Jeanne Bouchard
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BlutroseDa während der Säuberung durch die Zauberer alle anderen Ahnen vernichtet wurden, wurde Jeanne Bouchard als Ahnin vom Festland auf die britischen Inseln gesandt, um den dortigen Vampiren als Führerin und Fürstin zu dienen.
Die Vampirin versucht die ihren aus diesem Krieg heraus zu halten und keine Partei zu ergreifen, weiß aber dass ein Bündnis mit dem Ministerium nötig sein könnte, um die Vampire vor einer neuen Vernichtung zu bewahren, da sie sich aus einer falschen Hoffnung heraus Voldemort anschließen.
Wusstest du, dass...
Zivilist „Die Kinder der Nacht sind meine zweite Familie. Als Regentin Europas ist es meine Aufgabe, die Bemühungen der Ältestenräte untereinander zu koordinieren und mich schützend vor die meinen zu stellen. Dass ich dabei rigoros auf das von mir erschaffene Gesetz des Blutes beharre, sie dahin gestellt. Ich bin eine gerechte Frau, eine fürsorgliche Mutter, versuche eine weise Regentin zu sein und bin definitiv eine harte Richterin. Aber das muss sein. Wir würden uns selbst vernichten, wenn es kein Recht gäbe, dass uns Regeln auferlegt, die uns vor der Jagd durch diese penetrant nervtötenden Sterblichen bewahrt. „One drop of blood can mean eternity.“
Familie „Wie ich bereits postulierte: Die Bouchards sind alt. Wären sie heute dort, wo sie sind, wenn ich mich ihrer nicht angenommen hätte? Ich weiß es nicht. Ich bin stolz auf meine Familie, gehe ich davon aus - nein, ich [b]behaupte[/b] es einfach - dass die Bouchards durchaus ein Teil der französischen Entsprechung der sogenannten Sacred 28 wären. Nicht, dass ich mir daraus etwas machen würde, allerdings legen Sterbliche furchtbar viel Wert auf die Bedeutung und Reinheit von Blut. Unter uns: Ein Black schmeckt genauso wie irgendein x-beliebiger anderer Zauberer. Aber... scht. Jedenfalls: Irgendwann spalteten sich die Bouchards in mehrere Unterfamilien auf, die noch immer zu den Bouchards gehörten, jedoch auch ihres eigenen Glückes Schmied wurden. Als ich mich meiner Familie offenbarte, waren es dreizehn Zweige. Heute sind nur noch zwölf übrig, nachdem sich einer von uns abwenden, die Wahrheit über mich verkünden wollte. Ich vernichtete sie. Die meisten. Die wenigen verbliebenen wurden zu... nun ja, Vampirjägern. Der Rest blieb mir treu und nur das Familienoberhaupt weiß um mein wahres Wesen oder gar meine bloße Existenz. Noch immer sind wir in Frankreich ansässig, haben uns auf Weinanbau und den Handel mit Antiquitäten spezialisiert. Es ist in Ordnung, es trägt zum Ruhm und zum Erhalt der Familie bei. Blut ist das wichtigste, das es gibt und ich liebe meine Familie. Und ich schwöre, ich werde jeden umbringen, der uns bedroht.” Bezug zur Umwelt „Wie jeder andere... Mensch so habe auch ich Dinge, an die ich glaube. Wenn ich diese eindampfen müsste, so würde folgendes erklären: Ich glaube an die Macht der Kinder der Nacht. Wissen Sie, die Welt wird nicht von geschriebenen Gesetzen regiert. Sondern von Wesen, die Stärke zeigen, die Macht erwirken. Entweder mithilfe der Gesetze, oder nicht. Es kommt auf jeden einzelnen an, wie seine Welt ist. Was er aus ihr macht. Und man braucht eine gehörige Portion Glück, damit einem niemand das Leben zur Hölle macht. Und es ist nicht so einfach wie man in der Grundschule lernt. Aber es ist gut hohe Ideale zu haben und daran festzuhalten. In der Ehe, beim Verbrechen, im Krieg ... Immer und überall. Und meine Welt ist die Gemeinschaft der Vampire und ich vertraue auf dieses Konstante, dieses Konstrukt, die sie mir gewährt. Gleichzeitig würde ich mich als... konservativ bezeichnen. Ich glaube an die Überlegenheit der Magie und damit an die Überlegenheit von Hexen und Zauberern. Zumindest einst. Jetzt sind sie Vieh, das sein Leben lebt, nach irgendetwas strebt und dann stirbt. Vergänglich. Auch