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Dorcas Beaufort - Druckversion

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Dorcas Beaufort - Dorcas Beaufort - 20.10.2025

Some scars are from childhood, but they grow with us. Unknown

Dorcas Beaufort wurde als fünftes und vorletztes Kind seiner Mutter in eine Familie hineingeboren, die herzlich wenig mit ihm und seinen schon zuvor geborenen vier Brüdern anfangen konnte. Es war wohl reiner Trotz, der seine Mutter dazu brachte, ihm als ersten ihrer Söhne trotzdem den von ihr ausgewählten weiblichen Vornamen zu geben. Während seiner Kindheit in einer Großfamilie mit hauptsächlich weiblichen Bezugspersonen war Dorcas eigentlich immer gut behütet. Nie musste er allein spielen, immer war jemand da, spielte mit ihm oder half ihm und doch merkte er schon als kleiner Junge, dass er und seine Brüder außen vor waren. Seine Tanten und Cousinen schienen unsicher, was man mit ihm anfangen und ihn lehren sollte, wie er sich benehmen und wohin sein Weg führen sollte.

Diese Unsicherheit betraf zwar auch seine Brüder und seinen Cousin - den einzig anderen männlichen Nachkommen neben Sarines Kindern in seiner Generation -, aber Dorcas schien es immer am meisten zuzusetzen. Überhaupt galt der Junge als Sensibelchen, das wegen Nichts weinte, sich schnell in Streit verwickeln ließ, gleich darauf vollkommen in sich gekehrt in einer Ecke sitzen konnte und dann wieder wie ein aufgedrehter Flummi durch die Gegend hüpfte und sich kaum bändigen ließ. Die eine Sache, die mit Dorcas sehr zielstrebig verfolgt wurde, waren Vorübungen zur Legilimentik. Laut seiner Mutter ist sein Vater ein herausragender Legilimentiker. Neben der Tatsache, dass er kein Brite ist, war das die einzige Information, die Sarine je über den Mann Preis gab. Dorcas lernte also früh, sich lange nur auf eine Sache zu fokussieren (oder sollte es zumindest), bekam Regulationstraining und kognitive Methoden, den Kopf von eigenen Gedanken zu befreien, beigebracht. Es waren die einzigen Gelegenheiten, zu denen Sarine sich intensiv mit ihm beschäftigte. Sie zog Rouven und Caleb vor. Der eine besticht durch eine Gabe, der andere durch außergewöhnliches magisches Talent, das sich schon in früher Kindheit durch heftige magische Ausbrüche äußerte. Als schließlich Tabitha geboren wurde, als er sieben Jahre alt war, war Dorcas endgültig ein Kind der Beaufort-Gemeinschaft und nicht mehr Sarines Aufmerksamkeit Wert. Dieser wiederum beobachtete genau, sah wie seine Schwester verehrt und sein ältester Bruder ausgenutzt wurde, wann immer dieser aus Hogwarts zurückkam.
Rouven war ein Werkzeug, Tabitha die Prinzessin der Familie. Dorcas wäre lieber wie Tabitha gewesen und nicht wie Rouven, auch wenn er seinen ältesten Bruder zunehmend zu schätzen wusste und sogar begann, ihm Briefe zu schreiben, als er mit der Feder gut genug umgehen konnte. Es mochte an dem Wunsch nach Aufmerksamkeit von seiner Mutter liegen, dass er es für einige Jahre schmeichelhaft fand, mit einem Mädchen verwechselt zu werden, wann immer er abseits der Beaufort-Gemeinschaft unterwegs war, doch das sollte sich ändern …
Mit der magischen Welt - oder gar der Muggelwelt - abseits des Familiengefüges hatte Dorcas zu dieser Zeit kaum zu tun. Ausflüge in die Winkelgasse waren für ihn eine Seltenheit, weil er so schnell überreizt zu sein schien und die vielen (emotionalen) Eindrücke für ihn schwer zu verarbeiten waren. Dorcas wusste damals nicht, dass er anders war, und hätte das, was auf ihn einwirkte, nicht als die Gefühle anderer benennen können. Er sah nur, dass jeder außer ihm leicht mit großen Menschenansammlungen umgehen konnte und vermutete den Fehler bei sich selbst. Die vielen kleinen Unzulänglichkeiten, die seine unentdeckte Fähigkeit mit sich brachte, ließen es zusammen mit der nachlässigen Haltung seiner Mutter ihm gegenüber nicht zu, dass er so etwas wie ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein entwickelte. Unbemerkt von Dorcas gab es hinter seinem Rücken allerdings Getuschel und Mutmaßungen, zumindest unter den wenigen Frauen, die häufiger mit ihm zu tun hatten. Irgendetwas war seltsam an ihm und man beschloss, abzuwarten, was die ersten Schuljahre und das Erlernen von Magiekontrolle aus ihm machen würden.


School teaches you lessons you never asked for. Unknown

Dorcas hatte sich keine Sorgen um Hogwarts gemacht. Von einer großen Familiengemeinschaft in die andere, so hatte Rouven es beschrieben und auch seine anderen Brüder hatten nie viele Probleme mit dem Internatsleben gehabt. Es war wie daheim, nur mit mehr Jungen und männlichen Lehrern, einer Uniform und strikterem Unterricht. Dafür schwärmten seine Brüder von Quidditch und dem Duellierclub, von Hogsmeade und den Festessen und natürlich von allem, was sie in Hogwarts lernten. Dorcas sollte keinen so leichten Einstieg haben.

