21.01.2025, 19:53 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.01.2025, 00:33 von Narcissa Malfoy.)
Rauschende Ballnacht. Paare drehten sich im Kreis. Bunte Rocksäume fegten über erlesenen Parkettboden, nicht vorhandenen Staub in die Weiten des Raums schleudernd. Zeit war zerronnen wie Sand in der Hand, aber noch immer tobte das Fest um sie herum mit einer Unermüdlichkeit, die begann an ihren Nerven zu zerrte. So sehr hatte sie sich auf den diesjährigen Adventstanz gefreut, so sehr! Bella war extra zu ihr nach Malfoy Manor gekommen und gemeinsam hatten sie sich für den Anlass fertig gemacht. Es war fast wie in alten Zeiten gewesen; damals, als sie drei Schwestern gewesen waren. Doch jetzt nicht mehr. Kurzes Aufflackern einer schmerzlichen Erkenntnis. Rasch, so rasch erlischend wie ein einsamer Feuerfunke. Als Cissy mit ihrer Pegasushaarbürste das dichte dunkle Haar ihrer Schwester Strich um Strich gekämmt und eine vertraute Unterhaltung zwischen ihnen erblüht war, gleich einer zarten Rose, da war Andras Verlust bedeutungslos gewesen. Zu schön der Moment. Hach, und sie hatte sich so gut gefühlt. Glücklich. Und randvoll mit fiebrigen Erwartungen.
Von denen sich keine erfüllt hatte.
Tanzen hatte sie wollen. Nur ein einziges Mal. Mit ihm. Marcus Cross. Doch egal wie sehr sie ihren schlanken blassen Hals auch gereckt hatte, nicht einmal einen Blick hatte sie erhaschen können auf ihren Chef. Vielleicht war er doch nicht gekommen, oder aber er hatte keinen Schlüssel für den Ballsaal erhalten. Stattdessen hatte sie also mit Anderen getanzt. Selbstredend. Stets lächelnd. Immer adrett und höflich. Sich selbst und ihrem Gemahl Ehre machend. Auch Lu hatte mit ihr getanzt, obwohl dieser sich schon bald nach dem Beginn des Festes entschuldigt und zu wichtigen Gesprächen zurückgezogen hatte. Nach einer Weile hatte sie nach ihm gesehen, hatte sich zu ihm gesellen wollen. Schmückendes Beiwerk an der Seite ihres Mannes seiend. Doch ein Blick von ihm hatte ihrem Lauf Einhalt geboten. Es war kein böser Blick gewesen, kein Tadelnder, nur einer der ihr unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie unerwünscht war. Geschäftliche Gespräche waren nicht für Frauenohren bestimmt. Und so war sie wieder gegangen. Mit einem Lächeln auf den Lippen und Kummer im Herzen. Zartes Pflänzchen Hoffnung hatte sie auch hier sich umsehen lassen, doch von Marcus fehlte auch in diesen Räumlichkeiten jede Spur.
Leer hatte sie sich da gefühlt, als sie wieder den Ballsaal betreten und sich zu ein paar Freundinnen an einen Tisch gesetzt, als sie sich an einem Glas Absinth festgehalten hatte. Belanglose Worte wechselnd. Tänze höflich ausschlagend unter dem Vorwand sie brauche eine Pause.
Gold hatte sich zu Stroh verwandelt. Hoffnungen waren wie Sternschnuppen am Firmament verglüht, doch wenn sie gedacht hatte der Abend sei schon ruiniert, da hatte sie sich bitterlich geirrt.
