Moonys Finger krampften sich um seinen Zauberstab, während er das Echo versuchte gegen den dumpfen Lärm des oberen Stockwerks abzugleichen. Er hatte das Gefühl, nicht atmen zu können, während sein Kopf Bilder in dem Hohlraum seiner Gedanken malte, die vermutlich nicht einmal an die knallharte Realität heranreichen konnten.
Bewerber um den vakanten Gamotposten und Gamotmitglieder können die Gamotsitzung aufmerksam verfolgen. Zivilisten wurden nach Unruhen aus dem Gerichtssaal gebracht.
Todesser, Ordensmitglieder sowie Mitglieder der Strafverfolgung haben am 28.11.1978 im Plot Die verschwundenen Richter ordentlich zu tun. Die einen beim gärtnern, die anderen auf der Suche nach den entführten Richtern.
Sirius Black ist ein Name, den reinblütige Zauberer und Hexen gut kennen dürften. Vor noch wenigen Jahren galt er als Erbe einer der mächtigsten Familien des Landes, nun ist er nur noch ein Brandfleck in einem Stammbaum. Der ehemalige Gryffindor war schon immer ein Rebell und hat sich offen gegen die Reinblutideologie und damit die eigene Familie positioniert, nachdem er in Hogwarts in den Rumtreibern Freunde gefunden hat, die ihm ein anderes, facettenreicheres Leben gezeigt haben. Der ewige Rebell hat nach dem Schulabschluss seine Ausbildung zum Auror begonnen und ist meist nur einen Schritt von James Potter entfernt. Nach einer schmerzhaften Trennung und dem Tod seiner Zieheltern, hat Sirius das Gefühl, den Halt im Leben verloren zu haben und stürzt sich umso entschlossener in den Kampf gegen die Todesser.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.10.2024, 16:45 von Sirius Black.)
[Rosensaal] Lead, kindly light, amid the encircling gloom
Lead, kindly light, amid the encircling gloom» Peregrina & Sirius | 03. Dezember | Adventstanz
Sirius war mit der festen Überzeugung zu dieser Veranstaltung aufgebrochen, dass man ihm den roten Teppich ausrollen und die Tore für ihn offen halten würde. Er war nicht nur ein eingeladener Gast, sondern auch ein Black und dazu noch im Rennen für den Gamotsplatz, den die Jahre zuvor sein Vater innehatte. Eine Auflistung, die ihn unweigerlich als “wichtig” einstufte, zumindest in seiner Welt. In der Realität hatte er sich mit verschlossenen Türen konfrontiert gesehen und einem Angestellten, der ihn wiederholt darauf hingewiesen hatte, dass er ohne schriftliche Einladung nicht an den Feierlichkeiten teilnehmen dürfte. Ohne Lilys Stück Papier würde er womöglich noch immer da draußen stehen und müsste die Schmach über sich ergehen lassen, dass unwichtige Leute an ihm vorbeiziehen durften. Er würde sich im Nachgang bei den Slughorns beschweren. Nicht in dem Tonfall, wie er es in dieser Sekunde gerne getan hätte, während ein leeres Glas Sekt durch ein volles ausgewechselt wurde und der Alkohol auf seiner Zunge prickelte; er hasste den Geschmack und trank trotzdem.
Mit gemächlichen Schritten hatte er eine Runde durch den Saal gemacht. Alleine. Und er hatte sich nackt dabei gefühlt, trotz schwarzem Anzug, an dem die Silberfäden im Lichteinfall glitzerten und strahlten. Er hatte sich nackt gefühlt, weil seine Freunde zwar mit ihm hier im Raum waren, aber er sie bewusst zurückgelassen hatte, um sich alleine zu zeigen. Sirius war auf der Suche nach einem Opfer, das er mit sich selbst als Köder lockte. Zu viele Menschen um ihn herum könnten zu sehr abschrecken und er wusste selbst, wie leicht es war, sich in James’ Witzen und Remus’ trockenen Kommentaren zu verlieren, um das ganze Drumherum zu vergessen. Aber er musste aufmerksam sein. Hellwach. Hier drin waren Menschen, die er für sich gewinnen konnte oder vielmehr musste, wenn er den Gamotsplatz wirklich in die Finger bekommen wollte.
