Lavonne Degaré
|
|||||||||||||
MemberLavonne ist diese zierliche Französin, die irgendwie etwas Veelahaftes an sich hat und seit einem halben Jahr in der britischen Mysteriumsabteilung arbeitet. Wenn man nicht gerade vom Aussehen der hübschen Blondine verzaubert ist, dann hat man sie wohl seit ihrer Verlobung mit Rabastan Lestrange auf dem Schirm, oder seit ihrer kürzlichen Beförderung zur stellvertretenden Leitung der Mysteriumsabteilung (ob da alles mit rechten Dingen von sich ging?).
Wusstest du, dass...
Ministerium Lavonne arbeitet erst seit einem halben Jahr für das britische Zaubereiministerium, aber liebt ihren Beruf sehr und steht entsprechend hinter ihrer Abteilung. Man kann zwar nicht sagen, dass sie dem Ministerium gegenüber generell Loyalität zeigt (Mysteriumsmitarbeiter sind da nunmal eigen?), aber sie ist unglaublich fasziniert von den verschiedenen Bereichen der hiesigen Mysteriumsabteilung. Generell sieht Lavonne die Mysteriumsabteilung eigentlich als dem Ministerium nicht untergeordnet an, geschieht hier doch vieles nach eigenen Regeln und versagte das britische Ministerium doch sogar einmal dabei, die Abteilung abzuschaffen - als sich einfach niemand in der Abteilung von der Schließung angesprochen sah. Anordnungen des Ministers, oder anderer einflussreicher Personen, sieht Lavonne ganz Abteilungskonform eher skeptisch.
Bezug zur Umwelt Lavonne wuchs in einer konservativen Reinblutfamilie auf und bringt ein Weltbild mit, das sich für ein "Mädchen ihres Standes" geziemt. Sie würde sich niemals nähere Gedanken um die Gefühle von Hauselfen, oder anderen niederen Geschöpfen machen und hat definitiv Angst vor Werwölfen, Vampiren und anderen andersartigen Wesen. Da ist es vielleicht ganz gut, dass sie in eine mächtige, englische Familie einheiratet und in ihrem Schoße vor solchen Abartigkeiten beschützt werden wird. Nach ihrem Schulabschluss einen Beruf zu ergreifen, war für die Hexe wiederum selbstverständlich und wurde von der Familie so auch unterstützt. Zwar ist ihre Rolle als Ehefrau dann natürlich auch darin angesiedelt für Nachwuchs zu sorgen, aber um diesen können sich schließlich auch Ammen kümmern, während man selbst mit der Pflege sozialer Kontakte beschäftigt ist. Soziale Kontakte pflegt man in der Mysteriumsabteilung vielleicht weniger - aber Prestige kommt mit ihrem Posten auf jeden Fall und das ist in den Augen ihrer Familie gut so. Der Name Degaré hat doch bitteschön auch in England Kompetenz auszustrahlen! Im Zuge ihres Berufs kommt Lavonne auch hin und wieder mit Muggeldingen in Kontakt. Sie kennt sich vielleicht ein bisschen besser mit den nichtmagischen Bewohnern der Insel aus als andere Frauen ihrer Abstammung, aber das bedeutet nicht, dass sie irgendwelche Sentimentalitäten an solche Menschen hängen würde. Sie existieren. Punkt. Squibs hingegen gibt es in ihrem Stammbaum nicht, nein nein. Die existieren eben nicht. Geboren wurde Lavonne inmitten der Camargue auf dem Anwesen der Degarés. Ein magisches Hospital hätte es zwar auch in Montpellier gegeben, aber der Familienstolz, das "wir können uns aber besseres leisten" überwog die Sicherheitsbedenken. Als kleine Nachzüglerin verlebte sie wundervolle Tage in dem vor Muggelaugen verborgenen Ort inmitten der Sümpfe und zog erst nach ihrem Schulabschluss ins ferne Paris, um dort im Zaubereiministerium ihre Ausbildung zu beginnen. Seit August 1978 nennt die Hexe ein schmuckes Häuschen inmitten von Godric's Hollow ihr eigen. Finanziert wurde es teils von ihren eigenen Ersparnissen, aber auch die Familie