Make Me Run
Valerie Lineback - Druckversion

+- Make Me Run (https://makemerun.de)
+-- Forum: Auftakt (https://makemerun.de/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Verzeichnis (https://makemerun.de/forumdisplay.php?fid=7)
+---- Forum: Steckbriefe (https://makemerun.de/forumdisplay.php?fid=48)
+---- Thema: Valerie Lineback (/showthread.php?tid=2236)



Valerie Lineback - Valerie Lineback - 29.06.2024

"Franzosen sind komisch (Zauberer sind es auch)"

Oktober 1971 Liebe Liz,

ich hoffe, dass du diesen Brief liest und es dir gut geht. Ich bin jetzt einen Monat im Internat und vermisse dich, Mary und Jane schon sehr. Manchmal denke ich, wie es wohl wäre jetzt zusammen mit dir auf die Westminster School zu gehen. Aber hier ist es auch sehr aufregend!

Die Landschaft hier ist total magisch, und ich wünschte, du könntest sie sehen. Es gibt so viele Dinge zu entdecken, sogar eine Pferdekoppel!

Die Franzosen sind etwas gewöhnungsbedürftig. Sie sind etwas altmodisch, aber gleichzeitig ganz witzig. Sie verstehen nicht viel von Engländern und die meisten wollen auch nicht viel über uns wissen, aber das ist okay. Ich lerne hier viel und hoffe, dir geht es in Westminster auch gut.

Wir sehen uns kurz vor Weihnachten wieder, ja?

In Liebe,
Valerie

"Ich bin mutig, ich bin stark... Nein, ich habe Angst"

Herbst 1971 "Ich bin mutig, ich bin stark, ich kann das", ihre eigene Motivationsrede zieht einen abschätzigen Blick eines Slytherin-Schülers neben sich zu Folge. Valerie ignoriert ihn, sie hat gerade ganz andere Sorgen. Sie schluckt den Kloß in ihrem Hals herunter und greift den Besen zwischen ihren Händen etwas fester. Auf diese Weise können ihre Finger immerhin nicht auf dem polierten Holz zittern.

Nach dem Pfiff der Professorin stoßen sich die meisten Erstklässler neben ihr vom Boden ab, um sich auf ihrem Besen in die Luft zu schwingen - einige mehr, andere weniger elegant. Valerie braucht ein paar Herzschläge länger, bis sie all ihren Mut zusammennimmt und sich zaghaft vom Boden abstößt. Ihr Gleichgewichtssinn war noch nie der beste, doch nie hätte sie ihn so dringend gebraucht wie jetzt.

"Heiliger Bimbam!", schreit sie in den Wind, der ihr Gesicht eher zaghaft umspielt als wie erwartet dagegen zu peitschen. Immerhin bewegt sie sich eher mit der Fluggeschwindigkeit eines Schmetterlings als der eines Falken. Sie umklammert den Besen unter sich sowohl mit Händen und Oberschenkeln so fest, dass sie später garantiert Abdrücke davon auf ihrer Haut sehen wird. Es ist ihr einziger Anker in der luftigen Höhe, die sie immer mehr erklimmt. Jeder Augenblick scheint eine Ewigkeit zu dauern, ihr Herz klopft wild in ihrer Brust, und der Boden unter ihr scheint unerreichbar fern. Die Aussicht von oben ist atemberaubend und beängstigend zugleich, und Valerie kämpft mit jedem Atemzug gegen die Panik an, die durch ihre Adern pulsiert. Trotz ihrer Ängste spürt sie auch eine gewisse Faszination für das Schweben in der Luft, für die Freiheit, die ihr der Besen bietet. Als Muggelstämmige hat sie der erste Anblick von Hexen und Zauberern staunend zurückgelassen. Sie wollte das auch. Sie will das auch, wäre da nicht ihre Höhenangst.