Das Lächeln flog auf seine Lippen und entschwand sofort wieder von dort, wenn Blicke brachen, Menschen sich abwandten oder er einfach das Glas an die Lippen führte, um erneut zu trinken. Vielleicht trank er auch deswegen: weil es ihm eine Pause davon gab, ein Bild aufrecht erhalten zu müssen, das ausdrückte, dass es ihm blendend ging. Die Wahrheit war, dass ihm nicht zum Lächeln und Flirten zumute war, dass der Ort ihm heute, gerade, zu laut und zu überladen war. Er wollte weg von hier, ins Bett und sich von einem gleichmäßigen Herzschlag in den Schlaf lullen lassen, aber das war keine Option. Gerade gab es so viele Dinge in seinem Leben, die keine Option waren und die er tun musste, weil es irgendwo von ihm verlangt war. Wer es von ihm verlangte? Am meisten er selbst.
Er hob das Glas an, leerte es bis zur Hälfte und wurde schließlich von einem Geräusch angelockt, das er kannte und seinen Puls automatisch beschleunigte, auf die gute Art und Weise. Ohne das Glas abzusetzen, drehte er den Oberkörper, um die Tanzfläche ins Visier zu nehmen, von wo das Lachen hell und ansteckend erklungen war. Die dunklen Augen glitten über den Rand des Glases hinweg und suchten. Es war nicht schwer, Remus sofort ausfindig zu machen: Das helle, gemusterte Braun stach in einem Meer aus schwarzen Anzügen, auf die viele hier klassisch gegriffen hatten, wie ein heller Fleck in der Dunkelheit hervor.
Sirius’ Blick lag auf ihm und auf diesem hübschen Gesicht, auf das sich ein aufrichtiges Lächeln verstohlen hatte, das nur hin und wieder bei der entsprechenden Drehung hinter Lilys feuerrotem Haarschopf verschwand. Er sah ihn nicht nur an, er starrte, wie in einem Zauber gebannt. Zu lange, als dass es gut gewesen wäre, aber er hatte keine Angst, dass es jemand beobachten und (korrekt) deuten könnte. Für etwaige Augenzeugen war er sicherlich nur ein weiterer steifer Reinblüter, der sich gerade daran störte, dass hier, bei diesem Ball, tatsächlich jemand Spaß hatte und es wagte, das auch zu zeigen. Das Hoch der Gefühle zeigte sich bei Reinblütern ja häufig nur in einem hochgezogenen Mundwinkel und - wenn die Sterne richtig standen - einem kleinen Funkeln in den Augen, mehr durfte man wahrlich nicht erwarten. Remus’ Lachen stach somit hervor. Ein Blitz in der Dunkelheit, der alles für einen Moment taghell machte. Am Ende war es nicht nur der Alkohol, der ein warmes Gefühl in seiner Brust hervorrief, sondern auch dieser Laut, der Saiten in ihm zupfte, die kein anderer erreichte. Er wünschte, er könnte sich daran betrinken, wie er es gerade mit Sekt und Wein versuchte.
Es fiel ihm nicht leicht, sich wegzudrehen, wegzusehen, weiterzugehen und sich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren, weswegen er die Rumtreiber überhaupt hinter sich gelassen hatte. Er wollte zu ihnen. Er wollte Spaß haben. Er wollte diese verfluchte Woche vergessen und verdrängen, aber … das war keine Option. Mal wieder nicht.
Sirius schob einen Arm hinter den Rücken, hielt mit dem anderen die Sektflöte auf Bauchhöhe und schritt langsam durch die versammelten Personen und Gruppen. Häppchen lehnte er dankend ab, aber das Glas Sekt in seiner Hand wurde nie wirklich leer.
Wann immer sein Blick jemanden streifte, den er kannte, lächelte er und nickte langsam zum Gruß. Von den meisten kannte er tatsächlich die Namen und es war nicht nur Show. Viele hier durften ihn bereits als kleinen Burschen in kurzen Hosen gekannt haben, der an der Seite seines Vaters von wichtiger Persönlichkeit zu wichtiger Persönlichkeit geschleppt worden war.
