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Joanna Blishwick - Druckversion

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Joanna Blishwick - Joanna Blishwick - 23.08.2023

Painting is silent poetry, and poetry is painting that speaks.

„Ha... Haha... Hahaha...“ Tränen rollten über die Wangen, während sie irgendwo ganz unladylike im Gras lag, den Arm über das Gesicht hatte, auf dass niemand die Zerstörung sah. Endlich Ruhe. Kein Rauschen, kein Sturm, keine Labyrinthe, die sich übereinander legten, miteinander verwoben und sie, die sich darin verlief. Ruhe. Nur das Zwitschern von Vögeln, das leise Rauschen von Blättern, während der Wind jene sacht streifte. „Aaaaah...“ Ein verzweifelter Laut, der herausmusste, hier und jetzt, wo keiner es hörte, niemand es sah. Faszination und Horror, die Hand in Hand in ihrem Körper einen kleinen oder eher größeren Tumult auslösten. Kontrolle. Was half all das trainieren, all die Übungen, all die Versuche, wenn eine leichte Erkältung die Mauer ankratzte und damit einen Weg bereitete für all das, was sie mittlerweile kaum noch interessierte oder interessieren sollte. Dennoch konnte sie nicht anders. Es glich diesen Momenten, wenn sie Pinsel, Stift oder Zauberstab in den Händen hielt und die Welt zusammenschrumpfte. Man stand davor, sah es und versuchte es zu greifen. Es war die reine Sünde und Versuchung. Sie müsste es besser wissen, sie müsste wissen, dass sie das Labyrinth nicht betreten durfte und sie versuchte es! Wie häufig hatte sie verloren? Wie häufig war sie umhergeirrt und hatte immer und immer wieder festgestellt, wie unterschiedlich Menschen waren. Gefühle und Gedanken, das Zusammenspiel und vor allem Erinnerungen, die sich in den Nischen versteckten, fast als dachten sie, man sah sie nicht, immerhin vergaß selbst der Besitzer sie so häufig oder hatte sie extra ins letzte Eck verfrachtet, auf dass es dort in Vergessenheit geraten konnte. Die Hölle brach aus, wenn es zu viele wurden, wenn die Gänge sich kreuzten, wenn die Welt sich plötzlich drehte und man in eine völlig andere Kreuzung fiel. Farbenfroh oder Schwarz in Schwarz? Sie hatte mal versucht, es auf einem Bild festzuhalten. All die Wege, mal überwachsen mit reichlich Pflanzen, lebten jene oder war bereits totes Dornengestrüpp dazwischen? Mittlerweile kam ihr ihre in der Kindheit an ihre Mutter gerichtete Frage dumm vor – Warum sagt der Mann zwei Sachen, die nicht zusammen sein können? Die Lüge, die über die Lippen kam und das clownartige Schmunzeln, dass in einer gruseligen Farbkombination in seinem Inneren vom Gegenteil erzählte. Sie erinnerte sich lebhaft an die Umarmung danach. Sie hatte sie gemocht, hatte gestrahlt und die kleinen Ärmchen um ihre Mama gelegt, auf dass jene sie einfach nicht losließ. Was würde sie jetzt für diese Umarmung tun. Alles war gut, alles wurde gut. Nur ein paar Minuten Pause, nur ein paar Minuten, dann würde sie aufstehen, die Frisur und das Krönchen richten...

Art is the only way to run away without leaving home.