unterstützte sie selbstverständlich darin, ein geeignetes Domizil zu beziehen. Eine Stadtwohnung in London wäre aufgrund des hohen Muggelaufkommens eher nicht in Frage gekommen (zumal sie dann doch einfach ein Landkind ist). Das südenglische Dorf wurde der Familie neben Hogsmeade als von magischer Gesellschaft durchsetzte Umgebung empfohlen. Namensbedeutung Die Degarés besitzen seit Generationen ein großes Gut in der Camargue, wo sie mutige, trittsichere Pferde zum Kampfeinsatz gegen Drachen züchten. Was den Muggeln der Umgebung der Stierkampf, ist der magischen Bevölkerung der Provence der berittene Kampf gegen einzig für diesen Zweck gezüchtete Drachen. Die Familie ist durch die Zucht vermögend, gilt als stolz und konservativ, aber unterstützt ihre weiblichen Familienmitglieder darin, einen Beruf zu ergreifen, der den Ruhm der Familie mehrt. Schon bei Grindelwald hat man sich der Ergreifung einer Seite entschlagen, diese britischen Todesser übersieht man gekonnt, das Kinn stolz in die Höhe gereckt. Was soll solch reinen Wesen wie den Degarés schon passieren? Anschluss findet Lavonne in Großbritannien über die mit ihr verwandten Diggorys. Persönliche Geschichte 1957: Aufgeregt funkelten Lavones blaue Augen, als die Familienkutsche um die letzte Biegung fuhr und schließlich vor der Arena zum stehen kam. Die Drachenkämpfe waren für die Degarés das Highlight des Jahres und das lag zum einen daran, dass sie für die Zucht der wendigen Pferde zuständig waren, die flink und wendig genug waren den wütenden Drachen auszuweichen und zum anderen daran, dass es auch in ihrer Familie immer wieder raseteurs gab, die sich dem Spektakel stellten. Heute durfte sie ihren ältesten Bruder dabei beobachten, wie er einem jungen walisischen Grünling die an die Schuppen gehefteten Kränze abluchste. Gemeinsam mit den anderen Zuschauern jubelte und johlte sie, hüpfte vor Aufregung auf und ab. Heute war das kein schlechtes Benehmen, es war Pflicht! Morgen, als Höhepunkt der Festtage, würden dann wieder mehrere Drachenkämpfer gegeneinander antreten und versuchen als erstes das Ei einer brütenden Drachenmutter zu erhaschen. Diese Tage des Jahres waren eindeutig die aufregendsten, die schillerndsten - und sie waren viel zu schnell vorbei. Ganz so, als würde sich die Zeit besonders beeilen und mit großen Schritten voraneilen. Tick-Tack!1962: Besuch war da, Papan ließ den guten Wein aus dem Keller holen und die Luft war schwer von den würzigen Gerüchen aus der Küche. Lavonne schnupperte geniesserisch und erspähte im gleichen Atemzuge einen kleinen, lockenköpfigen Jungen, der einem der Hauselfen hinterherstackste. "Warte! Nicht hier entlang!" Mit einem hellen Lachen fing sie den kleinen Wirbelwind ein und nahm ihn an der Hand, um ihn zurück zu seinen Eltern zu geleiten. "Monsieur Lestrange, darf ich Ihnen meine Tochter Lavonne vorstellen?" Artig knickste sie, händigte den kleinen Rabastan aus ... und sah sich keine zehn Minuten später wieder mit dem Junge konfrontiert, der ihr scheinbar schnurstracks gefolgt war. Ein strenger Blick, verschränkte Arme, ... ein Seufzen. "Pass auf, cheri, ich bastel dir eine Blumenkrone, ja?" Wenn die Erwachsenen redeten, dann sollte man sie nicht am laufenden Band stören. Und dennoch fürchtete sie, mit einem Blick zur großen Pendeluhr im Salon, dass dieser Nachmittag ewig währen würde. So funktionierte Zeit doch! Tick-Tack!1967: Sanft strichen ihre Finger über Papans goldene Taschenuhr, die neben den Mitgliedern der Familie vor allem auch die Abfohltermine seiner Zuchtstuten im Auge anzeigte. Er