Bereits der Hogwartsexpress verwandelte ihn in ein aufgescheuchtes Graphorn und beim Festessen schaffte er es gerade mal, seine Hauszuteilung mitzumachen, ehe er meinte, vor unterdrückter Energie, Angst und Nervosität explodieren zu müssen. Er zog sich vor allen anderen in den Ravenclawturm zurück und sollte damit eine Tradition begründen, die ihn durch Hogwarts begleiten sollte. Rückzug. Besonders, aber nicht ausschließlich, in den ersten Monaten. Hogwarts fühlte sich fremd für ihn an. Als könne er seine Umgebung nicht mehr richtig einordnen und als wäre jede Situation mit mehr als einer kleinen Menschengruppe im Raum überfordernd.

Dorcas mauserte sich mit diesem Problem und mit seinem Vornamen schnell zum Opfer von Häme und Spott, schien er doch kaum einen Tag durchzuhalten, ohne dass er die Große Halle verlassen musste, in Tränen ausbrach oder einen Mitschüler schlug, der steif und fest behauptete, ihn natürlich nicht provoziert zu haben. Besonders Quidditchspiele mit ihren aufgepeitschen Gefühlen waren schlimm für Dorcas und er hielt sich bald von ihnen fern. Frieden fand er in der Bibliothek, wenn diese gerade nicht gut besetzt war. Dort hielt er seine Mitschüler seltsamerweise auch aus. Später sollte er sich zusammenreimen, dass es daran lag, dass sie sich hier aufs Lernen fokussierten und ihre Gefühle relativ unaufgeregt blieben, solang nicht gerade die Prüfungen kurz bevorstanden. Auch die Ländereien und die hohen Türme von Hogwarts boten ihm häufig eine Zuflucht.

Im Unterricht sagten die meisten Lehrer Dorcas eine schnelle Auffassungsgabe nach, aber in Prüfungssituationen konnte er das Gelernte selten gut umsetzen. Besser lief es bei den Privatstunden mit seinem Bruder Bram, der ebenfalls in Ravenclaw war. Er sollte mit Dorcas weiter an seiner hoffentlich vorhandenen Legilimentik arbeiten und gab ihm auch sonst Nachhilfe, wenn es nötig war. Doch obwohl Dorcas, der zwischenzeitlich darauf bestand, nur noch ‘Cas’ genannt zu werden, übte und übte, schien er nicht in die Gedanken einer anderen Person eindringen zu können. Dafür schien sich etwas in seiner Gefühlslage zu verändern, wenn er sich auf andere Menschen fokusierte. Er konnte die verwirrenden, überfordernden Emotionen zunehmend von sich wegschieben, und schließlich verstand er, was das bedeutete. Er hatte nicht die 'Gabe' seines Vaters geerbt, aber eine andere ausgebildet. Eine, deren Seltenheit seine Mutter nicht einmal in die richtige Richtung hatte denken lassen.

Dorcas teilte diese Erkenntnis mit niemandem, aber ab der dritten Klasse, als er diese Eingebung hatte, wurde das Internatsleben für ihn einfacher. Nicht von heute auf morgen, nicht sofort spürbar, aber Stück für Stück erarbeitete er sich kleine Schnipsel von Kontrolle über sein Leben zurück. So gut es heimlich ging, recherchierte er seine eigene Fähigkeit und stieß in der Hogwartsbibliothek auf den Begriff der Pathomentik. Er brachte sich selbst über mehrere Schuljahre bei, eigene Emotionen von denen anderer zu unterscheiden. Das Wissen, dass er empfänglich für die Gefühle anderer war und das seine Reaktion beeinflusste, machte es leichter, eine Mauer aufzubauen, die zumindest in vielen Situationen das Schlimmste verhinderte. Dorcas wurde bis Ende des vierten Schulajhres vom Klassenfreak zum stillen Mitläufer, der zwar immer noch nicht wirklich dazugehörte, aber mit seinem Spitznamen 'Cas' und ohne die emotionalen Ausbrüche auch kaum mehr Grund für Häme und Spott mehr lieferte.
Es blieb dabei, dass Dorcas Quidditchspiele mied und zum Beispiel Probleme in Prüfungssituationen hatte, weil er diese Extreme schlecht so ausführlich trainieren konnte, wie den Alltag in Hogwarts. Er lernte aber auch, die Vorteile seiner Gabe zu nutzen. Er erkannte zum Beispiel, dass es relativ einfach für ihn war, zu erkennen, ob jemand log. Manchmal konnte er sogar die Gefühle einer Person beeinflussen, was er aber in seiner Hogwartszeit höchstens zufällig tat und wenn dann nur in der Form, dass er seine eigenen, in dem Moment stark ausgeprägten Gefühle, versehentlich auf sein Gegenüber übertrug. Es war immer noch nicht einfach, durch Hogwarts zu kommen. Das Mobbing hatte stark nachgelassen, aber es blieb dabei, dass immer mal wieder ein spöttischer Kommentar ihn traf oder selbst erlebte Demütigung und die darauf folgende Scham an Dorcas ausgelassen worden. Dorcas lernte, die emotionalen Anzeichen für so eine Stimmung zu lesen und Schülern aus dem Weg zu gehen, die gerade das Bedürfnis haben könnten, nach unten zu treten.