"Festessen in einer Minute"

Dezember 1976 Valerie schiebt gedankenverloren die Ärmel ihrer mit Blumen bestickten weißen Bluse nach oben, während sie über ein Kochbuch gebeugt in der Küche steht. Festessen in einer Minute - Das ist Hexerei steht auf dem Einband, das aufgeschlagen vor ihr liegt. Sie hat es vor einigen Tagen in der Winkelgasse gekauft, als sie dort nach Weihnachtsgeschenken für ihre Freunde gestöbert hat.

Eigentlich kann Valerie kochen, für ihr Alter sogar verhältnismäßig gut. Sie hat dem Koch der Familie oft über die Schulter geschaut, wenn sie neugierig war wie er ihr neuestes Lieblingsessen zubereitet. Manchmal durfte sie sogar helfen, ihrer Mutter war es egal; sie hat sich herzlich wenig in der Küche herumgetrieben. Und ob ihr Vater jemals die Küche betreten hat, wenn er nicht nur kurz etwas zu trinken aus dem Kühlschrank geholt hat, bezweifelt die junge Hexe ebenfalls.

Also ja, sie würde von sich behaupten, dass sie kochen kann und eine gute Küche schätzt. Vor allem die der Sternerestaurants, in die sie ihre Eltern manchmal ausführen. Ihre Kochfähigkeiten beschränken sich allerdings auf die Art und Weise wie Muggel kochen. Nie zuvor hat sie mit dem Zauberstab ein Essen zubereitet. Immerhin haben in Hogwarts Hauselfen dafür gesorgt und da sie erst vor wenigen Monaten 17 geworden ist, durfte sie außerhalb des Internats keine Zauber anwenden.

Im Hintergrund läuft die Schallplatte von Elvis Presleys Weihnachtsliedern. "I′m dreaming of a White Christmas. Just like the ones I used to know", summt Val leise in festlicher Vorfreude auf Weihnachten. Natürlich ist das heute kein Probekochen für das Festessen am Heiligen Abend. Es werden viele Familienmitglieder anwesend sein und bis auf ihre Eltern und Schwester, weiß niemand von ihrer magischen Begabung. Da es wegen des Geheimhaltungsabkommens auch so bleiben soll, wird Val ihren Zauberstab besser nicht vor aller Augen in der Küche schwingen.

"Also gut", sagt sie zu sich selbst, da niemand anderes weit und breit in der Küche ihres Elternhauses steht. So schwer kann das ja nicht sein, oder? Nachdem sie die Anweisungen sorgfältig gelesen hat, schwingt sie ihren Zauberstab aus hellem Ulmenholz in einer kurzen, fast abgehakten Bewegung in Richtung der Kartoffeln, die neben der Spüle liegen.

Die Intention dahinter war das selbstständige Schälen der Kartoffeln. Sie sollten sich jetzt eigentlich sauber aus ihren Schalen kringeln, bis sie gelb und blitzeblank vor ihr liegen. Stattdessen muss die Ravenclaw-Schülerin mit ansehen wie eine Kartoffel geköpft wird, andere von der Arbeitsfläche purzeln und nur ein paar die Anstalten machen ihre Schale größtenteils, wenn auch nicht vollständig abzulegen. Hmpf. Das hat sie sich einfacher vorgestellt.

Allerdings wäre es nicht Valerie, wenn sie ihre Ärmel jetzt nicht noch ein Stückchen weiter hochkrempeln und solange die Kartoffeln bearbeiten würde, bis perfekt geschälte Kartoffeln in einem Kochtopf kochen.


"Computer in Hogwarts?"

