive, während sie die Teetasse vorsichtig aufnahm und an die Lippen setzte. Ihre Gesprächspartnerin lächelte, aber Olive wusste, dass diese eigentlich gern die Zähne gefletscht hätte. Jede hätte gern die Liebe ihres Mannes für sich beansprucht und Olive achtete sorgsam darauf, dass keine ihm mehr ihre Liebe beweisen konnte als sie selbst. Also wich sie kaum von seiner Seite, lauschte aufmerksam jeder einzelnen Anekdote und lachte an den richtigen Stellen. Ihr Leben drehte sich einzig und allein um ihn, was erst gestern zu einem Streit mit ihrem Sohn geführt hatte, der sich kurz vor der Abreise nach Hogwarts noch gern in der Winkelgasse eingekleidet hätte, statt vor Ort vor allem dabei behilflich zu sein einen schönen Umhang für seinen Vater mit auszusuchen.