Alfa Fairchild
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Jägerin und GejagteAlfa wurde ohne magische Fähigkeiten geboren und wuchs wohlbehütet auf einem Landgut in der Grafschaft Northumberland auf. Wild und aufgeweckt war, den Kopf voller Ideen. Doch im Alter von 17 Jahren verschwand die junge Frau spurlos, gilt bis heute als vermisst. Ein Gewaltverbrechen konnte nie ausgeschlossen werden, auch wenn nie eine Leiche gefunden wurde.
In Wahrheit wurde Alfa von einen Werwolf gebissen, tauchte ein in anderes archaisches Leben und fand nicht nur ein Rudel und einen Gefährten, sondern auch sich selbst. Sie liebt es unter dem Mond zu rennen, die Beute zu hetzen. Die Welt durch ihre Nase sehend. Und doch hat sie sich vor drei Jahren bereit erklärt an Damocles Belbys Forschungen teilzunehmen. Weil die Sehnsucht nach einem Kind noch größer ist als ihre Liebe zum Sein. Wolf-Sein. Mittlerweile jedoch hat dieser tiefe Wunsch in ihr ebenso wie alles andere an Bedeutung verloren. Seit Juli 1977 ist Alfa dauerverwandelt. Dauernd eingesperrt. Dauer gestresst. Sie hat nur noch ein Ziel vor Augen. Weg! Raus!
Wusstest du, dass...
Tief in der Nacht die funkelnden Sterne
...Alfa in der Grafschaft Northumberland auf einem alten Landgut aufwuchs?
... ihr Vater der Gutsverwalter, der Penningtons, alten englischen Landadeligen, war?
... Alfa viel Zeit in den Wäldern des Anwesens verbrachte?
... sie das Cottage ihrer Eltern liebte? Vor allem im Winter, wenn der Kamin brannte.
... sie mehr Jungs als Mädchen als Freunde hatte?
... ihr bester Freund Connor zwei Jahre älter war als sie?
... sie immer bestrebt war mit den Jungs mit zu halten?
... sich sehnlichst ein Fahrrad wünschte, weil das für sie gleichbedeutend mit Freiheit war?
... sie endlich eins zu ihrem elften Geburtstag bekam?
... sie ein wagemutiges Kind war?
... sie sich spätestens dann alles traute, wenn man sagte: "Wetten du traust dich nicht..."?
... sie mittelmäßig in der Schule war und während der Pubertät immer mehr das Interesse an Schulkram verlor?
... sie schon als kleines Kind gern zeichnete und malte und deswegen davon träumte eine erfolgreiche Malerin zu werden?
... Alfa sich für die Hippie-Szene begeisterte?
... mit Mariuhana rauchen anfing?
... sie aber nie härtere Drogen nahm?
... sie mit ihren Freunden gern am See chillte, rauchte?
... Alfa schon immer gern barfuß lief?
... sie noch nie Probleme mit Nacktheit hatte?
... sie stoned mehrfach auf - im nachhinein betrachtet- echt blöde Ideen kam?
... Alfa sich wage erinnert mal auf das Dach eines leerstehenden Hauses geklettert und über den Dachfirst balanciert zu sein?
... Connor hinterher behauptete sie habe so was wie "Ich bin die Herrin der Welt!" gerufen und ihre Arme weit ausgebreitet?
... er damals Angst hatte sie könne springen? Oder fallen.
... sie und ihre Freunde im Sommer 67, in der für Alfa so verhängnisvollen Nacht, am See waren und rauchten?
... Connor sich in an dem Abend das Auto seines Vater 'geborgt' hatte und er fuhr obwohl er gar keinen Führerschein hatte?
... der 'Hund' wie aus dem Nichts auftauchte und vor den Wagen lief?
... Alfa als Einzige ausstieg um nach dem Tier zu sehen?
... sie dann gebissen wurde?
... das Vieh daraufhin weglief?
... sie in den folgenden Wochen an sich bemerkte, dass sie gereizter, agressiver wurde?
... der Werwolf, der sie gebissen hatte nach ihr suchte?
... er sie schließlich fand und einen Tag vor Vollmond, ihrer ersten Verwandlung, kurzerhand entführte und zu seinem Rudel brachte?
... später Anwohner bei der Polizei aussagten, ein fremder Mann habe das Mädchen wohl schon ein paar Tage lang beobachtet, er habe sie dann am 17. September in einem Cafe angesprochen, es sei zum Streit gekommen und Alfa Fairchild habe das Cafe daraufhin allein verlassen?
... der Werwolf ihr gefolgt und schließlich mit ihr appariert war?
Ein süsser Geruch zieht mich in die Ferne
... Alfa ihm anfangs kein Wort glaubte?
... sie dachte er sei auf Drogen, habe auch ihr etwas untergejubelt?
... sei eine Weile brauchte, bis sie begriff, dass es Magie wirklich gibt? Magische Kreaturen. Und Werwölfe!
... ihre erste Verwandlung so weh tat, dass sie dachte sie sterbe? Als würde sie zerrissen.
... auf vier Pfoten unter dem Mond dahinzulaufen, aber für sie war, als öffne sie zum ersten Mal ihre Augen? Und sähe die Welt. Rieche die Welt. Zum ersten Mal richtig!
... sie als Werwölfin recht rasch das Joint rauchen aufgab? Da Marihuana bei ihr einfach keine Wirkung mehr zeigte? Ähnlich wie Alkohol.