Sommer 1977 "Gibt es bei euch schon welche im Internat, Val?", Valerie wendet ihren Blick nur schwermütig vom farbenprächtigen Garten ab. Die tanzenden Sonnenstrahlen, die durch die grünen Kronen der Bäume fallen, haben sie hypnotisiert. "Hm?", sie hat nicht mitbekommen worüber ihre Freundinnen gesprochen haben. "Ob sie bei euch auch schon darüber reden Computer in Schulen zu etablieren? Liz hat gerade davon erzählt, dass sie in ihrer Schule bald welche anschaffen wollen", Mary ist ein liebes Mädchen, geduldig und stets mit einem wohlwollenden Lächeln auf den Lippen anzufinden. Liz, eigentlich Elizabeth, ist dagegen manchmal etwas zickig, wenn man ihr nicht genug Aufmerksamkeit schenkt. Trotzdem mag Val sie. Immerhin kann sie nichts dafür. Sie ist ein Einzelkind, ihr Vater ein Diplomat, ihre Mutter eine sehr reiche Erbin, die Liz ihr ganzes Leben ausschließlich Aufmerksamkeit geschenkt hat, das hat sie wohl verwöhnt. Liz geht selbstverständlich auf die beste Privatschule Londons. Die Privatschule, auf die Valerie normalerweise auch gehen würde, wäre sie nicht nach Hogwarts gegangen. Sie hatte sogar schon einen Platz und gerade Liz fiel aus allen Wolken, als Valerie ein paar Wochen vorher verkündet hat, dass sie doch auf ein französisches Internat gehen würde. Es wundert Valerie nicht, dass sie als eine der ersten Schulen daran denken, Computer anzuschaffen. Immerhin haben sie genug wohltätige Spender, die die Schule unterstützen, damit ihr Kind möglicherweise doch noch mal eine bessere Note bekommt. "Wo bist du wieder mit deinen Gedanken?", fragt Liz mit verschränkten Armen, ihr freches Grinsen lässt aber vermuten, dass sie nicht allzu beleidigt ist. Val zuckt mit den Schultern und lehnt sich nach vorne, um ihr Glas eisgekühlte Limonade vom Gartentisch zu nehmen. "Auf jeden Fall nicht in der Schule, immerhin haben wir Sommerferien", ebenfalls frech grinsend nimmt sie einen Schluck des süßen Getränks und behält es noch einen Augenblick in ihren Händen. Die Kälte der Eiswürfel haben das ganze Glas erreicht und sind eine angenehme Erfrischung zu der Hitze um sie herum. "Aber nein, ich denke nicht, dass wir in naher Zukunft Computer im Internat haben werden. Die sind da etwas... altmodisch", altmodisch sollte es ganz gut treffen, wenn man bedenkt, dass sie in Hogwarts noch Federn, Tinte und Pergament verwenden. Valerie vermeidet es so gut es geht über das "französische Internat" zu reden, auf das sie angeblich geht. Umso weniger sie erzählt, desto weniger Nachfragen kommen und die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Lüge irgendwann aufgedeckt wird, ist ebenso geringer.


"Leaving Hogwarts."

1.09.1978:Valerie atmet tief durch und streicht ihr teures, hellblaues Kleid sorgfältig zurecht, bevor sie die Tür von der Frauentoilette öffnet und auf den Gang hinaus tritt. Es ist ihr erster Tag der Ausbildung in der Abteilung Komitee für Muggelgerechte Entschuldigungen. Sie war sich bis zu diesem Tag nicht sicher, ob es das Richtige ist. Nein, sie ist sich heute immer noch nicht sicher, ob es wirklich das Richtige ist. Valerie hat lange überlegt, ob sie wirklich eine Ausbildung in der magischen Welt beginnen sollte, oder ob es nicht doch sicherer ist in Muggellondon unterzutauchen und sich soweit wie möglich von Todessern und dem Dunklen Mal fernzuhalten. Aber die Magie... sie zieht die Muggelgeborene magisch an und umspielt sie wie die Melodie eines sanften Liedes, das einen vollkommen in den Bann zieht. Nach reichlich Kopfzerbrechen musste die Ravenclaw einsehen, dass sie im Alltag nicht ohne Magie leben könnte. Von morgens bis abends den Zauberstab Zuhause lassen oder verstecken, um mit Muggeln darüber zu sprechen wie lästig es doch sei am Wochenende wieder den Hausputz zu erledigen, obwohl Valerie so viel über Haushaltszauber zu sagen hätte, die sie zum Teil schon neu gelernt hat, seit sie ihren eigenen Haushalt führt.

