Aktuelles
Bewerber um den vakanten Gamotposten und Gamotmitglieder können die Gamotsitzung aufmerksam verfolgen. Zivilisten wurden nach Unruhen aus dem Gerichtssaal gebracht.

Todesser, Ordensmitglieder sowie Mitglieder der Strafverfolgung haben am 28.11.1978 im Plot Die verschwundenen Richter ordentlich zu tun. Die einen beim gärtnern, die anderen auf der Suche nach den entführten Richtern.

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Ingametage
Geburtstag
Plot
Deine Szene
Gesucht
Kyle und Zoe. Die beiden sind seit sie denken können beste Freund:innen, bis vor ein paar Monaten... Ja, was genau ist eigentlich passiert, dass Kyle sich immer mehr von Zoe zu distanzieren scheint?
Dai Finnigan
Dai Finnigan › Zivilist › Halbblut › Gespielt von helios
Dai Finnigan

i am disappeared

Mensch, für dein Alter siehst du ganz schön... alt aus. Was bei anderen für einen rasch abgesetzten Kotzfluch sorgen könnte, lässt Dai nur ein bisschen gequält grinsen. Stimmt ja auch irgendwie: Für Jahrgang 1962 sieht er mit seinen 36 Jahren tatsächlich bemerkenswert alt aus. Hängt sicher damit zusammen, dass der sonst so zuversichtliche Hufflepuff im Oktober mit einer Klassenkameradin Schlagzeilen gemacht hat, als sie ganz unvermittelt von einem heimlichen Date im Verbotenen Wald verschwunden sind - und elf Tage später genauso unvermittelt wieder auftauchten. Nur eben: deutlich gealtert. Wo sie waren, was passiert ist, wissen sie beide nicht. Während Dai mit seiner Erinnerungslücke kämpft und die Heiler ihn auf der Suche nach Erklärungen immer wieder unter die Lupe nehmen, hat er sich irgendwie mit seinem neugewonnenen Erwachsenendasein angefreundet. Dass trotzdem immer wieder sein Kindskopf durchkommt, er die Welt mit ein bisschen zu viel Optimismus, Aberglaube und Kurzsichtigkeit erstürmt: Geschenkt. Wer hat sein Leben schon perfekt im Griff? Aber als trotz - oder: wegen! - hohen Magiepotentials ungelenker Zauberer, der seine mittelmäßige Schullaufbahn dank aktueller Entwicklungen nach den ZAGs abgebrochen hat, als walisisches Arbeiterkind und muggelnahes Halbblut, das sich gerade ohne konkrete Ausbildungs- oder Berufspläne im Second Hand Kramladen verdingt - da kann Dai kaum groß punkten. Dabei steckt in ihm noch so viel mehr: Ein Handwerker, Tierfreund und Kräuterkenner, ein loyaler, bodenständiger Kerl, zwanzig Jahre Lebenserfahrung einer anderen Welt - und ein vergebener Familienvater. Da kann man nur hoffen, dass das Leben bald mit seinen Erinnerungen herausrückt - und zwar nicht nur seinetwegen...
Beruf Schulabbrecher post-ZAG | Reparateur-Aushilfe im Kramladen | Winkelgasse
Werdegang
Vollständiger Name:
Dai Patrick Finnigan

Körpergröße:
187

Zauberstab

Wo der 12 Zoll Stab mit seinen rustikalen Schnitzmustern beim Kauf '73 noch hell und blass war, etwas zu groß für seinen jungen Besitzer, passt er heute mühelos in Dais große Hände und ist längst zu einem gestandenen Dunkelsilber vergraut. Man sagt Lärchenbäumen nach, eine Zuflucht für Waldfeen und Irrlichter zu sein, und dem Holz, dass es sich besonders für durchsetzungsstarke, wirkungsvolle Zauber eignet, die großes Potential in ihrem Besitzer wecken - Potential, das für Ollivander freilich wie die Faust aufs Auge gepasst haben musste.
Dai wusste lange - weiß manchmal immer noch nicht - seinen Zauberstab mit Eigenheiten recht zu schätzen, macht ihm die vorpreschende Natur seines Stabs, gepaart mit seinem eigenen Magiepotential das Leben doch nicht immer leicht. Aber er ist nicht umsonst von biegsamer Natur: Auch Dai versteht, seinen Weg zu machen, sich anzupassen und auf neues einzulassen.
Ein weiteres Ass ist der Einhornschweifhaarkern, der immerhin ein gewisses Gegengewicht bietet, seine die Magie etwas erdet und selbst Dais Zaubern so etwas wie Beständigkeit verleiht.

  • Di, 01.05.1962 Geburt im Muggelkrankenhaus in Llwynypia, Wales als zweites von fünf Kindern, darunter als erster Junge
  • 1966 Eintritt in nichtmagischen Kindergarten bzw. Vorschule; Aberfan Katastrophe
  • 1968 Übertritt auf örtliche Grundschule; Einschulung der älteren Schwester auf Hogwarts
  • 1969 Diverse Bombenanschläge aus Protest gegen die anstehende Investitur des neuen Prince of Wales'; in England gewaltsame Eskalation einer Demonstration für Squib-Rechte
  • 1973 Einschulung auf Hogwarts (Hufflepuff)
  • 1975 Antritt eines Schülerjobs in der Winkelgasse; UTZ-Abschluss der älteren Schwester
  • 1976 Einschulung des jüngeren Bruders auf Hogwarts; diverse Anschläge auf die Winkelgasse und Godrics Hollow
  • Sommer 1978 Ablegen der ZAG
    • Astronomie O
    • Geschichte der Zauberei A
    • Kräuterkunde O
    • Verteidigung gegen die dunklen Künste M
    • Verwandlung A
    • Zauberkunst S
    • Zaubertränke E
    • Pflege magischer Geschöpfe E
  • September 1978 Einschulung der jüngeren Schwester auf Hogwarts
  • Oktober 1978
    • So, 08.10.1978 Schwarzmagischer Anschlag in Portsmouth mit Todesopfern
    • Mo, 09.10.1978 Erweiterung der Aurorenbefugnisse zur Gewaltausübung
    • So, 15.10.1978 Bericht über gehäufte Kindesentführungen in Aberdeenshire, Schottland - Entzug der elterlichen Erlaubnis zu Hogsmeadebesuchen
    • Mo, 16.10.1978 gravierendes Unwetter unterm Vollmond beobachtet - inklusive verlockender Irrlichter
    • Fr, 20.10.1978 Verschwinden mit einer Klassenkameradin auf einem heimlichen Date im Verbotenen Wald
    • Di, 31.10.1978 gemeinsames Wiederauftauchen im Verbotenen Wald - 20 Jahre gealtert und erinnerungslos; Einweisung ins St. Mungo Hospital
  • November 1978
    • Mi, 15.11.1978 Entlassung aus dem St. Mungo auf eigene (elterliche) Verantwortung
    • Fr, 17.11.1978 Aus Überforderung mit der neuen Situation keine Verfolgung der eigentlich aufregenden Withers Cup Feierlichkeiten
    • Mo, 20.11.1978 frustgetriebener offizieller Schulabbruch; Wiederantritt des ehemaligen Schülerjobs, um aus dem heimischen Trist auszubrechen
Fähigkeiten
Einfluss
Kampfkunst
Muggelwissen
Magisches Potential
Handwerk
Anpassungsfähigkeit
Einfluss: 1
Das ist so eine Sache mit dem Einfluss, hat Dai schon jung gelernt. Wer etwas will, muss etwas haben. Ein Talent, eine Fähigkeit, im Zweifelsfall auch einfach eine Gruppe im Rücken. Oder er muss: jemand sein. Und jemand ist er jetzt auf jeden Fall. Das Verschwinden zweier Teenager und ihre unvermittelte Rückkehr als Erwachsene - das hat seine Runde gemacht. Gerade, wer die Klatschspalten gerne durchstöbert, wird den Fall noch lebhaft (und vermutlich eher lebensfern, aber das ist ein anderes Thema) vor Augen haben. Was Dai daraus machen kann? Weiß er noch nicht. Aber: Da wären sicherlich Ohren und Federn, die ihm nur zu gerne ihre Aufmerksamkeit schenken würden: Ass im Ärmel oder Nessoshemd? Das wird die Zeit wohl zeigen müssen.

Kampfkunst: 5
Dai kann auf sich aufpassen - zugegeben, ein großer Kampf-Künstler ist er dabei nicht. War er noch nie, aber wo er sich früher im Unterricht Angriffe mit blinder Wucht erwidert und niedergewalzt hat, scheint er heute sogar so etwas wie eine Technik zu verfolgen. Dahinter steckt immer noch beinahe unvernünftig viel Kraft, doch endlich auch merklich mehr Köpfchen. Dabei greift er nur widerwillig zu direkten Schäden, neigt eher zu indirekten Angriffen: Schlingende Wurzeln, die jede Erinnerung an die Peitschende Weide grüßen lassen, Tanzzauber wie epileptische Anfälle - Angriff ist die beste Verteidigung und obwohl seine Schildzauber auch ganz schön Macht haben könnten, sind sie meistens zur Notlösung verdammt.

Muggelwissen: 7
In einer großteils nichtmagischen Gemeinde aufzuwachsen, hat diesbezüglich definitiv seine Vorteile. Probleme, sich mit den Nachbarn am Gartenzaun zu unterhalten, auch mal unauffällig ins Kino zu gehen oder im örtlichen Sommerfest mitzufeiern, kennt er so nicht. Gleichzeitig entgehen ihm gerne mal die Nuancen des Zeitgeistes seiner nichtmagischen Mitmenschen, von neuen hippen Bands bis zu verknüpften Politikspielereien, irgendwo dazwischen fehlt es ihm auch einfach, ehrlich gesagt, an tiefergehendem Interesse. Außerdem fühlt sich Dai neuerdings ohnehin aus dem Tritt mit seinen Mitmenschen - wenn die dann auch noch in ihren eigenen nichtmagischen Alltag gehören, ist das der Völkerverständigung natürlich alles andere als zuträglich.