... die Vorstellung Menschen zu verletzten anfangs für sie abstoßend war?
... sie davor regelrecht Angst hatte?
... jede weitere Verwandlung sie aber ihre Gewissenbisse und Bedenken abschwächte?
... sie mehr und mehr begann, sich als Wolf zu sehen?
... Menschen für sie daher zu einer eigenen anderen Art wurden? Nicht mehr länger zu ihrer Spezies gehörend. Sondern Beute seiend.
... sie das Wolfsein mit all seinen Facetten lieben lernte?
... die Verwandlungen anfingen ihr leichter zu fallen? Auch wenn der Schmerz immer noch gewaltig war. So war es doch auch die Freude.
... sie und die andern ihres Rudels nie gezielt Menschen jagten?
... Alfas Rudel daher vor Vollmond immer möglichst menschenleere Landstriche aufsuchten?
... Menschen, wenn sie diese in Wolfsgestalt witterte, dann aber stets ihre bevorzugte Beute waren? So einfach zu jagen! So köstlich.
... sie am meisten liebte, dass man innerhalb des Rudels geborgen war? Dass die inneren Werte zählten?
... sie sich in ein Rudelmitglied verliebte und die Beiden ein Paar wurden?
... sie in der Rangfolge recht schnell aufstieg?
... sie für immer hätte glücklich sein können, wenn sie sich nicht schmerzlichst ein Kind gewünscht hätte?
... sie mehr und mehr damit haderte, dass die geliebte Verwandlung verhinderte, dass sie schwanger wurde.
... sie depressiv wurde?
... sich dies vor allen um Neumond herum zeigte?
... die andern Rudelmitglieder versuchten sie so gut es ging zu trösten?
... es dann oft dazu kam, dass sie alle um Alfa herum auf einem Sofa lagen, dicht aneinander gekuschelt, sie in den Arm nehmend.
... Alfa aber untröstlich war? Bis sie im Herbst 75 Ryan Crossfield begegnete.
Hab acht, wenn ganz sacht in der Nacht meine Glut entfacht und der Jäger in mir erwacht
... sie Ryan während eines Aufenthaltes in London traf?
... sie auf der Straße Bilder verkaufte?
... es wohl besagte Bilder waren, die in Ryan den Verdacht aufkommen ließen, sie könne auch ein Werwolf sein?
... er aber möglicherweise auch die Bissnarben an ihrer Hand erkannte, die man bis heute noch sehen kann?
... sie sich vorsichtig ...annäherten?
... Beide dann auch irgendwie spürten, witterten, dass sie jemanden der gleichen Art vor sich hatten?
... er ihr schließlich von den Forschungen Damokles Belbys erzählte? Dem Bestreben den Wolfsfluch zu heilen.
... Alfa schallend lachte? Weil für sie Wolfsein kein Fluch, sondern ein Segen ist.
... Alfa später aber, im Schoß ihres Rudels im Stillen für sich nachdachte?
... der Gedanke für 9 oder 10 Monate einen Trank zu nehmen, der ihre Verwandlung unterbände, so dass sie ein Kind würde austragen können, gerade zu verheißungsvoll für sie war?
... sie schließlich ihr Rudel und ihren Gefährten verließ?
... sie dies tat ohne sich zu erklären oder Leb-wohl zu sagen?
... nur Menschen Abschiedsrituale haben?
... alle andern Säugetierarten nur Begrüßungsrituale kennen?
... Alfa sicher war sie käme eines Tages zurück?
... sie freudige Erregung verspürte, als sie die Einwilligung in die Forschungen unterzeichnete?
... sie sich in den folgenden Monaten mit Ryan anfreundete?
... sie aber auch ihm nichts von den andern Wölfen ihres Rudels erzählte?
... Alfa es hasste sich im Labor verwandeln zu müssen, eingesperrt zu sein, anstatt unter dem Mond zu rennen?
... sie sich fortan in Vollmondnächten selber biss? Völlig gestresst seiend, weil sie dem Ruf des Mondes nicht folgen konnte.
... alles noch schlimmer wurde, als der Trank bei ihr ganz anders wirkte als ursprünglich erhofft?
... sie sich nach einer Vollmondnacht nicht wieder zurückverwandeln konnte?
... sie seitdem dauerverwandelt ist? Ein wildes eingesperrtes Tier.
... das nun über einem Jahre schon her ist?
... sie nur noch weg will? Weg.
... Alles andere angesichts dessen in Bedeutungslosigkeit versunken ist? Zivilist „"In a wild world, you would be eaten."“
Familie VATER Honor Fairchild |* 1923 | Gutsverwalter MUTTER Sue Fairchild, geb Brown |*1929 | Hausfrau/Küchenhilfe BRUDER Charles Fairchild | * 1953 | Lehrer Bezug zur Umwelt "Mein Name ist Alfa Fairchild. Ich bin ein Teil der Schöpfung, ein Teil des großen Ganzen. Ich spüre den Herzschlag der Erde unter meinen nackten Füßen, das stete Bumbadabum, fühle den warmen Atem des Lebens in meinem Nacken. Ich bin. Wir alle sind. Und wir alle dienen, dem Leben. Und doch sind die Gesellschaften die wir ausbilden Grund verschieden, existieren nebeneinander. Nein, Sie missverstehen mich, ich rede hier nicht von magiebegabten Menschen und jenen, die nicht zur Magie fähig sind. Ich weiß ihr fixiert euch auf diesen einen trennenden Unterschied, doch für mich seid ihr alle gleich. Beute. Ihr riecht gleich, ihr schmeckt gleich und ihr denkt und handelt gleich. Ihr seid blind, wenn ihr dies nicht erkennt. Ich jedoch habe wirklich in zwei Gesellschaften gelebt, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Als Kind bin ich aufgewachsen in einer Kultur, in der nur die äußere Welt zählt. Zur Frau geworden aber bin ich in einer Kultur in der vorallem die inneren Werte wichtig sind. Wobei für mich die äußere Welt, alles ist was wir sehen, die innere was wir fühlen. In den Gesellschaften der Menschen zählt immer nur was man hat. Was für ein Auto man fährt, ob man zu einer einflußreichen Familie gehört. Wieviel Geld man hat, wie groß das Haus ist. Wie rein das Blut. Euer Blick bleibt immerzu an der Oberfläche hängen. Und so betrachtet ihr meist auch nur die körperliche Gesundheit eines Individuums. Für ein gebrochenes Bein bekommt man bei euch Mitleid. Doch mit einer blutenden Seele wird man allein gelassen. Im Rudel ist es genau anders herum. Natürlich zählt auch hier welchen Rang du inne hast, doch entscheidet darüber nicht deine Geburt, sondern dein Wesen, deine innere Stärke. Du bist was du bist. Man kann seine Seele offen tragen, in dem Wissen, dass sie in der Gemeinschaft geborgen ist. Alle trauern mit einem. Sind da. Weil man eins ist. Weil man nur so, als Ganzes überlebt. Uraltes Wissen. Von dem ihr so viel vergessen habt. Mit euren fragenden Gedanken seid ihr zu den Sternen aufgestiegen und habt dabei die Bodenhaftung verloren. Den Bezug zur Umwelt. Und damit auch zu euch selbst. Ihr seid allein. Losgelöst und verloren, umherschwebende Partikel in Zeit und Raum. Von oben auf alle andern hinab blickend. Auf uns, auf Elfen und Riesen und jene die ihr Muggel nennt. Ihr haltet euch für die Krone der Schöpfung, glaubt andern eure Regeln aufzwingen zu können und überseht dabei, wo euer Platz wirklich ist. Wie alles seid auch ihr ein Teil der Nahrungskette und die einzigen Gesetze die von Bedeutung und von Dauer sind, sind die Gesetze der Natur. Die Schwerkraft kannst du nicht umgehen, das Recht des Stärkeren auch nicht. Eure Werwolfregistrierung hingegen schon. Warum ich dann hier bin, fragen Sie? Warum ich das tue, hier mitmachen bei den Forschungen? Wenn ich doch gar nichts anderes sein will, als ich bin. Wenn Wolfsein für mich ein Segen und kein Fluch ist? Ich habe meine Grunde, und die gehören mir ganz allein. So wie euer Tod euch allein gehören wird." Geboren wurde Alfa auf Pennington Hall, in der Grafschaft Northumberland. Genauer gesagt in dem kleinen Cottage, welches sich abseits des Herrenhauses auf dem alten Anwesen befand und in dem ihre Eltern Honor und Sue Fairchild lebten. Ihr Vater war als Gutsverwalter für die Penningtons, altem englischen Landadel, tätig und ihre Mutter half bei Bedarf in der Küche aus. Für Alfa hieß das ihre Kindheit in Mitten der Natur zu verbringen. Umgeben von Wald und Wiesen. Das Cottage war klein und nicht allzu modern ausgestattet. Spartanisch, aber durch und durch liebevoll eingerichtet. Zu ihren schönsten Kindheitserinnerungen gehört es im Winter, wenn draußen der Schnee lag, mit ihren Eltern und ihrem Bruder in der warmen Küche zu sitzen, während das Feuer im Kamin fröhlich knisterte und die Luft schwer und dick war vom Bratapfelduft. Es war eine schöne, wilde Kindheit. Lange Tage in denen sie durch den Wald schlich, Käfer aus Pfützen rettend und das Damm- und Rotwild beäugend. Tage in denen sie auf Bäume kletterte, über Stämme balancierte und Bachläufe übersprang. Oder hineinfiel. Als Spielgefährten standen ihr, neben ihrem Bruder, die Kinder, anderer auf dem Gelände wohnender Angestellter zur Verfügung, sowie die Kinder aus dem nahe gelegenen kleinen Ort, dessen Schule sie auch mit 6 Jahren dann besuchte. Oft war es sie, die sich Spiele ausdachte, den Andern eine Richtung vorgab. Sie verlor dieses Zuhause sehr jäh, als sie mit 17 Jahren von einem Werwolf gebissen wurde, der das Mädchen dann vor ihrer ersten Verwandlung ausfindig machte und kurzerhand entführte, sie zu dem Rudel brachte, zu dem auch er gehörte. Etwas wofür sie ihm im Nachhinein ungemein dankbar war. Die Vorstellung ihre Eltern, ihre Freunde oder Bekannte als Wolf zu töten oder zu verletzten erschreckt Alfa zutiefst. Weswegen sie den Kontakt zu ihnen selbst nach all den Jahren komplett abgebrochen hat. Das Rudel, zu dem auch sie fort an gehörte, lebte zu diesem Zeitpunkt im Waldgebiet an der Grenze zu Schottland. Doch um unentdeckt zu bleiben, zogen sie in den folgenden Jahren viel umher. Lebten mal in der Nähe von Muggeln, mal in von Hexen und Zauberern besiedelten Gebieten. Es war Alfas Idee, um immer ein Dach über dem Kopf zu haben, ein Wohnmobil anzuschaffen, einen Volkswagen T2. Sie hatte zwar keinen Führerschein, aber fahren konnte sie das liebevoll Bully genannte Gefährt sehr wohl! Und nachdem andere Rudelmitglieder das Ding ein wenig magisch aufgepeppt hatten, hatten sie einen gemütlichen Bau auf vier Rädern, mit dem sie in den folgenden Jahren durch halb England tingelten. Überall Station machend wo es ihnen gefiel. Immer unter dem Radar der Regierungen. Alfa verdiente mit Bildern und Zeichnungen ein wenig Geld, die sie auf offener Straße verkaufte und auch die andern Rudelmitglieder arbeiten bedarfsweise für Geld oder Verpflegung, so dass sie ganz gut über die Runden kamen. Es hätte das perfekte Leben sein können, spätestens nachdem sich Alfa in eines der andern Rudelmitglieder, Jack, verliebte, sie ein Paar wurden. Doch etwas fehlte zu ihrem Glück. Ein Kind. Und dieser unerfüllte Kinderwunsch sorgte dafür, dass die lebensfrohe Alfa Depressionen entwickelte die sich vor allem um Neumond herum zeigten. Und die letztendlich dafür sorgten, dass sie einwilligte an den Forschungen von Damokles Belby teilzunehmen, der das ehrgeizige Ziel verfolgte Werwölfe zu heilen. Nicht dass Alfa ernsthaftes Interesse an einer dauerhaften Heilung gehabt hätte. Weit gefehlt, hatte sie ihr Dasein doch lieben gelernt, alle Gewissenbisse und Skrupel mit jeder weiteren Verwandlung mehr und mehr verlierend, sich als Jäger sehend und Menschen als eine Beute unter vielen. Aber einen Trank, den sie 9 Monate oder länger würde nehmen könnte und der ihre Verwandlung unterdrückte, so dass sie ein Kind austragen könne, klang äußerst verheißungsvoll in ihren Ohren. So verheißungsvoll, dass sie dafür ihr Rudel und ihren Gefährten verließ. So dass sie jetzt in dessen Labor in London lebt. Eingesperrt in einen Käfig. Weil der Trank bei ihr nicht die erhoffte Wirkung gezeigt hatte, sondern dafür sorgte, dass sie sich eines Tages nach der Vollmondnacht nicht wieder zurück verwandelte. Sie blieb ein Wolf. Ist es immer noch. Namensbedeutung Alfa Fairchild Worte sind Wind, und Namen nur Schall und Rauch. So sagt man. Doch der Name Alfa Fairchild raucht ganz sicherlich nicht mehr, ist er doch ein Cold case. Ein zu den Akten gelegter Vermisstenfall. Alle Spuren kalt. Wer etwas über die junge Frau, welche im September 1967 spurlos im Alter von 17 Jahren verschwand, in Erfahrung bringen möchte muss in Muggel-Zeitungsarchiven suchen oder um Akteneinsicht bei der Polizei bitten. Und selbst dort wird er kaum mehr in Erfahrung bringen, wie dass Alfa das letzte Mal am späten Nachmittag des 17. Septembers in einem Cafe gesehen wurde, wo sich mit einem fremden Mann stritt. Sie verließ das Cafe alleine und wurde nie wieder gesehen. Bis heute gilt sie als vermisst, doch ihre Familie glaubt, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Denn auch, wenn das Verhältnis zu ihren Eltern im Jahr vor ihrem Verschwinden angespannt war, weil Alfa Marihuana rauchte und zur Hippie-Szene gehörte, so wäre sie doch nie verschwunden ohne ein Wort zu sagen, da sind sich alle, auch ihre damaligen Freunde, sicher. Zumal sie ein sehr enges Verhältnis zu ihrem jüngeren Bruder und ihrem besten Freund Connor hatte. Ihr Vorname Alfa bedeutet schlichtweg die Erste, ist sie doch auch das erste Kind ihrer Eltern. Und Subjekt 27 beschreibt, dass sie die 27. Person ist, die sich einverstanden erklärt hat an den Versuchen von Damocles Belby's teilzunehmen. Persönliche Geschichte Tabellarischer Lebenslauf 1950, 13.03.: Geburt. Alfa wird als erstes Kind des Gutsverwalters von Pennington Hall, Honor Fairchild, und seiner Frau Sue, auf dem Anwesen der Penningtons, geboren. 1953: Geburt ihres Bruders Charles 1954, Sommer: Einschulung in eine Primary School 1956, Sommer: Einschulung in die Junior School 1962, Sommer: Einschulung in die Secondary School 1966, Herbst: wird Teil der aufkommenden Hippieszene, raucht mit Freunden gelegentlich Marihuana 1967, Sommer: Schulabschluss. 1967, 20.08: Alfa wird von einem Werwolf gebissen 1967, 17.09.: Alfa verschwindet am späte Nachmittag nach einen Streit mit einem Mann spurlos 1967, 18.09.: erste Verwandlung, Alfa wird Teil eines kleinen Werwolfrudels 1968, Frühling: Alfa findet einen festen Partner unter den Werwölfen 1970, Sommer: Alfa wünscht sich mehr und mehr ein Kind 1974, Sommer: Alfa wird zusehends bei Neumond depressiv, Konflikte mit der Alpha-Wölfin des Rudels nehmen zu. 1975, 30.10.: Alfa lernt Ryan Crossfield in London kenne, der ihr von den Forschungen Damocles Belbys erzählt und versucht sie anzuwerben. 1975, 19.11.: Alfa verlässt allein und ohne Abschied das Rudel und ihren Partner 1975, 02.12.: Einwilligung zur Teilnahme an den Experimenten in Belbys Labor 1977, 01.07.: Dauerverwandlung zum Werwolf Domus mea Der Winter lockerte nur langsam seinen eisigen Griff, dem nahenden Frühling kaum Raum gebend. Die letzten Wochen hatte es getaut, doch kletterte das Thermometer auch tagsüber noch kaum über die 10°C Marke. Kalter Wind liebkoste ihr Gesicht und zerrte an ihren langen dunkelbraunen Haaren, welche die grüne große Schleife nicht zu bändigen wusste. Ihre Wangen waren gerötet, von der beißenden Kälte ebenso wie von der Aufregung. Der Freude, welche am heutigen Tage durch ihre Adern raste. Es war ihr elfter Geburtstag. Und ihre Eltern hatten ihr ein rosarotes Fahrrad geschenkt, mit Bananensattel und Troddeln rechts und links am Lenker, nichts hatte sie sich sehnlichster gewünscht!. Und so hatte sie auch gleich, unter dem Protest ihrer Mutter, eine Runde auf dem Anwesen gedreht, war nur rasch den Weg hinaus in den Wald gefahren, dort die eisige Luft und den Duft der uralten Bäume tief in ihre Lungen einsaugend. Gern wäre sie noch geblieben unter den kahlen Ästen der Bäume, doch sie wollte ihren Jungs das Fahrrad zeigen. Und so wirbelte sie herum und schwang sich auf den rosarote Drahtesel. Da sie ihr limonengrünes Festtagskleid trug, stellte sie sich auf die Pedalen und trat behutsam, um den Tüll nicht zu zerreißen. Sie lechzte nach der Unabhängigkeit die ein Rad bot, und die die Jungs auf dem Anwesen und in der angrenzenen kleinen Ortschaft alle schon genossen. Fahren gelernt hatte sie auf dem Rad ihres besten Freundes Connor. Connor dem sie jetzt zeigen wollte wie gut sie fahren konnte. Wie schnell. Sie raste den Weg zurück, am Cottage ihrer Eltern vorbei, den Umstand ignorierend, dass ihre Mutter auf der Veranda stand und nach ihr rief. Sie wäre nicht richtig angezogen um in der Kälte Rad zu fahren, sie solle reinkommen. Doch Alfa rief ihr nur über die Schulter zu: "Ich fahr zu Connor und den Jungs ins Dorf!" Und fort war sie, die Straße hinunter. Im Dorf angekommen mied sie das Haus von Mrs Foster indem sie auf der andern Straßenseite fuhr, hinter den Bäumen verborgen, denn wenn Mrs. Foster einen sah, dann bat sie einen hinein und man musste mit ihr Tee trinken und Kekse essen. Das war nichts für Alfa, die Hummeln im Hintern hatte und auf Abenteuer aus war. Sie fand die Jungs bei den Garretts, alle auf ihren Rädern, bereit aufzubrechen. `Wie siehst du denn aus, Alfa?` Timmy lachte sie aus, wegen dem limonengrünen Ungetüm in dem sie steckte. Sie verzog das Gesicht, während ihr Freund nur blöd grinste. "Man das musste ich anziehen, is mein Geburtstag." `Du siehst nicht mal aus wie du', meinte Danny und schob dann hinterher. 'So kannst du auch nicht mit uns radfahren, kommst ja net hinterher in dem Fummel.' Alfa verzog ihr Gesicht und streckte ihm frech die Zunge raus. "Ach kann ich nicht? Wirst sehn was ich kann! Fangt mich doch! Wer als erster am See ist!" Sie sprang wieder auf ihr Rad und trat so schnell sie konnte in die Pedalen, der kalte Wind hüllte sie ein. So jagte sie die Landstraße hinunter, jagte dem Leben hinterher, hörte das Sausen der Reifen und das Keuchen der Jungs hinter ihr, die versuchten sie einzuholen. Ihr Rock bauschte sich zu beiden Seiten des Rades, das zerzauste dunkelbraune Haar flatterte ihr in die Augen, weil die Schleife längst verloren war, vom Wind entrissen, und sie stellte sich vor, eine Fee zu sein. Ein Waldgeist. Nach Luft ringend und mit quietschenden Reifen erreichten sie, Timmy und Connor gleichzeitig den Anleger, sich alle zum Sieger des Rennens erklärend. "Unentschieden!", herausfordernd sah sie die Jungs an und rannte dann auf den Steg zu. "Aaaalso....wer als Erster...", schrie sie. `Du spinnst doch, Alfa!" Im Sommer sprangen sie hier immer in den See, jetzt aber war nicht Sommer, sondern immer noch Winter. Das Wasser in der Tiefe war eiskalt. Timmy lief hinter ihr her, packte sie am Arm. `In dem Kleid kannst du bei dem Wetter doch nicht in den See springen, dann bist du doppelt tot.' "Doppelt tot kann man gar nicht sein, du Blödmann. Du willst bloß nicht der Verlierer sein?" Connor trat zwischen sie und Timmy. `Ach lass sie doch, Tim. Wetten die traut sich eh nicht reinzuspringen?' Einen momentlang sah sie ihn an, ihren besten Freund, dann sauste sie kreischend die letzten Meter den Bohlensteg hinunter und sprang, ihre Arme weit, so weit ausbreitend in die dunkle Wasserfläche unter ihr. Sie schloss ihre Augen, ihr Kleid flatterte wie Feenflügel und bauschte sich über ihrem Kopf, ehe sie keuchend in das eisige Nass eintauchte. Die Jungen brüllten ihren Namen. Sie blieb eine Weile unter Wasser, wo es still war, ganz so wie sie es immer machte, sich liebkosen lassend von den Fluten. Der See und sie hatten eine besondere Beziehung, sie fühlte sich geborgen unter dem Gekräusel der Wellen. Dann ließen ihre brennenden Lungen sie im Stich. Rasch tauchte sie auf und sah, dass die Jungs zu ihr hinunter schauten. Fassungslos. Ihr Kleid schwamm jetzt wie eine Blase aus Tüll neben ihr, in der sie sich treiben ließ. "Gewonnen!", rief sie und Triumph strömte durch ihre Adern. Was zählte war nur der Moment, der Augenblick. Nicht der Umstand, dass sie am nächsten Tag krank das Bett würde hüten müssen. Auf dem Nachhauseweg zitterte sie vor Kälte und ihre Zähne klapperten. Ihre Lippen waren längst tief blau verfärbt. Connor hatte ihr seine trockene Jacke gegeben, vergebens. Sie fror erbärmlich. Immer wieder sagte er, `Man Alfa, ich kann nicht fassen, dass du das gemacht hast.' Sie brachte ein Lächeln zustande. Ihr Vater jedoch schien weit weniger überrascht, als Connor ihm schließlich die Geschichte erzählte. `Es war meine Schuld Mr. Fairchild, ich hab gesagt, dass sie sich das nie trauen würde! Da ist sie gesprungen' `Ja eigentlich solltest du's wissen Junge. Alfa traut sich immer!' Und dabei konnte er sich das Lachen nur aus Rücksichtnahme auf seine in Tränen aufgelöste Frau verkneifen, welche wie ein aufgescheuchtes Huhn um die klatschnasse bibbernde Tochter, in einem ganz und gar ruinierten limonengrünen Festtagskleid, herum flatterte. Alfa traute sich immer! Silva in lumine lunae arcana est Voll und rund hing der Mond am Himmel. Sein fahles Licht tauchte den dichten Wald in geronnenes Silber, ihm so etwas mystisches verleihend. Allein die Scheinwerfer des Autos, welches sich auf der holprigen Straße Richtung Pennington Hall schlängelnd seinen Weg suchte, zerfetzten den Eindruck einer entrückten Welt. Alfa saß auf dem Beifahrersitz, ihre nackten Füße hatte sie auf dem Amaturenbrett abgelegt, so dass sie mehr im Sitz hing als saß. Die Zehen ihres rechten Fußes berührten die kühle Frontscheibe. Sie hatte das Fenster hinuntergekurbelt um den Rauch des Joints aus dem Fenster blasen zu können. Tat sie aber nicht immer. Ihr Blick war ein wenig der Welt entrückt. Lachend legte sie den Kopf in den Nacken, als Connor, der am Steuer saß, die Beiden auf dem Rücksitz ermahnte, sie sollten es blos nicht hier im Wagen miteinander treiben. Wild am rumknutschen war sie schon `Man Connor hab dich nicht so, komm mal runter.`, kam es von Tim, eher dieser sich weiter mit Dianas Brüsten beschäftigte. Sie waren alle zusammen am See gewesen, waren splitterfasernackt hinein gesprungen. Kalt war das Wasser gewesen, obwohl es Ende August und damit Hochsommer war. Doch keinen hatte es gestört. Es war die perfekte Nacht gewesen. Rauchend und mit nassen Haaren hatten sie im Gras des Ufers gelegen und hinauf zu den Sternen geblickt. Wie viele das waren. Über Gott und die Welt hatten sie geredet, über ihre Träume und Hoffnungen. Ihre Pläne. Jetzt wo auch Alfa endlich mit der Schule fertig war, wollte sie ihr Leben und ihre Zeit nicht mit einer langweiligen Ausbildung vergeuden. Malerin wollte sie werden. `Klar, du sitzt ja auch nur still, wenn du nen Pinsel oder ein Stift in der Hand hast.`, hatte Connor gesagt und sie Miss Hummelhintern genannt. Was unfair war, weil sie sehr wohl auch ohne zu zeichnen still sitzen konnte. Wenn sie wollte. Oder stoned war. Ihre Haare waren immer noch nass und das Kleid klebte ihr am Körper, weil sie es sich übergezogen hatte, als ihre Haut noch vom Wasser des Sees geglänzt hatte. Weil sie am Ende, als sie schon beschlossen hatten zu fahren, eben doch noch einmal in den See hatte springen müssen. Alfa zog nochmal an ihrem Joint, ehe sie diesen Connor reichte und sich leicht zu den beiden Turteltauben auf dem Rücksitz umdrehte. "Das ist der Wagen seines alten Herrn, Tim. Also beherrscht euch mal. Wenn der hier morgen Dianas Unterhose zwischen den Sitzen findet..." Wieder lachte sie. Das Leben war so leicht. Ihr war leicht. Ums Herz. Sie war sich sicher, dass sie fliegen könnte, wenn sie es jetzt nur versuchte. Wenige Wimpernschläge später konnte sie froh sein, dass sie nicht durch die Windschutzscheibe flog. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein großer dunkler Hund, ein Schäferhund oder so, auf der Straße auf. Connor wollte noch bremsen, doch war er zu langsam. Das Tier wurde von dem Wagen erfasst und Alfa vom Aufprall nach vorn geworfen. Sie konnte sehen, wie der Hund über die Windschutzscheibe geschleudert wurde und hinter dem Wagen verschwand, welcher ins Schlingern geriet, ehe Connor ihn endlich zum Halten brachte. `Scheiße, man was war das?` "Du hast nen Hund überfahren." `Gott mein Vater bringt mich um, wenn dem Wagen was passiert ist.' Alfa schlug ihm mehrfach unsanft auf den Oberarm. "Dem Wagen? Dem Wagen, ja? Wir müssen nach dem Tier sehen, wir können es nicht so liegen lassen." Tim meldete sich von der Rücksitzbank. Sein Interesse an Dianas Brüsten war schlagartig abgeflaut. Er sah kreidebleich aus. `Du willst da jetzt nicht ernsthaft raus, Alfa. Was wenn der Tollwut hat, oder so? Fahr weiter Connor, lass uns abhauen.` Doch da hatte Alfa schon die Beifahrertür aufgerissen und war aus dem Wagen geklettert. Die Warnungen der Jungs ebenso ignorierend wie Dianas stetig gemurmeltes `Scheiße, scheiße, scheiße.' Leicht schwankend, lief sie barfuß die Straße hinunter bis zu dem Hund. Wüsste sie es nicht besser könnte man das Tier auch für nen Wolf halten. Aber es gab keine frei lebenden Wölfe mehr in Großbritannien. "Hey, Hund...alles okay mit dir?" Das Tier lag auf der Seite und rührte sich nicht. Seine Zunge hing aus seinem großen Maul. `Was ist mit ihm? Ist er tot?' Alfa zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, Tim." Sie machte noch einen Schritt auf das Tier zu, ging neben ihm in die Hocke. `Man verdammt Alfa, komm wieder her.' Das war Connor. Er war inzwischen auch ausgestiegen, besah sich fluchend den Schaden am Auto. "Ich komm gleich.", rief sie zurück und streckte langsam ihre Hand aus, bis diese das dichte dunkle Fell am Hals den Tieres berührte. "Komm schon, sei nicht tot, ja!" Und als hätte der Hund ihre Worte verstanden, kam urplötzlich Leben in seinen Körper. Sein Kopf schnellte herum, sein Fang vergrub sich in Alfas Hand. Das Mädchen schrie gellend auf und wollte zurückweichen, landete dabei auf ihrem Po. Sie sah ihn noch wegrennen und im Wald verschwinden. Den Hund. `Alfa was ist los?` Connor klang besorgt und kam nun auf sie zu gelaufen. "Das Vieh hat mich gebissen. Dann ist es abgehauen." Sie lachte angespannt. "So ein Scheiß, echt." Wieder im Auto sitzend besah sie sich ihre blutende Hand. `Damit solltest du zum Arzt, echt.` Sie schüttelte nur den Kopf. "Das ist nix. Ich bin ja geimpft." Gegen Tollwut. Tetanus. Das volle Programm. Und so wickelte sie sich einfach Dianas schmuckes Tuch, welches die Freundin um den Kopf gebunden getragen hatte, kurzerhand um die Wunde, als diese es ihr reichte. "Ist noch was von meinem Joint übrig? Ich könnte was gebrauchen, jetzt. Was für ne irre Nacht." Wie irre die Nacht wirklich war, sollte sich allerdings erst knapp einen Monat später zeigen. Als ihr altes Leben endete und ein neues begann. Als der Mond abermals voll und rund am Himmel hing. Und sich ihre Augen zum ersten Mal in seinem Licht öffneten. Sehend. Silva in lumine stellarum est Sie. Sie war. Sie war hier. Einstmals hatte es dafür einen Grund gegeben, doch er war aus ihrem Bewusstsein entschwunden, verdrängt von einem Verlangen, dass so viel größer war. Weg. Nur weg. Wollte sie. Und konnte nicht. Allein tagsüber, wenn sie zusammengerollt in der hinterstes Ecke ihres Kerkers lag und schlief, gab es ein Entkommen. Dann flog sie im Traum über Feld und Flur. Hetzte durch Wälder, so dass ihre Pfoten in wildem Takt auf den weichen taufeuchten Boden trommelten, die Erde erbeben lassend. Und die Flanken ihrer Beute. Aus Furcht. Sie konnte es riechen. Süßlicher Duft, sich mit dem metallischen Geruch des Blutes in der Luft zu einem für sie sichtbaren silbrigen Band verwebend, welchem sie folgte. Wilde Jagd, die erst endete, wenn sich ihre Fänge in die Kehle der Beute vergruben, wenn heißes Rot ihren Rachen hinabrann und ihren Durst stillte. Ihren Hunger. Stotternd verstummender Herzschlag. Stockender Atem. Sie war die Jägerin des Mondes bis der Morgen erwachte. Labte sich am Fleisch der Beute, welches sie in großen Stücken begehrlich heraus riss, verschlang, während die Gedärme aus dem offenen Bauchraum quollen tiefere Organe freigebend. Sie vergrub ihre vom frischen Blut rot triefende Schnauze immer tiefer im leblosen Körper. Die besten Stücke waren ihr. Denn sie war. Wild und frei. Im Traum. Doch irgendwann musste sie immer wieder aufwachen. Dann war sie nur noch. Wild. Von Freiheit keine Spur. Und der Geruch des Blutes, der dann in der Luft hing, war der ihres eigenen. Seit der Mond wieder zunahm, seit sein Ruf lauter und lauter wurde, Nacht für Nacht, hatte sie wieder begonnen auf und ab zu laufen. Auf dem glatten harten Steinboden zu kratzen. Bis ihre Pfoten bluteten. Weg. Nur weg. Ihr Blut kochte, raste durch ihre Adern, getrieben nicht nur von dem in ihrer Brust pochenden Herzen, sondern vom Mond. Er riss an ihr. Sang für sie und sie für ihn. Heulen in der Nacht, nichts anderes verkündend, als ich bin. Ich bin hier. Hier. Dabei wollte sie doch weg. Sie musste raus, laufen. Es blieb nur bei hin und her. Hin und her. Wildes Tier im Käfig. Nur um den Neumond herum fand sie etwas Ruhe. Doch je runder das Antlitz des Mondes wurde, desto höher stieg ihr Stresslevel. In der vergangenen Nacht hatte sie wieder begonnen ihr rechtes Hinderbein aufzulecken. Unermüdlich war ihre raue Zunge über das kurze Fell gefahren. Wieder und wieder über die gleiche Stelle, bis dort kein Fell mehr gewesen. Bis das Bein leicht angeschwollen und nässend war. Doch noch humpelte sie nicht. Spürte den Schmerz nicht. Weil ein anderer so viel größer war. Weg. Sie musste. Konnte nicht. Ihre Ohren zuckten, als sie den Klang von Schritten vernahm. Einer Sie zog sich so weit zurück, wie sie es vermochte. Sich tief in die Ecke drückend. Verhasste Wände im Rücken. Besser so. Sicherer. Dicht an den Boden gedrückt. So kauerte sie. Wartete. Lauschte. Dem Echo der Schritte des sich Nähernden. Beute war es. Sollten es sein. Für sie. Und war es doch nicht. Verkehrte Welt. Sie hatte die Menschen fürchten gelernt. Ihre Macht. Über sie. Die war. Doch er, der kam. War anders. Er hatte ein schwaches Herz. Sie konnte das riechen. Konnte es daran hören, wie es in seiner Brust klopfte. Sie hatte seine Witterung schon lange erkannt eher er sich vor ihrer Zelle auf dem Boden nieder ließ. Den Blick gesenkt. Seit Monaten wieder kehrendes Ritual. So wie sein Singsang, sein leises Bellen. Ein Aneinanderreihen von Silben, bedeutungslos. Für sie. Manche wieder holten sich immer und immer wieder. Ist gut... und Subjekt 27. Al Ihr Hirn erfasste, dass sie mit diesen Lauten gemeint war. Angesprochen. Doch sie war. Wild. Und etwas Wildes hatte keinen Namen. Brauchte keinen. Ließ sich nicht rufen. Kein winziges Stück aus ihrer Ecke hätte sie sich auf ihn zubewegt, wenn er das Fressen nicht bei sich gehabt hätte. Speichel ran in ihrem Maul zusammen, als sie das Blut roch. Auch wenn es längst kalt war. Nicht frisch. Sie war. Hungrig. Sie wollte fressen. Doch er stellte den Napf nicht hinein und ging. Er blieb. Warf Bröckchen. Sie knurrte leise, fletschte ihre Zähne. Ihn mit ihren wasserblauen Augen fixierend schlich sie schließlich geduckt nach vorn. Zentimeter um Zentimeter, den Bauch fast am Boden. Den Körper leicht schräg, die Rute zwischen den Hinterläufen eingeklemmt. Die Muskeln ihrer Beine zitterten, von der Anstrengung sich in Zeitlupe zu bewegen und weil sie ständig schwankte zwischen vor und zurück. Anschleichen und Flucht. Und dann ging es ganz schnell. Sie schoß nach vorn, gerade so weit, dass sie den ersten Fleischbrocken schnappen konnte, um sich dann wieder zurück zu ziehen. In die Ecke. Schlucken. Verharren. Ehe das Spiel von vorn begann. Näher musste sie diesmal ans Gitter. Jedesmal näher. An ihn. Der saß. Reglos. Bellend. Inhaltslose Laute. Nichtssagend. Ihr. Dafür verriet ihr sein Körpergeruch und seine steigende Muskelanspannung, sehr fiel über ihn. Er wurde aufgeregter. Angespannter und direkt war auch sie auf der Hut, sich das letzte geworfene Fleischstück nicht holend. Weil sie eine Falle witterte. Für sie. Die war. | |||||||||||||
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