05.09.2022, 18:26 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.09.2022, 19:59 von Regulus Black.)
SELKIE
Allgemeines / Zusammenleben
Selkies - oder in Irland auch Roane genannt - sind Robbenmenschen, die hauptsächlich im Meer um die Orkney- und Shetland-Inseln in Schottland, der schottischen Westküste und an den Küsten Islands und Irlands vorkommen. Sie leben in festen Gemeinschaften, sogenannten Kolonien, die von einer weiblichen Selkie angeführt werden. Vor allen Dingen weibliche Selkies bleiben zeitlebens mit ihren Müttern, Tanten und Schwestern zusammen. Es existieren sehr enge familiäre Bande. Männliche junge Selkies hingegen schließen sich häufig zu sogenannten Junggesellenverbänden zusammen und ziehen umher. Die magischen Wesen leben abgeschieden und suchen keinen Kontakt zu Menschen. Dennoch kam und kommt es, gerade auf Grund von Umweltzerstörung und dem massiven Eindringen der Menschen in ihren Lebensraum, immer wieder zu Begegnungen sowohl mit Hexen und Zauberern als auch mit Muggeln, so dass Selkies selbst in deren Geschichten vorkommen.
Im Gegensatz zu Robben können Selkies unter Wasser auf Meerisch sprechen. Diese Sprache wird von allen unter Wasser lebenden Geschöpfen verstanden - auch wenn die meisten Wesen nicht darauf antworten können.
Manchmal sagt man ihnen ein übernatürliches Sprachtalent nach. Magisch ist an der Mehrsprachigkeit der Selkies gar nichts, aber durch den Austausch der Kolonien untereinander und spätestens mit dem Antritt der Pubertät und nächtlichen Ausflügen an den Strand, spielt Sprache für Selkies eine große Rolle. Für gewöhnlich beherrschen Selkies neben ihrem Heimatdialekt (z.B. Englisch, oder Irisch) auch Sprachen von zumindest angrenzenden Kolonien. Besonders interessierte Selkies können so allein im Umgang mit anderen ihrer Art von den Sprachen der britischen Inseln einmal abgesehen, auch isländisch lernen.
In menschlicher Gestalt haben es Selkies vielleicht auch aufgrund der traditionellen Mehrsprachigkeit einfacher, neue Sprachen zu erlernen.
Verwandlung
Robbenmenschen können ihre Gestalt zwischen Robbe und Mensch wechseln. Der Wechsel geht nicht jederzeit, sondern ist an die Anwesenheit des Mondes gekoppelt. Nur in der Zeit zwischen Mondauf- und Untergang können Selkies, die an Land kommen ihr Fell abstreifen und ihre menschliche Gestalt annehmen. Auch für die Rückverwandlung in ihre Robbengestalt benötigen die Selkies neben ihrem Fell und Meerwasser ebenfalls den Mond. Diese Abhängigkeit vom Mond führt bei den Robbenmenschen zu einer Verehrung des Mondes als eine Art göttlichen Vater, während das Meer als Muttergöttin geehrt wird. Gerade in Vollmondnächten versammeln sich Selkies am Strand, um zu tanzen. Man bezeichnet sie daher oft auch als ‚mondsüchtig‘. Selkies, die im Besitz ihres Felles sind, verwandeln sich zu Mondzeiten automatisch beim Wechsel zwischen Land und Wasser.
Ein dauerhaftes, komplettes Leben an Land ist Robbenmenschen nicht möglich, da ihre Haut ohne Kontakt zu Meerwasser austrocknet und abblättert, was im extremsten Fall zum Tod eines Selkies führen kann.
Die Haut beginnt sich nach etwa einem Mondzyklus abzublättern, ein unangenehmes Jucken ist aber schon nach einem halben Mondzyklus verspürbar. Eine Selkie braucht Meerwasser für die Erhaltung ihrer Haut, kann einen Besuch des Meeres aber auch umgehen, indem sie Bäder mit (viel) Meersalz nimmt, welches zum Beispiel in Drogeriegeschäften der Muggel zu erstehen ist.
Man sagt über Robbenmenschen, dass sie egal in welchem Element sie sich befinden, sich immer nach dem andern sehnen. Sprich: lebt ein Selkie im Meer, zieht es ihn an Land, lebt er jedoch an Land, verspürt er eine unglaubliche Sehnsucht nach den blauen Tiefen des Ozeans. Gerade bei erzwungenermaßen als Menschen lebenden Selkies kann das zu einer Art Melancholie führen.