Zwei Dinge beschäftigten Dorcas in seinen späteren Schuljahren zunehmend. Ob er über seine Gabe mit seiner Familie sprechen sollte und was er mit seiner Zukunft anfangen sollte. Dorcas’ großer Traum war eine Karriere als Auror, doch obwohl er theoretisch das magische Potenzial und den Ehrgeiz dafür gehabt hätte, kam seine Gabe ihm in wichtigen Situationen immer wieder in die Quere. Auch Experimente mit Beruhigungstränken zeigten zwar eine gewisse abmildernde Wirkung, machten ihn aber gleichzeitig so müde, dass ein Ohnesgleichen wieder in unerreichbare Ferne rückte. Dorcas war frustriert. War er allein, beherrschte er jeden Zauber, jede Formel, alles was seine Lehrer je von ihm gefordert hatten, egal ob in der Theorie oder in der Praxis. Doch in einer Gruppe blieb er den Gefühlen seiner Mitschüler immer bis zu einem gewissen Grad ausgesetzt, auch wenn er inzwischen zumindest nicht mehr negativ auffiel. Er brauchte also eine Alternative für die Zukunft. Rouven hatte seine eigene Ausbildung inzwischen beendet und war als Metamorphmagus seiner Familie zu Diensten, was Dorcas vor Augen führte, wie seine Zukunft aussah, sollte seine Familie den Wert seiner Gabe erkennen. Die Beauforts waren Trickser, Erpresser, Schmeichler, Verführer. Er mit seiner Gabe hätte ein wertvolles Werkzeug sein können, wollte die Familie aber irgendwann hinter sich lassen, in der er nie wirklich einen Platz gefunden hatte.

Dorcas' fünftes Schuljahr sollte nicht nur wegen der ZAGs ein besonders angespanntes für ihn werden. Das erste Halbjahr markierte ebenfalls den Beginn des Zaubererkriegs. Hinter den schützenden Mauern von Hogwarts mochten sich viele Schüler einbilden können, dass alles wie immer war. Dorcas nicht. Er fühlte die Anspannung, die zunehmende Feindseligkeit, die Angst und die Trauer, wenn der Krieg seine ersten Opfer forderte und er den jungen Angehörigen dieser Opfer auch nur in einer der Flure begegnete. Die Ausrede, sich wegen der ZAGs noch mehr rar machen zu können und das Schuljahr an einsamen Orten, vergraben in Büchern zu verbringen, war Dorcas nur recht. Gar nicht recht waren ihm seine Abschlussnoten, die zwar nicht schlecht waren, aber weder seinen Ehrgeiz noch sein tatsächliches Können widerspiegelten. Aber er konnte die gewünschten UTZ-Fächer belegen und das war erst einmal alles, was zählte. In diesem Sommer nach seinem fünften Schuljahr kehrte er besonders ungern nach Hause zurück, aber das Anwesen der Beauforts stellte sich als eine Miniversion von Hogwarts heraus - der Krieg wurde vor der Tür ausgesperrt. Man sprach nicht viel darüber und ging seinem Alltag so gut wie möglich nach. Die Beauforts versuchten, sich aus dem Krieg so gut es ging herauszuhalten. Und weil sie Halbblüter waren und damit gleichzeitig unwichtig und doch nicht direkt auf der Abschussliste der Schwarzmagier, die sich Todesser nannten, klappte das sogar relativ gut. Dafür spürte Dorcas etwas anderes. Eine wachsende Erwartungshaltung ihm gegenüber, die er sich damals nicht erklären konnte.

Dorcas kehrte nach Hogwarts zurück, ohne viel Berührung mit dem gehabt zu haben, was in der magischen Welt vor sich ging. Aber auch ohne über das gesprochen zu haben, was er inzwischen über seine Fähigkeit wusste. Schließlich entschied Dorcas sich, seine Gabe für sich zu behalten. Die Entscheidung über seine Karriere wurde ihm dagegen abgenommen. Zwar waren seine UTZ's nicht so schlecht, wie er es in der sechsten Klasse noch geglaubt hätte, aber für seinen Geschmack lang nicht gut genug, um als Auror eine Chance zu haben. Wenn er schon in einer Prüfungssituation in der Schule nicht sein Bestes geben konnte, wie sollte er dann gegen Schwarzmagier in einer Stresssituation bestehen? Das war für Dorcas besonders bitter, weil sein Bruder Caleb nach seinen eigenen UTZ's mit Kusshand für eben diese Ausbildung genommen worden war und sich schon zu Dorcas' Abschlusszeiten zum absoluten Überflieger gemausert hatte.
Dorcas versuchte, die Sticheleien seines Bruders deswegen zu ignorieren und tat, was seiner Meinung nach der Aurorenausbildung am nächsten kam - er bewarb sich für die Ausbildung in der Strafpatrouillie. Soetwas wie die Sicherung eines Tatorts schien ihm etwas zu sein, das er auch mit seinen Einschränkungen zuverlässig hinbekommen sollte. Und ob er zu mehr in der Lage war, würde er während der Ausbildung sehen. Der weiterhin tobende Krieg bereitete ihm zwar ebenfalls Kopfschmerzen, aber Dorcas lernte schnell, dass er diesen zu spüren bekommen würde, egal ob er in der Strafverfolgung oder bei einem Zauberstabmacher arbeitete. Die Gefühle, die schon zunehmend durch die dicken Mauern des Schlosses gesickert waren, tobten in der magischen Welt wie ein Sturm, der nie an Energie zu verlieren schien.

Ein unerwartetes Hindernis sollte sich bereits kurz nach seiner Rückkehr aus Hogwarts zeigen, als die Matriarchin Sephora erfuhr, dass er sich für die Strafverfolgung beworben hatte. Nun, da er in Hogwarts ausgebildet worden war und ganz offensichtlich eine gewisse Kontrolle über das hatte, was ihn als Kind und Schulanfänger noch so sehr im Griff gehabt hatte, war die Geduld der Beauforts erschöpft. Sephora war nicht sicher, ob er wusste, was er war. Aber dass er zumindest etwas über seine Besonderheit wissen musste, um sie kontrollieren zu können. So oder so wäre es an der Zeit, herauszufinden, was an ihm anders war. Dorcas redete sich bei diesem Treffen mit klopfendem Herzen heraus und vielleicht half ihm dabei sogar seine noch nicht sehr gut trainierte Fähigkeit, Emotionen zu beeinflussen, so sehr wünschte er sich, Sephoras Misstrauen möge verschwinden und sie würde seinen Beteuerungen glauben. Aber es reichte nur für einen Aufschub. Der Frauenkreis sollte am nächsten Tag zusammenkommen, seine Symptome diskutieren und es sollte über das weitere Vorgehen entschieden werden. An eine Ausbildung bei der Strafverfolgung wäre jedenfalls nur zu denken, wenn seine Gabe dort tatsächlich den meisten Nutzen hatte. An diesem Abend überlegte Dorcas ernsthaft, seiner Familie den Rücken zu kehren und das Anwesen heimlich zu verlassen. Doch dann besuchte ihn ausgerechnet Daliah. Seine Tante, die soviel Hass für seinen Zweig der Familie spürte. Und an diesem Tag verstand Dorcas zum ersten mal Warum. Sie erzählte von dem Werwolfbiss und sie gab Preis, dass sie in all den Jahren gut im Blick behalten hatte, wer über Dorcas' eventuelle Gabe informiert war. An diesem Abend bot sie ihm an, die Erinnerungen, die mit diesem Verdacht in Verbindung standen, zu löschen. Von Dorcas wollte sie im Gegenzug auch künftig absolutes Stillschweigen über seine Fähigkeit, aber dafür selbst das Wissen, was genau es war, das ihn anders machte. Dorcas sah wenig andere Möglichkeiten und verriet sich als Pathomentiker. Am nächsten Tag wurde er nicht vor den Frauenkreis gerufen. Sephora schien sich nicht einmal an das Treffen am letzten Tag zu erinnern und rügte ihn, als er wenig später eingeladen wurde, an den Aufnahmetests im Ministerium teilzunehmen. Er hätte sie informieren müssen, wenn er sich für eine Ausbildung bewarb. Alles schien vergessen. Was blieb, war der Eindruck, dass Sephora ihn noch immer aufmerksamer im Blick hat als andere Familienmitglieder. Und natürlich Daliah, die die Tatsache, dass er ihr etwas schuldet und ein Pathomentiker ist, immer mal wieder für sich ausnutzt.

Change is not the enemy of who you are, but the path to who you’re becoming. Unknown

Das Ende seiner Schulzeit bedeutete für Dorcas auch das Ende von Mobbing und Häme, die zwar nicht mehr so ausgeprägt wie in seinen ersten Schuljahren gewesen waren, das Bild von ihm aber trotzdem noch geprägt hatten. Vor allem für ihn selbst. Wie sehr, das merkte er erst, als er Hogwarts das erste Mal seit Jahren für mehr als ein paar Wochen entkam. Obwohl er zurück nach Hause musste, stellte sich die Familien Enklave als geradezu angenehm im Vergleich zum Internat heraus. Ja, viele seiner weiblichen Verwandten konnten nicht viel mit ihm anfangen, aber einige respektierten oder mochten ihn und die anderen empfanden Gleichgültigkeit oder eine gewisse Skepsis, aber die war nicht einmal auf ihn persönlich, sondern sein Geschlecht gemünzt. Bald hatte Dorcas Energie und Enthusiasmus wie nie zuvor, besonders als auch die Ausbildung gut anlief. Natürlich spürte er die Auswirkungen des Krieges, aber weil diese Gefühle sich nicht auf ihn bezogen, waren sie ein bisschen leichter aus seinem Bewusstsein verbannbar, ein bisschen weniger geeignet, ihn dauernd zum Grübeln zu bringen. In gewisser Weise waren sie sogar eine Motivation, die Ausbildung gut zu meistern. Das Ministerium brauchte Nachwuchs und auch, wenn seine Familie sich raushielt, für Dorcas war schnell klar, auf welcher Seite er persönlich kämpfen wollte. Er wollte etwas gegen die Menschen tun, die andere unterdrücken wollten und als weniger Wert ansahen, nur weil sie zufällig nicht in die richtige Familie geboren worden waren. Eine andere Einstellung erlaubten seine eigenen Erfahrungen einfach nicht.
Die anderen Auszubildenden waren nicht mehr die riesige Schülerschar in Hogwarts, sondern ebenfalls für die Ausbildung begeisterte Hexen und Zauberer, von denen netterweise keiner panische Prüfungsangst hatte. Auch dass sie nur etwa ein Dutzend in Ausbildungsjahr waren, half extrem. Nein, Dorcas wurde nicht in der Nacht zum Überflieger, aber er erbrachte bessere und konsistentere Leistungen und er hatte nun seine Gabe genug im Griff, um sich in der Gruppe beliebt machen zu können. Abends fiel er trotzdem todmüde ins Bett, weil ihn ein Tag im Ministerium vollkommen auslaugte. Hin und wieder griff er auch zu einem Euphorietrank, wenn die angespannte Stimmung im Ministerium, besonders nach irgendwelchen Katastrophenmeldungen, über den Tag zuviel für ihn geworden war. Aber er hatte Erfolg und das fühlte sich gut an.

In diesem ersten Ausbildungsjahr traf Dorcas das erste Mal auf einen anderen Pathomentiker. Als Mitarbeiter des Katastrophenschutzes half er bei einem Einsatz, zu dem eine Massenpanik nach einem Angriff durch Todesser gehörte. Dorcas war damals nicht live dabei, als der andere Pathomentiker seine Fähigkeit wirkte, aber er sah ihn danach für die Nachbesprechung des Einsatzes den Flur entlangschlurfen. Offensichtlich vollkommen erschöpft und ausgelaugt. In den nächsten Monaten machte er es sich zur Aufgabe, mehr über diese Person und andere mit seinen Fähigkeiten herauszufinden und das Ergebnis war ernüchternd.
Wer seine Gabe offen zeigte, dem stand sehr sicher bevor, dass sie ausgenutzt wurde, zum Teil auf eine Weise, die Dorcas moralisch zumindest grenzwertig fand, zum Teil auf eine Art, die ihn selbst an seine Grenzen bringen würde. Schon die Gefühle eines einzelnen Menschen zu beeinflussen, das wusste Dorcas inzwischen, war unglaubluch Kräfte zehrend. Eine ganze Gruppe? Er musste keinen Pathomentiker fragen, um zu wissen, dass der regelmäßige Einsatz seiner Gabe auf so eindrückliche Art Spuren bei ihm hinterlassen würde, die ein paar Tage Einsamkeit und viel Schlaf nicht würden auslöschen können.
Dorcas stand mehr als einmal vor dem Büro des Pathomentikers, der ihm mehr über seine Gabe hätte beibringen können, aber am Ende siegte immer die Angst. Was, wenn dieser Zauberer sein Geheimnis nicht für sich behalten würde und verlangte, dass er sich ebenso in den Dienst des Ministeriums stellte wie er? Mit dem vollen Umfang seiner Fähigkeit, ohne Rücksicht darauf, dass gerade emotionale aufgepietschte Menschenmassen für Dorcas ein absoluter Alptraum waren. Was, wenn er damit konfrontiert werden würde, dass er nicht bereit war, alles für die richtige Sache zu opfern? Es war die andere Seite dieser Entscheidung, die ihn grübeln ließ. Die Kriegszeiten verlangten vielen etwas ab und Opfer wurden täglich gebracht. Und doch wollte Dorcas dieses potenzielle Opfer, seine mentale Gesundheit, nicht bringen.

Das Ende des ersten Ausbildungsjahres brachte die ersten Abschlussprüfungen mit sich, die Dorcas erfreulich gut hinter sich brachte, so dass einer Ausbildung zum Ermittler nichts im Weg stand. Dorcas wählte diesen Weg, weil er in diesem Bereich am ehesten das Gefühl hatte, mit seiner Fähigkeit von Nutzen zu sein, wenn er sie schon nicht offen für das Ministerium einsetzen wollte. Vielleicht hätte er diesen Schritt nicht gewagt, hätte sein Selbstbewusstsein sich im letzten Jahr nicht deutlich verbessert. Neben seinem guten Abschneiden in der bisherigen Ausbildung war dafür noch etwas anderes verantwortlich - sein verändertes Äußeres. Das regelmäßige körperliche Training hatte seine Statur von schmal zu sportlich verändert. Dorcas hatte sich bis dahin nicht für jemanden gehalten, der eitel war, aber ihm tat es gut, dass ein Blick in den Spiegel nun ein männlicheres Ebenbild zeigte, das eben nicht mehr so einfach mit einer Frau zu verwechseln war. Zunehmend trainierte Dorcas auch in seiner Freizeit, nahm neben Kraftsport auch Kampfsportkurse in sein persönliches Trainingsprogramm auf, und achtete mehr auf seine Kleidung. Es mussten keine feinen Stoffe oder perfekte Schnitte sein, aber es musste eher Maskulinität ausstrahlen. Damit waren auch die letzten kleinen Seitenhiebe alter Klassenkameraden in der Ministeriumskantine oder blöde Sprüche von Verdächtigen, wenn sie den früher schmalen Jungen mit den eher feinen Gesichtszügen sahen, bald Vergangenheit.
Als für Dorcas die Zeit der Verhaftungen und Verhöre losging, hatte er ein ganz anderes Auftreten und Selbstbewusstsein, als noch zur Zeit seines Hogwartsabschlusses. Dass dieser unsichere Junge von damals immer noch da ist, weiß Dorcas aber auch. Spätestens dann, wenn ihm jemand einen rosa Pullover aufquatschen will und er sehr entschieden ablehnt.

Als Auszubildender für die einfache Strafpatroullie war Dorcas gutes Mittelmaß. Definiv brauchbar, aber nicht ganz das, was man von einem Ravenclaw mit seinem Einsatz und dem Potenzial, das man manchmal erkennen konnte, erwarten würde. Als Ermittler sollte er seine Stärken besser ausspielen können. Recherchen durchführen, an etwas dranbleiben, Spuren auswerten und vor allem das Finden potenzieller Zeugen und Verdächtiger sowie deren Verhör lagen eher in Dorcas' stärkeren Bereichen. Besonders in Letzterem konnte er sich bald einen Ruf als herausragender Auszubildender erarbeiten. Sein 'Instinkt' für Lügen, für Menschen, die etwas zu verbergen hatten, schien geradezu traumwandlerisch sicher. Und Dorcas selbst nutzte die Tatsache, dass man ihn bald seine eigenen Verhöre führen ließ - natürlich immer noch von einem ausgebildeten Ermittler begleitet - um seine Gabe zu trainieren. Besonders den Part davon, den er bisher kaum ausgebildet hatte. Das Beeinflussen fremder Emotionen war ihm immer moralisch fragwürdig erschienen und er hatte es meist aus Versehen getan, wenn es passiert war. Aber bei Verbrechern? Ihre Angst und Nervosität zu verstärken oder ihnen das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen in ihn zu vermitteln, damit ihre Zungen sich lockerten, das fand er vertretbar. Hier ging es um ein höheres Wohl und diese Menschen hatten es verdient, die Konsequenzen ihrer Handlungen erfahren zu müssen. Er half nur, sie diesen Konsequenzen zuzuführen.
In den zwei Jahren seiner Ausbildung konnte Dorcas, dem immer noch nur das Selbststudium blieb und dessen Gelegenheiten durch die Anzahl an Verhöhren eingeschränkt war, die er durchführen konnte, begrenzt war, natürlich keine Perfektion im Umgang mit diesem Part seiner Fähigkeit erreichen, aber er lernte zumindest in Ansätzen, Emotionen hervorzurufen, die gerade nicht sowieso schon in seinem Gegenüber vorhanden waren. Er merkte bald, dass er dabei auch sehr vorsichtig vorgehen musste. Der ein oder andere Verdächtige beschwerte sich über unlautere Maßnahmen. Man habe ihm etwas in den Kaffee getan, damit er beim Verhör alles ausplaudert. Niemand nahm diese Menschen ernst, schließlich waren sie Täter, die versuchten, sich aus Verbrechen herauszureden. Und sie sprachen von angeblichen Veritasserum, weil sie keine Ahnung hatten, wie es sich anfühlte, von einem Pathomentiker beeinflusst zu werden. Aber es war eine gute Erinnerung daran, dass er vorsichtig sein musste, besonders mit dem Einschleusen von Gefühlen, die so noch nicht in seinem Gegenüber schwelten.

Für den Moment schöpfte jedoch scheinbar niemand Verdacht. Es herrschte Krieg. Die Rate an Verbrechen stieg mit jedem Monat und niemand hatte Zeit sich darüber Gedanken zu machen, ob das ein oder andere Verhör nicht etwas sehr glatt lief. Zumindest schien es Dorcas so. Er fand seinen Rhythmus, trainierte und apparierte hin und wieder an einsame Orte, um den Stress abzubauen und ein paar ruhige Stunden ohne die Emotionen anderer um sich zu haben. Er wäre gern von Beruhigungs- und Euphorietränken weggekommen, aber er brauchte sie an besonders schlimmen oder langen Tagen oder wenn das Chaos des Krieges Doppeldienste verlangte und die Müdigkeit seine mentalen Barrieren mehr und mehr Bröckeln ließen. Ein Privatleben? Das hatte er in dieser Zeit nicht. Zu ausgelaugt war er von der Ausbildung und dem, was er schon durch den notwendigen Kontakt zu seiner Umwelt an Emotionen aufnahm. Zum Glück gab es aus seiner Hogwartszeit nicht viele Freundschaften zu halten und zum Glück wussten die Frauen in seiner Familie noch immer nicht, was sie mit den Männern in ihrer Runde anfangen sollten, also respektierte man seine Zurückgezogenheit. Nur wenige Familienfeste und Pubabende waren in diesen zwei Jahrne notwendig, um Dorcas' dünnes soziales Netzwerk zufriedenzustellen.

"Not every love story is meant to last forever. Some are meant to teach us something and then let us go."

Im Juni 1976 beendete Dorcas seine Ausbildung zum Ermittler. Als Elaine, eine seiner ihm gegenüber freundlich gestimmten Cousinen im Juli für die Sommerferien vor ihrem siebten Schuljahr nach Godrics Hollow zurückkehrte, sollte einer dieser Partys stattfinden, bei denen er sich nicht herausreden konnte, einen geselligen Abend mit ihr und ihren Freunden zu verbringen. Es galt, seinen Abschluss zu feiern, zumindest so nebenbei auf einer Party. Dorcas trank nicht oft, aber wenn auf ihn selbst angestoßen wurde? Er war eben immer noch zu sehr der Junge, der es anderen Recht machen wollte. Dorcas schreibt es gern einer Mischung aus Alkohol und seiner Gabe zu, dass er an diesem Abend knutschend mit Henry Morganach, Elaines bestem Freund, in einer stillen dunklen Ecke abseits der Party landete. Es scheint eine etwas dünne Erklärung dafür zu sein, dass dieser Moment nicht einzigartig blieb, sondern die beiden sogar eine Beziehung eingingen, aber Dorcas hatte von Pathomentikern gelesen, die ihr ganzes Eheleben auf der Lüge begründeten, dass die Gefühle ihres Partners ihre eigenen wären. Heute denkt Dorcas mit gemischten Gefühlen an diesen Sommer zurück. Nicht einmal, weil er ihn mit einem anderen Mann verbracht hat, sondern weil er eine wirklich schöne Zeit hatte, auch im Rückblick betrachtet, die doch eine Lüge war. Und weil er einen Mann verletzt hat, den er vielleicht nicht liebt, der ihm aber trotzdem wichtig ist.

Als der Sommer endete und Henry für sein letztes Schuljahr nach Hogwrats zurückkehrte, spürte Dorcas bald, dass er nicht das Gleiche für den Ravenclaw empfand wie er für ihn. Obwohl er ihn zweifellos immer noch mochte, waren beim Gedanken an ihn, als er erst einmal ein paar Wochen aus dem direkten Einflussbereich des Jüngeren heraus war, keine Gefühle über Sympathie hinaus mehr im Spiel. Für Dorcas war es eine ernüchternde Lektion darüber, wie wenig er auf das Vertrauen konnte, was er fühlte. Er beendete die Beziehung noch im gleichen Jahr und hat sich seitdem von romantischen Verwicklungen ferngehalten, auch wenn er eine gewisse Sehnsucht danach, zu jemandem zu gehören, nicht leugnen kann. Aber wie soll er sich mit einer Fähigkeit wie seiner je sicher sein?

New Chances, New Choices

Dorcas arbeitete ein knappes Jahr als Ermittler, als er die Formulare für die Bewerbung zur Aurorenausbildung auf seinem Schreibtisch fand. Sein direkter Vorgesetzter führte im folgenden Gespräch aus, dass er sich in der Strafverfolgung bewiesen hatte und es in den aktuellen Zeiten mehr sehr gut ausgebildete Auroren brauchte. Dorcas hatte seine innigsten Berufswunsch nie geheimgehalten und seine Eignung schien nach diesen vier Jahren im Ministerium unumstritten. Heute vermutet Dorcas, dass neben den Kriegszeiten und der notwendigkeit für einen steten Aurorennachwuchs auch Albus Dumbledore seine Finger im Spiel hatte. Damals wusste Dorcas noch nicht, dass der Zauberer auf ihn aufmerksam geworden war und seine Gabe zu erahnen schien. Aber konnte es Zufall sein, dass Dorcas nach bestandener Aufnahmeprüfung ausgerechnet Frank Longbottom als Mentor zugeteilt bekam? Dorcas ahnte in den ersten Monaten natürlich nichts von dessen Mitgliedschaft in einer Organisation, von der er bisher ebensowenig gehört hatte.Da war nur das Gefühl von Wachsamkeit, das Frank Longbottom auszustrahlen schien. Aber er war Auror und nicht wenige ältere Auroren waren geradezu paranoid, also erschien Dorcas eine erhöhte Aufmerksamkeit in seiner Nähe kaum ungewöhnlich. Meinte er außerdem, dass sein Mentor ihn etwas genauer im Blick zu behalten schien und er mehr Feldaufgaben bekam als die anderen Auszubildenden? Auch das, aber in der Kantine erzählten nicht wenige angehende Auroren, dass sie denselben Eindruck in ihrer eigenen Ausbildung hatten, also mochte es nur Einbildung sein. Außerdem hatte Dorcas ausnahmsweise andere Probleme, als sich ausschließlich über seine Ausbildung Gedanken zu machen ...

Als seine Cousine Elaine im Sommer 1977 ankündigte, die Aurorenausbildung ebenfalls zu absolvieren, freute sich Dorcas, ein freundliches Gesicht in seinem Jahrgang zu haben, auch wenn es in gewisser Weise bedeutete, im Ministerium unter der Beobachtung seiner Familie zu stehen. Das tat er so oder so. Die Beauforts waren keine kleine Familie und besetzten diverse Stellen auch in der Strafverfolgung. Dass Henry - ihr bester Freund und Dorcas' erfolglose Sommerromanze - mit ihr die Ausbildung beginnen wollte und Sephora, die Matriarchin der Familie, noch die wundervolle Idee hatte, sie alle Drei gemeinsam mit anderen Auszubildenden in eine Villa der Familie zu stecken, war da schon eine andere Sache. Dorcas, der seinen Auszug aus dem Haus in Grodrics Hollow schon im letzten Jahr als Ermittler geplant hatte, erkannte sehr wohl den Wunsch der Matriarchin, so eine gewisse Kontrolle über sein Leben zu behalten. Und doch wollte er noch keinen zu starken Bruch zu seiner Familie riskieren, so dass ein Nein nicht in Frage kam. Dorcas arrangierte sich also. Er arrangierte sich mit Elaine, die immerhin zu seinen liebsten Cousinen gehörte und sich gern als Kopf der neuen WG sah. Er arrangierte sich mit Henry, dessen Gefühle für Dorcas leider nicht komplett verschwunden waren und der mit der Tatsache, dass er auf Männer stehen könnte, deutlich mehr Probleme hatte als Dorcas. Vermutlich auch, weil Dorcas sich gar nicht so sicher war, aus eigenem Antrieb heraus überhaupt Männer anziehend zu finden. Die beiden einigten sich jedenfalls darauf, ihre frühere Beziehung, wie schon in diesem letzten Sommer, nicht allzu offen zu behandeln. Dorcas arrangierte sich auch mit dem Einzug von Midas Meliflua, einem ehemaligen Mitschüler, dessen vorrangiger Charakterzug in Hogwarts gewesen zu sein schien, dass er ein Arschloch war, welches es zwischenzeitlich besonders auf Henry abgesehen hatte. Dorcas gab sein Bestes, mit diesem neuen Umfeld umzugehen, auch wenn ihm die Gefühle jedes WG-Mitglieds auf die ein oder andere Art häufig Kopfschmerzen bereiteten.

Das neue Jahr brachte verstärkt Einsätze für Dorcas, die ihm dank seiner Gabe relativ problemlos gelangen, auch wenn die Informationen, die er erhielt, dürftig waren. Er schätzte, dass sein Vertrauen ins Ministerium geprüft wurde, und führte seine Aufgaben aus. Hatte dieser Zauberer etwas zu verbergen? Log jene Hexe in Bezug auf ihre Zeugenaussage? Viele Befragungen fanden außerhalb des Ministeriums statt, was Dorcas unter 'Feldeinsatz' verbuchte, und nicht wenige ordnete Frank Longbottom als 'sensible Operationen' ein, was bedeutete, Dorcas durfte nicht darüber sprechen. Kein ungewöhnliches Vorgehen im Aurorenbüro, schließlich hatten Schwarzmagier ihre Spione im Ministerium und im Chaos des Krieges gingen auch im Ministerium Informationen schnell in die falschen Hände. Heute fragt sich Dorcas trotzdem, ob er - gerade als Pathomentiker - nicht hätte Verdacht schöpfen sollen. Aber da ist das Problem, dass er Gefühle zwar spürt, aber immer noch selbst interpretieren muss. Und sein Mentor log ihn nie an, wenn er sagte, er hätte einen Auftrag für ihn oder dass dieser besser nicht in großer Runde diskutiert wurde. Auch das ein oder andere Gespräch über seine persönliche Meinung zur politischen Lage oder seinen Moralvorstellungen wunderte Dorcas nicht. Auroren waren ein eingeschworener Haufen. Sie wussten gern, wer da neben ihnen stand und ihnen den Rücken freihielt.

Erst als er eines Tages Albus Dumbledore gegenüberstand und ein - zumindest für ihn - ungeplantes persönliches Gespräch mit dem Schulleiter hatte, wurde ihm bewusst, dass er in den letzten Monaten nicht nur hinsichtlich seiner Fähigkeiten als Auror geprüft worden war. Als erste Person sagte Dumbledore ihm gerade heraus, was er war, und machte keinen Hehl daraus, dass er Dorcas' Pathomentik gern einsetzen würde. Für das höhere Wohl, verstand sich. Und der Phönixorden, von dessen Existenz Dorcas nun erfuhr, klang nach einer Gruppe, für die es sich lohnen konnte, seine Fähigkeit einzusetzen. Dorcas entschied sich, dem Orden beizutreten. Seine ersten Monate blieben eine Bewährungsprobe. Er kannte nur die Identität von Dumbledore und Frank Longbottom als Ordensmitglieder und erledigte erste Aufträge unter der Führung seines Aurorenmentors. Erst im April sollte er einem ersten tatsächlichen Treffen des Ordens beiwohnen und Dorcas hat den Verdacht, dass er damit schon recht schnell seine 'Probezeit' bestanden hatte. Grund dafür war wohl die Entscheidung seines Mentors, zur HIT-Einheit zu wechseln. Das war auch der Grund, warum er gemeinsam mit seinen WG-Mitbewohnern, die auch unter dem Longbottom ihre Ausbildung begonnen hatten, schon im Mai 1978 für die Prüfungen zugelassen wurde, die das Ende ihres ersten Ausbildungsjahres markieren sollten. Jetzt hat Dorcas das zweite Jahr in seiner Ausbildung begonnen. Eigentlich ein Grund zur Freude, aber da ist der Krieg und bei aller Überzeugung für die gute Sache die Frage, wie Albus Dumbledore ihn einsetzen will. Und ob er auf dem besten Weg ist, emotional auszubrennen oder seinen Verstand einzubüßen, wie soviele Pathomentiker vor ihm, wenn er sich zu sehr einspannen lässt.