„Hrmpf.“ Sie schmollte. Nein, sie hatte keine Lust auf das Treffen später, allerdings hatte das ihre Mutter so gar nicht interessiert und das passende Kleid lag bereits auf dem Bett in ihrem Zimmer. Kein guter Tag, oder ein richtig guter Tag? Es war ja nicht so, als hätte sie die Intention der wichtigsten Frau in ihrem Leben nicht verstanden. Sie konnte sich nicht ständig in ihrem Atelier wegsperren. Doch! Doch konnte sie. Nicht, wenn es nach dem Kopf von Frau Mutter ging. Joanna beobachtete mit reichlich Faszination und Glück, wie sich endlich, endlich etwas bewegte. Der Wind, sie sah ihn auf dem aus ihrer Hand stammenden Gemälde. Die blauen Augen funkelten, die blonden Haare waren komplett zerzaust in ihrem Dutt und dass sich der eine oder andere Farbklecks auf Gesicht, Fingern und der Kleidung befand, würden wohl einige nicht als mögliches Szenario mit der Blishwick in Verbindung bringen können, aber so war es eben. Der Wind, er brachte die Blätter des Baumes ganz leicht zum Bewegen. Endlich! Es lebte. Glück in seiner reinsten Form durchfloss sie. Joanna liebte das Anwesen in Schottland und hatte ein kleines Stück der Landschaft festgehalten oder eher ihren Lieblingsort. Dieser atemberaubend große Baum, der dort mächtig jedem Wetter trotzte und seine Äste über einem ausstreckte, wenn der Regen einen mal wieder überraschte. Wie häufig war sie mit Nero bereits darunter gestanden und hatte diesem atemberaubend schönen Anblick gefrönt? Sie könnte es wohl nicht mehr zählen. Mit einem Mal war all das, was sie über mehrere Tage hierhergeführt und so manches Essen verpassen hatte lassen, vergessen. Jetzt strahlte sie über das ganze Gesicht und rannte ohne einen Funken Etikette, der sonst fast schon natürlich in ihr verankerten Eleganz und Etikette durch das Haus und direkt in die Arme ihrer Mutter. War da ein pikierter Blick? Pah, wäre ihr egal und vermutlich auch total übersehen. Jene wurde direkt umarmt und fröhlich und hibbelig genestelt. „Mum... mitkommen...“ Wie ein kleines Kind und fern von allem, was sie sonst natürlich ausstrahlen konnte. Vermutlich war sie geistig wirklich ein wenig geschrumpft, aber das machte nichts. In der Nähe ihrer Eltern passierte das hier und da. „Bitte, Bitte...“ Sie wurde an der Hand genommen, aber vom Ziehen Abstand genommen. Sie wollte sie nicht belästigen und nicht nötigen. Ein Gedankenspiel, das wohl wenig Rückhalt besaß, wenn man bedachte, dass sie der geliebten Mutter ein paar Farbkleckse verpasst hatte.

Every now and then one paints a picture that seems to have opened a door and serves as a stepping stone to other things.

Ein leicht erhobenes Kinn und Missbilligung in jeder noch so kleinen Bewegung, während der Blick kühl über das Schauspiel wanderte. Wie kindisch konnte man sich bitte aufführen? Wie viel Unsinn konnte man machen? Und warum zum Teufel sollte sie nun eingreifen? Ihr Haus würde Punkte verlieren, wenn sie diesen Hahnenkampf nicht unterbrach. Ihre innere Friedenstaube war definitiv eines jämmerlichen Todes gestorben und krepierte förmlich. Es wäre vermutlich eine andere Sache, wenn dort liebenswürdige oder unschuldige Wesen meinten, sie müssten sich den Kopf abreißen, ja dann hätte sie vermutlich alles in ihrer Macht stehend getan und wenn sie einfach ganz fürchterlich unabsichtlich dazwischen gelaufen wäre. Jenes Mittel hatte sich als merkwürdig effektiv herausgestellt, wenn es darum ging, einen Impulsbrecher zu finden und einen Aha-Moment zu kreieren, um die Dummköpfe zum Denken anzuregen. Warum wollte sie helfen? Gott. Grrr. Der Blick wurde eine Spur kälter und irgendwie verdammte sie sich jetzt doch sehr farbenfroh innerlich fluchend dafür, dass sie den Bombarda nicht wie ihre Schwester perfektioniert hatte, geschweige denn wirklich zustande brachte. Er würde jetzt mit Sicherheit herrlich schöne Ergebnisse erzielen. Letztlich gewann der Drang nach … Ruhe. Ja, genau es ging ihr nur um die Ruhe und so räusperte sie sich in ziemlicher Manier und das Lächeln sprühte nur so vor 'Gebt mir nur einen Grund...' während sie den Blick der 'Ertappten' sofort auf sich spürte. „Eine wundervolle Nacht, nicht wahr?“ Fischmünder gingen auf und zu, während die Blicke zwischen 'Fuck' zu 'Was will die' und anderen Nuancen unterschiedlichster Gedanken wechselten. Nicht hinhören. Die Versuchung war vorhanden, alleine schon, weil es ihr helfen würde, die richtigen Worte zu finden. Und bei den Göttern der alten Geschichten, wenn einer von beiden auch nur einen falschen Ton anschlug und sich jetzt nicht sofort in seinen Schlafsaal verkrümmelte, dann würden sie sie kennenlernen. Sie war wirklich nicht willig, ihre nächtliche Patrouille so verschwendet zu bekommen. Der einzige Nachteil an einem Schlafsaal im Keller war, dass man keinen Blick auf den Himmel bekam. „Gute Nacht, die Herren.“ Ein zuckersüßes und kaltes Lächeln wurde präsentiert. Damit war das Thema hoffentlich so weit vom Tisch, dass sie sich ihrem Buch widmen konnte. Sie wollte endlich in ihrem Geschenk von Tante Jeanne versinken dürfen und welches Ambiente passte dabei bitte besser als der Mond samt seinen Sternengefährten und himmlischer Ruhe?