Sirius’ Blick blieb schließlich an einem leuchtenden Feuer zwischen den Menschen hängen. Ein weiterer Lichtpunkt, der Aufmerksamkeit auf sich zog. In der ersten Sekunde glaubte er fast, dass es Lily war, doch diese Haare hatten einen anderen Farbton. Ein Sonnenaufgang. Erdbeerblond, formten die Lippen eines Mädchens die Worte in seinem Kopf. Er wusste noch, dass er gelacht und gesagt hatte, dass es keine blonden Erdbeeren gab, dass sie allesamt rot waren.
”Mrs. McKinnon”, machte er sich bemerkbar, schob sich an einem heftig tuschelndem Paar Frauen vorbei und näherte sich ihr mit der Andeutung einer halben Verbeugung. Sie hier zu finden, war gut, immerhin hatten sie sich sogar beim Ball für ein Gespräch treffen wollen. Er konnte sich nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern und ob sie eine Uhrzeit ausgemacht hatten, aber wenn er sie schon - offensichtlich - alleine vorfand, konnte er seine Chance ja gleich nutzen, um ihr gut in Erinnerung zu bleiben.
”Es tut mir leid, ich weiß, dass es furchtbar abgedroschen klingt”, sagte er mit einem kleinen Grinsen in den Mundwinkeln und einem jugendhaftem Funkeln in den Augen, ”aber leider ist es nun einmal die Wahrheit: Jetzt, wo ich sie im richtigen Licht sehen kann - außerhalb des Gamots, dem ein paar zusätzliche Fackeln nicht schaden würden - weiß ich eindeutig, woher Marlene ihr gutes Aussehen hat.” Das Lächeln wurde breiter auf seinen Lippen, aber ein fast entschuldigender Blick von unten herauf gesellte sich dazu, also wollte er ihr nonverbal mitteilen, dass er selbst wusste, wie kitschig das klang, aber er bei ihrem Anblick gar nicht anders konnte, als ihr ein Kompliment zu machen.
Die einzige Richterin, das einzige Halbblut und die einzige sozial engagierte Person im Richteramt - das macht Peregrina McKinnon zu einer Person, von der die meisten Menschen im Ministeriumsbetrieb gehört haben. Die Ehefrau eines berühmten Quidditchspielers macht sich für Hexen im Beruf stark und versucht ansonsten, Urteile und Ansichten aus einer möglichst sterilen Position heraus zu bewerten. Rina ist ein Mensch der Zahlen, der Fakten, der Statistiken und lässt ihre Urteile selten von Emotionen leiten. Eben das hat sie wohl auch in ihr jetziges Amt gebracht.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.10.2024, 09:40 von Peregrina McKinnon.)
[Rosensaal] Lead, kindly light, amid the encircling gloom
Ihre Erscheinung in einer smaragdgrünen Ballrobe, die perfekt zu dem als eine Kette um ihren schlanken Hals drapierten Schlüssel passte verriet in keinem Detail den Schrecken, den die Richterin diese Woche ausgestanden hatte. Sie hatten es außerdem aus den Medien herausgehalten, auch wenn es natürlich innerhalb des Ministeriums stille Post gegeben hatte. Bartemius und sie waren darüber einig geworden, dass man nicht noch mehr Panik zu schüren brauchte und dass es wichtiger war die Sicherheitsvorkehrungen zu stärken. Daher war sie heute auch nicht nur mit Mann (der sich bereits irgendwo anders im Saal tummelte) und Kind (oh, hier traf das Gleiche zu) unterwegs, sondern außerdem in der durchaus sehr diskreten Begleitung zweier Mitglieder der Strafverfolgung. Sie hätte gar nicht sagen können aus welcher Abteilung genau, aber Bartemius hatte sie handverlesen und es fühlte sich seltsam, aber auch richtig an sie in der Nähe zu wissen. So etwas dürfte sich einfach nicht wiederholen, da nahm sie fehlende Privatsphäre gern in Kauf. Auch wenn sich die Herren ohnehin sehr dezent im Hintergrund hielten und anderen Gästen damit den Anschein von zufälliger Nähe vermittelten.