Nun ja, jetzt ist sie hier und hat keine andere Wahl, als zum ersten Mal das Büro zu betreten, in dem sie die nächsten Jahre lernen wird. Immerhin ist es das Ministerium und somit hoffentlich eine sichere Zone für Muggelgeborene. Wer würde es schon wagen einen direkten Anschlag auf das Ministerium zu planen?
Trotz dieser Hoffnung fühlt sie sich nicht ganz sicher. Glaubt sie ihren eigenen Gedanken nicht? Oder ist es nur das Gefühl hier fremd zu sein und einer neuen Aufgabe gegenüberzustehen, die sie noch nicht vollumfänglich einschätzen kann?
Egal was es ist, sie schiebt die Sorgen und ihr schlechtes Bauchgefühl bei Seite und betritt mit erhobenem Haupt das Büro für Muggelgerechte Entschuldigungen im dritten Stock.

"Entschuldigung, sind Sie ein Muggel?"

1.10.1978: Seit genau einem Monat arbeitet Valerie bereits im Ministerium und mittlerweile kehrt langsam der Alltag ein. Sie ist sich mit ihrer Umgebung vertraut, kennt ihren sparsam eingerichteten Schreibtisch, hat einige Kollegen lieb gewonnen, während sie andere lieber meidet und kommt mit den neu anvertrauten Aufgaben gut zurecht. Ihr Lieblingskollege ist wohl Hutton, dessen Vorname hier niemand wirklich zu kennen scheint. Er ist der Älteste in der Abteilung, hat hier allerdings nicht gelernt und wurde aus einer anderen Abteilung querversetzt. Wodurch er sich qualifiziert hat in diesem Bereich zu arbeiten weiß niemand so genau, denn sonderlich gut scheint er sich nicht mit dem Muggelkram auszukennen. Wahrscheinlich konnte er mit guten Noten in Muggelkunde glänzen, aber niemand hat berücksichtigt, dass dieser Kurs gefühlte 100 Jahre zurückliegt. Hutton ist zwar ein Halbblut, kennt aber persönlich keinen Muggel oder Muggelgeborenen aus seiner Familie wirklich gut. Da gab es eine Urgroßmutter, eine entfernt verwandte Cousine und... so genau hat Valerie auch nicht mehr zugehört. Er erzählt nämlich viel und das auch in einem recht lustigen Erzählerstil, aber dennoch zu viel, als dass sie sich alles gut merken könnte. Dafür sorgt Hutton mit einigen sehr lustigen Momenten im Arbeitsalltag, weil er Erklärungen für magische Ereignisse sucht, obwohl er den Muggelhintergrund der Szene nicht versteht.

Abgesehen von den Kollegen liegt Valerie die Arbeit recht gut. Als Muggelgeborene zerbricht sie sich nicht den Kopf über einige Vorgänge, die Technik oder Muggelsitten beinhalten. Und ihre Kreativität scheint ihren Vorgesetzten zu gefallen. Zumindest haben sie vor nicht einmal einer Woche direkt eine Idee von ihr umgesetzt, die ihr spontan kam. Ein Zauberer apparierte am helligten Tag mitten in Muggellondon in einer Fußgängerzone und überraschte einige Menschen zutiefst. Zauberer der Vergissmich-Zentrale trafen nicht rechtzeitig ein, um alle Anwesenden zu identifizieren bzw. direkt zu obvilieren. Also musste Valeries Abteilung ran, dessen Mitarbeiter den Vorfall sofort in die Runde zur Diskussion warfen. Schließlich wurde Valeries Idee ausgewählt, was bedeutete, dass sie an der Ausführung dessen mitarbeiten durfte. Die Erklärung hieß: Der "Zauberer" war Teil einer Straßenmagie-Show und nutzte eine geheime Falltür, um auf magische Weise zu verschwinden und wieder aufzutauchen. Eine sehr clevere Illusion!
Valerie arbeitete die Erklärung aus, gab dem Mann eine Identität, falls sie auf Nachfragen schnell reagieren mussten und schickten eine Information von einer erfundenen Pressestelle des Zauberers an Muggelzeitungen in London.