Eleanor Ogden, die sie eine Freundin nannte, ließ sich lachend auf den Stuhl ihr gegenüber fallen. Mit ihren dunklen Locken und dem vom Tanz leicht geröteten Wangen sah sie höchst liebreizend aus, wie sie sich so mit der Hand Luft zufächelte, mit einem Hauch von Theatralik. „Ich brauche dringend etwas zu trinken.“ Cissy schob ihr das volle Glas Absinth zu, an dem sie in der vergangenen Stunde nicht einmal genippt hatte. „Nein danke, aber ich trinke keinen Alkohol mehr.“ Unschuldige Worte, scheinbar. Doch wie so oft im Leben trog der Schein. Waren es doch Worte bei denen Eleanor geradezu zu leuchten schien. Als strahle sie mit einem Mal von innen heraus. Cissys Augen weiteten sich. “Oh. Mein. Gott. Bist du etwa...schwanger…?“ Das Strahlen der Anderen wurde heller als tausend Sonnen. Ein zartes Nicken bestätigte den flackernden Verdacht. “Von wem? Ich meine…“ Sie unterbrach sich, die Freundin mit geweiteten Augen ansehend, die weder verheiratet noch verlobt war. Bis jetzt. Denn selbstredend war anzunehmen, dass nun schon bald eine eilige Hochzeit gefeiert werden würde. Wenn nicht würde Eleanor nicht so vor Glück strahlen. War ein uneheliches Kind in Reinblutkreisen doch immer noch eine Schande, welche die meisten Familien wohl einfach still und leise beseitigt hätten, ehe diese am eigenen Ruf und Ansehen kratzte. Ein Grund für Scham also, nicht für Freude, war die Schwangerschaft einer unverheirateten Frau. Doch Eleanor freute sich. Sichtlich. “Nun sag schon, Ellie. Ich schweige auch wie ein Grab, bis ihr es bekannt gebt.“
Wie ein Grab.
Ihr Grab.
Mit einem Mal war alles Anders. Da flackerte ein Hauch von Triumph im Blick der Andern auf und ihr Strahlen wurde kühl. So kühl. „Ach Cissy, ich weiß das muss jetzt doppelt schmerzlich für Dich sein...“
Doppelt schmerzlich. Nicht nur zu erfahren, dass die Freundin schwanger war, wo sie selbst seit sieben Jahren vergebens versuchte einem Kind das Leben zu schenken. Sondern auch noch zu hören, dass die Andere von ihrem Ehemann schwanger war. Lucius hatte sie mit einer Freundin betrogen, hatte eine Andere geschwängert. Die nun strahlend vor ihr saß und ihr diesen Umstand auf die Nase band. Mit voller Absicht. Hier in der Öffentlichkeit. Daran hegte Cissy keinen Zweifel. Eleanor hatte Ort und Zeit geradezu perfekt abgepasst. Allein saßen sie an diesem Tisch. Einander gegenüber. In einem riesigen Saal in dem sich immer noch lachend unzählige Paare im Kreis drehten.
Rauschende Ballnacht. Ihr Leben hinwegfegend.
Zu perfekt für einen Zufall.
Cissy wusste nicht mit was für einer Reaktion Eleanor von ihr gerechnet hatte. Wollte die Andere sie in Tränen ausbrechen sehen, fragil wie eine Schneeflocke, wenn ein Sonnenstrahl sie durchbohrte? Oder hoffte sie auf einen tosenden Wutausbruch, auf dass sich alle Aufmerksamkeit auf sie richten würde. Sie wie eine unbeherrschte Furie auf Alle wirkend.
Vielleicht wusste auch Eleanor nicht womit sie rechnen, auf was sie hoffen konnte. Eine dahin schmelzende Schneeflocke oder ein tosender Blizzard. Cissy realisierte ganz am Rande, dass die Andere auf der Hut war nun. Bereit einem fliegenden Glas auszuweichen. Doch es flog keines. Kein Sturm. Und keine Schmelze. Nur reines kaltes Eis bekam sie.
Doppelt schmerzlich. In ihrem Hirn widerhallende Worte. Doppelt schmerzlich.
“Schmerzlich? Schmerzlich wird es sein, wenn ich Dir Dein Kind bei lebendigem Leib aus dem Bauch schneide. Wenn ich es auf dem Arm halte, während ich Dir beim Sterben zusehe.“
Am Ende des Tages war sie eben doch eine Black.
Alle Farbe wich aus Eleanors Gesicht, Freude und Triumph gleich mit sich nehmend und so Platz schaffend für ein zarte Aufflackern von Angst.
