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Aodhagán O'Suibhne - Aodhagán O'Suibhne - 31.10.2025 Trigger-Warnung: Tod eines Elternteils 26. Juli 1972, St. Mungos “Dad? Warum war ich bei der Beerdigung nicht dabei, aber die Mädchen schon?” Caoimhin O’Suibhne trank einen Schluck von seinem Kaffee, während sein Blick langsam über den Jungen glitt, der sich gleich nach der Frage einen zu großen Bissen Apfelstrudel in den Mund geschoben hatte. “Weil es zu gefährlich gewesen wäre”, erklärte er dann. “Warum war es für die Mädchen nicht gefährlich?”, verlangte er zu wissen. “Weil es um dich ging”, erwiderte der Vater. Aodhagán aß schweigend den süßen Strudel, grübelnd, bis er die Gabel neben den Teller legte und aufmerksam zu dem Vater hoch schaute. “Bin ich gefährlich für andere? Ist Mum wegen mir gestorben?” Caoimhin schaute den Jungen für einen Moment erschrocken an, ehe er den Kopf schüttelte. “Aber nein, Aodhagán. Du bist keine Gefahr, hörst du? Für niemanden. Und sie ist auch nicht wegen dir gestorben.” Wie kam der Junge nur auf solche Gedanken? Caoimhin legte seine Hand unter das schmale Kinn, als der Aodhagán den Kopf senken wollte, suchte seinen Blick. “Du hattest Anfälle, ein paar sogar, und ich war besorgt, dass du bei der Beerdigung einen haben könntest.” Der Junge nickte langsam. “Bin ich krank, Dad?” Caoimhin machte eine unbestimmte Bewegung mit dem Kopf, weder ein Nicken, noch ein Kopfschütteln, und griff erneut nach seinem Kaffee. “Das versuchen die Heiler herauszufinden”, erklärte er, ehe er einen Schluck trank. “Und du hilfst ihnen dabei, ja?” Aodhagán nickte erneut langsam, starrte dann auf die Krümel auf seinem Teller. “Ich will nach Hause”, erklärte er. “Ich weiß.” Caoimhin legte eine Hand auf die des Kindes. “Du kannst nach Hause, wenn es dir besser geht.” “Aber es geht mir gut”, widersprach der Junge. Er ballte die Hände zu Fäusten und spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. “Ich will zu dir, und Niamh und Oonagh und Brighid und… Mum…” “Mum ist tot, Aodhagán”, erinnerte Caoimhin, wobei seine eigene Stimme schwer klang. Der Junge hielt den Blick gesenkt. Tränen rannen ihm über die Wangen, aber er sollte nicht weinen. Er sollte stark sein. “Ich vermisse sie.” Unglaublich schwer waren die Worte. So schwer, dass er es regelrecht im Herzen spürte. So scharf, dass es weh tat. Überall. “Ich weiß. Wir vermissen sie alle”, klang die Stimme des Vaters dumpf, wie aus weiter Ferne. “Aodhagán?” Der Vater ließ die Tasse fallen, als sein Sohn zitternd vom Stuhl glitt. Das Schluchzen wurde zu einem Wimmern, dann zu einem Schrei. “Hilfe! Ich brauche Hilfe!”, rief Caoimhin und sah sich nach den Schwestern um. 29. Juli 1972, St. Mungos “Sind Sie sicher, dass das funktioniert?”, wollte Caoimhin wissen, während sein Blick abwägend über die junge Brünette und den kleinen Kniesel auf ihrem Arm glitt. “Eine absolute Sicherheit gibt es nie”, antwortete Arabella und setzte das Kitten auf der Bettdecke auf. “Haben Sie Geduld und beobachten Sie”, riet sie noch. Es war schon ein Akt gewesen, die Heiler der Station davon zu überzeugen, einen Kniesel hereinzulassen. Doch am Ende hofften alle, dass es funktionierte. Seit dem Tod der Mutter hatte Aodhagán einen Anfall nach dem anderen. Manchmal lagen ein paar Stunden dazwischen, manchmal nur ein paar Minuten. Noch nicht einen Tag hatte es ganz ohne Anfall gegeben und ein Ende war nicht abzusehen. Immerhin trauerte der Junge. Inzwischen waren sich die Heiler einig, dass es unverantwortlich wäre, einen Neunjährigen über einen längeren Zeitraum mit Tränken zu betäuben. Es war eine Sache, nachts für erholsamen Schlaf zu sorgen, doch ein Kind auch tagsüber immer zu den Tränken auszusetzen - und damit auch den natürlichen Prozess der Trauer zu unterbinden - konnte einfach nicht gesund sein. Caoimhin war verzweifelt gewesen, hatte Rat an den ungewöhnlichsten Stellen gesucht - auch in der Augurey Apotheke, wo Arabella arbeitete und ihre Kniesel ein- und ausgingen. Sie war auf die Idee gekommen, dass eines ihrer Tiere helfen könnte. Und so saßen sie nun beide am Krankenbett und beobachteten, wie Aodhagán wach wurde, wie sich seine Augen erst weiteten und dann strahlten. Geradezu zögernd strich er mit den Fingern durch das flauschige Fell, während der kleine Kater über den Körper des Jungen schritt und seinen Kopf schnurrend an dessen Kinn rieb. “Sehen Sie?”, sprach sie leise zum Vater. “Haare und Liebe vertreiben Trauer und Kummer.” Lächelnd wandte sie sich dann an den Patienten: “Er heißt Sir Galahad." Allerdings nenne ich fast immer Cinnamon. Kaum dass er laufen konnte, hat er eine Dose mit Zimt hinuntergeworfen und sich darin gewälzt. Mehr als eine Woche hat er überall den Duft von Zimt verbreitet. Darum nenne ich ihn so.” “Hallo Cinnamon”, begrüßte Aodhagán den Kater leise, ehe er den Blick auf den Vater richtete und fragte: “Darf ich ihn behalten?” Caoimhin nickte langsam, lächelnd und voller Hoffnung. 1. September 1973, Kings Cross Aodhagán atmete tief durch. Das hier war etwas, das er immer gewollt hatte! Er stand auf dem Bahnsteig 9 ¾. Hunderte andere Schüler und Schülerinnen, zum Teil schon in schwarzen Roben und zum Teil noch in ihrer Alltagskleidung, liefen umher. Freunde begrüßten einander. Eltern verabschiedeten ihre Kinder. Die Rauchwolke der magischen Lock zog gen Himmel. Frösche quakten, Eulen schrien, Katzen fauchten und Cinnamon kratzte an seinem Korb. Er mochte es nicht, eingesperrt zu sein. Caoimhin meinte allerdings, es wäre sicherer. Aodhagán spürte seinen Herzschlag überdeutlich in seiner Brust und die Hand des Vaters schwer auf seiner Schulter. “Ist alles in Ordnung, Junge?” Aodhagán nickte mechanisch. Er hatte das hier immer gewollt. Wie jeder junge Zauberer. Er wollte nach Hogwarts, freute sich auf das Schloss, auf neue Freunde und darauf, endlich richtig zaubern zu lernen. Es sollte alles in Ordnung sein. Die Frage war, was machten diese Zauberer dann hier? Sie ragten in der Schülerschar auf, wie zwei Leuchttürme und trugen silberne Masken. Sie zogen ihre Zauberstäbe. Aodhagán wollte rufen, wollte sie warnen, doch er bekam keine Luft, brachte keinen Ton heraus. Grüne Lichtblitze zischten mitten in eine Schülergruppe, Körper fielen - und Aodhagán spürte weiches Fell zwischen seinen Fingern. Er spürte regelrecht das Vibrieren des warmen Körpers, der sich gegen seine Brust und seinen Hals schmiegte. Der Junge schnappte nach Luft, als wäre er bei einem Tauchgang zu lange unter Wasser gewesen. “Du solltest lieber zuhause bleiben”, hörte er die Stimme des Vaters wie durch eine dicke Schicht Watte. Aodhagán schüttelte den Kopf und realisierte erst bei dieser Bewegung, dass er auf dem kalten Boden lag. “Nein”, keuchte er, atmete tief durch und stemmte sich mit purer Willenskraft in eine sitzende Position. “Ich will nach Hogwarts, Dad. Ich… ich schaff das schon.” Er drückte Cinnamon an sich und griff nach dem Stück Schokolade, das mit einem Mal vor seinem Gesicht schwebte. “Ich will nach Hogwarts, Dad.” Betonte er, schob sich die Schokolade in den Mund und kam wieder auf die Beine. Caoimhin beobachtete den Jungen skeptisch und deutete schließlich auf den Zug. “Dann solltest du dich beeilen. Es sieht nicht so aus, als wollten sie noch lange warten.” Aodhagán sah sich um und realisierte, dass der Bahnsteig inzwischen so gut wie leer war. Dafür klebten Dutzende Gesichter an den Fenstern der Waggons. Er spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss, umfasste den schnurrenden Kniesel noch etwas fester und konzentrierte sich auf den süßen Geschmack in seinem Mund. Jetzt bloß kein weiterer Anfall!, schoss es ihm durch den Kopf. “Wir… wir sehen uns Weihnachten, Dad”, entschied er, ließ gerade noch zu, dass Caoimhin ihm ein weiteres Mal die Schulter drückte und beeilte sich dann, in den Zug zu steigen. 28. Juni 1978, Hogwarts “Gealaí! Gealaí!” Aodhagán hörte seine Schwester deutlich aus dem Gemurmel und Geraune der übrigen Schüler heraus. Niemand sonst rief ihn mit seinem zweiten Vornamen. “Ich komm gleich nach”, meinte er zu den Freunden und drehte sich mit einem leisen Seufzer um, um gegen den Strom der Schüler die Treppe wieder hinunter zu gehen, Brighid entgegen. “Gealaí!”, rief sie noch einmal und blieb regelrecht atemlos bei ihm stehen, zwei Stufen unter ihm, so dass sie kleiner wirkte, als sie eigentlich war. “Was ist denn?”, fragte er und rieb sich den Oberarm, nachdem er von einem älteren Schüler im Vorbeigehen angerempelt wurde. “Miss Bletchley hat geschrieben. Sie holt uns am Bahnhof ab.” Brighid hatte rote Wangen und hielt einen Brief in der Hand. Offenbar freute sie sich über die Nachricht und Aodhagán konnte es ihr nicht verübeln. Bei ihrer ersten Begegnung mit der Leiterin des Waisenhauses war Miss Bletchley freundlich und verständnisvoll gewesen. “Hm, komm mal mit.” Aodhagán umfasste das Handgelenk der kleinen Schwester und zog sie von der Treppe runter in den Gang, der zum Klassenzimmer für Verwandlung führte. Schon nach wenigen Schritten war es erheblich ruhiger. Die letzten Prüfungen waren in allen Klassen geschrieben und die letzten Tage des Schuljahres hatten sie frei. Kaum jemand hatte einen Grund noch die Klassenräume aufzusuchen. Die meisten Jugendlichen zog es nach dem Frühstück hinaus in die warme Juni-Sonne. Eben dahin wollte Aodhagán auch, nachdem er seinen Besen aus dem Ravenclaw-Turm geholt hatte. Auf die Wiesen und hinüber zum Stadion, wo er mit dem Rest des Teams noch ein paar Runden fliegen und ein paar Bälle werfen würde. Ein letztes, lockeres Training vor den Sommerferien. Das hatte nun zu warten. “Zeig mal her”, sagte Aodhagán und zog Brighid den Brief aus der Hand. Rasch überflog er die schwungvollen Zeilen, blieb an ein paar Worten hängen und nickte langsam. “Sie wird dich abholen”, betonte er, drehte das Pergament so, dass das Mädchen es lesen konnte und deutete auf die passenden Zeilen. “Na und?” Verständnislos zog sie ihm den Brief wieder aus den Fingern. “Du hast doch auch einen bekommen, oder?” Aodhagán seufzte leise. Er hätte diesen Moment gerne noch ein paar Stunden hinaus gezögert, bis er wenigstens selbst verdaut hatte, was er eben beim Frühstück gelesen hatte. Genau deswegen wollte er auf das Quidditchfeld. “Nicht direkt”, erwiderte er und zog einen ganz ähnlichen Brief aus der Hosentasche. Langsam faltete er das Pergament auseinander, als könnte er damit das Unvermeidliche hinauszögern, und reichte ihn Brighid zum Lesen. “Mr. Black wird mich abholen.” “Mr. Black?”, echote sie regelrecht schrill, so dass Aodhagán unruhig den Gang entlang schaute. Das brauchte auch nicht direkt die ganze Schule wissen. “Welcher? Der Vater von unseren Blacks?” Ein schiefes Grinsen huschte über die Lippen des Ravenclaw. Es war ja nicht so, als wären sie enge Freunde von Sirius oder Regulus. Sie gingen nur einfach zufällig auf dieselbe Schule und hatten ab und zu mal mehr und mal weniger miteinander zu tun. Meistens eher weniger. Aber Blacks waren bekannt - ganz besonders für ihren Status in der gehobenen Welt der Reinblüter und für ihren Hang zu schwarzer Magie. “Was will der denn von dir?”, fragte Brighid weiter. Aodhagán hob leicht die Schultern. “Ich weiß nicht genau”, erwiderte er, obwohl das nicht so ganz stimmte. Es war kein Geheimnis, dass er Dinge sah. Möglicherweise hatte Regulus davon zuhause erzählt. Vielleicht wusste es Mr. Black auch aus ganz anderen Quellen. Jedenfalls konnte er sich vorstellen, dass eine solche Gabe - selbst wenn Aodhagán sie allzu gerne als Fluch bezeichnete - für so eine alte, ambitionierte Familie interessant sein könnte. “Moment, heißt das, du wirst bei denen wohnen?” Offenbar hatte Brighid die entscheidenden Zeilen des Briefes gefunden und sah ihren Bruder nun bestürzt an. “Heißt das, wir werden uns gar nicht sehen?” “Doch, natürlich!”, erklärte Aodhagán mit Nachdruck. Er legte die Hände an Brighids Schultern. Sie war zwar ein Jahr jünger als er, doch sie waren beinahe gleich groß. “Ich verspreche dir, ich werde alles versuchen, damit ich dich besuchen kann.” Er legte seine Arme um sie, als sie sich an ihn lehnte. “Sie können uns nicht einfach so trennen, okay?” |