ließ sie immer wieder hier in seinem Büro liegen, wenn es mal wieder soweit war und dann kam es nicht selten vor, dass Lavonne die filigranen Zeiger beobachtete. Uhren und überhaupt Zeitmesser hatten es ihr schon immer angetan gehabt - die Relativität der Zeit, das durcheinander von Zeitströmen, das manifestierte sich aber vor allem an Papans Uhr. Eigentlich war die Entscheidung, die sie gerade treffen musste, gar nicht so schwer. Die Wahlfächer sollte sie wählen, die am Ende ihre restliche Schulkarriere formen würden und Papan hatte ihr sein Reich hier überlassen, damit sie ganz in Ruhe in sich gehen konnte. Niemand redete ihr in diese Entscheidung rein, niemand drängte sie in eine bestimmte Richtung. Das Gut würde ohnehin ihr ältester Bruder übernehmen und abseits dessen, dass man von ihr gute Leistungen erwartete, war sie frei zu tun, was sie mochte. Alte Runen. Sie setzte einen Haken neben das Schulfach, das am besten zu ihrem heiß geliebten Geschichte passte. Das leise Ticken Papans Uhr mochte sie vielleicht auch etwas beeinflussen, aber tatsächlich waren ihr diese Theoriefächer die sympathischsten am ganzen Schulstoff (auch wenn sie von Alte Runen bisher nur gehört hatte, es klang spannend!). Tierpflege ließ sie aus, denn obwohl sie Pferde wirklich mochte, konnte sie wirklich auf viele andere Tierwesen verzichten, die es auf dieser Welt gab. Nein, Tiere sollten doch Privatvergnügen bleiben, nicht wahr? Tick-Tack!1968: "Du musst darauf achten, sie mit einem möglichst langen Stengel zu pflücken." Lavonne saß im Gras und schlang ein weiteres Knötchen in ihren Kranz. Dann beobachtete sie Rabastans nächsten Versuch und nickte anerkennend, als er es schließlich schaffte sie nachzuahmen. Die Lestranges kamen jeden Sommer zu Besuch und jeden Sommer flocht Lavonne Blumenkränze, die dann den ganzen Abend ihre Haare zierten. Irgendwie ging, so fand sie, eine Faszination von den langsam welkenden Gewächsen aus: Zeit, so greifbar! Auch für Rabastans Eltern mussten sich die letzten Monate, nein Jahre, so angefühlt haben, als zerönne die Zeit zwischen ihren Fingern. Heute erzählte ihr junger Freund ihr ganz aufgeregt von seinem ersten magischen Erlebnis und Lavonne hatte das Gefühl, dass ihn das Blumenkranz flechten wieder ein Stück weit dem Erdboden näher brachte. Natürlich hatte sie verständnisvoll genickt! Und natürlich hatte sie gelächelt und ihn zu dieser Leistung beglückwünscht, denn immerhin hatte er seiner Familie als Spätzünder viele Sorgen bereitet und auch ihn selbst hatte es belastet. Geschrieben hatte er ihr es, seine Worte waren ebenso Wiederholung, wie Aufforderung zum Lob. Liebe und Lob, das konnte sie ihm bieten. Ebenso wie eine perfekt gewundene Blümchenkrone, die sie ihm nun sorgsam auf dem hübschen Lockenkopf platzierte. "So, mein edler Prinz - wenn du mit der deinen fertig bist, könnten wir uns in die Küche schleichen? Ich hätte Lust auf ein Socca." Tick-Tack!1969: Im wilden Galopp verstrichen Wochen, Tage, Stunden. Die ZAGs vor der Tür kosteten Lavonne Nerven und nicht nur einmal hatte sie bis tief in die Nacht hinein im Studienraum verbracht, um ihre Aufzeichnungen noch ein weiteres mal durchzugehen. Sie war fleißig, unermüdlich und bestrebt ein gutes Zeugnis mit nach Hause zu bringen, das ihr Lob von den Eltern und vielleicht auch die ein oder andere Gabe eines Anverwandten einbringen würde. Insgeheim hoffte sie ja auf ein neues Sommerkleid aus diesem unfassbar teuren, aber sooo geschmeidigen Stoffes, den sie letztes Jahr bei einem Ausflug in Paris entdeckt hatte! Das