Magisches Potential: 8
Wie war das noch gleich? "Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie der zwischen Blitz und Glühwürmchen." Und Dai ist ganz klar mehr Blitz als Glühwürmchen. Die richtigen Worte gehen ihm leicht über die Lippen, selbst wortlose Magie hat er angenommen wie das RP-Englisch, das man ihm schon im Kindergarten eingebläut hat: Zu verdächtig leicht und schnell als dass man ihm dafür gratulieren möchte. Naturtalent, sagen die einen gerne - Dai würde dafür freilich andere Worte finden. Denn während die Zauberei gerne sein bester Freund wäre, er über Magie und Andersartiges zu stolpern scheint, wohin er sich auch wendet, ist sie in Wahrheit geradezu aufdringlich und voreilig wie ein schlecht erzogener Hund. Und Kinder haben gegen schlecht erzogene Hunde eben auch: Schlechte Chancen. Dass Zauber mit ihm durch- oder direkt nach hinten losgingen, schwer zu präzisieren waren und ihn mit Querschlägen blamierte, war keine Seltenheit. Früher, als er noch jung war. Anno dazumal - vor einer Hand voll Tagen. Heute scheint er das besser im Griff zu haben. Als hätte er tatsächlich Jahre, Jahrzehnte damit zugebracht, zu üben. Noch immer verlangt das Zaubern ihm viel Konzentration und Zurückhaltung ab, je einfacher die Zauber, desto mehr: Wird es komplizierter hingegen, scheint er geradezu aufzublühen. Da ist es vielleicht keine große Überraschung, dass Dai für grundlegende Alltagsdinge den Stab auch gerne mal beiseite lässt, damit die Magie beim Geschirrspülen nicht gleich die Muster von den Tellern poliert und Sprünge in die Tassen schrubbt, bevor sie Großmutters gutes Porzellan schallend in tausend Stücke in die Schränke pfeffert.

Handwerk: 9
Die Arbeiterfamilie, die Muggelnachbarschaft, aber vor allem seine geschäftige Familie, die wenig mit Worten, dafür mehr mit Taten kann, hat Dai bedeutsam geprägt: Gemeinsam Hand anzulegen war nicht nur das Mittel der Wahl, um Geld zu sparen und sich einzufügen, sondern auch, um miteinander Zeit zu verbringen. Er war dabei, wenn es galt, alte Kleidung auf Vordermann zu bringen, Sturmschäden nach dem Unwetter zu reparieren, den Garten am Leben zu halten, die Küche zu führen, Haare zu pflegen oder das Gartenhäuschen zu bauen. Für Dai hat es etwas befriedigendes, beruhigendes, das Arbeiten ohne Zauberei. Das Ergebnis buchstäblich auf der Hand, die Kontrolle über das, was er tut - Kontrolle, die ihm hier leicht fällt, wo die Magie ihn ständig fordert.

Anpassungsfähigkeit: 8
Das Leben ist voller Überraschungen und wer nicht mit dem Strom schwimmt, muss in ihm untergehen. Das Leben ist dahingehend nämlich auch recht einfach. Dai gehört, obwohl er ein durchaus treues Herz hat, zu den Leuten, für die man ziemlich problemlos den Globus drehen und blind mit dem Finger drauftippen könnte, wo man sie spontan vom Besen stößt: Er würde klarkommen. Ob in sozialen Dingen, Privatangelegenheiten oder Lebensumständen: Es ist eine zähe Ader, die ihn auszeichnet, ein cleverer Kopf und die Zuversicht, dass es immer ein Morgen gibt. Geben muss. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und wenn er doch einmal auf dem Weg ins Glück aufs falsche Pferd setzt, dann bricht es Dai keinen Zacken aus der Krone, einen neuen Anlauf auf neuen Pfaden zu wagen. Viel peinlicher wäre ihm doch das sture Beharren auf dem Holzweg! Kurzum: Effizienz vor Ego.
Wusstest du, dass...




Jeder weiß, dass...
  • die Finnigan-Geschwister - neben Dai noch eine ältere Schwester, die Hogwarts längst verlassen hat, ein jüngerer Bruder und zwei kleine Schwestern, von denen nur die Jüngste noch zuhause ist - alle Ferien außer den Großen im Sommer auf Hogwarts verbringen bzw verbrachten
  • eine eigene Eule nicht drin war und Dai, noch lieber als den elterlichen Familienkauz, die Eulerei beansprucht
  • nicht nur sein Name sondern auch Akzent ihn trotz aller Bemühungen um korrektes Englisch als Waliser verrät - aber der seit seiner Rückkehr als "alter Mann" auffällig verblichen ist
  • Dai einen siebten Sinn für magische Eigenschaften und Wesen, aber auch Dinge wie Geheimgänge zu haben scheint
  • er mit seiner Treuherzigkeit, seinem Gerechtigkeitssinn und der Bereitschaft, zuzupacken, perfekt nach Hufflepuff passt
  • man in zauberlastigen Fächern nicht neben ihm sitzen sollte und in Verteidigung gegen die dunklen Künste entweder leichtes Spiel mit ihm hatte oder ganz schnelle Reue, weil seine Zauber gerne mal irgendwem - im Zweifelsfall ihm selbst - um die Ohren flogen
  • neue Gewohnheiten ihm leicht fallen und er sich weder mit den Zeitumstellungen noch dem Wechsel von Sommerferienentspannung auf Internatfrühaufstehen schwer tut
  • Häuserquerelen von ihm höchstens mal im Scherz ausgeteilt werden, er übertriebene Reibungen aber eher verachtet
  • Dai ein ausgesprochen unwilliger Lügner ist und Geflunkertes ohnehin nur schwer glaubwürdig rüberbringen kann
  • er oft zu den letzten gehört, die schlafen gehen und das mit der Pünktlichkeit zu Stundenbeginn nur gerade so klappt
  • der Unterricht ihn oft nur halb fesselt und Dai sich die Zeit dann damit vertreibt, zwischen seine Notizen zu kritzeln, Freunden Briefchen zu zustecken oder kleine Figürchen aus Papier zu falten
  • seine Kleidung von Freunden und Verwandten aufgetragen ist und er ihnen seine eigene Note mit Umfärbe- und Musterzaubern verleiht, gerne mit kleinen Accessoires wie Schals und Armbändern ergänzt
  • Streiche fast nie von ihm ausgehen, er aber immer wieder gerne Mitverschwörer ist
  • Dai Mitte Oktober 1978 bei einem heimlichen Nachtausflug mit einer Klassenkameradin in den Verbotenen Wald spurlos von der Erde verschwand - und sie an Halloween wieder auftauchten wie Wechselbälger: 20 Jahre älter und schier erinnerungslos


