Das Verhältnis, das Marcus und sein Vater pflegten, als ein schlechtes zu bezeichnen, wäre vermutlich eine der großen Untertreibungen dieses Jahrhunderts. Marcus hat Varrus gehasst. Gehasst für den Druck, den der alte Cross seinem Sohn machte. Gehasst dafür, wie Varrus seine Ehefrau behandelte. Und am meisten hasste Marcus seinen Vater dafür, dass dieser Merigold Cross in den Selbstmord getrieben hatte. Marcus ist im Grunde ein Reinblüter durch und durch. Aber er hat bei seinem Blut und dem Blut seines Vaters geschworen, das er voller Genugtuung vergossen hat, niemals so zu werden wie Varrus Cross. Marcus hat seinen Vater und alles was in Verbindung mit ihm stand, so sehr gehasst, dass er sein direktes Erbe verweigerte und zur Annahme des Erbes seiner Großeltern '77 von seiner damaligen Freundin genötigt wurde.

Für Marcus ist Tiberius Cross ein gewisses... Mysterium. Er wuchs zwar mit der Gewissheit auf, dass seine Großeltern zwei Söhne und eine Tochter hatten, allerdings hatte der Todesser niemals die Gelegenheit, seinen Onkel kennen zu lernen. Anders als sein Bruder Varrus war Tiberius von dem Drang beseelt, aus den Regularien seiner Familie auszubrechen und sich nicht dem Diktat ihres strengen Vaters - Marcus' Großvater Aurelius - zu beugen. Mochte sich dies zu Beginn viellecht in einer eigenwilligen, dem Hause Cross nicht plaisierenden Berufswahl äußern, wude Tiberius letztendlich von seinem Vater verstoßen. Bis heute kennt Marcus den genauen Grund nicht, der dazu führte, aber seine Vermutungen reichen von totaler Abwendung von der Familie, über falsche Ehe bis hin zu Blutsverrat. Letztendlich nahm Aurelius den wahren Grund mit ins Grab und als Sohn des Erstgeborenen der Familie Cross erbte Marcus alles. Ob er sich darum bemühen soll, in Kontakt mit seinem Onkel zu treten, weiß er bis heute nicht.

So sehr Marcus seinen Vater gehasst hat, so sehr hat er seine Mutter Merigold verehrt. Nicht, weil sie sich derart unterdrücken ließ, sondern weil sie es ertrug, den Kopf immer aufrecht hielt. Sich niemals ihre Kraft und ihren Stolz nehmen ließ. Sie brachte Marcus die wenigen guten Eigenschaften bei, die er heute sein eigen nennen kann: Zielstrebigkeit, Loyalität, Verlässlichkeit. Man kann davon ausgehen, dass mit dem Tod von Merigold der Großteil von Marcus Menschlichkeit starb und dem Wesen des passionierten Mörders und Todessers Platz machte, der er heute ist. Gleichzeitig konnte er es nicht ertragen, die Familie seiner Mutter weiter zu treffen und brach mit ihrem Tod so gut wie jede Verbindung ab, tastete sich erst '78 Schritt für Schritt wieder heran.

Tristana und Marcus gleichen einander wie der Tag und die Nacht. Wo Marcus dunkles Haar hat, ist das seiner Schwester von rötlicher, eher rotblonder Farbe. Wo Marcus verschlossen und eher grüblerisch ist, ist Tristana offen. Tristana und Marcus gleichen einander wie der Tag und die Nacht. Wo Marcus dunkles Haar hat, ist das seiner Schwester von rötlicher, eher rotblonder Farbe. Wo Marcus verschlossen und eher grüblerisch ist, ist Tristana offen. Gerade diese Gegensätze sind es, die Marcus dazu veranlassen, seine kleine Schwester sehr zu mögen und anders als sein Vater hatte er niemals Probleme damit, dass der Sprechende Hut Triss nach Ravenclaw gesteckt hat. Viel mehr verstärkte der Schwarzmagier seine Schwester immer darin, dass der Hut die richtige Entscheidung getroffen habe. Seit dem Tod des Vaters 1976 haben die beiden nicht mehr wirklich Kontakt zueinander, meidet Marcus seine kleine Schwester wie der Teufel das Weihwasser. Dabei kann er nicht mal sagen, ob er es tut, um sie zu schützen oder ob er die unvermeidbare Konfrontation mit ihr unbedingt vermeiden möchte. Marcus weiß nur, dass Triss finanziell abgesichert ist, da er sich selbst geweigert hat, das Erbe und damit Cross Hall, das sein Vater hinterließ, anzunehmen.

Ein reinblütiger Zauberer und eine junge Muggelfrau. Gegensätze. Feuer und Wasser. Aber vielleicht war genau dies der Punkt, wieso sich Marcus in Emily verliebte und sie vor der Zaubererwelt geheim hielt. Er sagte ihr niemals etwas darüber, was er war oder was er tat, trennte beide Welten rigoros voneinander ab. Sowohl aus dem Wunsch heraus, sie damit nicht zu belasten, als auch aus dem Verlangen, eine Art von Rückzugsort zu haben. Gerade nach dem Verlust seiner Mutter gab ihm Emily das Gefühl, noch am Leben zu sein und sich irgendwo heimisch zu fühlen. Und dieses Gefühl erlosch, als sie zusammen mit ihrer gemeinsamen Tochter im Kindbett starb.

Die totgeborene Tochter des Todessers. Faye und ihre Mutter Emily überlebten die Geburt nicht, doch während Emily beerdigt wurde, brachte es Marcus nicht übers Herz, sein Kind der kalten, nassen Erde zu übergeben. Und so stahl er die Urne seiner Tochter und bewahrt sie seit dem in der Bibliothek in Cross Manor auf, die außer ihm niemals jemand betreten darf. Ein stummes Mahnmal dafür, was hätte sein können, aber nicht werden sollte.