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Alice Macmillan - Alice Macmillan - 14.07.2024 I want to be a hero... I need to be. Zu jung. Es war zu spät, als die Hände von Alfi ihre Ohren fanden, als er sie an sich zog und beschützend in seine Umarmung zog. Tot. Aidan und Amany tot. Nein. Sie hatte den Kopf geschüttelt, während plötzlich alles zu einem Rauschen wurde. Ihr Bruder war eine Weile verschwunden, jetzt war seine Familie tot? Alfi hielt sie fest, als die Knie des Mädchens weich wurden. Aidan war nicht tot. Das ging nicht. Er war doch ihr kleiner Neffe. Sie musste doch aufpassen. Tränen bildeten sich in den Augen, während Schreie der Verzweiflung erklangen und ehe sie sich versah, auf den Armen ihres jüngsten Bruders landete, der sie wegtrug, als auch der Rest der Familie begriff, dass das nichts für Kinderohren war. Unzählige Stunden zogen ins Land, in denen sie weinte, verzweifelte und nicht wusste, wohin mit sich. Es brauchte, bis sie sich beruhigte. Es brauchte ihre Familie und ihre Mutter, die den Wildfang in die Arme schloss und dort behielt, selbst dann noch, als sie kraftlos eingeschlafen war. Aidan. Sie hatte es versprochen. Stück für Stück brach die Welt des kleinen Mädchens zusammen. Alexander, der Älteste und ihr großes Vorbild ging. Man erklärte es ihr... oder versuchte es. Sie wollte es nicht hören, verstand es nicht und gab sich die Schuld. Sie hätte aufpassen müssen. Natürlich ging er. Weit weg von ihr... so weit, dass der Schmerz vielleicht aufhörte im Herzen zu pochen. Das sonst lebhafte Kind war ruhiger geworden, lernte fleißiger als noch zuvor und versuchte nicht bei jeder Gelegenheit Spiele zu spielen, die so viel lustiger waren, als zu lernen, wie man richtig aß oder ging, oder … es war so egal. Es kam kein Aidan mehr zu ihr, sie konnten nicht mehr zusammen übernachten und er konnte ihr nicht mehr davon erzählen, was seine hübsche Kette zu bedeuten hatte. Es dauerte nicht lange und erneut öffnete sich die Tür. War es Glück oder Schicksal, dass sie erneut daneben stand, als die Nachricht zu ihnen gebracht wurde, dass ihr großer Bruder im Ausland auf einer Mission verstorben war. Das ging nicht. Er war ein Held. Helden starben nicht. Es brauchte so viel Zeit, bis sie alles verkraftet hatte, aber der Weg war klar. Sie würde eine Heldin werden. Nein... sie musste. Sie wollte, wie ihr großer Bruder gegen die Ungerechtigkeit kämpfen, wollte jemand sein, der einen Unterschied machte und vor allem wollte sie die Dinge aufklären können und nie wieder keine Antworten auf Fragen bekommen. Sie würde Aurorin werden... ganz sicher. Talent without working hard is nothing. 'Typisch Macmillan, war ja klar, dass dir das in den Schoß fällt.' Manchmal, nur manchmal wollte sie Leuten einen Fluch auf den Hals hetzen, wenn sie das sagten oder sie die Blicke sah. Blicke, die sie schon früh zu Gesicht bekommen hatte, weil unter anderem ihr liebster Sandkasten-Freund sie seit ihrer Hogwartszeit so ansah. Dinge, die ihr scheinbar mühelos zuflogen, und für die sie ja offensichtlich nichts zu tun brauchte. Lüge. Es war eine Lüge. Sicher hätte sie sich durch einige Prüfungen retten können damit und die Noten hätten gepasst, aber sie übte, sie lernte, sie versuchte doch. Manchmal kamen diese Worte an sie heran, durch die Mauer hindurch, die ein Strahlen und Fröhlichkeit präsentierte. Sie war eine Macmillan, ein stolzes Mitglied dieser Familie, das jüngste Kind und das einzige Mädchen der Kinderschar. Der Weg ging nur nach vorne und das Kinn hat immer eine Spur höher zu sein, als vom Rest. Alice sah ungern auf Menschen runter, aber manche schienen es nicht anders zu wollen. Die Jammereulen, die Idioten und vor allem jene, die dachten, dass man alles und jeden in ihrer Nähe anpampen konnte. So lief es nicht und das hatte sie mehr als einmal unter Beweis gestellt. Ihre Freunde fasste niemand an und man konnte sich seine dummen Sprüche sparen, wenn sie diese hörte. Ihr war herzlich egal aus welchem Haus man stammte, oder wie