Freunde und Familie wissen, dass...
  • er noch im Kindergarten Walisisch gesprochen hat, die Grundschule das aber erfolgreich aus ihm herausgeprügelt hat, so dass er in Gesprächen mit seinen Großeltern oder Nachbarn meist ungewöhnlich wortkarg wird - die Brocken Irisch allerdings, die er von Vater und seinen Eltern gelernt hat, gingen ihm leichter über die Lippen
  • Dai seit seiner Rückkehr vom Verschwinden auffällig abergläubig ist, als hätte man ihm dort neue Regeln eingebläut - oder als glaube er, dass ihn und seine Lieben "brav Sein" vor weiteren Eskapaden bewahren könnte
  • seine Handschrift ziemlich kritzelig ist, was ihn nicht davon abhält, regelmäßig zu schreiben - jede Bemühung, ihn zu mehr Schönschreibung zu erziehen, ist bisher gescheitert, aber die kleinen Zeichnungen, die er unter seine Briefe setzt, machen es beinahe wett
  • zu teilen, insbesondere Essen, für ihn ein Zeichen von Fürsorge und Frieden ist, und sein Teilpartner selbstverständlich das größere oder bessere Stück gereicht bekommt, seit seiner Rückkehr gerne von der Floskel "Nichts dafür" begleitet wird
  • Unsicherheit gerne mit fahrigem Lachen überspielt wird, Hilflosigkeit und Überreizung (und die scheint seit seiner Rückkehr gehäuft aufzutreten, besonders unter Menschenmassen) hingegen eher für Frust oder gar Tränen sorgen kann, er in all den Jahren aber so gut wie nie laut und erst recht nicht gewalttätig geworden ist
  • Dai ein schlechter Schwimmer ist, weil er als Kind auf Großelternbesuch an der irischen Küste mal beinahe einer Merrow in die See folgte und die familiäre Panik ihm zwar wahrscheinlich das Leben gerettet hat (ihn aber offensichtlich auch nachhaltig im Angesicht großer Gewässer verunsichert), was er aber üblicherweise mit einem Lachen erzählt als wäre es eine witzige Sommeranekdote
  • seine Mum sich als angestellte Trankbrauerin zwar längst Hautprobleme und kaputte Lungen eingeholt hat, ihm dafür aber auch unfassbar viel Erfahrung für das Schulfach mitgibt und er deshalb nicht nur mit seinem eigenen Können sondern auch mit Insidertricks glänzen kann
  • er trotz allem Blödsinn, Leichtsinn und gelegentlicher Sprunghaftigkeit ein sehr verantwortungsbewusster Kerl ist und im Fall des Falles sogar ganz erwachsen sein kann, was ihn beispielsweise zum ausgezeichneten Babysitter auf nachbarschaftlichen Grillfesten prädestiniert
  • der UTZ-Abschluss und das Erwachsenwerden seiner fünf Jahre älteren Schwester ihn dazu angeregt haben, sich mit 13 Jahren einen Schülerjob für die Sommerferien zu suchen, wohin er seitdem jedes Jahr zurückkehrt und im Kramladen der Winkelgasse beim Aufbereiten und Verkaufen von Second Hand Ware hilft
  • bei allem Sinn für Fairness und sonstiger Souveränität ungerechten Leuten gegenüber auch schon mal Gehässigkeit durchblitzt, obwohl er von Schlägen unter die Gürtellinie - oder Schlägen jedweder Art allgemein - eigentlich nicht viel hält
  • er seit seiner gealterten Rückkehr eigentlich eine Brille gebrauchen könnte, aber die ganz schön teuer wäre, weshalb er sich damit begnügt, zu weit entfernte Schilder mit zusammengekniffenen Augen anzustarren, bis er einigermaßen errät, was wohl draufsteht
  • man zu Geburtstagen und anderen Feiertagen natürlich mit Geschenken von Dai rechnen darf - in allererster Linie Selbstgemachtes wie eigens gebundene Notizbüchlein, hübsche Schnitzfiguren oder ähnliches
  • er ein verlassenes Frühbeetkastengerüst aus dem Hintergrund eines Schulgewächshauses hervorgekramt und hinter der Baumgrenze zum Verbotenen Wald ein Freilandterrarium für ein paar Streeler eingerichtet hat (temporäre Haustierhaltung quasi), die aber selbstverständlich zu den Sommerferien immer wieder zurück zu den übrigen magischen Kreaturen zurückgeschleust werden
  • ihm mehrere Stellen von dem vorschnellen Schulabbruch nach seiner gealterten Rückkehr abgeraten haben, den er Mitte November hingelegt hat, denn "vielleicht können wir das ja doch noch rückgängig machen und dich wieder hinbiegen" - aber er hat eigentlich gar keine große Lust darauf, seine erwachsenen Freiheiten wieder aufzugeben, außerdem hat ein Großteil seiner Familie keinen UTZ-Abschluss und die haben ja auch was aus sich gemacht
  • Dais erste Magiezeichen sich mit gerade mal etwas über zwei Jahren an die Oberfläche gedrängt haben, als er, im Eifer, seiner älteren Schwester hinterherzueilen, gerne mal fiel, stolperte und stürzte - und seine Umgebung ihn immer wieder aufzufangen und abzufedern schien als wäre sie aus Kissen, so dass er ernsthaften Schäden stets von der Schippe springen konnte
  • Alkohol und Zigaretten weder zu heimlichen Jugendsünden gehören noch allgemein einen Reiz auf ihn ausüben und das Interesse, irgendetwas davon auszuprobieren, sich wohl nie Bahn brechen wird
  • Herz und Kopf sich für seine Entscheidungsfindungen meist relativ gut die Waage halten und er nicht unbedingt impulsiv ist - aber im Zweifelsfall einfach das Bauchgefühl und der Sozialsinn gewinnen, wenn auch manchmal zu seinem Nachteil
  • Portschlüssel und Flohpulver zwar bequem, aber auch teuer sind und Dai deshalb hofft, seine Apparierprüfung "nachholen", um unabhängiger reisen zu können (obwohl er insgeheim eeecht Angst vorm Zersplittern hat) (mal ganz abgesehen davon, dass die externe Prüfung übers Ministerium umständlich zu beantragen und nicht ganz billig ist...)
  • er bemerkenswert übelkeitsresistent ist? Ganz gleich ob es um Muggelreisemittel geht, Süßigkeitenmassen, Verwundungen, Höhenflüge oder Übermüdung: Ein Magen aus Stahl und ein Kopf, für den Migräne ein Fremdwort ist
  • der Aushilfsjob im Kramladen zur Reparatur von Gebrauchtware ihm schon einiges beigebracht hat und Dai eigentlich ziemlich stolz darauf ist, eine ganze Menge Dinge flicken und aufbereiten zu können - gut und gern auch ohne Magie
  • Dai seit neuestem zuhause seine Zimmertür abschließt, weil er sich fremd im eigenen Haus fühlt, so groß die Kluft zwischen dem Heimkehrer und den Daheimgebliebenen - scheint seiner Familie aber gerade recht zu sein, die abgekühlte Atmosphäre ist bei allen Bemühungen um Normalität fast greifbar


Wusstest du, dass...
  • Dai sich gerade als weder Fisch noch Fleisch fühlt und auch nicht so richtig Zuhause? Er erinnert sich nicht an seine verschwundene Zeit, obwohl da ganz schön viele Jahre drinstecken müssen, nur an sein 16jähriges Leben - aber das fühlt sich jetzt alles andere als gewohnt und richtig an, wie ein Schuh, der nicht mehr passt und aus dem man rausgewachsen ist ohne richtig zu merken, wann das eigentlich passiert ist
  • er sich auch schon dabei ertappt hat, nicht nur den Mädchen hinterher zu gucken? Nicht, dass er sich viel daraus gemacht hat: Die Jungs sind eben gut gebaut, da ist gucken doch keine Sünde, das muss ja nicht gleich was bedeuten - zumal sein Herz ja schon seit einer Weile ganz schön laut für eine gewisse Klassenkameradin schlägt, auch, wenn wenn er es bis vor Oktober nie geschafft hat, mit ihr nennenswert über Smalltalk hinaus zu kommen
  • Dai sich insgeheim auch ziemlich gut vorstellen könnte, Lehrer zu werden? Für irgendwas praktisches (Astronomie, Kräuterkunde oder so) aber bei seinem Unterrichtsfrust und der unzuverlässigen Zauberei braucht er das Thema wohl gar nicht erst anzusprechen; von seinem Schulabbruch nach den ZAG und seinem Zeitrückstand nach Jahrzehnte langem Verschwinden einmal ganz zu schweigen - aber vielleicht reichts ja irgendwann mal zum Ausbilderposten?
  • Zweifel öfter mal an seinem Teenager-Ich genagt haben, weil er so vielen Erwartungen nicht entsprechen konnte? Er war trotz starker Magie kein guter Zauberer, weit entfernt davon, ein Richtiger Mann zu sein und gehörte zu denen, die partout noch keine Aussicht hatten, was sie mit sich nach der Schule anfangen wollten
  • er sich eigentlich immer in einem praktischen Ausbildungsberuf gesehen hat, jetzt aber mit dem plötzlichen Schulende überfordert ist? Er weiß doch gar nicht, was er so spontan anfangen soll: Kesselflicker, Besenbinder, Hippogreifpfleger, Kräuterhexer, Buchbinder? Oder doch eher Trankbrauer wie seine Mum, Bergbauer wie sein Großvater, Steinhauer wie sein Dad? Und was war mit dem Artikel über Goldschmiede, den er letztens gelesen hat, war das nicht auch ziemlich spannend? Oder doch lieber...?
  • Zauber präzise und ohne über die Stränge zu schlagen zu wirken ihm umso leichter fällt je anspruchsvoller sie für ihn sind? Wenn er sich stärker konzentrieren muss, besser gefordert ist und mehr Ruhe hat, dann kann er erst richtig zeigen wie viel Magie wirklich in ihm steckt, ohne irgendetwas zu verreißen - und schwankt damit ständig zwischen Strebersein und Nichts Gebacken Bekommen
  • wortlose Magie ihm überraschend leicht fällt? Ohne groß Aufwand in Aussprache, Betonung, Lautstärke stecken zu müssen hat er viel mehr Kapazität übrig, sich auf den Zauber an sich zu konzentrieren
  • der Tanzkurs für den Winterball ziemlich erfolgreich lief? Er hatte soeben einen Wachstumsschub hinter sich, glänzte mit Taktgefühl in jedem Sinne und fand aufrichtigen Spaß am Einklang von Bewegung und Musik - aber traute sich partout nicht, seinen Schwarm direkt einzuladen, jede leichtherzige Anspielung ging hingegen unter; stattdessen ist er dann mit Freunden gegangen (im alten Anzug seines Dads) und hat unbefangen mit ihnen und unverpartnerten Klassenkameradinnen getanzt
  • er ein Faible für Musik und Gesang hat, sich aber nie an den Froschchor getraut hat? Hauptsächlich, weil er fürchtete, dass seine Freunde und Geschwister sich über ihn lustig machen könnten (außerdem kann sich die blöde Schickimicki-Auftrittsuniform doch eh kein Mensch leisten) - außerdem ist Koboldsteinespielen auch kein so schlechtes Hobby...
  • Dai während seines Verschwindens in der feenbestimmten Anderwelt gelandet ist? Dort ist aus seiner Jugendschwärmerei nicht nur eine ernsthafte Liebesbeziehung geworden, sondern die beiden auch erwachsen - und Eltern. Wusstest du nicht? Kein Wunder: Dai weiß es gerade selbst auch nicht mehr
  • er jetzt ganz schön erwachsen wirkt, aufrecht und souverän und mit ernsteren Augen, aber das alles oft mehr Schein als Sein ist? Er hat immer noch seine hibbeligen, naiven und ulkigen Momente - vor allem aber auch eine ganze Menge Unsicherheit und Verlorensein dank seiner Erinnerungslosigkeit und mangelnden Zukunftsaussichten, die er sich auf keinen Fall anmerken lassen will; könnte ja sonst jemand auf die Idee kommen, dass er das mit dem Erwachsensein doch noch nicht packt, und dann sperren sie ihn auf die Geschlossene oder ins elterliche Wohnzimmer, bevor man ihm irgendwelche experimentellen Jugendelixiere einflößt oder so
  • direkten Dank seit dieser Zeit als höchst unhöflich empfindet? Es hat so etwas Abschließendes (a la "Dankeschön, wir sind hier fertig, bitte geh jetzt") und suggeriert gleichzeitig, dass seine selbstverständliche Hilfsbereitschaft nicht zu erwarten war
  • Dai bis vor kurzem noch ein echtes Astronomie-Ass war - Betonung auf die Vergangenheitsform? Während genaue Erinnerungen an seine Weltenwanderung zwar noch auf sich warten lassen, scheint seine kurze lange Abwesenheit trotzdem alle Astronomiegewohnheiten davongefegt zu haben, so dass er Mühen hat, selbst simpelste Sternbilder wiederzuerkennen und nicht mit Formen zu verwechseln, die es hier so gar nicht gibt
  • er aus dieser Phase allgemein so einige Macken mit zurückgebracht hat? Gesträubte Haare bei Nebel, die normalen Menschen höchstens bei blitzendem Unwetter vorbehalten sind, eine steife Höflichkeit, durch die er nur widerwillig ohne explizite Aufforderung Räumlichkeiten selbst von Freunden und Familie betritt, Salzspuren, die er auf Fensterbretter streut, das Rosmarinbündel, das über seiner Tür hängt (er mag den Geruch, sagt er. ganz plötzlich). Wie er die Augen stets nach vierblättrigen Kleeblättern offenhält oder seinen jüngeren Geschwistern heimlich Gänseblümchen in die Taschen schmuggelt oder in seine Briefe an sie packt. Das Eisenplättchen neu ans Armband geflochten, das er nicht mehr ablegen mag, der Hühnergott am Kopfende seines Bettes, die Weißdornzweigchen im Gemüsebeet, die gehobene Grußhand im Angesicht einer Elster- der Eigenheiten gibt es viele, und vielleicht ist es doch nicht so weit hergeholt, wenn seine Familie nur schwer verhohlen den Verdacht hegt, statt ihres unbesorgten Jungen ein Wechselbalg in Form eines verschrobenen Mannes zurückerhalten zu haben
Zivilist




Zivilisten: Die, um die es geht in dieser ganzen Kriegskrise. Die Macht der Masse kennt Dai aus den Gewerkschaftsberichten seiner Familie, weshalb er sich als Zivilist im Krieg nicht gerade unterschätzt. Wären sie tatsächlich so nebensächlich, würden An- und Übergriffe auf Zivilisten nicht immer wieder vorkommen. Nur: Bei allem Idealismus kennt er aber auch die Zeitungsberichte, die nur zu deutlich zeigen wie hilflos ausgeliefert man als einfacher Bürger ist. Und natürlich hat Dai als kürzlich noch Schüler bisher genau zu denen gehört: Sich jetzt als neulich Erwachsener in einer Position wiederzufinden, in der man tatsächlich etwas tun könnte, ist natürlich nobel - sich da aber mit Übereifer hineinzustürzen wäre nichts anderes als einfältig. Ob er weitsichtig genug ist, sich davon bremsen zu lassen?




Amortentia
Irrwicht
Dais Trank erinnert mit seiner warmen Farbe an einen wirklich ausgezeichneten Kakao. Klar, dass sich gute Vollmilchschokolade auch im Duft findet - noch präsenter ist allerdings die Note von Wildblumen, die zu leiser Melancholie und großen Tagträumen einlädt, begleitet vom ungreifbaren Geruch nach Morgentau. Und er schmeckt genau so: Blumig, süßlich, aromatisch, irgendwie wie das gute Lokum, das er sich vor den Sommerferien immer gerne im Doppelpack aus dem Honigtopf geholt hat - nicht nur, um den Daheimgebliebenen später eine Freude zu machen - sondern natürlich auch, um sich auf der langen Heimfahrt mit Freunden die Zeit zu versüßen.
Lange war sein Irrwicht- Dreck. Ein großer, bebender Haufen Dreck und Schutt und Erde, aus dem kleine blasse Kinderhändchen ragen, verlorene Schuhe, eingestaubte Bücher. Ein Bild, das er sich schon als Kind zusammengereimt hat, als er das Entsetzen seiner Eltern und Großeltern überhört hat, nachdem die Nachricht über die Katastrophe vom kaum 30 Kilometer entfernten Aberfan die Runde machte. Angst, ebenfalls als Kind eines Kohleabbaugebiets so zu enden, Angst, dass es seine Geschwister tun könnten, während er in der Schule ist.

Heute würde sein Irrwicht sicher eine ganz andere Gestalt annehmen, auch, wenn er zum Glück seit langem keinem mehr gegenüberstehen musste: Vielleicht wäre es das unverzeihlich wütende Gesicht seines Schwarms, vielleicht aber auch der Fokus auf genau die verfremdete Distanz in den Mienen seiner Familie, die zu vermeiden er seit seiner Rückkehr zur Kunstform entwickelt hat. Vielleicht wäre es aber auch, ganz schlicht, gerade das Licht zwischen Bäumen, das ihn damals entführt hat - weil Dai mehr als fürchtet, dass er ihm auch ein zweites mal nicht widerstehen könnte.
Familie




Großeltern mütterlicherseits
Sein Großvater ist der einzige Muggelgeborene der Sippe und noch immer der, der am stärksten in der nichtmagischen Welt verwurzelt ist. Dafür versteht seine Großmutter den Balanceakt zwischen Zauberei und Muggelwelt wie keine Zweite. Beide haben schon eine ganze Menge durchgemacht und nur zu gerne würde Dai ihnen in Sachen Tapferkeit und Durchhaltevermögen nacheifern, aber: Er kann sich nicht vorstellen, jemals so viele Widrigkeiten überstehen und als halbwegs vernünftiger Mensch hervorgehen zu können: Von Knochenjobs bis zur übergriffig englischen Politik, von Muggel- und Zauberkriegen einmal ganz zu schweigen. Sie sind zäh, manchmal auch etwas verschroben, aber das sei ihnen gegönnt. Sie sind auch weitaus abergläubiger als Dais Eltern - etwas, das er erst heute ernst zu nehmen und zu schätzen weiß.

Großeltern väterlicherseits
Mit dem Gleichgewicht zwischen Muggeln und Zauberwelt haben es die alten Finnigans nicht so: Sie stehen, obgleich halbblütig, fest verwurzelt in der Magie und haben wenig für die Querelen mit dem nichtmagischen Volk übrig. Überhaupt sind sie etwas eigenbrötlerisch und die Sommerferienbesuche in ihrem Küstenörtchen eher von stillerem Beisammensein geprägt. Reisen nach Kilrush fühlen sich gerne mal an wie Ausflüge in eine andere Welt: Vom Krabbenfangen am Strand bis zum Hühnergöttersammeln, Geschichten über Selkiegäste im Ort und Meermenschbegegnungen auf See, der Wind in der Luft, das Salz in der Lunge und die unendliche Weite vor der Tür und über dem Dach. Die alten beiden Finnigans schreiben fast nie, und wenn sie Sprechbriefe schicken, murmelt im Hintergrund immer irgendein Alltagszauber: Klickende Stricknadeln, holzschleifende Bootsflicksprüche, schnittige Kochutensilien. Eine beinahe gemütliche Erinnerung, was man mit Magie alles machen könnte - wenn man sich nur nicht so Elefant-im-Porzellanladen artig anstellen würde wie Dai.

Eltern
Er ein Ire, sie Waliserin, beide halbblütige Zauberer in Mitten eines Muggelörtchens, Handwerker, die nie ohne Zauberstab das Haus verlassen. Sie sind Kinder, Eltern, sie sind fürsorglich und vielbeschäftigt. Wo Mum mit ihren Schwiegereltern die Balance zwischen Haushalt, Familie und Arbeit unermüdlich (manchmal aber, zugegeben, mehr schlecht als recht) zu schultern scheint, sind Dads Arbeitstage meist zu lang - nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass für Zauberer die gutbezahlten Arbeitsstellen in der Gegend in den letzten Jahren rar geworden sind: und was der Stundenlohn nicht mehr bringt, müssen eben die Stunden richten. Sie mögen also nicht die präsentesten Eltern sein, aber engagiert sind sie allemal und darauf bedacht, ihren Kindern die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen - auch, wenn dazu gehört, sie auch in den Schulferien im Internat zu lassen, damit sie nicht nur unter Freunden und Gleichgesinnten sozial aufgehoben sind und vor eventuellen Kriegsausläufern geschützt bleiben, sondern auch in turbulenteren Zeiten auf ihr täglich warmes Abendessen zählen können.

Geschwister
Ganze vier gibt es davon: Eine fünf Jahre ältere Schwester, die sich gerne mal altklug aufspielt, die erzieherische Lücke füllen will (muss?), die mitunter vielbeschäftigte Eltern und Großeltern aufreißen lassen. Was Dai früher erst inspirierend und dann furchtbar nervig fand, hat er über die Jahre als Anlaufstelle zu schätzen gelernt und kann bloß hoffen, ähnlich hilfreich für die jüngeren fungieren zu können. Ein Junge drei Jahre nach ihm, ein weiteres Mädchen, das diesjährig erstmals auf Hogwarts aufgeschlagen ist, und eine gerade mal achtjährige Nesthäkchennachzüglerin. Auf Hogwarts kann man sich immerhin problemlos aus dem Weg gehen, und genauso gut ganz zwanglos finden, wenn Not am Mann ist. Zuhause hingegen geht es oft turbulenter zu - streitbarer, aber auch herzlicher. Dai ist erst seit ein paar Monaten aus dem Alter heraus, in dem man seine kleinen Geschwister mehr als Bürde denn Geschenk empfindet: Vielleicht hat er ja doch was von seiner großen Schwester gelernt.

Das eigen Fleisch und Blut
Eine Familie, an die die Erinnerungen genau hinter dem gleichen Schleier verborgen sind wie Dais letzte zwanzig Jahre. In einer anderen Welt, einem anderen Leben - da wurden sie erwachsen, seine Jugendliebe, Lebenspartnerin, und er. Haben sich ein eigenes Zuhause geschaffen, mit ganz eigenen Händen. Da wurden sie Eltern. Drei Kinder, sein ganzes Leben. Er wollte es besser machen, war gerne Vater und hoffentlich ein besserer, aufmerksamerer als sein eigener - zumindest bis zu seiner Rückkehr. Die hat dem reisenden Paar nämlich nicht nur die Kinder geraubt, sondern auch die Erinnerungen: ob das die unnennbare Wehmut in seiner Brust erklären würde und die neuentdeckte Fürsorge für seine jüngeren Geschwister, die Geduld selbst für die kleinsten Nachbarskinder?



Bezug zur Umwelt




Dai ist in seiner Weltanschauung nicht sonderlich komplex gestrickt, hat noch viel zu lernen, ist dafür von einer gehörigen Portion Sozialbewusstsein geprägt: Nicht Magie ist Macht - Miteinander ist es! Dass Reinblutideologie Blödsinn ist, versteht sich da wohl von selbst: So selbstverständlich, dass seine Familie die Reichweite und Gewalt ihrer politischen Vertreter anfangs völlig unterschätzt hat und irgendwie auch von der Wucht, mit der sich der Konflikt Bahn bricht, überrascht wurde. Dass der Kontakt zu Muggeln nicht den Untergang der Zauberwelt einläutet, beweisen sie und so viele andere eigentlich seit Generationen tagtäglich, und dafür, dass magisches Blut und gehöriges Potential nicht automatisch mit Zauberkunst und -können gleichzusetzen ist, ist Dai selbst wandelnder Beweis. Mit welcher Vehemenz die schwarzmagische Todesserbewegung das Gegenteil vertritt, hat sich heute auch in Dais Bewusstsein gedrängt, wenn auch noch nicht sonderlich lange. Seine Reaktion darauf ist von jugendlicher Hilflosigkeit und Kriegsangst geprägt, aber auch von angemessener Entrüstung und Verachtung.

Dass das Ministerium seine Gegenwehr mit Gewalt und Grenzüberschreitungen (man denke nur an die Imperius-Befugnisse der Auroren!) antritt, kann er trotzdem nicht guten Gewissens befürworten: Ist es bei solchen Grausamkeiten nicht egal, wer sie verübt? Gleichzeitig sorgen diese Strategien nicht für große Überraschung, sondern bestätigen nur alte Vorurteile, die schon seine Großeltern gehegt und vererbt haben: Die Gewaltbereitschaft der englischen Politik, das Verschlafen von Hilferufen und Warnzeichen, die Eskalation in rigorose Machtdemonstrationen, unter denen letztendlich die einfachen Bürger am meisten zu leiden haben. Im industriell absteigenden walisischen Kleinort keine Schlagzeile mehr, sondern schon lange vor den Krisen- und Kriegsgeschehen Alltagsweisheit und Grund genug für ordentliches Misstrauen in und wenig verhohlene Verachtung für die Politik. Eine bessere Lösung wüsste man dort freilich auch nicht - und sollte sich glücklich schätzen, dass die blutigen Auseinandersetzungen sich auf andere Regionen des Vereinigten Königreiches zu konzentrieren scheinen.

Was Dai noch ausgiebiger und bereits länger prägt als der Fahrt aufnehmende erneute Zauberkrieg ist der Arbeiteralltag: Die endlosen Stunden, die dem Arbeitsalltag gezollt werden müssen, das jeden Knut zweimal umdrehen Müssen, die Selbstverständlichkeit, mit der von jedem Mitanpacken erwartet wird - und mit der man eben zusammenhalten muss, um Widrigkeiten durchzustehen. Das geht sogar so weit, dass selbst die Rolle der Squibs, der Werwölfe, der Hauselfen, der Halbwesen- nun, wenn auch nicht direkt als gleichwertig eingestuft, dann immerhin aufmerksam in Frage gestellt wird: Wirklich der Bodensatz der Gesellschaft? Oder auch nur von Denen Da Oben aus Gehässigkeit in den Schmutz getreten? So recht traut er ihnen, zugegebenermaßen, selbst nicht über den Weg - den einen mehr, den anderen weniger. Während Squibs und ihre Rechte ihm offensichtlich aufgrund ihrer durch und durch nicht zu verleugnenden Menschlichkeit schon etwas näher gehen, kennt er Werwölfe nur aus Schauer- oder Trauergeschichten: Monster oder Opfer. Natürlich sind auch sie irgendwo Menschen, aber die Vorurteile, mit denen er groß geworden ist, lassen sich nunmal nicht einfach so ablegen. (Nicht, dass sie ihm sonderlich bewusst sind, schon gleich gar nicht als falsche Urteile - so ist die Welt in seinem Kopf eben. Die Sonne geht im Osten auf, Zauberstäbe sind nichts für kleine Kinder und Werwölfe sind eben tragische Gestalten, was sie aber nicht weniger gewaltgefährdet macht.) Obwohl er durchaus zu diesen "Anfälligen" gehört, die ihre Meinung über Werwölfe zu neutralem oder womöglich gar positivem Standpunkt ändern könnten, mangelt es ihm bisher an bewussten Berührungspunkten, die derartige Wendungen anstoßen könnten.

Das gleiche gilt übrigens auch für andere Wesen wie Zentauren, Vampire, Wassermenschen, und wen es sonst noch so gibt: Misstrauen und Neugier teilen sich die Bühne, mal mehr vom einen, mal mehr vom anderen. Berührungspunkte lassen zu wünschen übrig, doch seine Distanz hat stets einen respektvollen - vielleicht auch (ehr)fürchtigen - Grundtenor: Er würde sich im Leben nicht mit einem von ihnen anlegen oder ihnen gar erklären wollen, dass sie "unter" der magischen Gemeinschaft stehen. (Und wer weiß, vielleicht sind sie ja in der Tat gar nicht so gruselig? Dai wäre jedenfalls nicht der Erste, der die Beine in die Hand nehmen würde...) Die einzigen nichtmenschlichen Zauberwesen, mit denen er tatsächlich nähere Berührung behaupten kann, sind Hauselfen. Die kennt er zwar auch nur aus Hogwarts, aber wer fast sein ganzes Jahr dort verbringt, lernt einiges. Er hält sie nicht für besonders clever und ist sich auch nicht ganz sicher, inwiefern sie den Zauberern gegenüber aufrichtig treu und wohlgesonnen sind - aber er hat sich nicht erst einmal mit Schulkameraden angelegt, die meinten, auf sie heruntertreten zu müssen. Immerhin sind das wertvollste Arbeiter, die den Laden am Laufen halten! Eine Meinung, die seine Familie gerne belächelt - aber dass Arbeitersolidarität an der Grenze des Menschseins aufhören soll, erschließt sich ihm einfach nicht. Man muss ihnen nicht die Füße küssen, klar: Aber ein gewisser Grundanstand, findet er, muss schon sein!

Und genau das ist es vielleicht auch, was ihn ausmacht, eine seiner stärksten Facetten. Dais Nonchalance und Zähigkeit, mit der er seinen Weg macht, sich immer wieder aufrafft und sich sein Glück zum Teil buchstäblich selbst zusammenbastelt, mit der er nicht nur an sich denken kann: Sie kommen nicht von ungefähr. Sein Umfeld hat eben ganze Arbeit geleistet - obwohl, so gut es auch gemeint sein mag, seine prinzipielle Solidarität und Gewaltablehnung irgendwann unweigerlich an ihre Grenzen stoßen müssen. Oder sollten, wenn man einigen Mitmenschen Glauben schenkt. Ist er nicht langsam sowieso zu alt für solche Kinderfantasien von einer Welt, in der schon alles gut ausgehen wird und jeder gewertschätzt werden soll?

Das Familienhaus im alten Kohlegebiet, in dem er groß geworden ist, ist in die Jahre und mit den Jahren heruntergekommen. Dabei hat, mehr noch als die vielen Generationen, der wirtschaftliche Abstieg der Region seine Spuren an den Wänden hinterlassen. Dais Zuhause ist trotz Hof und einem liebevoll (allerdings zeitmangelbedingt nur unzuverlässig) gepflegten Garten vielleicht auch ein bisschen zu klein für die mütterlichen Großeltern, Mum und Dad und fünf Kinder. Die Uhren ticken etwas langsamer hier und gerade die alten Nachbarn sprechen noch lieber Walisisch als Englisch, meistens mehr Muggel unter ihnen denn Zauberer.
Die Schrecken des Krieges scheinen hier täuschend fern und die größeren Sorgen bereitet den Anwohnern, dass nach langem Rückgang auch die letzten Mienen der Gegend dichtgemacht haben, sodass es nun für Arbeitsstellen und größere Einkäufe in die stärkeren Städte der Umgebung zu pendeln gilt. Immerhin hier zahlt sich die Magie aus und macht das Leben nicht nur mit Flohpulver und Apparierschein, sondern auch Verwandlungs- und Zauberkunstsprüchen weitaus einfacher.

Seit einer Weile kommen seine vier Wände Dai allerdings sehr erdrückend vor: Er vermisst nach seiner Hogwartszeit die schottischen Hochlande, entschuldigt er seine Melancholie, ihre Weiten und Wälder und den klaren Himmel. Dass es nicht Schottland ist, was ihm fehlt, weiß er selbst, aber was es stattdessen sein soll, kann Dai auch nicht benennen. Und egal wie weit er in guten Nächten sehen kann: Die Sterne scheinen ihm beinahe fremd und er weiß nicht, auf welchen Geruch er im Nachtwind hofft, aber der, der herbeiweht, ist nicht mehr der, der sich nach Zuhause anfühlt.
Namensbedeutung


Keltisch. Die mütterlich walisischen Wurzeln bluten ebenso aus dem Vornamen mit der schönen Bedeutung "geliebt" wie es die väterlich irischen aus dem Nachnamen ("gesegnet") tun - und wer beides verpasst, dem wird spätestens bei Dais Zungenschlag ein Licht aufgehen. Mehr von seiner treorchy'schen Heimat in Wales geprägt als den Großelternbesuchen im irischen Munster, gereicht letztendlich weder das eine noch das andere zu seinem Vorteil: In England hat man weder hierfür noch dafür großen Respekt übrig.
Deshalb ist er zwar keinen Deut weniger stolz auf seine Heimat, aber es wäre gelogen zu behaupten, dass er nicht versucht, seinen Akzent zu verschlucken, außerhalb der finnigan'schen vier Wände keine Silbe Walisisch verlauten lässt - und anfangs auf Hogwarts noch versucht hat, sich als Patrick ("Adelsmann" in der Bedeutung und ein uralt vererbter Zweitname) zu etablieren. Erfolglos, wohlgemerkt, und zum Tadel seiner Familie: In einem Namen liegt schließlich Macht, und die gilt es, nicht fahrlässig durchs Herausposaunen jeder Silbe in öffentliche Hände zu legen. Ob ihn das vor seinem Schicksal hätte bewahren können?
Wirkung auf andere