Eine Champagnerflöte in der Hand beobachtete sie interessiert die Tanzflächen, als sich ein dunkelhaariger junger Mann in ihre Nähe begab, dessen Erscheinung sie unwillkürlich an einen anderen Black denken ließ. Achja. Da gesellte sich ja noch weitaus mehr zu dem Chaos vergangener Woche hinzu als nur eine Entführung.
"Mister Black." leicht neigte sie das Haupt, wenn auch keineswegs in unterwürfiger Art und Weise. Sie mochte nur ein Halbblut sein, aber sie war umgeben von Reinblütern aufgewachsen, hatte in eine solche Familie geheiratet und kannte die Nuancen der Mimik und Gestik ebenso gut wie diese. Das Kompliment entlockte der Richterin allerdings nur ein milde nachsichtiges Lächeln. Er erinnerte sie an den jungen Rabastan Lestrange, der erst kürzlich ihrem Büro einen Besuch abgestattet hatte (auf ihre Einladung hin).
"Es ist gut Sie hier zu sehen. Sie sind somit wieder vollständig genesen?" bekannte sie, dass sie durchaus über seine eigene Geschichte in Kenntnis gesetzt war. Und mehr als nur über diese. "Mit den letzten Entwicklungen rund um Ihren Vater haben Sie sicherlich eine sehr erwignisreiche Woche hinter sich." fügte die McKinnon an und scheute nicht den Blick in Sirius Gesicht. Sie hatte viele Jahre Seite an Seite mit Orion gearbeitet. "Mich hat das sehr bestürzt." Es passte nicht zu der Seite des Mannes, die er ihr gezeigt hatte. Merlin wusste, dass er als ordentliches Reinblut auch viele andere besessen hatte. Nichtsdestotrotz, offensichtlich wollte sie Sirius Sicht auf die Dinge hören und übersprang damit jeglichen Smalltalk. Keine scheinheiligen Komplimente.
Sirius Black ist ein Name, den reinblütige Zauberer und Hexen gut kennen dürften. Vor noch wenigen Jahren galt er als Erbe einer der mächtigsten Familien des Landes, nun ist er nur noch ein Brandfleck in einem Stammbaum. Der ehemalige Gryffindor war schon immer ein Rebell und hat sich offen gegen die Reinblutideologie und damit die eigene Familie positioniert, nachdem er in Hogwarts in den Rumtreibern Freunde gefunden hat, die ihm ein anderes, facettenreicheres Leben gezeigt haben. Der ewige Rebell hat nach dem Schulabschluss seine Ausbildung zum Auror begonnen und ist meist nur einen Schritt von James Potter entfernt. Nach einer schmerzhaften Trennung und dem Tod seiner Zieheltern, hat Sirius das Gefühl, den Halt im Leben verloren zu haben und stürzt sich umso entschlossener in den Kampf gegen die Todesser.
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Das Lächeln auf seinen Lippen war festgetackert, für den Augenblick zumindest. Er beherrschte es nicht wie die anderen Reinblüter, in deren Dunstkreis er auf- und herangewachsen war, die Maske immerzu aufrecht zu erhalten, aber für den Anfang des Gesprächs wollte er sich bemühen, das alte Spiel mitzuspielen. Früher oder später würde sein wahrer Charakter ohnehin zurück an die Oberfläche krabbeln; im Gegenzug zu Regulus, hatte man Sirius die Emotionen viel zu leicht von seinem Gesicht lesen können.
”Danke, ja”, sagte er und unterstrich die Worte mit einem knappen Nicken, auch wenn seine Augen kurz zur Seite huschten, was den Hauch einer Lüge in seiner Aussage verraten ließ. ”Es sind nur ein paar kleine Narben übrig geblieben, ansonsten bin ich vollständig genesen. Und selbst die sind kein Problem - mir war klar, dass ich irgendwann welche von meiner Arbeit als Auror davontragen würde. Möglicherweise habe ich nicht damit gerechnet, dass es so früh passiert, aber …” Sirius lachte. Ein Lachen, das seine Augen nicht erreichte, die sich wieder abwandten. Er zuckte mit der rechten Schulter, spürte das Stolpern des Herzschlags, bevor er zu ihr zurückblickte und erneut bestätigte: ”Es geht mir gut, wirklich. Danke für Ihre Nachfrage, Mrs. McKinnon.” Sie musste nichts wissen über Tränen, über Schuldgefühle und über die mahlende Suche nach Bestrafung, von der er glaubte, sie zu verdienen. Niemand musste das wissen.
Und dann erwähnte sie seinen Vater und Sirius’ Lächeln blieb unbewegt, aber seine Augenbrauen zuckten kurz. Eine steile Falte tat sich zwischen ihnen auf und sein Blick tastete über ihr Gesicht, während er nachdachte, was sie meinte. Letzte Entwicklungen mit seinem Vater? Eine Pause tat sich auf, in der er das Wort ergreifen und etwas sagen sollte. Tat er schließlich auch, wenn auch etwas verspätet, als der (falsche) Groschen fiel: Sirius war davon überzeugt, dass sie Orions Auftritt beim Gamot meinte, bei dem Orion sich unmöglich benommen hatte. Wie ein kleines Kind, das nicht bereit war, sein Spielzeug abzutreten und sich deswegen erst einmal schreiend und strampelnd auf den Boden warf.
Er hatte seit Donnerstagmorgen keine magische Zeitung mehr in der Hand gehabt und wusste nicht, welches Thema sie in Wahrheit umtrieb.
”Ach ja, das”, erwiderte er, da der Montagabend für ihn mittlerweile so weit weg erschien. Beim letzten Wort waren seine Augenbrauen kurz in die Höhe geschossen. Der ganze Vorfall war wie eine Geschichte aus einem anderen Leben, von einem anderen Sirius. ”Wir stehen uns nicht mehr so nahe, wie wir es einmal taten - falls wir es überhaupt jemals taten”, sagte er, ”aber ich entschuldige mich trotzdem für die Unannehmlichkeiten, die sein Verhalten hervorgerufen haben.” Alleine, dass der ganze Saal wegen Orions Auftritt hatte geräumt werden müssen und man die Befragung ohne Zuschauer abgehalten hatte, was bei solchen Dingen wohl eher Standard war. Kein Wunder, dass Mrs. McKinnon bestürzt war, wenn ausgerechnet ein langjähriges Mitglied das Gamot dazu zwingen musste, von Routinen abzuweichen. Sirius hatte es nicht wirklich bestürzt, aber in jedem Fall überrascht. Er hatte vielen Menschen einen derart impulsiven, dramatischen Auftritt zugetraut - sich eingeschlossen - aber nicht seinem Vater.
Sirius benetzte die Lippen mit einem weiteren Schluck Sekt. Eigentlich sollte er es nicht fragen, weil es verzweifelt wirken konnte, aber er musste es einfach wissen. ”Ich hoffe sehr, dass sich der Vorfall nicht negativ auf meine Bewerbung für den Gamotsplatz auswirkt?”
Die einzige Richterin, das einzige Halbblut und die einzige sozial engagierte Person im Richteramt - das macht Peregrina McKinnon zu einer Person, von der die meisten Menschen im Ministeriumsbetrieb gehört haben. Die Ehefrau eines berühmten Quidditchspielers macht sich für Hexen im Beruf stark und versucht ansonsten, Urteile und Ansichten aus einer möglichst sterilen Position heraus zu bewerten. Rina ist ein Mensch der Zahlen, der Fakten, der Statistiken und lässt ihre Urteile selten von Emotionen leiten. Eben das hat sie wohl auch in ihr jetziges Amt gebracht.
[Rosensaal] Lead, kindly light, amid the encircling gloom
Er gab sich tapfer, der junge Sirius Black. Wischte Narben beiseite, als wäre es nichts, auch wenn ihn irgendetwas weiter umtrieb und Peregrina konnte verstehen, wenn es so war. Er war so jung, beinah noch ein Kind und er war Gewalt ausgesetzt gewesen, die kein Kind der Welt erfahren sollte. "Das ist gut zu hören. Man merkt immer wieder, dass Auroren ein ganz besonderer Schlag Mensch sind, die sich nicht von derlei Geschehnissen aus der Bahn werfen lassen." Bis sie dann tot in ihrem Sarg lagen. Nichtsdestotrotz konnte man sie guten Gewissens Helden dieses Krieges nennen, denn sie setzten Leib und Leben für die Sicherheit der Gesellschaft im Allgemeinen aufs Spiel.
Und dann bewiesen sie beide sehr eindrücklich wie leicht es war vollkommen aneinander vorbei zu reden und dennoch das Gefühl zu haben, dass der andere genau wusste was man meinte. Wie konnte Peregrina auch wissen, dass Sirius keine Ahnung von dem hatte, was sich Freitag Abend ereignet hatte? Vor dem Gamot hatte es jedenfalls so gewirkt, als wolle Orion um jeden Preis seinen ältesten zurück in der Familie wissen und daher hatte sie angenommen, dass es auch hinter den Kulissen wieder verstärkt Kontakt gegeben hatte. Krankenhausbesuche. Irgendetwas! Sie hätte das auf jeden Fall getan und daher nahm sie Sirius Worte auch so wahr, als würde er sich vage für den versuchten Mord entschuldigen, den sein Vater zu tun beabsichtigt hatte. "Wenn es um mich persönlich geht, so habe ich Orion stets als verlässliche Person erlebt." Fort das Mister Black - Orion und sie hatten sich nahe gestanden, viel näher als die meisten annehmen mochten und das obwohl sie 'nur' ein Halbblut war. "Und ich nehme an, dass er seine Werte an seine Nachkommen weitergegeben hat, oder es zumindest versuchte. Ihre Standhaftigkeit angesichts eines schweren Verbrechens ist eine solche Eigenschaft, nehme ich an." Peregrina nickte leicht und ließ dann zum ersten Mal von Sirius Gesicht ab, ließ stattdessen den Blick durch die Menge schweifen. "Natürlich aber färben Taten von Familienmitgliedern immer auch auf das eigene Prestige ab und es würde mich nicht wundern, wenn einige meiner Kollegen den Namen Black von ihrer Stimmenvergabe gestrichen haben." Auf jeden Fall nach so einem Vorfall. Es gab auch einfach Alternativen! "Ich wüsste zu gern, was ihn scheinbar denken ließ er käme nach einer solchen Tat einfach so davon und womöglich noch zurück auf seinen Posten oder ins Gamot." Sie schüttelte den Kopf, konnte es einfach noch immer nicht mit ihrem Bild von Orion in Einklang bringen. "Es gab gegenüber Ihnen keinerlei Andeutungen?"
Sirius Black ist ein Name, den reinblütige Zauberer und Hexen gut kennen dürften. Vor noch wenigen Jahren galt er als Erbe einer der mächtigsten Familien des Landes, nun ist er nur noch ein Brandfleck in einem Stammbaum. Der ehemalige Gryffindor war schon immer ein Rebell und hat sich offen gegen die Reinblutideologie und damit die eigene Familie positioniert, nachdem er in Hogwarts in den Rumtreibern Freunde gefunden hat, die ihm ein anderes, facettenreicheres Leben gezeigt haben. Der ewige Rebell hat nach dem Schulabschluss seine Ausbildung zum Auror begonnen und ist meist nur einen Schritt von James Potter entfernt. Nach einer schmerzhaften Trennung und dem Tod seiner Zieheltern, hat Sirius das Gefühl, den Halt im Leben verloren zu haben und stürzt sich umso entschlossener in den Kampf gegen die Todesser.
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Sirius kann es nicht ganz verhindern, einen Funken Stolz zu spüren, als er Peregrina zuhört. Die letzten Tage war für ihn ein Zeichen, dass er vieles sein kann, aber womöglich kein Auror. Feige war er. Im Gegensatz zu James hat er weniger gekämpft und mehr gebettelt. Ein Verhalten, das er nicht bei einem Auror sieht und doch steht hier eine wichtige Vertreterin des Ministeriums, die auf ihn blickt und in ihm das Zeug zu einem Auror sieht. Möglich, dass sie sich täuscht und es wäre ein Leichtes gewesen, sie zu korrigieren, aber der Rausch des Alkohols flüstert ihm zu, dass er es einfach so stehen lassen, genießen soll. Es ist nicht Wahrheit und Sirius weiß das sehr wohl, aber für einen Moment will er einfach ein würdiger Auror in den Augen der Richterin sein, vor allem, wenn es ihm am Ende den Platz im Gamot beschert. Falls das der Fall sein sollte, dann - ja - dann spielt er gerne noch ein paar Minuten länger den verwegenen Auror, der den Todessern die Stirn geboten hat, statt nackt und wimmernd einem gesuchten Irren vor die Füße zu kotzen.
Die Falte zwischen Sirius’ Augenbrauen vertieft sich bedrohlich, ein wahrer Krater scheint sich dort zu bilden, als Peregrina fortsetzt und seine schlimmsten Befürchtungen wahr macht: Orions kleiner Tobsuchtsanfall wird ihm schaden, mit ziemlicher Sicherheit wird es das. Sirius saugt die Unterlippe zwischen die Zähne, um den ordinären (aber immerhin französischen) Fluch, der in seiner Kehle kitzelt, zurückzuhalten, während er das Gesicht abwendet. Er tut so, als ob er etwas gehört und sich nach dem Geräusch umsehen würde, will aber in Wahrheit nur nicht, dass Peregrina das Chaos in seinen Augen sehen kann.
Fuck.
Perce hatte ihn vor der Sitzung noch gewarnt, dass Orion irgendetwas plante, aber Sirius hatte nie damit gerechnet, dass es das wäre. Er hatte mit ein paar schlechten Worten in die Richtung seines Erstgeborenen gerechnet oder mit ein paar Bestechungsgeldern, die in den richtigen Taschen landeten. Aber nicht, dass er sich wie ein Kleinkind vor dem Gamot aufführte und seine Eltern - eigentlich ja nur Walburga, aber als Frau war sie ohnehin nur das Sprachrohr ihres Mannes - durch ihre Unterstützung ihn mit sich in den Abgrund rissen. Wie perfide und wie absolut bescheuert.
FUCK.
Sirius drehte sich wieder - versuch gelassen - mit dem ganzen Körper zu Peregrina und nippte an dem Glas. Der Sprudel prickelte auf seiner Zunge, konnte das Feuer in seinen Gedanken aber nicht löschen.
”Keinerlei Andeutungen”, presste er zwischen zwei Schlucken hervor und stierte kurz Löcher in die Luft, während er die Sitzung noch einmal aus dem Gedächtnis zerrte und Revue passieren ließ. Ebenso wie die Unterhaltung mit Perce, der aber auch keine Ahnung von genauen Plänen gehabt und alles eher vage gehalten hatte. ”Ich hätte das Gamot selbstverständlich frühzeitig unterrichtet, wenn er mir irgendetwas gesagt hätte. Aber das alles kam auch für mich reichlich überraschend, wenn ich ehrlich bin. Ich hätte ihm viel zugetraut, aber nicht das.” Und mit einem raschen Luftholen und wieder Ausatmen, betonte er: ”Definitiv nicht das.”
Ein kurzer Blick Richtung Remus, der noch immer tanzte, dann sah er wieder Peregrina an und fuhr nahtlos weiter. ”Wenn mein Bruder und ich - oder eher: nur ich -”, ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, als wäre die Erinnerung in seinem Kopf warm und nicht eiskalt, ”wenn ich sowas damals getan habe, wurde das direkt als Zeichen gedeutet, dass das Hause Black dem Untergang geweiht ist, weil der Erbe nicht wisse, wie man sich korrekt benimmt.” Leise murmelnd ergänzte er: ”Erbe … gut, das bin ich ohnehin nicht mehr.” Und dann noch leiser, gegen den Rand des Glases gemurmelt, mehr zu sich selbst: ”Oder doch … wer weiß.” Sirius zuckte halbherzig mit einer Schulter. ”Wenn Sie wollen, kann ich natürlich mit ihm reden. Auch wenn mein Vater - wie beim Schach - nur selten Einblick in seine Züge gewährt hat. Aber vielleicht hat er sich mittlerweile auch besonnen und es ist ihm alles schrecklich unangenehm.”