blau das Blut auch sein sollte, wichtig war nur, dass man das Herz am richtigen Fleck hatte und kein Idiot war. Man sollte Spaß haben! Die Schule war klasse gewesen, man lernte so viele neue Gesichter kennen und war nicht mehr nur auf die Ausflüge mit der Mutter oder den Geschwistern beschränkt. Alice schob einer Freundin ein Zitronenbonbon in das Mäulchen, auf dass jene aufhörte über eine andere zu lästern. Der Gesichtsausdruck von dieser, als sie aus Reflex auf das Bonbon biss und die fruchtige Zitronenmasse sich im ganzen Mund verteilte, war einfach nur herrlich. Von dem 'ah ist das sauer' zu 'Oooh gut und gib mir mehr' war der Wechsel schnell vollzogen und ein liebevoller Blick traf jene, und die Hand wurde mit dem in grellgelbes Papier gewickelten Bonbon geöffnet. Aidan. Ihr Aidan war wieder da. Er lebte. Der Tag seiner Wiederkehr jährte sich in den nächsten Tagen. Wie jedes Jahr seitdem plante sie eine Kleinigkeit. Ein Ausflug, Abenteuer und Nervenkitzel! Sie war glücklich, unendlich glücklich und würde dieses Glück mit allen zu teilen wissen – auch den Grummlern und Miesepetern. Und solange würde sie in ihrer Ausbildung alles geben, während Rhys und sie die Familien mit der Verlobung noch ein wenig hinhielten. Sie war keine Mutter... und schon dreimal keine Haushexe. Nein, sie gehörte hierher... Sie würde ihre Prüfung bestehen und Aurorin werden, ganz sicher. The phoenix must burn to emerge. Aurorin war sie geworden. Sie hatte ihre Prüfung bestanden und alle Herausforderungen gemeistert. Sie war erfolgreich und war doch keine Heldin. Sie konnte keine Heldin sein, wenn sie doch dabei zusehen musste, wie so mancher Straftäter wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Geld war geflossen, ein Gefallen eingelöst oder angebliche Verfahrensfehler aufgeworfen worden. Er ging durch die Tür, wie ein Unschuldiger es tun sollte. Sie fühlte sich taub und das erste Mal konnte niemand, den sie kannte, etwas daran ändern. Nicht ihre liebsten Freunde und Kollegen, nicht Aidan, nicht Rodolphus, schlichtweg niemand. Cassius war bei einer Mission umgekommen und der Täter spazierte aus der Tür. Das Atmen wurde schwer. Wofür fing man die bösen Zauberer, wofür riskierte man seinen Hals. Cassius... ihr Cassius, der Mann, dem sie in die Hand gedrückt worden war, um einen Skandal abzuwenden. Frank sollte verflucht sein für sein loses Mundwerk... jetzt mehr denn je. Wäre es anders gekommen, wenn er sie nicht geheiratet hätte? Vermutlich nicht. Er war wie sie ein Auror mit Überzeugung gewesen, hatte sich für das Recht eingesetzt und hatte Gerechtigkeit hochgehalten. Es war das Risiko, mit dem sie alle arbeiteten und lebten... oder starben. Sie hatte ihn lieben gelernt, auch wenn es nie an das heranreichte, das ein anderer auslöste. Sie hasste sich. Alice hasste, dass sie diesem Mann nicht alles hatte geben können, nicht... gerecht hatte werden können. Die Stimmen im Kopf starben, als sie in eine Umarmung gezogen wurde. Alice merkte nicht einmal mehr, dass sie leise schluchzte und man sie an sich drückte. Todesser, eine Pest, die aus diesen Mauern spazieren konnte, weil sie einen guten Namen hatte. Das Schluchzen wurde lauter. Heldin. Sie hatte eine Heldin werden, ihrem großen Bruder alle Ehre machen und ihrer Familie keine allzu große Schande sein wollen. Wischiwaschi... es musste aufhören, es musste etwas gemacht werden. Das Schluchzen war kaum verebbt und sie alleine, als sie ihm gegenübertrat. Eine Einladung. Fast schon flüchtig gewechselten Worte und ein Blick, der unter die Haut ging. Er hatte recht. Das Ministerium konnte diesem Unding nicht beikommen, wenn sie sich selbst mit einfachster Justiz teils im Weg stand. Sie war eine gute Aurorin und sie gehörte zu den Besten. Es wurde Zeit, dass sie den Traum endgültig losließ. Niemand brauchte Helden. Sie brauchten Leute, die nicht wegsahen und die dafür eintraten, was richtig und gerecht war, selbst wenn es bedeutete, dass Blut vergossen wurde. Sie würde mit dem Orden dafür kämpfen. |