war selbst für den Geldbeutel ihres ansonsten doch recht spendablen Vaters etwas viel für 'einfach so' gewesen. Ein wenig lächelte sie, als sie ihre Hoffnungen und Schwärmereien in dem Brief an Rabastan niederschrieb, den sie mindestens einmal im Monat auf den Weg nach England schickte. Ihr junger Freund war momentan zwar vermutlich eher aufgeregt, weil er bald eingeschult werden würde, aber wenn sie sich geduldig und verständnisvoll auch zum hundertsten Male seine Drachengeschichten anhörte, dann musste er auch damit klarkommen, von ihren Modeschwärmereien zu lesen. Immerhin, so fand sie, änderte sich Mode ja ohnehin laufend, während seine Drachengeschichten immer gleich blieben? Sorgen musste sie sich um ihre Noten keine machen. Und nach den ZAGs? Würde sie Zaubertränke abwählen und Kräuterkunde auch! Das waren Dinge, für die sie eher Angestellte zuständig sah als sich selbst. Kochen, Gartenarbeit und Stallarbeit waren alles drei Bereiche, aus denen die Degaré sich raushielt und sich auf die Sonnenseiten des Reinblutdaseins besann. Sie würde sich also schon bald nicht mehr die Finger schmutzig machen und stattdessen mehr über die Vergangenheit lernen. Doch, neben Zauberkunst waren es vor allem Geschichte und Alte Runen, die ihr Herz erfüllten und auch, wenn sie einem zukünftigen Gemahl natürlich nie in seine politischen Geschicke hineinreden würde, so war ein gebildeter Kopf an seiner Seite doch allemal ein Gewinn? Tick-Tack!1971: Stolz und nicht minder aufgeregt straffte Lavonne die Schultern, zupfte ihr feines, royalblaues Kleid zurecht und betrat dann zum ersten Mal in ihrem jungen Leben als waschechte Angestellte der Mysteriumsabteilung das Zaubereiministerium Paris'. Herausragende Noten hatten sie hierhergebracht, ein guter Name und natürlich auch das Selbstbewusstsein der Hexe, die beim Bewerbungsgespräch glaubhaft hatte versichern können, dass ihr nicht an Plaudereien über die Stelle gelegen war. Sie war hier, weil sie neugierig war und sich insbesondere für Zeitmagie interessierte. Die Magie der Zeit begegnete ihr in ihren ersten Ausbilungsmonaten tatsächlich zuhauf: Die Faszination darüber, wie unendlich langsam die Zeit verstreichen konnte, wenn man sich durch die Reglementarien für die Beschreibung des Tätigkeitsfeld für Außenstehende Individuen las. Natürlich war Geheimhaltung in ihrer Abteilung das A und O und man hatte an Tag drei damit begonnen, sie in der Kunst der Okklumentik zu unterweisen, aber eigentlich schlug ihr Herz nicht für dieses 'ich weiß ja so viel mehr als du' Gefühl, sondern einzig und allein für jenen Tätigkeitsbereich, den... es in Frankreich gar nicht gab. Wie sie am Ende ihres letzten Ausbildungsjahres erfuhr. Ja, die Mysteriumsabteilung war so gut in Sachen Geheimhaltung, dass selbst Interessierte nicht wirklich eine Ahnung hatten, welche Tätigkeitsfelder es hier genau gab. Lavonne musste heftig schlucken. Und lächelte die Enttäuschung dann weg. Dann würde sie sich eben mit alten Sprachen befassen, die keiner mehr verstand - wie ihr Ausbilder ihr empfohlen hatte! Tick-Tack!1977 Der possierliche Drache passte auf ihre Handfläche und knabberte gerade an der Fingerspitze ihres Zeigefingers, während sie ein Schreiben an die britische Mysteriumsabteilung verfasste. Es war erst ein paar Wochen her, dass Rabastan ihr das Spielzeug in einem feierlichen Akt überreicht hatte (er war ja so putzig manchmal) und seither durfte es - nach einem gründlichen Check - sogar mit in die Arbeit kommen. War besser als jeder Stressball, wirklich! Man musste nur die so