Umgang mit Menschen
Selkies, die an Land kommen, pflegen ihre abgestreiften Robbenfelle gut zu verstecken, da Menschen, die in den Besitz eines Felles gelangen, die Kontrolle über die jeweilige Selkie erhalten. Diese muss dem Menschen dann folgen, bei ihm bleiben und tun, was er verlangt. Da Robbenmenschen an sich friedfertig sind, suchen diese dann zwar intensiv nach ihren Fellen, gerade wenn die Sehnsucht nach dem Meer gegen Neumond übermächtig wird, jedoch werden sie gegenüber Menschen nie gewalttätig oder grausam. Bei Menschen entsteht der Wunsch nach dem Besitz eines Selkiefelles, durch das Beobachten der nächtlichen Tänze, da der Tanz der Selkies auf Menschen eine extrem betörende Wirkung hat. Diese Wirkung lässt jedoch mit dem Ende des Tanzes wieder nach und erlischt mit dem Monduntergang völlig. Menschen, die dem Tanz verfallen, aber an kein Fell gelangen können, laufen Gefahr, den ins Meer zurückweichenden Selkies in blinder Liebe zu folgen und zu ertrinken. Da Robbenmenschen nicht gezielt nach dem Tod von Menschen streben, soll es auch schon vorgekommen sein, dass Selkies Menschen zurück an den Strand gebracht haben. Die meisten jedoch kümmern sich nicht um diese Männer, sondern lassen sie aus Gleichgültigkeit heraus ertrinken.
Manche Selkiefrauen, die allgemein als außerordentlich schön beschrieben werden, verlieben sich in einen Menschen, da sie von dem für Selkies unbekannten Modell monogamer Beziehungen und Familie angezogen werden. Auch kann es bei geraubten, durch Fellbesitz in eine Beziehung gezwungenen Selkie zu einer auf dem Stockholmsyndrom beruhenden Liebe zu ihren Partnern kommen. Häufig ist es aber auch so, dass Selkiefrauen als untreu wahrgenommen werden, da sie ihr Selkieverhalten auch in Menschengestalt nicht ablegen und beispielsweiße dem stärkeren einer Kneipenschlägerei folgen.
Menschen, die ein Selkiefell rauben, verfallen oft den Tänzen der Robbenmenschen, entwickeln regelrecht eine Art Sucht und leiden unter Entzugserscheinungen, sobald die Selkie ihr Fell zurückerlangt und ins Meer flüchtet.
Auch wenn Selkies als grundsätzlich sanft und gegenüber ihren Fellbesitzern als folgsam gelten, so fallen sie doch meist durch nicht menschliche Moralvorstellungen auf. Berichtet wird in der Regel nur über den Raub und die Gefangenschaft weiblicher Selkies. Es ist kein Fall dokumentiert, in dem männlichen Selkies das Fell geraubt wurde, die als ungewöhnlich kräftig und furchtlos gelten, außerhalb der Paarungszeit sowie untereinander jedoch nicht gewalttätig. Berichtet wird von Liebesnächten am Strand zwischen Selkiemännern und Menschenfrauen.
Halbselkies werden mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern und Zehen geboren, haben aber grundsätzlich eine menschliche Gestalt und können sich nicht in Robben verwandeln. Sie sind jedoch, genau wie ihre Mütter in ihrer Menschengestalt, hervorragende Schwimmer. Sie können bis zu einer halben Stunde unter Wasser die Luft anhalten. Auch scheint ihr Geruchssinn ausgeprägter zu sein als bei einem normalen Menschen und mehr dem eines Selkies in Menschengestalt zu gleichen.
Ernährung
Selkies sind Meeresraubtiere, sie jagen Fische, Krebse und Schalentiere, sowie gelegentlich kleine Meeressäuger. Fisch ist dabei, unabhängig von ihrer aktuellen Gestalt, ihr Hauptnahrungsmittel. Auch in menschlicher Gestalt wird dieser bevorzugt roh, teilweise noch lebend, verzehrt. Unabhängig von den Vorlieben besteht bei Selkies häufig eine Unverträglichkeit gegen Lebensmittel, die nicht aus dem Meer stammen. Wobei Süßwasserfische und Krebse meist vertragen werden. Sie sind laktoseintolerant und sollten Milchprodukte vermeiden, Getreide führt bei häufigem Konsum ebenfalls zu Verdauungsbeschwerden.
Lebensbedingungen
Die Lebenserwartung der Robbenmenschen ist in etwa mit der von Menschen vergleichbar und liegt irgendwo zwischen den für Muggel und Magiern angegebenen Werten. Weibliche Selkies können ca. alle vier Jahre Nachwuchs in Form eines Heulers bekommen. Mehrlingsgeburten sind eine Seltenheit. Die männlichen Selkies kämpfen um die Frauen, da das Recht auf Paarung allein den stärksten Selkiemännern obliegt. Diese paaren sich dann mit allen empfängnisbereiten weiblichen Selkies einer Kolonie. Monogame Beziehungen, bzw. Beziehungen aus Liebe, sind Selkies unbekannt. Die jährliche Paarungszeit liegt im Sommer, die Tragzeit beträgt 10 Monate. Während dieser Zeit versuchen die schwangeren Selkies, den Wechsel ihrer Gestalt zu vermeiden, da dadurch das Ungeborene Schaden nehmen kann. In den ersten Monaten führt dies häufig zu Fehlgeburten, am Ende einer Schwangerschaft besteht die Gefahr, dass das Junge eine Mischung aus menschlicher und Robbengestalt annimmt, was dazu führt, dass es nicht lebensfähig ist und bei der Geburt verstirbt. Zum Gebären gehen Selkies an Land, suchen während der Abwesenheit des Mondes Sandbänke oder flache Küstengebiete auf. Dort verbleiben die Heuler auch die erste Zeit, da ihr juveniles Fell noch nicht wasserdicht ist, sie also noch nicht schwimmen können.
Ihre Wandlungsfähigkeit erlangen junge Selkies übrigens erst mit dem 11. bis 14. Lebensjahr. In den folgenden Jahren betreten sie das Land niemals alleine, sondern stets in Begleitung ihrer Kolonie und erlernen das Gehen auf zwei Beinen, sowie die Tänze. Bis etwa zum 8. Lebensjahr genießen die Heuler ihre Kinderstube. Während dieser Zeit werden sie von ihren Müttern und den anderen Frauen der Kolonie versorgt. Erst nach erfolgreichem Erlernen der Tänze gelten sie als selbstständige Mitglieder der Gesellschaft.
Mit Einsetzen der Geschlechtsreife zwischen 17 und 20 Jahren tragen Selkies oft bereits ihre ersten Kinder aus. Die ersten Schwangerschaften sind meist Fehlgeburten, weil der Drang an Land zu gehen für die jungen Selkies noch besonders mächtig ist.
Viele Kolonien praktizieren eine Tradition, die dem Amishen "Rumspringa" ähnelt: Junge Selkies gehen für eine begrenzte Zeit, die zwischen wenigen Monaten und Jahren liegt an Land, um unter den Menschen zu leben. Die meisten Selkies entscheiden sich danach trotz allem für ein Leben in ihrer Kolonie.
Die Aufzucht der Jungen obliegt allein den Frauen, die diesen auch das Jagen beibringen. Die Säuglingssterblichkeit ist bei Selkies sehr hoch, was zum einen daran liegt, dass Aufzuchtplätze durch den Menschen zunehmend zerstört werden oder gefährdet sind, zum andern fallen viele Junge auch marinen Räubern, allen voran Haien und Orcas, zum Opfer. In den letzten Jahrzehnten ließ sich zunehmend ein weiteres Problem beobachten. Durch die hohe Schadstoffbelastung und die zunehmende Verschmutzung der Meere nimmt die Zeugungsfähigkeit der männlichen Selkies immer weiter ab, da die Spermien an Qualität verlieren. Die Selkiebestände sind daher rückläufig.
Robbenmenschen bestatten ihre Toten in Unterwassergrotten und schmücken diese mit Muscheln. Stirbt ein Selkie in Menschengestalt, kann der Körper der See übergeben werden und er verwandelt sich zurück in eine quicklebendige Robbe, die sich zeitlebens allerdings nicht mehr in einen Menschen verwandeln wird.
Magische Begabung
Selkies sind geringfügig magisch begabt, jedoch wirken sie ihre Magie rein durch Tänze und durch die Selbsttransformation.
Sie können sich bei Mondschein in einen Menschen, oder zurück verwandeln. Je voller der Mond, umso größer der Drang an Land zu sein. Je näher der Neumond rückt, umso mehr zieht es die Selkies ins Meer. Eine Verwandlung ist bei Neumond, oder dem Zeitpunkt einer Mondfinsternis nicht möglich. Ein bewölkter Himmel beeinträchtigt die Wandlungsfähigkeit nicht.
Selkies, die ihr Fell ablegen, verstecken dieses für gewöhnlich am Strand. Da es zwar weich ist, aber optisch perfekt zu kleineren Felsen am Strand passt, werden Felle selten zufällig gefunden.
Neben dem Mondtanz, der eine betörende, suchterzeugende Wirkung auf Menschen hat und eigentlich eine Anbetung des Mondes darstellt, sind noch weitere Tänze beschrieben: Allen voran Heil- und Jagdtänze. Letztere locken Fischschwärme in das Jagdgebiet der Robbenmenschen, erstere beeinflussen das Wetter (Stürme, Nebel, Unterwetter) und reinigen See, beziehungsweiße heilen Lebewesen im Wasser.
Grundsätzlich gilt, dass die Wirkung der Tänze mit der Zahl der gemeinsam tanzenden Selkies steigt. Nur in der Gruppe entfaltet die Selkiemagie ihre ganze Macht.
Stirbt eine Selkie in Menschengestalt, kann der Körper der See zurückgegeben werden. Sie wandelt sich dann in eine quicklebendige Robbe, die sich allerdings niemals wieder in einen Menschen verwandeln wird.