Dai ist ein auffällig hochgeschlagener Mann, dessen Alter man nicht mehr wirklich als "jung" bezeichnen möchte. Mitte, Ende Dreißig ist er gezeichnet von ersten grauen Härchen an den Schläfen (die er manchmal im Spiegel viel zu kritisch beäugt) und klaren, aufgeweckten Augen, die viel gesehen haben. Er ist bodenständig, doch alles andere als zaghaft und sie lassen ihn älter wirken als sein Verhalten es in letzter Zeit tut, das manchmal noch für sein Alter uncharakteristisch optimistisch, zukunftsgläubig, leichtfällig ausfällt. Manchmal bewegt er sich so staksig und übermütig als wäre er noch mitten in der Pubertät und wüsste seine neue Größe und Kraft noch nicht recht zu dosieren. Besonders breitschultrig wirkt Dai dabei nicht, aber immerhin ist er aus der Schlacksigkeit seiner Jugend herausgewachsen. Der stoppelige Bart, das lockende, notdürftig sortierte und widerwillig mittelkurzgehaltene Haar - er hält sein Gesicht gerne für verwegen, in er Tat spricht es eher von selbstsicherer Bequemlichkeit.
Auch sein Kleidungsstil will ihm nicht ganz liegen, schwankt irgendwo zwischen schlicht, altbacken, ausgefallen, und wer sich ein bisschen auskennt, wird schnell erkennen, dass seine Sachen, oft weitergereichte Stücke von Familie oder Freunden, fast allesamt per Hand und Haushaltszauber angepasst wurden, was vielleicht die mangelnde Stileinheit entschuldigt. Dass er längst eigentlich reif ist für eine Brille und seine Fernsicht nachgelassen hat, gelingt ihm nicht immer zu verstecken, zusammengekniffene Augen lassen grüßen, aber ob ihn Eitelkeit oder Kosten davon abhalten, eine mit sich zu tragen, sei dahingestellt. Was ihm an sortiertem Äußeren fehlt, macht Dais engagierte Art allerdings wett. Es fällt leicht, mit ihm ins Gespräch zu kommen: Dai leiht gerne ein Ohr, noch lieber aber seine Hände, Begeisterungsfähigkeit und Mitgefühl leicht zu wecken - vielleicht sogar etwas zu sehr, zu voreilig, zu rigoros, aber immerhin ganz ohne dabei fahrig, unruhig oder zerstreut zu wirken. Jemand, der stets eine Richtung, Inspiration und Elan genug vor Augen zu haben scheint und weder scheut noch sich zu fein ist, den Weg auch zu gehen. Und wenn sein Blick so gewinnend blitzt und er mit festem Händedruck einschlägt, wird man doch glatt neugierig, wo sein Weg ihn noch entlang führen wird!
Hintergrund
1970
Kinderarzt, schlägt er vor. Heim für verhaltensgestörte Kinder spricht er zumindest nicht laut aus. Mister Haworth klingt müde, entnervt. Ist ja nicht das erste mal, dass er sich die Finnigans wegen ihres Bengels zur Brust nehmen muss. Ob der Kinderarzt jetzt wirklich der richtige Anlaufpunkt für das verzogene Gör ist, dass das Eskalieren absolut jeder Aufregung nicht lassen kann, ist ihm dabei herzlich egal. Irgendwer muss doch mal was machen! Kann ja so nicht weitergehen: Mysteriöse Stolperfälle der Fänger, wenn der Junge beim Fangen mitspielt, explodierende Adventskerzen, wenn er für sein unleidliches Ausreißen aus der schönen englischen Sprache wieder mal den Riemen einsteckt, verschwindende Tinte, wenn Lehrer seine Briefchen im Unterricht einsammeln, das fußballgroße Loch in der Sporthallenwand vom Eifer des letzten Spiels. Wie er das immer wieder fertigbringt? Ist Haworth doch egal. Der Junge macht ihn fertig und es ist kaum auszuhalten wie er sich darüber mit seinen Freunden amüsiert, statt sich für seine Frechheiten zu Tode zu schämen - aber immerhin dem blöden Lachen kann er mit dem Riemen ein bisschen beikommen. Der Rest drumherum: Elternsache. Und natürlich versichern Mister und Misses Finnigan ihm, dass sie ihm ins Gewissen reden werden, dass sie ihn auch zum Kinderarzt bringen, vielleicht stimmt ja wirklich was mit dem Burschen nicht, natürlich lassen sie das abklären, ja ja ja- dabei ahnt er schon, dass sie es wieder nicht tun werden. Kein Wunder, dass das Balg so hoffnungslos ist. War seine Schwester nicht so ein liebes Kind? Was der Lehrer für grobe Erziehungspflichtverletzung hält, hat eigentlich einen ganz einfachen Hintergrund: Nicht, nur dass so ein Spaß Geld und Zeit kostet - was soll ein Muggelkinderarzt schon dagegen machen, dass die Magie nur so aus dem Jungen sprudelt wie aus einer geschüttelten Colaflasche? Sie zählen jetzt schon die Tage runter, bis er alt genug ist für Hogwarts und vermutlich tut Dai das auch. Viel anderes bleibt ihnen ohnehin nicht übrig - aber wenn sie ihm nochmal mehr Zurückhaltung einschärfen, geht's vielleicht zumindest eine Weile wieder. Merlins Unterhose, sie können doch hier nicht jedes Halbjahr aufschlagen! Manchmal ist sein Vater kurz davor, ihm einfach einen Stab in die Hand zu drücken: Damit der Junge mal ein vernünftiges Ventil bekommt. Nur: Wer sagt ihm denn, dass ihnen dann nicht direkt das ganze Heim um die Ohren fliegt? Nein, lieber doch nicht. Soll er sich lieber beim Schnitzen abreagieren oder beim Kartoffelschälen oder beim Besenflicken. Wie lange noch bis Hogwarts? Jeder Tag ist einer zu viel.

1975
Hey!! Dunkle Ringe und ganz, ganz kleine Äuglein, aber das Grinsen auf seinen Lippen verrät, dass er sich die Nacht nicht umsonst um die Ohren geschlagen hat. Dai angelt nach einer Tasse und platziert sie schwungvoll zwischen sich und seine Freunde. Guckt euch das an! Er zückt seinen Stab und tippt auf den Rand. (Und sieht doch genau wie sie in Deckung gehen, die feigen Socken!) Einmal, zweimal. Er malt Formen und Muster in die Luft und am Spruch dazu bricht er sich fast die Zunge. Aber: Die Tasse schimmert kurz, beinahe perlmuttfarben. Als er dampfenden Tee einschüttet, färbt sie sich tiefrot: Heiß. Glacius! murmelt er und tippt erneut dran. Und abkühlen tuts: Den Tee, die Tasse, die Eisschicht kriecht ganz ungeniert sogar bis auf die andere Seite des Tisches - und erntet, ob des plötzlich tiefgefrorenen Rühreis, unflätige Worte vom Gegenüber. Dai zieht kurz eine entschuldigende Miene, lässt sich aber nicht beirren und winkt mit der Tasse vorm Gesicht seiner Kumpel: Sie ist hellblau. Weil kalt, ist doch klar! Wie kommt's, dass du sowas hinkriegst, aber wenn du aus nem Käfer nen Knopf machen sollst, wird's ne Splitterbombe? Dai stöhnt theatralisch auf, sieht aber eher verletzt drein: Das ist doch sowas geniales, den Spruch hat er nichtmal aus ihren langweiligen Schulbüchern! Die Idee kam ihm überhaupt erst, nachdem er letzte Woche einem Drittklässler dabei zugeguckt hat wie er sich an etwas ähnlichem die Zähne ausgebissen hat. Ich finds cool nuschelt er trotzig zwischen zwei Bissen Toast mit fast fingerdicker Haselnusscreme. Apropos, kann ich nachher Verwandlung bei euch abschreiben? Er war ja schließlich die ganze Nacht mit Temperaturfarbwechsel-Üben beschäftigt, keine Zeit für so einen Kleinkram. (Außerdem hätten Gemeinschaftsraumknopfsplitterbomben für weitaus größere nächtliche Entrüstung gesorgt als sein angestrengtes Getüftel). Käfer in Knopf, wer braucht sowas schon! Nur, wenn du dann Verteidigung mit uns übst! Dai verzieht das Gesicht zu einem freudlosen Grinsen: In Verteidigung kriegt er immer bloß aufs Maul. Gern auch einfach von sich selbst. Oder Nachsitzen, wenn er doch mal die anderen erwischt, weil seine Sprüche genauso vielleicht ein bisschen zu heftig auszufallen neigen. Aber vor McGonagall hat er eben doch ein bisschen mehr Angst als vor eventuellen Blessuren, die im Gemeinschaftsbad sowieso keinen mehr überraschen. Also zuckt er, widerwillig wie er auch sein mag, mit den Schultern. Abgemacht. Und weil ihn seine Hauskameradin gegenüber immer noch so fies anguckt, taut er noch schnell den Tisch und den Aufschnittteller zwischen ihnen wieder auf. Und kokelt die Wurst gleich an. Ups.

1976
Mairwens Atem geht tief und gleichmäßig. Sie schnarcht ein bisschen, ist gerade erkältet. Sommergrippe, hat Granny dem Nesthäkchen gleich diagnostiziert. Dai soll bloß aufpassen, sich nicht anzustecken! Immerhin ist er gerade erst aus dem Internat eingetrudelt und hat nächsten Montag den ersten Arbeitstag: Da muss er doch fit sein. Er lässt es sich trotzdem nicht nehmen, auch für seine jüngste Schwester da zu sein. Wenn man sich denn schon endlich einmal wiedersieht! Das ganze Jahr gab es sonst nur Briefe nach Hause und zurück, Sprachbriefe von den Eltern, Schreibübungen von seinem Bruder, gemalte Bildchen von seiner Schwester. Merlin, er hat sie vermisst. Natürlich hätte er auch Spaß daran, seine Sommerferien nur mit ihnen zu verbringen, aber: Was seine ältere Schwester leistet, ist schon cool. Mit ihrer Ausbildungsstelle? Da ist er doch irgendwie neidisch! Außerdem machen die Hogsmeade-Besuche ohne nennenswertes Taschengeld auch nur halb so viel Spaß. Und überhaupt: Sein Vater sagt doch immer "Von Nichts kommt nichts" - wer Erfolg haben will im Leben, muss sich anstrengen. Und Dai strengt sich gerne an! Zumindest hat das Rumgebastel, für das er sich im Second Hand Laden der Winkelgasse beworben hat, kein so großes Explosionspotential wie die meisten Zauberhausaufgaben, an deren Übung er gerne mal verzweifelt. Mach doch einfach mal in Ruhe, raten ihm seine Lehrer gerne altklug und entnervt, konzentrier dich, reiß dich zusammen- Er kann es nicht mehr hören. Er mag es auch nicht recht aushalten, sich ständig zu bremsen - es ist wie Luftanhalten müssen, nur viel viel langweiliger; vielleicht ist es auch weniger Luftanhalten und mehr... Malbuch? - und dass er sich bei kniffligen Zaubern aus irgendwelchen staubigen Bibliotheksschinken ganz toll austoben kann, interessiert aber auch keinen. Kein Wunder, dass er lieber irgendwas mit Handarbeit macht, oder? Genau. Jetzt kann er es eigentlich kaum erwarten, endlich eigenes Können zu zeigen - und ein bisschen geldliche Freiheit zu genießen. Wie seine Eltern, Großeltern - und jetzt auch die große Schwester. Und dann schickt er Mairwen die Eismäuse, die sie immer so lustig findet und für seinen kleinen Bruder kauft er dann das hübsche Briefpapier. Und wenn er dann das nächste mal mit seinen Freunden in Hogsmeade ist, kann er auch endlich mal eine Runde Eisbecher übernehmen! Hauptsächlich aber wird er zuhause am Tisch mitreden können: Adieu "Was weißt du schon vom echte Leben?" und Ade "Verdien erstmal dein eigenes Geld, bevor du dich beschwerst"! Er träumt sich schon die große, fleißige Zukunft - und kann sich glücklich schätzen, nach den Sommerferien wieder auf Hogwarts festzusitzen: Die hitzigen, besorgten Diskussionen am Küchentisch, ob man ihm angesichts der winterlichen Anschläge in der Winkelgasse seinen Sommerschülerjob weiter erlauben kann, gehen so gänzlich an ihm vorbei. Bis zu den nächsten großen Ferien sind sie verdaut: So lange er seine Flohpulverration selbst bezahlt, soll er nur machen - es scheint ihm gut zu tun. So erwachsen wie beim letzten Besuch im Laden sieht man ihn sonst schließlich selten...

1978
Die Nacht mag kalt sein, aber ihm ist es nicht: Er muss noch nicht einmal den Mantel zumachen, so aufgeregt ist er. Wie lang hat er ihr jetzt schon schöne Augen gemacht? Hat ihr im Unterricht Zettelchen zugespielt, versucht, bei Teamaufgaben in ihre Arbeitsgruppe zu kommen, sich an Hogsmeade-Wochenenden bei ihr einzuklinken- stets mit ernüchterndem Erfolg. Kein Wunder: Selbst, nachdem sie vor einer Weile ihren Freund in den Wind geschossen hat, ist sie einfach nicht seine Liga. Sie ist clever und begabt - ihre Noten sind so viel besser als seine, ihre Mitarbeit im Unterricht auch, ihre Witze lustiger als sie sein sollten, wenn sie ihm zulächelt, grinst er zurück wie ein Vollidiot, und wenn er ehrlich ist, hat er sich manche Lernsitzung und Zauberübung am Nachmittag nur angetan, um, wenn schon nicht mithalten, dann doch um sie wenigstens ein bisschen beeindrucken zu können. Letzte Sommerferien hat der Laden, in dem er jobbt, ein paar Drachenfigürchen reinbekommen, die sich bewegen, fauchen, ein bisschen Funken husten. Das, welches Dai mitgenommen hat, ruht noch immer in den Untiefen seines Koffers, wartet auf ihren Geburtstag. Vielleicht kennen sie sich bis dahin gut genug, dass er sie ihr schenken kann, ohne, dass es zu seltsam, zu aufdringlich, zu viel wird. (Er weiß, dass er schnell zu viel wird: Zu eifrig, zu magisch, zu optimistisch-) (es ist schwer, nicht zu viel zu werden: Besonders, wenn sein Herz so laut für etwas schlägt wie jetzt mit ihr.) Gerade, als durchs Halbdunkel schleichen, ist er mehr als erleichtert, dass sie die Röte in seinen Wangen nicht sehen, sein Herzklopfen nicht hören kann. Er lacht und nickt und hört zu, platzt ab und an ein paar eigene Worte hervor, ein kleiner Witz, ein ungelenkes Kompliment, könnte das die ganze Nacht machen. Könnte auch schweigen, einfach nur ihre Hand halten (also- wenn er sich denn endlich mal trauen würde, ihre Hand auch zu nehmen), ein bisschen Sternegucken, den Käuzen im Wald zuhören... Da darf der nächste Morgen sich ruhig Zeit lassen. Wie viel Zeit sich der nächste Morgen auf Hogwarts wirklich lassen wird, kann Dai nicht wissen. Kann nicht wissen, was das für ein Licht ist, das da plötzlich zwischen den Bäumen zuckt und ihn rasch ein zweites mal gucken lässt. Ihn ablenkt, fesselt, mehr, als es ihre Hand je tun könnte. Er kann es rufen spüren. Wie die Sirenen, deren Stimmen der Küstenwind manchmal durchs Fenster trägt, wenn er seine Großeltern besucht. Wie die Geheimgänge im Schloss, von denen er nie recht versteht wie seine Freunde sie nicht einfach finden können egal wie gut er sie beschreibt. Das Licht und seine Einladung liegen so auf der Hand, so offensichtlich, so leicht. Irrlicht flüstert etwas in ihm, vielleicht die entfernte Erinnerung an mahnende Märchen, die sein Vater ihm früher erzählt hat - aber es ist zu leise und zu spät und das Licht- das Licht alles andere als mahnend. Eigentlich ist das Licht und sein Tanz und sein Ruf und die handvoll Schritte dorthin- alles, was bleibt. Wo waren sie noch gleich?

????
Er weiß nicht, was es ist. Vielleicht hat der Wind einen altvertrauten Geruch hereingetragen, vielleicht ist in einer anderen Welt gerade ein Tag, den er im Kalender anstreichen würde, vielleicht war er einfach zu lange unbeschwert und die Wehmut bricht sich letztendlich doch wieder Bahn. Aber eines Morgens wacht er auf und spürt das Brennen in den Augen, den Kloß im Hals, den Seufzer in der Brust. Er schleicht sich nach draußen, ohne sie neben sich zu wecken. Die Vögel lärmen bereits, die Baumkronen rauschen gemütlich und selbst der Bachlauf scheint die neuen Sonnenstrahlen zu genießen. Es ist ein guter Tag, endlich Frühling, und es gibt viel zu tun. Heute geht es ihm stockend von der Hand, sein Kopf ganz woanders. Er schafft es trotzdem, das Dach ihrer dilettantisch geschusterten Hütte zu richten (auch, wenn er mehrere Anläufe braucht, seine Freundin ist sicherlich längst wach) - ohne irgendetwas in die Luft zu jagen, in Brand zu setzen oder in Froschregen zu verwandeln. Eigentlich ist es hier gar nicht so schlimm - wo auch immer hier ist. Und würde er nicht ab und an mit der tonnenschweren Gewissheit aufwachen, dass Hier jetzt Zuhause ist und Zuhause unweigerlich verloren, seine Freunde, Familie, Schulzeit, Zukunft- würde ihn dieses Wissen nicht ab und an versuchen zu ersticken, wäre das hier wundervoll. Aber was vor einigen Monaten- oder Wochen? Jahren? wer weiß das schon; Zeit ist hier so launisch wie das Wetter und die Gestalten auf der anderen Seite des Flusses, vor denen sie sich bis auf notwendigste Kontakte und Handel zu hüten versuchen - noch ein Abenteuer war ist jetzt... anders. Echt. Es hat seinen Glanz und seine Aufregung verloren, die Vorfreude wie die Panik. Das hier ist jetzt eben einfach ihr neues Leben. Eines, in dem es keine Eltern und Freunde gibt, keine Schule, kein Geld, keine Bewerbungen. Es gibt keine Vergangenheit und weiß der Henker, ob es eine Zukunft gibt. Aber es gibt das Hier und Heute und Jetzt. Es gibt das Mädchen, das er liebt, Wald und Wiesen voller Leben und alle Ruhe der Welt, sich doch noch mit seiner Magie anzufreunden und seinen Händen doch immer genug zu tun zu geben. Ruhe, die ihn immer seltener um den Verstand zu bringen droht. Es ist nicht schlimm, nur manchmal. In der Tat wächst er um die Fremde wie ein Baum um einen Zaun. Ein Splitter im Fleisch, der schon zu lange verweilt, um je gezogen werden zu können. Er vermisst das Radio und eine Kamera, vermisst, sein Leben mit Leuten zu teilen. Da ist nur sie - ist sie nicht genug? Meistens ist sie es. Sind es sie beide. Er bringt ihr bei zu fischen (Nana und Grandad und endlose Sommer an der irischen Küste seien Dank) und sie zeigt ihm, wie man die Magie zähmt wie ein wildes Tier. Ihr Haar duftet nach Blumenkränzen, in der faulen Nachmittagssonne geflochten, und seine Stoppeln werden langsam zu einem richtigen Bart. Aus Fremde wird Zuhause, die Erinnerungen schnell und schneller verblassend, verhallend. Aus Kindern, Jugendlichen, werden Erwachsene - und irgendwann Eltern. Dai hält den Zwerg im Arm, seine müden Augen nur mühsam offengehalten: Irgendjemand muss auf sie aufpassen, ihre angeschlagene Gesundheit und sein junges Leben, nicht wahr? Und wenn er ihnen nur eines versprechen kann, soll es das sein: Besser auf sie aufzupassen als es seine alte Welt geschafft hat.

???? - 1978
Seine Hände sind kalt und etwas klamm, ihm ist zu warm, obwohl der Morgen angenehm ist. Das blutjunge Mondgesichtchen, das aus wachen Äuglein zu ihm heraufschielt, bekommt trotzdem ein grinsendes Gurren, ein sanftes Lächeln. Er ist etwas steif mit der Kleinen, doch heute liegt es nicht mehr daran, dass sie so nach ihrer Mutter und ihrem Vater schlägt - und dabei ganz und gar nicht nach Dai. Er hält sie trotzdem fest und warm, sicher in seinen Armen. Er hat Angst, aber lieber würde er sich die Zunge abbeißen, als seine Miene etwas verraten zu lassen. (Nicht, dass es seine Partnerin nicht ohnehin spürt - weil sie ihn kennt, weil er für sie in jedem Sinne ein offenes Buch ist. Vor ihr könnte er nichts verheimlichen, wenn er wollte - aber warum sollte er wollen?) Das letzte, was sie heute brauchen, ist ein gestresstes Baby, einen panischen älteren Bruder oder eine von Sorgen zerfressene Jugendliche. Immerhin die älteren beiden kommen etwas nach ihm - Dai ist immer noch nicht sicher, was er erzählen wollen wird, wenn die Fragen kommen. Falls sie kommen: Er wüsste nicht, was schlimmer ist. Zurück zu kehren und niemanden mehr vorzufinden, der auf sie warten könnte - oder jedem mit angehaltenem Atem und einem großen Loch im Herzen zu begegnen. Nur ungern will er sein Herz offenbaren. Ein Herz längst ohne Loch: Zu lange ist es her, zu unklar die Erinnerung, verblasst und eingerostet das Gefühl des Vermissens. Rost, den der kommende Schritt schon seit Planungsbeginn langsam aber sicher absprengt, jeden Tag ein wenig mehr. Wenn er zu lange darüber nachdenkt - was er verpasst hat, was ihn erwartet, dass sich das nicht mehr Vermissen und sein eigenes Leben anfühlt wie Hochverrat - dann bekommt er keine Luft mehr, wird doch noch weinen. Und das geht auf keinen Fall. Den Schritt, in den sie vor so langer Zeit zu zweit regelrecht hineingestolpert sind, gehen sie heute zurück. Zu viert. Wissentlich, willentlich, absichtlich - gemeinschaftlich. "Das wird aufregend," verspricht er dem Jungen an seiner Seite, drückt ihm einen Kuss aufs Haar, während seine Jüngste ihre Fingerchen in seinem vergräbt, "freust du dich schon?" Der Kleine nickt, glaubt noch an das Abenteuer dahinter. Dai hofft, dass seine Große ihn nicht bei der Lüge ertappt, während sie sich aus der Umarmung mit ihrer Mutter schält. Ihr Anker. Ihm wird schlecht bei dem Gedanken, sie zurück zu lassen. Imbolc, Cétsamuin, Calan Awst, Calan Gaeaf - er wiederholt die Daten still. Daten, an denen sie sich sehen können, ganz bestimmt. Wenn der Schleier schon zwei mal für sie reißt, warum nicht wieder und wieder? So zumindest die Hoffnung: Aber wer weiß das schon? Immerhin reißen sie sie nicht aus ihrer Heimat, sagt er sich, sie hat ja sogar selbst darum gebeten, zu bleiben. Ein kleiner Trost für das besorgte Vaterherz. Er drückt das Bündel im Arm an seine Brust. Das Zeugnis allen Übels. Ihr bleiches Haar, ihre hellen Augen: Manchmal meint er, die fremden Züge in ihrem Gesicht zu ertappen. Aber sie ist die Tochter seiner Partnerin - und so lange sie bei ihm ist, ist sie auch seine. Und für sie müssen sie gehen. Müssen gehen, bevor der tatsächliche Mann in ihrem Blut Ansprüche geltend macht. Müssen die Fremde verlassen, die sie sich zu eigen gemacht haben - in ein Zuhause, das längst zur Fremde geworden sein muss. Natürlich hat er Angst. Natürlich bebt er und schwitzt, natürlich ist das Grinsen auf seinen Lippen steif, als er seine Älteste ein letztes mal umarmt, seine Augen feucht. Er erinnert sie mit brüchiger Stimme an Vollmonde und Wegkreuzungen, an Hexensteine und Eschenzweige. Und an ihre Zeiten: Imbolc, Cétsamuin, Calan Awst, Nos Calan Gaeaf. Er drängt sich an seine Partnerin, die ihm eines der Kinder von der Hand nimmt, sucht den Halt in ihren Augen. Es ist die richtige Entscheidung. Sie kriegen das zusammen hin. Wenn sie es als Teenager schaffen konnten - warum nicht auch jetzt als Eltern? Sie werden ihren Kindern die allerbeste, allerfreiste Zukunft bieten. Sie werden schon sehen. "Na dann," sagt er und atmet beherrscht durch, lässt den Blick in letztes mal über ihre Welt schweifen, bevor er wieder auf seiner kleinen Familie zu ruhen kommt. "Bereit?"

1978
Es ist alles nur ein bisschen viel, sagt er. Nicht, dass jemand groß gefragt hätte. Die einzigen, die fragen, sind die Heiler und die hängen ihm zum Hals raus - sie tun so als wäre er noch immer 16 (und wenn schon?), als würden sie den Bart in seinem Gesicht nicht sehen und seine Eltern erwachsener sein als er es ist (und wenn schon!). Außerdem wollen sie gar nicht hören wie es ihm eigentlich geht, sondern höchstens wie die Tränke oder Zauber anschlagen, die sie ihm antun. Sprüche, um herauszufinden, wo der Teenager steckt, der er war und Tinkturen, die ihn zum Vorschein bringen sollen oder zumindest irgendetwas über seinen Zwischenstopp offenbaren. Offenbarungen, die ihm nicht mal sein eigener Kopf gewährt, jede Erinnerung blank. The body keeps the score und ist damit auch der einzige: Er merkt es daran wie schnell ihm der Kopf zu platzen droht, wenn die ganzen Leute um ihn herumwuseln und das Stadtgetöse seine Zündschnur kürzt. Wenn er mit seiner kleinen Schwester im Garten sitzt und sie ihn an irgendjemanden erinnert, den er nicht benennen kann, während sie Blümchen zu Kränzen flechten, die er nie gelernt hat. Hogwarts ist nicht nur in weiter Ferne, weil er wieder in Wales sitzt. Zuhause sagen Eltern, die ihm kaum ins Gesicht sehen können und ihn nur ungern mit seinen eigenen kleinen Geschwistern allein lassen, während seine Großeltern hinter verschlossenen Türen mit den Heilern darüber zu sprechen versuchen, wie viele Fälle erwachsener Wechselbälger es in den Aufzeichnungen schon gab. Zuhause fühlt er eigentlich nur so richtig, wenn er daran denkt, seine Klassenkameradin im Hospital zu besuchen, weil sie noch nicht entlassen werden darf. Kann. Will, was weiß er schon. Er würde wieder nach ihrer Hand greifen wie er es das letzte mal getan hat, als sie noch zusammen einsaßen, und sich zu ihr setzen als wäre es das natürlichste der Welt. Dabei ist alles, was sie zusammenschweißt- ein schiefgelaufenes Date vor ein paar Tagen und eine ganz, ganz große Erinnerungslücke. Selbst, dass er sich in seiner Haut trotz allem richtig fühlt, trennt sie, scheint sie doch immer noch zu hoffen, dass irgendwo tief in ihrer Brust wirklich noch eine 16 Jährige gerettet werden kann. Dennoch verbindet sie zwei immer noch mehr als mit sonst allen anderen. Glaubt er zumindest, hofft er: Noch hat er die Zeit und die Freiheit nicht gefunden, sie nach seiner Entlassung wieder aufzusuchen, zu horchen, wie es ihr nun geht. Nicht einmal das hat man ihm gegönnt. Irgendwas muss man ja jetzt aber aus ihrer Situation machen, findet Dai - auch als einziger wohlgemerkt. Während die Heiler ihn gerne noch viel länger und öfter untersuchen und für diverse Diagnose- und Veränderungsexperimente einbestellen würden, seine Familie betrauert, wer er nicht mehr ist, versucht er wenigstens, den Boden unter seinen Füßen zu finden. Und natürlich auszuprobieren, wo seine neuen Grenzen liegen! Den Schülerjob in der Winkelgasse zumindest Teilzeit als "richtigen Job" aufnehmen? Klaro! Auch abends noch in aller Ruhe durch die Stadt streunern? Gar kein Problem. Die Kündigung an seine alte Schule schicken, weil sie ihn als "alten Mann" sowieso gerade nicht zurück wollen und er sich lieber einen Arm ausreißen als darauf warten oder gar hoffen würde, wieder Kind zu sein? ... auch das. Alles ganz vernünftige Erwachsenenschritte? Naja. Aber zumindest sind es seine, ganz eigenen, Schritte! Wie sich das eben für jemanden gehört, der offensichtlich nicht mehr Kind ist! Was die Zukunft stattdessen bringt? Ach, weiß er doch auch nicht. Weiß ja nicht einmal, was die Vergangenheit gebracht hat! Weiß nicht, was eigentlich anders ist, anders als früher, anders als gewohnt - weiß nicht, ob welches Anders auch wirklich schlimm ist. Weiß eigentlich gar nichts. Nur: So, wie es war ist es nicht mehr. Kann es nicht mehr sein. Auch, wenn ihm das Herz dabei bricht, wenn er zu lange darüber nachdenkt.


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