fein und exakt gearbeiteten Bewegungen des Spielzeugdrachens beobachten, um für einen kurzen Moment den Kopf frei machen zu können. Ihre Kollegin hatte sich den Drachen sogar schonmal genau deswegen ausgeborgt und allmählich gewann Lavonne den Eindruck, dass das hier tatsächlich das beste Geschenk war, das der schillernde Engländer ihr je gemacht hatte. Nützlich und praktisch, auf unerwartete Weise. Jetzt konnte sie weiterschreiben. Das war gar nicht so einfach, denn Eulenpost zwischen Mysterienabteilungen war selbstredend eine heikle Angelegenheit und es durften keinerlei Interna nach außen getragen werden, während man eigentlich um Hilfe für ein bestimmtes Thema ansuchte. Ein bisschen so, als würde man um das eigentliche Thema herumtanzen und sich vieler Bilder und Farben bedienen, die dann hoffentlich richtig beim Gegenüber ankamen. Entweder sie hatte die richtigen Bilder getroffen, oder die Briten waren so verwirrt von ihrer Anfrage gewesen, dass man sie deswegen schon als Mysterium eingestuft und eingeladen hatte, weil es thematisch zur eigenen Forschung passte. Einen mehrwöchigen Ausflug nach London später war Lavonne klar, dass die Briten zum einen eine Abteilung zu Zeitmagie hatten, was ihr Herz sehr viel höher schlagen ließ und zum anderen mindestens ebenso verkorkst in ihren Sicherheitsbedenken waren wie ihr eigenes Ministerium. Sie hatte ihre Zelte mit dem britischen Kollegen immerhin in einer Art Besenkammer verbracht, mit einem wackeligen Tisch und einem Stuhl, der verdächtig knirschte, wenn man sich darauf setzte. Sie bezweifelte aber, dass die Briten wirklich so arm waren, wie diese Aufmachung suggerierte, sondern vermutete eine weitere verworrene Taktik dahinter, ja keinen Einblick in die internen Vorgänge zu geben. Die Briten experimentierten mit Zeitmagie. Der Gedanke ließ sie nicht mehr los. Tick-Tack!1978: Ihre Augen klebten auf der kleinen Notiz, die Claire von der Runenforschung ihr zugeschoben hatte. Der Freund eines Cousins hatte eine Schwester, die Unsägliche im Dienste der Briten war und er hatte bei einer eleganten Gesellschaft vielleicht ein klein wenig damit geprahlt und nebenbei erwähnt, dass besagte Unsägliche momentan so unentbehrlich war, dass sie Doppelschichten arbeiten würde. Stellte sich die Frage, warum. Ihre Finger tappten nachdenklich auf die Eichenplatte ihres Schreibtisches, das aufgeschlagene Geschichtsbuch zu frühsteinzeitlicher Magienutzung im Westeuropäischen Raum für den Moment unbeachtet neben sich. Je länger sie darüber nachdachte und vor allen Dingen auch über die Dinge, die sie immer mal wieder auf den Veranstaltungen der Familie aufgeschnappt hatte, gab es generell eine Krisenbegründete Fluktuation in der magischen Arbeitswelt der Insel. Das musste natürlich auch die Mysteriumsabteilung umfassen. Dort wiederum Leute aufzubilden, das dauerte seine Zeit und Auszubildende ersetzten keine Forscher. Sie hingehen, sie war ausgebildet. Nicht ganz in den Schwerpunkten der Briten, aber... sie kannte beispielsweiße die kompletten Gesetzestexte zum Thema Zeitreisen, die international beschlossen worden waren. Wenn sie richtig vermutete, wenn es einen Engpass gab, dann würde man sie mit offenen Armen empfangen? Aber wollte sie das? Nach England? Wo sie es hier in Paris so bequem und sicher hatte... ihr Blick wanderte zurück auf das Geschichtsbuch, das ihr vielleicht bei der Deutung einer sehr viel später angefertigten Keilschrift helfen konnte, die sie gefunden hatten. Ihr Herz sagte, sie musste. "Guten Morgen, mein Name ist Lavonne Degaré, Ihre