sind mir Muggelgeborene im Grunde egal. Für mich sind nur Leistungen wichtig. Und der Erhalt dieser. Jedes meiner gemachten Kinder hat Leistung gezeigt, hat mich beeindruckt. Ich kenne viele Angehörige meines Volkes, die kein reines Blut haben. Oder überhaupt Zaubererblut. Macht sie das schlechter? Keineswegs. Teilweise sind sie sogar besser als diese reinblütigen Faulpelze, die reinblütig UND Vampire sind. Wogegen ich mich aber stemme und dazu auch stehe ist diese... wie sagt man heute dazu? Homosexualität. Widerlich. Sodomisten. Es gibt einen Grund, wieso die in der Hölle landen. Es ist etwas widernatürliches und es gefährdet alles. Ich hatte einmal das Pech, von einem solchen zu trinken, der homosexuell gewesen ist und diese seltsame Krankheit hatte. Er schmeckte verfaultes Fleisch. Ich musste mich übergeben und glauben Sie mir: Erbrochenes Blut ist eine furchtbare Sauerei, zumal der Hunger danach doppelt so stark gewesen ist. Seit dem versuche ich, solches Blut zu meiden. Ob es Zufall war oder damit zusammen hängt? Wer weiß? Ich glaube daran und meide derartige Widernatürlichkeiten. Sicher ist sicher. Zumal... es ist fremdartig. Es ist eine Anomalie in dieser Welt. Kann man da dann nicht skeptisch sein? Lieber paktiere ich mit Werwölfen, als mit solch einem Menschen zu verkehren, da nehme ich kein Blatt vor den Mund. Und daher erscheint es mir auch so fremdartig, dass ein sehr guter und alter Freund von mir seinen offensichtlich sodomistischen Sohn zu einem der unseren gemacht hat. Hatte er gehofft, dass der Junge dadurch kuriert wird? Pff, Narr. So gefestigt meine Welt auch ist, so kann ich auch nicht verheimlichen, dass... ich Plänen nur zum Teil traue. Diese Welt ist ein Kartenhaus, zusammen gehalten vom Kleber der Pläne, die man macht. Und doch kann ein Windhauch des Schicksals dieses Kartenhaus zum Wanken bringen und das bereitet mir sorge. Kein Wunder also, dass ich versuche, meine Zukunft zu kennen und immer auf der Suche nach jemandem bin, der bereit ist, mir die Tarotkarten zu legen. Schauen Sie nicht so, bitte. Ich bin vielleicht Christin und definitiv halte ich mich für... aufgeklärt. Aber ich bin auch eine alte Frau. Wir dürfen ruhig ein bisschen sonderbar sein. Ich bin eine Vampirahnin. Wie ich sagte, ich habe meine eigene Welt mit eigenen Regeln und Konstrukten. Aber genau dies macht es so wichtig, dass ich die Regeln des Lex Sanguinis kenne, mich daran halte und es durchsetze. Dieser Kodex - unsere Lebensversicherung - ist das Konstrukt, auf dem alles aufgebaut ist. Und danach bin ich gewillt, mein Leben auszurichten. Denn wenn ich nicht daran glaube, ich - jene, die es geschrieben hat -, wer soll dann daran glauben? Im Leben eines jeden Menschen gibt es Menschen... oder Wesen, die einem wichtig sind oder mit denen man wichtige und prägende Erinnerungen verbindet. In meinem Falle sind dies zum einen die Bouchards, meine liebe Tochter Célicia und Gräfin Dimitrescu, meine Erzeugerin und Blutmutter. In all der Zeit waren die Bouchards immer eine Konstante. Ein Anker, der mir den Wahnsinn des Alters ersparte, mich daran erinnerte, was es heißt, menschlich zu sein. Und sie waren mir Schutz und Halt. Dass sie für mich so wichtig sind, erscheint verständlich. Sie brachten mir alles bei, was ich brauchte, um zu überleben und die zu werden, die ich heute bin. Deswegen empfinde ich heute tiefsten Respekt und es gibt niemanden, bei denen ich mich sicherer fühle, als in ihren Hallen. Célicia, meine kleine Schwalbe, gibt meinem Leben hingegen einen Sinn. Sie ist es, für die ich weiter mache und die mich dazu anspornt, das zu tun, was ich tue. Ich sehne jeden Moment herbei, in dem wir Zeit zusammen verbringen können und ich würde alles tun, um sie glücklich zu machen. Das ist einer der Zentralpunkte meines Seins und danach richte ich mich auch. Das Wohl meiner Familie und zu allererst: Ihr Wohl. Auch wenn ich sie belügen und ihr verschleiern muss, was ich bin. Und wer ich für sie eigentlich bin. Mit Gräfin Dimitrescu verbinde ich hingegen angenehme Erinnerungen. Wie an... eine zweite Mutter. Sie entdeckte mich, als meine Welt zusammen gebrochen war. Sie holte mich vom Abgrund zurück und gab meinem Leben einen neuen Sinn, öffnete mir die Augen für eine andere Welt. Sie half mir, mein Talent für Sprachen zu entwickeln, sie lehrte mich viele der Sprachen und Dialekte, die ich heute kenne und half mir, meine Kenntnisse in anderen Sprachen zu vertiefen, die ich in der Welt aufschnappte. Ich vermisse die Zeit und ich hoffe, dass ich ihr im Gedächtnis geblieben bin, auch wenn Ahnen wie sie... anders denken. Das führt mich zu Beauxbatons. Meine ersten Ort des Lernens. Meine Schulzeit war eine glückliche. Es war mir ein zweites Zuhause. Und auch wenn es vermutlich nicht schicklich gewesen sein mochte, so vertraut mit ihm umzugehen, so schätze ich die Zeit mit Nicolas als meinem ersten wahren Freund sehr. In dieser Schule bekam ich so etwas wie... das Gefühl von Geborgenheit, fern der Heimat. Und ein Stück weit strebe ich danach, in meinem eigenen Heim das gleiche Gefühl dieser Geborgenheit herauf zu beschwören, wie ich es selbst in Beauxbatons empfunden habe. Mein eigenes, kleines Elysium. Wir alle haben Schätze... Dinge, an die wir unser Herz knüpfen. Auch mir geht es so und es gibt Dinge, die viel über mich und mein Innenleben aussagen. Da wäre zum einen der schlichte silberne Ring, den ich stets an der linken Hand trage und der fünf Edelsteine enthält: Einen roten Rubin für die Geburt meiner Tochter. Und einen schwarzen Onyx, den ich darin habe einarbeiten lassen, nachdem ich William und sie verlor. Die beiden schlichten Diamanten, die diese beiden Steine eingrenzen stehen für Justine und Raoul. So habe ich sie immer bei mir... die Geschöpfe, die ich liebte wie eine Mutter und die ich selbst durch meine Narretei in den Tod schickte. Und dann ist da der Saphir. Der für meine neue Tochter steht. Meine neue Chance. Daneben bin ich eine leidenschaftliche Sammlerin von Kunstgegenständen, Büchern und - man mag es nicht glauben - Tarotkartensätzen mit verschiedenen Motiven. Ich umgebe mich gerne mit diesen Dingen, auch wenn Innsmouth Hall in so manchem Raum ein bisschen vollgestopft wirkt. Aber sie haben eine beruhigende Wirkung für mich und wenn es mir an einer Idee mangelt, stelle ich mich vor die Kunst der alten Meister, überlege... und es ist, als wenn ihre Weisheit auf mich übergeht. Gleiches verbinde ich mit den Dingen, die ich auf der langen Reise meines Lebens ansammeln konnte und die mich an so viele Begebenheiten erinnern. Es sei gesagt, dass ich gerade an diese Gegenstände niemanden heran lasse und zum Beispiel den Revolver des italienischen Muggelgangsters, der mich einst in Florenz bedrohte oder die japanische Samurairüstung und das dazu gehörige Daisho ebenso selbst pflege wie ich darauf aufpasse, dass dem Seidenpapierfächer aus China nichts geschieht. Es sind meine Schätze und wenn ich ehrlich bin: Als sie kleiner war, erfand ich gerne Geschichten, die ich Célicia erzählen konnte, woher Mama diese Dinge hat. Dies ist ebenso mein freudiger Zeitvertreib, wie das Züchten von Rosen oder das Violinenspiel. Es bringt mir Frieden, gibt mir Ruhe, bevor die Vampire, die Reinblutgesellschaft, meine politischen Kontakte oder dieser vermalledeite Krieg wieder meine Aufmerksamkeit erfordern. Wenn man andere über meine Wesenszüge befragt, so wird man verschiedene Aussagen zu hören bekommen. Ich kann lediglich versuchen, diese zusammen zu fassen, würde mich aber selbst als Hedonistin bezeichnen. Auch wenn ich hart arbeite und viele Stunden darin investiere, die Geschicke der Vampire zu leiten, so achte ich auch darauf, dass es mir gut geht. Es sind möglicherweise kleine Freuden, wie ein Glas... Wein am Abend oder das heiße Bad, das man sich voller Genuss von den Hauselfen wünscht und im einer Nacht voll auskostet. Auch wenn ich gestehen muss, dass mir manchmal die berauschende Wirkung von gutem Wein fehlt. Die Möglichkeit, mich daran zu laben ist viel zu umständlich, also verzichte ich weitestgehend darauf. Gleichzeitig bin ich für meine Redlichkeit bekannt. Wer mich zur Freundin hat, weiß um meine Loyalität und ich bin generell für meine Integrität, Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit bekannt. Wenn ich etwas verspreche, so halte ich es. Wenn zwei Bittsteller es schaffen, zu mir vorzudringen, entscheide ich im Sinne der Gerechtigkeit und nicht danach, wer mir mehr Geld bezahlt. Es schafft auch einen gewissen Ruf und so bin ich sowohl als Jeanne Bouchard als auch als Hüterin des Rechts für meine... besseren Eigenschaften bekannt. Ich bin nicht arm aufgewachsen. Aber ich weiß, wie es ist, wenig zu haben. Sich nur auf das nötigste zu beschränken. Das hat mich gelehrt, die Dinge im Leben zu schätzen. Ich war daher nie eine gute Köchin, aber sobald ich die Möglichkeiten hatte, Dinge zu probieren, erschloss sich mir eine neue Welt. Die Welt des Geschmacks. Heute kann ich nach wie vor nicht kochen - sind wir ehrlich, ich werde sowieso nie wieder kochen müssen. Aber ich erkenne die Zutaten eines Gerichtes, wenn ich sie riechen kann. Schmecken ist... nun ja, sie können es sich ja denken. Und jedes Mal ist es ein Erlebnis... für das ich dankbar bin und das ich genieße. Doch eines habe ich immer schon gehabt: Ich habe Tiere geliebt und Tiere haben mich geliebt. Verwundert es also, dass ich drei Katzen habe, die ich schon fast vergöttere? Ich denke nicht.” Geburtsort: Château Bouchard in der Savoyie 1971-heute: Innsmouth Hall in der Grafschaft Wiltshire, in der Nähe von Castle Combe England Namensbedeutung „Die Bouchards sind alt. Eine alte Familie von reinblütigen Zauberern, die maßgeblich die Geschicke der französischen Geschichte mitbestimmt haben. Und das mag man auch bei meinem Namen vermuten, dass hinter jedem meiner Namen eine spannende, vielsagende Geschichte steckt. Doch die Wahrheit ist wesentlich simpler: Ich habe mir jeden meiner Namen gegeben. Wann immer es nötig war, dass eine Reinkarnation meiner Person anstand, wählte ich einen Namen, der meinem Naturell und meinem Geschmack entsprach. Allerdings sollte ich erwähnen, dass der Name Jeanne in der damaligen Zeit... nun ja, eine Massenbezeichnung gewesen ist. Nicht umsonst hieß diese unreife kleine Bäuerin aus Lothringen Jeanne... oder Jeannette, je nachdem, wen man fragt. Doch irgendwann reicht das nicht mehr und ich entschied, dass es genug sei. Und so bin ich die, die ich bin. Mit einer siebenfachen Namensfolge. Und sind wir ehrlich? Machtvolle, alte Familien haben nun mal Kinder mit einigen Vornamen. Das macht die Tarnung umso... perfekter. Darüber hinaus konnte ich im Laufe meines Lebens eine ganze Reihe interessanter und auch... kreaitver Spitz- und Kosenamen anhäufen. Davon sind Mamam, La renarde, Yuki no kami, Seiyo shokoku no aijin oder Mademoiselle Bouchard die... geläufigsten.” Hintergrund
Weiße Finger gruben sich hilflos in die kalte, nasse Erde, während Schultern von Schluchzern geschüttelt bebten. Sie war allein. Das wusste sie. Alle anderen hatten den Gottesacker schon lange verlassen, hatten sie in ihrem Schmerz und ihrer Trauer allein gelassen. Mit von den Tränen verschwommener Sicht blickte Jeanne aus blauen Augen hinauf in den Himmel, während ihr Tränen haltlos über das Gesicht liefen. Wieso? Wieso nur? Wieso tat Gott ihr das an? Schenkte ihr erst das Leben dieses wundervollen, dieses lieben Kindes, um es dann so grausam und schonungslos von ihr zu reißen. Die Pest hatte ihre kleine Tochter und William geholt und nichts - kein Gold der Welt, keine Heilkunst - hatte daran etwas ändern können. William, einst so stark und aufrecht, war am Ende nur noch ein keuchendes und hustendes Häufchen Elend gewesen. Übersät mit den Geschwüren dieses Pesthauchs. Es fing an zu regnen, doch Jeanne bemerkte es nicht. Die Feuchtigkeit kroch ihr durch die Kleider und durchnässte sie bis auf die Haut. Doch es war ihr egal. Sie fühlte sich, als wäre sie mitgestorben. Als wenn man auch sie in die kalte, nasse Erde gebettet hätte. „Eine Mutter sollte nicht den Schmerz spüren, den der Verlust des eigenen Kindes mit sich bringt.” Eine Stimme, ruhig, mit fremdländischem Akzent näherte sich von hinten. Die Hexe blickte sich nicht um. Sollte doch kommen, wer da wollte. Aber Jeanne war gezwungen ihre... Bekanntschaft anzusehen, als sich eine schmale Frau, mit dunklem Haar und dunklem Umhang in ihr Gesichtsfeld schob. Die Haare schwarz, die Haut blass, die Augen tiefe seelenlose Brunnen. Die schmalen, blutlosen Lippen waren zu einem sanften Lächeln verzogen. „Ich kenne den Schmerzn, den du hast, meine Liebe. Es ist ein Schmerz, der so alt ist wie die Menschheit selbst. Keine Mutter sollte ihr Kind zu Grabe tragen.” Jeanne hob die Hand, zog mit erdigen Fingern den Ärmel ihres Kleides über die Finger und wischte sich damit über Gesicht und Nase. Verschmierte dabei alles. „Und doch hab ich es getan, edle Frau. Seid ihr gekommen, um mir zu spotten?” Die andere seufzte, schaute auf das schlichte Holzkreuz. „Nein”, antwortete sie ruhig. „In der Tat will ich dir ein Angebot machen, meine Schöne. Dein Leben ist beendet. Deine Aufgabe ist für dich... erledigt worden. Aber das muss nicht das Ende sein, weißt du? Es gibt da draußen noch eine... andere Welt. Die deiner bedarf. Du bist eine gute Mutter. Nur gute Mütter trauern so um ihre Kinder. Und das schätze ich. Sehr sogar. Denn ich kann dies nicht von mir behaupten.” Sie trat einen Schritt näher, der dunkle Umhang wurde geteilt und offenbarte darunter ein blutrores Kleid. „Komm mit mir, meine Liebe. Sei meinen Töchtern eine gute Mutter und Lehrerin. Hier hält dich nichts mehr.” Jeanne sah sie an. Blinzelte. Ihr Kopf war leer. Sie erfasste die Worte der Frau, erkannte den Sinn dahinter. Aber... sie erreichten sie nicht. „Wieso?”, fragte sie trauerkrächzend. „Was habe ich davon?” Ein Kichern war die Antwort. Es wirkte fehl platziert. Seltsam. „Eine Chance, ein neues Leben.” Weiße Finger schwebten vor Jeannes Gesicht, als man ihr die Hand hinhielt. Sie blickte die Finger entlang, den Arm empor. In das Gesicht der anderen. Dunkle Augen, tiefe seelenlose Brunnen blickten sie prüfend an. „Und wenn ich mich weigere?” Die Antwort war kühl, grausam ehrlich. „Dann bleib hier, erfrier, erkälte dich und verrecke. Such dir einen Baum, nimm dir einen Strick und häng dich auf. Das ist es doch, was du willst, nicht wahr? Aber ist es das, was du brauchst? Möglich. Ist es das, was du bekommst? Vielleicht. Ist es gut für dich? Keineswegs.” Noch einmal blinzelte Jeanne, versuchte den Tränenschleier vor den Augen weg zu blinzeln. „Was erwartet mich?”, hauchte die Hexe mit klarer Verzweiflung in der Stimme, hob jedoch zitternd die Hand, um ihre Finger in die Hand der anderen zu legen. „Die Ewigkeit”, lächelte die Frau und zeigte dabei scharfe Fänge. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ „Aber warum ist Euch das Gebot der Rechenschaft so wichtig, Señora Bouchard?” Der Vampir mit dem prächtigen Schnurrbart hob eine dunkle Augenbraue, während er die andere Vampirin, die in einem hohen Lehnstuhl saß und geschäftig mit einer Feder auf einem Bogen Pergament herum kratzte, skeptisch musterte. Jeanne, das schwarze Haar zu einem dicken Zopf geflochten, blickte nicht auf, während sie mit geübter Hand und geschwungenen Lettern die Buchstaben für ihre Ideen des Lex Sanguinis niederschrieb. Erst als sie den Satz vollendet und die Feder niedergelegt hatte, blickte sie den anderen an. „Mein lieber Rodrigo”, begann die Französin in perfektem Spanisch - nicht nur Rodrigo war davon beeindruckt. Auch die anderen im dunklen Raum der Burg, auf der sie sich eingefunden hatten, wirkten... überrascht. Jeanne ließ sich davon nicht beeindrucken. „Mein lieber Rodrigo. Dass Ihr diese Frage überhaupt stellt, zeugt nur davon, dass Ihr zu Euren Lebzeiten nicht das Privileg hattet, Kinder großzuziehen.” Die Vampirin lächelte dünn, strahlend weiße Zähne blitzten zwischen roten Lippen hervor. „Was auch immer sie tun, Ihr seid für sie verantwortlich, Rodrigo. Wenn sie sich daneben benehmen, ist es Eure mangelhafte Erziehung, die dafür gesorgt hat.” Mit der Feder zeigte die Französin auf den Spanier. „Solange Ihr sie nicht freisprecht, liegt es in Eurer Verantwortung, Rodrigo. Auch wenn wir nicht mehr unter den Lebenden wandeln, so mag es doch Dinge geben, die uns ihnen gleich setzen. Und dafür gehört auch die Sorge für unsere Brut.” Ein lautes Schnauben und Hermann, der grobschlächtige Deutsche, der gewiss zu Zeiten der Kreuzzüge gewandelt wurde, haute mit der Hand auf den Tisch. „Könntet Ihr beiden bitte in einer Sprache sprechen, die jeder versteht?!”, wetterte er in der deutschen Zunge. Jeanne blickte ihn an. Mit einer Spur Häme im Blick schaute Jeanne den Mann an, lächelte süffisant. Gott, wie dieser grobschlächtige Narr sie enervierte! „Mein lieber Hermann, man könnte meinen, auf den Kreuzzügen hättet Ihr doch wahrlich genug Zeit gehabt, um andere Sprachen zu lernen. War es so viel wichtiger, den Ungläubigen den Glauben Christi mit dem Schwert zu bringen, ihre Frauen zu ficken und ihre Schätze zu plündern?” Er lehnte sich zu ihr hinüber. So nah, dass sie jedes Barthaar in seinem stoppeligen und grobschlächtigen Gesicht einzeln zählen konnte. Sein Atem roch nach abgestandenem Blut. Widerlich. „Vielleicht sollte ich Euch mal ficken, Bouchard. Vielleicht werdet ihr dann umgänglicher.” Jeanne blickte in unverwandt an, zog leicht eine Augenbraue hoch. Seufzte dann. Das war es nicht wert. Sie waren hier, um etwas gemeinsam zu erreichen. Nicht, um sich zu streiten. Folglich wechselte sie ins Deutsche. „Ich will keinen Streit mit Euch, Hermann. Ihr habt durchaus recht: Es wäre angemessen in einer... gemeinsamen Sprache zu sprechen. Französisch?” Leicht legte sie den Kopf schief, schaute den deutschen Vampir versöhnlich an. Hermann knurrte, schnaubte dann. „Von Eurem hohen Ross könnt ihr dennoch herab steigen, Frau.” Sie lächelte versöhnlich, bevor sie das, was sie Rodrigo erklärt hatte, wiederholte. Sodass es jeder verstand. „Mir ist immer noch nicht ganz klar, wozu das gut sein soll.” Lucretia, die Italienerin, spielte nachdenklich mit einer goldenen Locke ihres Haares, während sie ein wenig verloren in dem großen Lehnstuhl wirkte. Ihre grünen Augen blickten prüfend Jeanne an, die für einen Moment überlegte, wie sie eine Erklärung formulieren konnte. „In meiner idealen Vorstellung vermehren wir uns nicht unkontrolliert”, begann die Französin nachdenklich. „Wen wir zu unseresgleichen machen, sollte wohl überlegt sein und in Absprache mit dem Ältestenrat erfolgen. Wildgeburten, Kinderwandlungen. All das soll es nicht geben. Die Auswahl des richtigen Charakters sollte im Vordergrund stehen. Unkontrollierbare Jungbeißer können uns gefährden. Blickt gen England. Unsere Gemeinschaft dort liegt in Trümmern. Keiner weiß wieso. Ich behaupte, Wildgeburten und unkontrollierbare Kinder waren dafür verantwortlich.” Hermann fuhr sich mit der Hand durch seinen dichten Bart. Das Kettenhemd, das er trug, rasselte dabei. „Ihr wollt also sagen, dass wir unsere Kinder sorgfältig auswählen sollen und ihnen einprügeln sollen, dass sie sich benehmen sollen. Und wenn sies nicht tun, müssen wir dafür gerade stehen.” Jeanne nickte. „Sehr simpel formuliert, aber ja.” „Ha!” Rodrigo lachte. „Ihr seid wahrlich eine Mutter, Señora Bouchard. Wenn Eure Erklärung das bedeutet.” Die Vampir lächelte milde, doch eine gewisse Traurigkeit schwang darin mit. „Vertraut mir, es wird unserer Gemeinschaft gut tun.” ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Es war still in dem Haus auf der Anhöhe. Die Sonne versank gerade hinter den Bergen Savoyens, die letzten Vögel sangen in den Bäumen und der Wind rauschte durch die dunklen Tannen, die so typisch für diese Gegend waren. Kein Ton wurde in dem kleinen Wohnzimmer gesprochen. Sie saß in dem großen Sessel, zurückgelehnt wie eine Monarchin, die Haare in einem lockeren Pferdeschwanz zusammen gebunden, die violette Jacke geöffnet, einen Blick auf die weiße Bluse darunter gewährend, während sie ein Bein über das andere geschlagen hatte. „Also Louis. Du hast mich doch nicht ohne Grund hierher bestellt”, begann Jeanne mit einem strengen Blick auf den Mann, der am Kamin stand und angestrengt in die Flammen starrte, während die Frau auf dem Sofa den Blick nicht von Jeanne lassen konnte. Die Vampirin war sich bewusst, dass sie angestarrt wurde, ignorierte es aber gekonnt. Die Pause, die nun entstand, war.. bedrückend. Aber Jeanne hatte Geduld. Sie konnte sich schon grob denken, worum es ging. Es war gerade einmal 24 Stunden her, dass Raoul Bouchard an den Drachenpocken gestorben war. Und er hinterließ eine Tochter. Jeanne hatte die Kleine noch nie gesehen. Wusste gerade mal, dass sie Célicia hieß. Ihre Mutter Evi war bereits bei der Geburt gestorben. Mehr konnte man wahrlich nicht von der Vampirin verlangen, die immerhin sich um die Belange einer Großfamilie, der Vampirgesellschaft und ihren eigenen Kram kümmern musste. Was wollte Louis also von ihr? „Es geht um Célicia, Jeanne. Wie Sie wissen, ist ihr Vater gestern gestorben und sie ist nun allein auf der Welt. Meine Frau und ich haben bereits fünf Kinder und...” „Und da dachtest du, du rufst mich her und bittest mich, dass ich mich ihrer annehme”, entgegnete Jeanne kühl. „Natürlich würden wir Sie dafür bezahlen, Jeanne.” Sie seufzte. Sie stellte beide Füße fest auf den Boden, erhob sich. Trat langsam zu Louis an den Kamin und blickte ihm streng in die Augen.„Schau, Louis. Ich weiß, dass das Schicksal nicht gut zu dir und Colette gewesen ist. Das mit Euren Gasthaus tut mir sehr sehr leid. Aber ich sagte dir auch, dass ich euch helfen werde, das alles wieder in den Griff zu bekommen, oui? Aber jetzt verlangst du von mir, dass ich mich deiner Nichte annehme?” Die Vampirin schloss für einen Moment die Augen, schürzte die Lippen. „Was habe ich dir nur getan? Wir beide kennen uns schon viele Jahre, aber heute bittest du mich zum ersten Mal in dein Haus, um Rat oder um Hilfe zu erbitten. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann du mich zum letzten Mal in dein Haus überhaupt eingeladen hast. Dabei bin ich die Patentante deines ältesten Kindes.” Es folgte eine ernste, eine strenge Pause. Louis blickte nervös zu seiner Frau, die immer noch wie steinern auf dem Sofa saß und die Vampirin anstarrte. „Aber lass uns ganz offen sein: Du hast nie Wert auf meine Freundschaft gelegt und hast dich gefürchtet, in meiner Schuld zu stehen. Dein Geschäft ging gut, die Behörden waren da, um dich zu beschützen. Außerdem gab es Gerichte. Wozu noch einen Freundin wie mich? Warum wert auf die Familie legen? Aber jetzt kommst du zu mir und sagst: 'Jeanne, meine Nichte ist elternlos, ich habe nichts gespart und mein Gasthof ist abgebrannt!'” Sie wandte sich von Louis ab, ging etwas in den Raum hinein und legte auf halbem Weg Colette eine Hand auf die Schulter. Sie zuckte zusammen und Jeann wisperte sanft. „Alles in Ordnung.” Dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie sah hart zu Louis. „Aber du zeigst mir keinen Respekt, bietest nicht etwa Freundschaft. Du sagst noch nicht einmal Madame zu mir. Nein, stattdessen kommst du am Todestag deines Bruders zu mir und bittest mich, dich aus der Verantwortung ziehen zu dürfen. Für Geld!” Das letzte Wort hatte Jeanne ausgespien. „Geld, das ich dir gegeben habe, damit du deinen Gasthof wieder aufbaust, deine Schulden abbaust und dem Namen Bouchard wieder Ehre machst. Du beleidigst in diesem Moment mehr als nur meine Intelligenz.” Kurz, ganz kurz flackerte es blutrot in den blauen Augen der Bouchard auf, bevor sie seufzte. „Ich werde mir das Kind ansehen, Louis. Mehr kann ich nicht versprechen.” Sie sah hinab auf Colette. „Bitte, bring sie mir.” Die Hexe erhob sich, verließ rasch den Raum. In der Zwischenzeit wollte Louis etwas sagen, doch Jeanne gebot ihm mit einer raschen Handbewegung, zu schweigen. Die beiden mussten nicht lange warten. Colette kam zurück. Ein kleines Mädchen ging an ihrer Hand, versteckte sich halb hinter ihr. Jeanne, die am Kamin stand, wandte sich halb zu ihr um, wollte sie kurz mustern und... ihr Herz blutete. Der Eispanzer um ihr Wesen schmolz und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich von einer auf die andere Sekunde. „Bon soir”, sagte die Vampirin sanft, drehte sich ganz herum, strich den schwarzen Rock glatt und ging auf den Absätzen ihrer Stiefel in die Hocke, um mit dem Kind auf Augenhöhe zu sein. „Magst du mir deinen Namen verraten?” Die Augenbrauen waren leicht zusammengezogen, als das Kind sich das noch mal ansah. ”Mein Name”, ihre Stimme war leise, unsicher. Doch die Antwort erfolgte in einem ganzen Satz. “ist Célicia Bouchard.” Ihr Herz brach. Célicia. Wie ihre kleine Célicia. Hätte sie so aussehen können? Für einen kurzen, einen ganz kurzen Moment überlegte sich Jeanne, wie sie und dieses Kind miteinander verwandt sein konnten. Aber ihr mochte das Gewinde des Stammbaums und all den Urs nicht einfallen. Es war ein Schutzmechanismus. Dafür, dass sie nicht an ihre Tochter denken musste. Hatte der Himmel ihr nach all der Zeit eine... Gnade gewährt? Eine zweite Chance. Jeanne lächelte. Tapfer. „Hallo Célicia. Ich bin Jeanne Bouchard. Du hast vielleicht schon von mir gehört, ich bin Madame Bouchard.” Sie reichte der Kleinen ihre Hand. Kurz zögerte sie, ergriff sie dann.„Du hast kalte Hände.” Die Vampirin blinzelte. Überrascht, dann amüsiert. „Ja, das sagt man mir öfter. Aber, kleine Célicia. Deine Tante und dein Onkel haben mir gesagt, dass du allein bist. Und sie haben mich gefragt, ob ich dich mit mir nehmen könnte. Zu mir.” Die Vampirin blickte hoch zu Colette, in deren versteinertem Gesicht die erste Regung des Abends zu sehen war: Tränen. Trauer, die sich nun endlich ihre Bahn brach. Trauer, die Jeanne nicht nachvollziehen konnte. Hatte sie doch keinen Bezug zu Raoul gehabt. „Wenn du magst, kannst du bei mir einziehen und ich pass ab jetzt auf dich auf.” Célicia erstarrte etwas. Schien zu überlegen. Schüttelte aber nicht mit dem Kopf. Jeanne wartete, war geduldig. Sie sprach mit einem Kind. Das verlangte eigene, ganz eigene Regeln und Vorgehensweisen. Aber die Vampirin ließ die Hand der Kleinen schon mal los. Das Mädchen blickte zu Colette empor. „Ich weiß es nicht.” Natürlich nicht... woher denn auch, meine Kleine? „Tata ist traurig.” Nun schaute auch Jeanne zu Colette empor. Ruhig, bedacht. Mit blauen Augen, in denen sich Mitgefühl spiegelte. „Deine Tante ist traurig, weil sie nicht auf dich aufpassen kann, kleine Célicia. Deswegen hat dein Onkel mich gebeten, mich um dich zu kümmern.” Jeanne schaute wieder der Kleinen in die Augen, schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Aber du darfst sie sooft besuchen, wie du möchtest. Das verspreche ich dir.” | |||||||||||||
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