Cissy aber sah dies schon nicht mehr. Und sie hörte auch nicht mehr ob die Andere noch etwas sagte. Aufgestanden war sie, kaum dass ihre Worte in Raum und Zeit verklungen waren, und hatte sich auf dem Absatz umgedreht. War erhobenen Hauptes aus dem Ballsaal stolziert, ohne sich noch einmal umzublicken.
Denn wenn sie sich umsähe, wäre sie verloren. Restlos.
Sie ging. Ohne ihren Mann.
Sie rannte, sobald sie außer Sicht war.
Rannte ohne den Weg vor ihren Füßen zu sehen. Verborgen war er hinter einem Schleier aus Tränen.
Weg, nur weg. Kein Blick zurück.
Denn wenn sie sich umsähe, wäre sie verloren.
Von denen sich keine erfüllt hatte.
Tanzen hatte sie wollen. Nur ein einziges Mal. Mit ihm. Marcus Cross. Doch egal wie sehr sie ihren schlanken blassen Hals auch gereckt hatte, nicht einmal einen Blick hatte sie erhaschen können auf ihren Chef. Vielleicht war er doch nicht gekommen, oder aber er hatte keinen Schlüssel für den Ballsaal erhalten. Stattdessen hatte sie also mit Anderen getanzt. Selbstredend. Stets lächelnd. Immer adrett und höflich. Sich selbst und ihrem Gemahl Ehre machend. Auch Lu hatte mit ihr getanzt, obwohl dieser sich schon bald nach dem Beginn des Festes entschuldigt und zu wichtigen Gesprächen zurückgezogen hatte. Nach einer Weile hatte sie nach ihm gesehen, hatte sich zu ihm gesellen wollen. Schmückendes Beiwerk an der Seite ihres Mannes seiend. Doch ein Blick von ihm hatte ihrem Lauf Einhalt geboten. Es war kein böser Blick gewesen, kein Tadelnder, nur einer der ihr unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie unerwünscht war. Geschäftliche Gespräche waren nicht für Frauenohren bestimmt. Und so war sie wieder gegangen. Mit einem Lächeln auf den Lippen und Kummer im Herzen. Zartes Pflänzchen Hoffnung hatte sie auch hier sich umsehen lassen, doch von Marcus fehlte auch in diesen Räumlichkeiten jede Spur.
Leer hatte sie sich da gefühlt, als sie wieder den Ballsaal betreten und sich zu ein paar Freundinnen an einen Tisch gesetzt, als sie sich an einem Glas Absinth festgehalten hatte. Belanglose Worte wechselnd. Tänze höflich ausschlagend unter dem Vorwand sie brauche eine Pause.
Gold hatte sich zu Stroh verwandelt. Hoffnungen waren wie Sternschnuppen am Firmament verglüht, doch wenn sie gedacht hatte der Abend sei schon ruiniert, da hatte sie sich bitterlich geirrt.
Eleanor Ogden, die sie eine Freundin nannte, ließ sich lachend auf den Stuhl ihr gegenüber fallen. Mit ihren dunklen Locken und dem vom Tanz leicht geröteten Wangen sah sie höchst liebreizend aus, wie sie sich so mit der Hand Luft zufächelte, mit einem Hauch von Theatralik. „Ich brauche dringend etwas zu trinken.“ Cissy schob ihr das volle Glas Absinth zu, an dem sie in der vergangenen Stunde nicht einmal genippt hatte. „Nein danke, aber ich trinke keinen Alkohol mehr.“ Unschuldige Worte, scheinbar. Doch wie so oft im Leben trog der Schein. Waren es doch Worte bei denen Eleanor geradezu zu leuchten schien. Als strahle sie mit einem Mal von innen heraus. Cissys Augen weiteten sich. “Oh. Mein. Gott. Bist du etwa...schwanger…?“ Das Strahlen der Anderen wurde heller als tausend Sonnen. Ein zartes Nicken bestätigte den flackernden Verdacht. “Von wem? Ich meine…“ Sie unterbrach sich, die Freundin mit geweiteten Augen ansehend, die weder verheiratet noch verlobt war. Bis jetzt. Denn selbstredend war anzunehmen, dass nun schon bald eine eilige Hochzeit gefeiert werden würde. Wenn nicht würde Eleanor nicht so vor Glück strahlen. War ein uneheliches Kind in Reinblutkreisen doch immer noch eine Schande, welche die meisten Familien wohl einfach still und leise beseitigt hätten, ehe diese am eigenen Ruf und Ansehen kratzte. Ein Grund für Scham also, nicht für Freude, war die Schwangerschaft einer unverheirateten Frau. Doch Eleanor freute sich. Sichtlich. “Nun sag schon, Ellie. Ich schweige auch wie ein Grab, bis ihr es bekannt gebt.“
Wie ein Grab.
Ihr Grab.
Mit einem Mal war alles Anders. Da flackerte ein Hauch von Triumph im Blick der Andern auf und ihr Strahlen wurde kühl. So kühl. „Ach Cissy, ich weiß das muss jetzt doppelt schmerzlich für Dich sein...“
Doppelt schmerzlich. Nicht nur zu erfahren, dass die Freundin schwanger war, wo sie selbst seit sieben Jahren vergebens versuchte einem Kind das Leben zu schenken. Sondern auch noch zu hören, dass die Andere von ihrem Ehemann schwanger war. Lucius hatte sie mit einer Freundin betrogen, hatte eine Andere geschwängert. Die nun strahlend vor ihr saß und ihr diesen Umstand auf die Nase band. Mit voller Absicht. Hier in der Öffentlichkeit. Daran hegte Cissy keinen Zweifel. Eleanor hatte Ort und Zeit geradezu perfekt abgepasst. Allein saßen sie an diesem Tisch. Einander gegenüber. In einem riesigen Saal in dem sich immer noch lachend unzählige Paare im Kreis drehten.
Rauschende Ballnacht. Ihr Leben hinwegfegend.
Zu perfekt für einen Zufall.
Cissy wusste nicht mit was für einer Reaktion Eleanor von ihr gerechnet hatte. Wollte die Andere sie in Tränen ausbrechen sehen, fragil wie eine Schneeflocke, wenn ein Sonnenstrahl sie durchbohrte? Oder hoffte sie auf einen tosenden Wutausbruch, auf dass sich alle Aufmerksamkeit auf sie richten würde. Sie wie eine unbeherrschte Furie auf Alle wirkend.
Vielleicht wusste auch Eleanor nicht womit sie rechnen, auf was sie hoffen konnte. Eine dahin schmelzende Schneeflocke oder ein tosender Blizzard. Cissy realisierte ganz am Rande, dass die Andere auf der Hut war nun. Bereit einem fliegenden Glas auszuweichen. Doch es flog keines. Kein Sturm. Und keine Schmelze. Nur reines kaltes Eis bekam sie.
Doppelt schmerzlich. In ihrem Hirn widerhallende Worte. Doppelt schmerzlich.
“Schmerzlich? Schmerzlich wird es sein, wenn ich Dir Dein Kind bei lebendigem Leib aus dem Bauch schneide. Wenn ich es auf dem Arm halte, während ich Dir beim Sterben zusehe.“
Am Ende des Tages war sie eben doch eine Black.
Alle Farbe wich aus Eleanors Gesicht, Freude und Triumph gleich mit sich nehmend und so Platz schaffend für ein zarte Aufflackern von Angst.
Cissy aber sah dies schon nicht mehr. Und sie hörte auch nicht mehr ob die Andere noch etwas sagte. Aufgestanden war sie, kaum dass ihre Worte in Raum und Zeit verklungen waren, und hatte sich auf dem Absatz umgedreht. War erhobenen Hauptes aus dem Ballsaal stolziert, ohne sich noch einmal umzublicken.
Denn wenn sie sich umsähe, wäre sie verloren. Restlos.
Sie ging. Ohne ihren Mann.
Sie rannte, sobald sie außer Sicht war.
Rannte ohne den Weg vor ihren Füßen zu sehen. Verborgen war er hinter einem Schleier aus Tränen.
Weg, nur weg. Kein Blick zurück.
Denn wenn sie sich umsähe, wäre sie verloren.