neue Angestellte." An Selbstbewusstsein mangelte es der Hexe jedenfalls nicht, als die Zusage für ein Vorstellungsgespräch in ihre Wohnung geflattert kam. Tick-Tack!10.11.1978: Ein hässlicher Unfall ihres persönlichen Mentors, der Leitung der Mysteriumsabteilung. Eine Aufstufung von dessen Nummer zwei. Soweit, so normal. Was Lavonne Bauchschmerzen bereitete war, dass sie glaubte, die beiden gemeinsam gesehen zu haben. An jenem Abend. Bevor Rookwood angeblich erste Hilfe geleistet hatte. Und wenn sie richtig gesehen hatte, dann saß auf dem Posten des Leiters nun ein Mann, der einen anderen geistig verstümmelt hatte. Probleme, die so ein paar Überstunden und die Abwesenheit im Raum, weil man durch die Zeit gereist war, mit sich brachten. Und Bloßfüßigkeit, die der Zeit und den Umständen geschuldet gewesen war, in die sie ihre Forschung geführt hatte. Hatte er sie gesehen? Nein. Denn dann hätten seine Augen sie nicht so offen charmant gemustert, als sie neben ihm zu seiner rechten Hand aufgerückt war. Eine Ehre! Wo sie doch erst ein halbes Jahr in Großbritannien arbeitete! Hochgeschlafen, dieses Gerücht hatte natürlich direkt die Runde gedreht. Dass sie und Rookwood... nun, immerhin kaschierte es ihr Unwohlsein in seiner Gegenwart, richtig? Dünn lächelte sie ihren Chef an, der sich in der Mittagspause zu ihr setzte, um den Fortschritt einiger Azubis zu besprechen. Ob sie Kapazität hätte, ein oder zwei unter ihre persönliche Fittiche zu nehmen? Es war alles eine große Ehre und der Brief mit dem Familiensiegel, den ihr der Portier mein Verlassen des Sicherheitsbereichs überreichte, der war sicher ein Glückwunsch ihres Vaters zur Beförderung. Meine liebe Lavonne, ich bin sehr froh dir mitteilen zu können, dass wir eine wundervolle Partie für dich in deiner neuen Wahlheimat ausfindig machen konnten. Die Familien Lestrange und Degaré pflegen seit Jahren eine Freundschaft, die durch die Verbindung des jungen Rabastan und dir... Lavonne senkte das Schriftstück und lehnte sich an die nächstbeste Wand. Schloss die Augen, fuhr sich mit den Fingern an die Nasenwurzel und atmete durch. Das konnte nicht wahr sein. Großbritannien hatte die Erfüllung all ihrer harten Arbeit sein sollen. Endlich in jenem Fachgebiet arbeiten, für das sie seit früher Kindheit schwärmte! Die Beförderung, selbst wenn mit bedrückenden Gedanken belastet, war ein weiterer Beweis ihres Geschicks und ihres Intellekts gewesen. Und nun sollte sie den kleinen Rabi ehelichen, der jedem Rockzipfel hinterher stieg und ihm munter Kinder gebären? Die eigene Karriere hinten an stellen? Es folgte kein Wutausbruch. Auch kein Nervenzusammenbruch. Im Grunde war alles ganz einfach: Eine Hexe hatte für den Fortbestand der Familie zu sorgen, das kam an allererster Stelle, noch vor der Erfüllung ihrer persönlichen Wünsche. Rabastan war... jung. Sehr jung. Aber sie fand ihn durchaus sympathisch, er war nett, niedlich sogar. Niemand, den sie sich als Affäre auserkoren hätte, aber er war nicht der Erbe seines Hauses und vielleicht, ganz vielleicht hatte diese Verbindung den Vorteil, dass sie in zweiter Reihe stehen würden und sie gewisse Freiheiten behalten konnte. Sofern er es nicht ruinierte? Sie jedenfalls, sie würde ihrer geplanten Verlobung im schönsten Kleid entgegentreten, das sie in den Pariser Einkaufsstraßen finden würde. Sie wusste ja, wohin sie die Rechnung senden lassen konnte. | |||||||||||||
|
Nachrichten in diesem Thema |
Lavonne Degaré - von Lavonne Degaré - 11.06.2022, 11:43
|
Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste